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schönen Dinge wurden in Gemeinschaft mit den lieben Nichten fröhlich genossen und brachten dem Onkel Karl — keinen Schaden, wenn auch nicht sonderlichen Gewinn, aber das Geschenk seiner Obernichte, wie er die liebliche Magdalene zärtlich zu nennen pflegte, sollte ihm verhängnisvoll werden.
Magdalene hatte ihm mit Goldfäden und bunter Seide auf schwarzen Sammt ein Paar wunderschöne Pantoffeln gestickt. Sie thaten ihm not, dem guten Onkel Karl, denn die in bunter Wolle gestickten, welche er vor einem oder schon vor zwei Jahren erhalten hatte, sahen schlecht genug aus. Die Pantoffelblätter wurden also dem Schuhmacher ubergeben und ihm anbefohlen, sie sobald als möglich fertig zu stellen. Der Meister folgte dem Gebot und Onkel Karl zog die neuen Pantoffeln an. Aber, o Himmel, wie schäbig sah der alte Schlafrock neben den schönen, glänzenden Pantoffeln aus. Es war nötig, einen neuen Schlafrock anzuschaffen. Die Obernichte half einen schönen, seinen türkischen Stoff dazu aussuchen, welcher zu den Pantoffeln paßte. Aber neben dem neuen Schlafrock sah der Großvaterstuhl übel aus; er mußte neu bezogen werden. Auch die Fenster mußten neue Gardinen erhalten, sie stachen sehr gegen die frischen Farben des Bezuges ab; der Teppich mußte erneut werden, dann die Tapete, und als das ganze Zimmer in neuer Herrlichkeit prangte, mußten die Nebenzimmer dem entsprechend auch eingerichtet werden, um nicht zu schlechten Eindruck zu machen.
( Schluß folg t.)
Zur Schlachte-Saison einige probate Wurstrezepte, m.
Gänseleberw ürste.
Man nimmt 3 Gänselebern, von denen eine in kleine Würfel geschnitten, die andern ganz verwiegt werden. Hierauf wird 70 § Speck, welcher vorher '/i Stunde kochen muß. mit einer Zwiebel, ein wenig Petersilie fein gewiegt und gedünstet, ' /r kg Schweinefleisch vom Kopfe weich gekocht und mit dem inzwischen gedünsteten Speck und Zwiebel so fein wie möglich gewiegt.
— Nun wird die Leber und das Verwiegte, mit Ausnahme der in Würfel geschnittenen Leber, in eine Schüssel gethan, Salz, weißer Pfeffer, gestoßene Nelken, ein wenig Thymian darunter gemengt und zuletzt die würflige Leber. Diese Masse wird in weite Rindsdärme gefüllt, in der Länge von '/- in unterbunden und so lange in der Brühe gelassen, in welcher Speck und Fleisch gekocht worden, bis die Würste, ohne zu kochen in die Höhe kommen, was ungefähr Stunde Zeit beansprucht.
— Läuft, wenn mit einem Hölzchen in eine Wurst gestochen wird, Helle Brühe heraus, so sind sie fertig. Andern Tags werden die Würste 24 Stunden in den Rauch gehängt und kalt veerspeist.
(Wie Namen entstehen.) Der Vater des am 17. November verstorbenen Wiener Polizeipräsidenten Karl Ritter Krticzka von Jaden nahm unter Kaiser Ferdinand eine hervorragende Beamtenstellung ein, in welcher er sich durch Verläßlichkeit und
Pünktlichkeit auszeichnete. Einstmals — so wird erzählt — war der Kaiser mit einem ihm vorgelegten schriftlichen Berichte wegen dessen Klarheit und Exaktheit ganz besonders zufrieden; er wollte den betreffenden Beamten belohnen, hatte aber den schwer zu merkenden Namen des Autors vergessen. Die Minister, welche der Kaffer darüber fragte, rieten hin und her, bis einer von ihnen sagte: „Majestät meinen vielleicht den Krticzka?" — „Ja, den," erwiederte Kaiser Ferdinand. Als der Monarch den Beamten später in den Adelsstand erhob, wählte dieser als Prädikat eben den für ihn so schmeichelhaften Ausruf des Kaisers — „Jaden."
