war mit dieser Braumethode nicht einver­standen und beantragte 500 Geldstrafe für den Eigentümer und 3 Wochen Ge­fängnis für den Braumeister.

Die am 26. August eröffnete Bahn Ettlingerbahn Hof-Stadt hat im August 317 v-6 59 L eingenommen, während im September die Einnahme 2244 betrug. Es wurden im Aug. 3571, im Sept. 24 848 Billette gelöst. Uebrigens fährt trotz der Bahnverbindung noch regelmäßig ein Omnibus von Ettlingen nach Karls­ruhe, der fast immer besetzt ist.

In Pforzheim-Brötzingen sind seit einiger Zeit Verhandlungen im Gange bezögt, des Planes der Einverleibung der Neustadt-Brötzingen. Auch heute, Montag, stndet in derGermania" eine Besprechung der Interessenten hierüber statt.

Württemberg.

Se. Mas. der König haben zum Bau einer neuen katholischen Kirche in Calw einen Staatsbeitrag von 2000 -^6, sowie dem Verein zur Fürsorge für Fabrik­arbeiterinnen 175 überwiesen.

Am 1. Januar 1886 tritt ein VI. Nach­trag zum Tarif für den württ.-badischen Personen- re. Verkehr mit teilweise ver­änderten Transportbestimmungen in Kraft. Nach diesem Nachtrag werden von obigem Termine ab die ungangbaren Billetsorten u. A. von Großgartach nach Calmbach über Mühlacker, von Heilbronn nach Teinach über Mühlacker nicht mehr aus­gegeben.

Mit Wirkung vom 1. Dezember d. I. ab kommt zu dem süddeutschen Verbands- Tarif (Verkehr mit Oesterreich-Ungarn) Teil II, Tarifheft Nr. 1 vom 1. April 1885 der erste Nachtrag zur Einführung, welcher u. A. Frachtsätze für die württem- bergische Station Neuenbürg enthält.

Wie wir hören, haben die Gemeinde- Kollegien der Stadt Stuttgart letzten Donnerstag einstimmig beschlossen, ihre früher eingereichte Eingabe an das königl. Staatsministerium wegen stärkerer Ver­tretung der Stadt Stuttgart im Landtage dringend in Erinnerung zu bringen.

iS. M.)

Riedlin gen, 18. Nov. (Ein junger Missionar.) Vor ca. 4 Wochen entfernte sich der 15jährige Sohn des Konditors H. von Betzenweiler, ein fähiger und gut­gearteter Schüler der hiesigen Reallatein­schule, von zu Hause, und letzten Samstag traf aus Bombay vom dortigen katholischen Bischof M. ein Telegramm hier ein, daß der junge Mann wohlbehalten daselbst angekommen sei; derselbe wird sich für den Missionsdienst vorbereiten.

Neuenbürg, 23. Nov. Das gestern in der Schloßkirche in Pforzheim veran­staltetegeistliche Konzert" befriedigte die Zuhörer in hohem Grade. Ausgezeichnete Musikkräfte aus Karlsruhe und die besten Sänger und Sängerinnen Pforzheims hatten sich zu einem Programm vereinigt, in welchem Orgel- u. Violoncello-Vorträge, Soli für Sopran und Tenor, Duette und Quartette abwechselten. In allen Teilen gut durchgeführt, war dieses Konzert so recht geeignet, die Zuhörer zu erbauen. Besonders wirkungsvoll und wirklich er­greifend waren Nro. 7 des Programms: Duett aus Briller's Oratoriumdas zer­

störte Jerusalem" und Nro. 9: Quartett aus Mendclssohn's OratoriumElias". In beiden Nummern wirkte die klangvolle Altstimme der Frau Kunz äußerst wohl- thuend, und wir können den Wunsch nicht unterdrücken, diese ausgezeichnete Sängerin möchte bei Kirchenkonzerten künftig doch öfter auftreten. Zu bedauern war nur, daß das Konzert von Neuenbürg aus sehr schwach besucht war. Ein von Herrn Musikdirektor Mohr veranstaltetes Kirchen- Konzert ist wohl wert, von den Enz- thalbewohnern besser besucht zu werden. Wünschenswert wäre, daß das Programm künftig imEnzthäler" veröffentlicht würde.

M.

O e st e r r e i ch.

Wien, 20 Nov. Telegramme der Pol. Korr." aus Sofia von gestern Nacht stellen fest: Die Bulgaren sind gestern überwiegend Herren des Tages geblieben. Heute werden sie die Offensive fortsetzen. Die unmittelbare Gefahr für Sofia gilt für beseitigt. Die erzielten Erfolge find dem persönlichen Eingreifen des Fürsten Alexander zuzuschreiben, der wiederholt in der vordersten Schlachtlinie gesehen wurde. Mehrere Personen seiner Eskorte wurden verwundet.

Ausland.

Zwischen Serbien und Bulgarien ist die Unterhandlung an die Stelle des grimmen Kampfes getreten. DieTimes" erfährt, der Zweck der plötzlichen Berufung des serbischen Ministerpräsidenten Garasch- danin nach Pirot sei, die Friedensvor­schläge festzusetzen, welche der König von Serbien Bulgarien zu machen gedenke, gleichviel, ob Sofia genommen werde oder nicht.

