angenommen. Winterfrucht 105, Sommer­frucht 75100, Hülsenfrüchte 9095, Kartoffeln 100, Reps 90, Rotklee 50, Luzerne 110, Esper 90, Wiesen 70, Aepfel 40, Birnen 50, Kernobst 10. Gegen die besten Berichte vom Lande stände dieser nur um weniges zurück.

Herrenalb, 10. Aug. Frau Anna Falk-Mehlig im Verein mit Herrn Kammervirtuosen Wien konzertierte gestern zum Besten der hiesigen Kleinkinderschule im großen Saal der Wasserheilanstalt. Der Saal war gedrückt voll, der gebotene Genuß bewundernswert. Der Hochherzig­keit der Konzertgeber dankt unsere Kinder­schule eine Unterstützung von mehr als 370 (St.-Anz.)

Wildbad. 8. Aug. Angekommen sind bis heute 5200 Kurgäste.

Die Feier des 25jährigen Bestehens des Turnvereins Neuenbürg verbunden mit dem Gantnrnfest

am 9. August 1885.

II.

Mit dem gemeinsamen Liede:Brüder reicht die Hand zum Bunde" wird der hauptsächliche Teil der Feier eingeleitet, worauf Hr. Präceptor Wörz als Fest­redner den festlichen Tag begrüßt und die zahlreichen Gäste, welche ihn mit uns zu begehen, herbeigekommen sind, herzlich willkommen heißt. Redner gedenkt nun zunächst des Vorgangs der Gründung des Turnvereins im Jahr 1860 und derer, welche ihn ins Leben gerufen und längere Zeit geleitet haben: die HH- Karl Lutz, Kfm., der damal. Reallehrer Fritz und der jetzige Landesfeuerlöschinspektor Grosmann. Der Verein selbst hat nur einen Jubilar, Hrn. Josef Vogt aufzuweisen. Dank dem energischen Auftreten einzelner Mitglieder, welche das Wohl des Vereins stets im Auge hatten, wurden alle Schwierigkeiten glücklich überwunden. Dafür läßt der Verein neben dem Jubilar, dem jetzigen Vorstand Albert Weil, Christian Frautz, Johann Seeger und Christian Herrigel in Anerkennung für treu geleistete Dienste ein Ehrengeschenk nebst Diplom überreichen. In warmen, patriotisch belebenden Worten wirft Hr. Wörz nun einen Blick auf die Bedeutung der Turnvereine über­haupt, etwa wie folgt: Die Turnsache hat eine lange, bewegte Geschichte hinter sich. Im Anfang unseres Jahrhunderts wurde sie von den Regierungen nicht nur geduldet, sondern unterstützt, um den Patriotismus zu beleben und die schlummernden Kräfte der deutschen Jugend zu wecken. Dieses Wohlwollen dauerte aber nicht allzulange; die Turnanstalten wurden wieder ge­schlossen. Es währte lange, bis man zu der Ueberzeugung kam, daß die Turnvereine nur Gutes schaffen, daß ihre politische Be­deutung falsch beurteilt wurde. Wir wollen nicht Klage führen über frühere Zeiten, in welchen die Bestrebungen Jahns und anderer Turnfreunde gewaltsam unterdrückt wurden; wir wollen uns vielmehr freuen, daß die gute Sache gesiegt hat und der Turner anerkannt ist als treuer Streiter im Dienste des Vaterlands. Erlassen Sie mir die einigende, sittlichende Kraft des Turnens nachzuweisen; wer vermöchte in wenig Worte zu fassen, welchen Nutzen, welchen Segen die Turnübungen nicht nur

dem Einzelnen bringen, sondern der Ge­samtheit, dem ganzen Reiche. Und daß das Turnen nicht blos von einzelnen ge­übt werden darf, sondern in Vereinen zu pflegen ist und diese gemeinschaftliche Feste veranstalten muffen, nicht nur um von einander zu lernen, sondern um das Bewußt­sein der Zusamengehörigkeit wach zu rufen, wer möchte dies heutzutage noch bestreiten? Ueberall, wo deutsche Turner ihre Kräfte üben, dürfen sie auch ihre Feste feiern und Anspruch darauf erheben, daß bei denselben die nationale Idee im Vordergrund stehe. Und so feiern auch wir heute frisch, fromm, fröhlich frei ein Turnfest, zwar nicht von der Bedeutung, wie das jüngst in Dresden begangene, bei welchem sich gerade die Schwaben so ausgezeichnet haben, aber auch unser Fest in kleinem Rahmen will der großen nationalen Sache dienen. Es soll uns auch in kleinem Kreise die Er­kenntnis nahe bringen, daß wir unsere Muskeln stählen im Dienste des großen deutschen Vaterlandes In diesem Sinn und Geiste lade ich die Festversammlung ein zu einem Gut Heil dem deutschen Vaterland!