fGegen Frostbeulen) giebt es viele Mittel. Eines der besten ist guter Tischlerleim, warm aufgestrichen oder auch auf dickes Papier gestrichen und in Streifen umgewickelt und aufgelegt. Wenn es rot ist, sehr schmerzhaft, bei jeder Bewegung schlimmer, hilft Fischthran oder Schmalz, worin ein Hering geröstet worden ist, oder Heringsmilch. Wenn es weit verbreitet worden ist, über ganze Hände und Füße, besonders aber im Gesicht, so mache man Specksalbe, indem man ein Stück guten Speck wie eine Kerze schneidet, es anzündet und schief hält daß es tropft. Man lasse die Tropfen auf ein großes dickes Stück Eis fallen, so daß sich darin eine Salbe bildet, die man anwendet. — Ein gutes Mittel ist auch Unguentum ox^genatum aus der Apotheke, auf Leinwend gestrichen und aufgelegt. Diese Salbe läßt sich auch bei manchen anderen äußeren Schäden, bei Geschwülsten, Furunkeln, Geschwüren re., oft mit Vorteil anwendeu. Dieses Mittel ist wohlfeil und eines der besten.
fGegen Vergiftungen) jeder Art ist tierische oder Holzkohle, wenn sie schnell nach Einnahme des Giftes als Pulver genommen wird, ein probates Mittel. Sie saugt das Gift ein und macht es dadurch unschädlich. Nächstdem gebrannter Kaffee. Es ist also ratsam, daß man diese Teile stets vorrätig im Hause hat, vielleicht ver-^ mindert sich dann die Sorge, vergiftet werden zu können. Außerdem dienen, wenn das Gift noch im Magen ist, Brechmittel, um es herauszuschaffen. Gegen scharfe Gifte helfen meistens: Trinken von viel Wasser, Schleim, Milch, Oel; gegen betäubende Pflanzengifte: Essig, Zitronensaft; gegen Blausäure: Ammoniak, Natron, Pvtasche.
ZUM
3V. Wovemöer und 2. Dezember.
Champigny und Brie.
Drei Tage lang
Die Donner der Südforts tosten;
Der Franzose hervor zum Angriff drang Gen Süden und Südosten.
Dorthin zur Loire schauet sein Blick, Dorther soll der Helfer erscheinen;
Drum hinaus, um, lachet das Siegesglück, Sich kämpfend mit ihm zu vereinen!
Doch trefft ihr auf Männer, auf Männer im Streit;
Prüft nur, wie die Schlesier zielen!
Sechs Stunden dauert's — ihr kommt
nicht weit,
Ob zu Haufe die Eurigen sielen.
Bon den Gräben, den Schanzen zurück nach Paris!
Zu gut die Deutschen dort wachen.
Im Grolle die Stadt die Nacht durch ließ Die Kanonen der Südforts krachen.
Zwischen Seine und Marne am Morgen
darauf
Wie zieht es heran von Kolonnen!
Auf's Neue hat Trochu den Sturmeslauf Mit Hunderttausend begonnen.
Mit den donnernden Forts im Bunde steht Der Fluß; dort schäumen die Wogen Bon Kanonenbooten; von dorten — o seht, Wie Geschosse, gewaltige, flogen.
Nach unfern Reihen; doch fest und stark Wir halten, was wir haben.
Zeigt ihnen, den Welschen, daß deutsches
Mark
In euch, den männlichen Schwaben!
Ihr Sachsen, ihr Pommern, ihr Schlesier
dann,
Kommt herbei und helfet auf's Beste Und werfet die hunderttausend Mann Zurück in ihre Feste!
Der Abend dämmert — da ist es gescheh'n; Der Welschen Kräfte erschlaffen.
Sie schicken Gesandte zu uns und fleh'n Für Morgen um Ruhe der Waffen.
Habt ihr im Dunkel die Dörfer noch,
Im ersten Ansturm genommen —
Am lichten Tage wir werden doch Sie wieder, sie wieder bekommen!
*
„Nehmt wieder Champigny und Brie!" Des Befehles Worte erschallen.
Kaum taget es noch — da ziehen sie Zum Sturm; die Büchsen knallen
Dort von den Häusern des Dorfes her; Da liegt der Welsche verborgen.
O Württembergcr, wie habt ihr's
so schwer
An diesem blutigen Morgen!
Den Jüngling sehet — er beuget sich hin Zu dem Bruder dort an dem Boden — Da trifft die welsche Kugel auch ihn Und reißt ihn mit zu den Toten.
Ihr schwäbischen Jäger, so fest wie Erz, Und ihr Jäger von Greifswalde,
Wie greift so vielen an's mutige Herz Im Sturme der Tot, der kalte!
Auch ihr Sachsen, so manche Lücke war Gerissen in eure Glieder;
Doch streitest und stürmst du, herrliche Schaar, Wie bei Metz und Sedan wieder!
Nach einer Stunde die Dörfer schon Sind wieder genommen dem Feinde;
Doch ist die Hoffnung ihm nicht entfloh'n, Und alle Kraft er vereinte
Zum heißen Kampf noch den ganzen Tag, Bis er grollend heimwärts sich wandte: Schon düster die Nacht auf dem Felde lag, Als die letzten Granaten er sandte.
(Aus Kriegs-Poesie 1870/71.)
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.