Allem Anschein nach ist die Kapitulation der Festung Widdin nicht erfolgt. Die

Wiener Zeitungen, welche diese Nachricht mit aller Bestimmtheit aus Belgrad brachten, scheinen von den Serben mystifiziert wor­den zu sein.

Belgrad, 20. Nov. Nachrichten vom Kriegsschauplätze zufolge behaupteten die beiderseitigen Armeen nach dreitägigen ver­lustreichen Kämpfen ihre ursprünglichen Stellungen. (F. I.)

Sofia, 21. Nov. Mitteilung des Fürsten Alexander aus Slivnitza: Die

Serben werden auf der ganzen Linie ver­folgt und sind gezwungen, sich auf die Anhöhe bei dem Dragoman-Passe zurück­zuziehen. Bei Golombovtzi wurde eine serbische Truppenabteilung vollständig ge­schlagen. (F. I.)

London, 21. Nov., 12 U. In den Verhandlungen der Großmächte wurde die Erzwingung der Waffenruhe beschlossen.

(F. I)

Das französische Ministerium Brisson- Freycinet will die parlamentarische Ent­scheidung überSein oder Nichtsein", das heißt, ob der neuen Kammer das gegen­wärtige Kabinet angenehm oder nicht an­genehm ist, noch vor der Neuwahl des Präsidenten der Republik herbeiführen. Die Stellung des Ministeriums ist eine sehr gefährdete, dies wird aber auch in jedem nachfolgendem Kabinet der Fall sein, W lange sich die Verhältnisse der neuen Deputiertenkammer nicht geklärt und die Existenz einer zuverlässigen Regierungs- I Mehrheit noch nicht dargethan haben.

Mizellen.

Die Irau Doktorin.

(Ein häusliches Bildchen von Karl Müller.)

(Fortsetzung.)

Was willst Du damit sagen, Julie? O pfui, Susanne! was hast Du gethan?"

Sie hat Recht gethan, Jakob, ganz Recht! Es war ganz zweckmäßig, daß ich den ganzen Umfang Deiner großen Güte, Deiner Großmut erfuhr."

Nicht doch, mein Kind rede nicht so. Dein Vater war mein ältester ver­trautester Freund. Wir hatten uns zwar viele Jahre lang nicht mehr gesprochen, aber wir waren Jugendfreunde gewesen. Auf dem Totenbette bat er mich inständig, ich möge Dich unter meinen Schutz nehmen, und gestand mir dann mit unsäglichem Schmerz, daß er Dein Vermögen, welches er als Dein Vormund zu verwalten gehabt, durch eine unglückliche Spekulation ver­loren habe. Es war kein Vergehen von seiner Seite, Julie, sondern nur ein Irrtum in der Auffassung, der seine letzten Lebens­jahre verbitterte und Dich ein Vermögen kostete, dessen Mangel Du niemals empfinden sollst, mein süßes Kind!"

Lieber, lieber Jakob!"

Annemarie kam plötzlich herein und sah ganz verblüfft aus; sie meldete Harten- stern an.

Führ' ihn in die Stube, Anne­marie, und halt ihn einige Minuten auf!"

Willst Du ihn denn sprechen, Jakob?"

Ei natürlich! oder fürchtest Du ihn etwa?"

Ich ihn fürchten?" fragte sie und sah so stolz und mutig aus, als wollte sie jetzt allein eine Batterie nehmen, um ihre Liebe zu Jakob zu beweisen.

Halt, mein Kind, ich muß Dir noch etwas mitteilen! Sieh' her!" und er öffnete das Buch, das er diese ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte. Ein dreieckig gefalztes Billet auf Rosa­papier fiel heraus.

Das hat er gewagt? . . .." rief die Doktorin mit einem Blick so wilder, feuriger Entrüstung, daß man sie kaum derselben für fähig gehalten hätte.

Stille, mein Kind! er ist drinnen!"

Gleichviel; überlaß nur Alles mir,

Jakob, und führ' ihn hier herein! . . .."

Sie hatte kaum Zeit gehabt, um ihr Haar wieder aufzustecken, als Hartenstern eintrat. Er sah hübsch aus, wie gewöhn­lich; etwas blaß und abgelebt allerdings, aber dies war ja auch bei ihm gewöhnlich. Minder gewöhnlich an ihm war einige Verlegenheit und Schüchternheit, die er jetzt nicht verwinden konnte. Er war höflich empfangen, allein in den Augen der beiden Gatten blitzte eine gewisse Lebhaftigkeit oder Spannung, die er nicht recht begriff, und er ahnte eine Art Ein­verständnis zwischen Beiden, das ihm eben­falls nicht willkommen war.Ob sie wohl mein Briefchen erhalten hat?" dachte er.

Frau Henne war besonders kalt und ruhig, was höchst zu verwundern war nach allem Vorangegangenen. Harten­stern ward ganz verlegen über den Kon­trast, den sie mit seiner eigenen Unruhe darbot.Irre ich mich in ihr?" dachte