Nun beginnen die turnerischen Uebungen, voraus als zierliches Vorspiel, ein Schüler­turnen. Da standen die angehenden Recken der Zukunft, als strammes Bataillon dem Kommando ihres Lehrers Hrn. Bader präcise folgend. Ein niedliches Bild der systematisch sich entwickelnden Wehrkraft der Nation. Verdienter Beifall wurde diesen Exerzitien zu Teil. Die älteren Turner lösen die jüngsten ab, treten an ihre Geräte und es beginnt die hauptsächliche Arbeit das Preis­turnen unter den Augen des Preisgerichts des Gauverbands. Die sachkundigen HH. Preisrichter, ihrer Aufgabe gewachsen, walteten mit Ernst ihres Amtes. Diese Uebungen nahmen gesteigerte Kraft, biegsame Muskulatur, sehnige Geschmeidigkeit in vollem Maße in Anspruch, sie führten für den Laien staunenswerte Evolutionen exakt und geschult vor Augen und sind, so weit wir zu beurteilen vermögen, gelungene, was sich auch durch das von dem Vorstand des Gauverbandes Hrn. E. Georgii von Calw verkündete Urteil des Preisgerichts bestätigt findet, welches lautet: Gaupreise, Kranz und Diplom errungen von:

I. Franz Vogt, Neuenbürg,

II. Wahl. Nagold,

III. Carl Blaich, Gottlobs S., Neuenbürg,

IV. Emil Bader, Unterlehrer, Neuenbürg,

V. Wilh. Blaich, Seiler, Neuenbürg,

VI. Zapp, Calw und

VII. Schneider, Altensteig,

VIII. Hecker, Calw,

IX. Neuner, Calw.

Diplo m.

Paul Georgii, Calw.

Preise außerhalb des Gaues Kranz und Diplom errungen von

I. Hipp, Pforzheim,

II. Schweizer, Pforzheim,

III. Schaal, Pforzheim,

Diplom.

IV. Mechler, Pforzheim,

V. Graf, Pforzheim,

VI. Zehetmayer, Pforzheim.

Weitere Diplome Seitens des Gaues wurden zuerkannt den Zöglingen:

I. Ruckgaber, Nagold,

II. Neßler, Altensteig,

III. Wilh. Bauer, Neuenbürg.

IV. Klaiber, Altensteig,

V. Hensler, Altensteig.

Den Festdamen siel die graziöse Rolle zu, den Siegern die lohnenden Auszeich­nungen zu überreichen.

Die Preisverteilung wird von Hrn. Georgii mit einer kräftigen Ansprache an die Turner geschlossen, worin die seit neun Jahren gemachten Fortschritte anerkannt werden, welche wenn auch nicht immer an äußeren glänzenden Erfolgen, doch an wirklichem inneren Werte gewonnen haben. Der Sprecher lobt die Anordnung der Regierung, welche das Turnen auch auf die Volksschulen ausdehnt und ermahnt die Turner zu fernerem treuen Festhalten an den hohen, so wichtigen Aufgaben der Tnrnerei, der er seine besten Wünsche widmet. Von auswärtigen Vereinen haben unser Fest mit ihrer Teilnahme beehrt: Alteustaig, Birkenfeld, Brötzingen, Calw, Ettlingen. Gernsbach, Hirsau, Huchenfeld, Nagold, Pforzheim, Vaihingen a. d. Enz, Wildbad. Wildberg. Pforz­heim war durch seine beiden Vereine be­sonders zahlreich vertreten. Wir rufen diesen Ehrengästen allen unfern besten Dank nach. Nach der Arbeit folgte wohl­verdiente Ruhe und allgemeine gesellige Unterhaltung auf dem Festplatze, wo auch für des Leibes Labung Borkehr getroffen war. Nach dem Rückzug in die Stadt und herzlicher Verabschiedung der heim- ziehendeu Gäste beschloß ein Ball im Hotel Röck den schönen Tag, der allen in freund­licher Erinnerung bleiben wird.

O e st e r r e i ch.

Wien, 11. Aug, Graf Kalnoky ist heute vormittag zum Besuch des Fürsten Bismarck nach Varzin abgereist.

Miszellen.

Mr. Gladstone über das Annoncieren in den Zeitungen.

Gelegentlich einer Unterhaltung über das oben angeführte Thema äußerte sich der englische Premierminister, daß zweifel­los das Annoncieren in den Zeitungen einen großen Wert besitzt, wenn dasselbe verständnisvoll betrieben wird. Die Macht der gedruckten Annonce ist enorm, führte Gladstone aus, und der Eindruck, den dieselbe auf den Leser macht, hängt nur davon ab, wie oft die Annonce jenem vor Augen geführt wird. Gladstone erläuterte seine Meinung durch einige Beispiele, die wir in Nachstehendem wiedergeben. Wenn unser Jahrhundert für die Ausbreitung des Jnseratenwesens als epochemachend gilt, dann hat der bekannte Londoner Pillenfabrikant Holloway seine Zeit vor­züglich verstanden und seine Worte, daß es ihm immer noch nicht möglich sei, soviel Geld für Annoncen auszugeben, als es der Gewinn, welchen er ans denselben zieht, bedingt, haben für unser Publikations­wesen, weil dieselben von der kompetentesten Persönlichkeit ausgesprochen wurden, einen gewissen aktuellen Wert. Die erste Annonce von Holloway, in welcher er seine unüber­trefflichen Pillen zur Heilung jeder Magen­krankheit anpries, erschien am 15. Oktober 1837. Eine ganze Zeitperiode hindurch