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Karlsruhe, 6. Aug. Bei dem Fest des Gauverbandes der Wiesenthaler Militärvereine in Schopfheim hat der Großherzog eine längere Rede ge­halten, in welcher der Fürst in warmen Worten die Bedeutung der Militärvereine Hervorbob, und in herzlicher Weise mit einem Citat aus Hebel auf das deutsche Gewissen hinwies, welches in zweifelhaften Fällen stets den rechten Weg zeige, wo politischer und konfessioneller Hader den Frieden gefährdet. Dieser Mahnruf hat gegenwärtig eine erhöhte, weiter gehende Bedeutung.

Die 50jährige Jubelfeier des Lehrer­seminars Ettlingen ist am 6. August in schönster Weise verlaufen. Die Stadt war festlich beflaggt, das Seminar und namentlich die Aula mit Tannengrün und Blattpflanzen geschmückt. Aus allen Teilen des Landes hatten sich über 200 ehemalige Zöglinge der Anstalt eingefunden. um deren Jubelfest zu begehen, dazu kamen viele Gäste aus Ettlingen und Karlsruhe.

Die^Bahnlinie Ettlingen Bahnhof- Stadt wird am 19. August eröffnet. Freitag Abend hauste in Karlsruhe und Umgegend ein orkanähnlicher Sturm, der großen Schaden anrichtete. Im Schloß­park, im botanischen Garten und im Hardt­wald wurden viele Bäume umgerissen, ebenso in der Stadt manche Gärten ver­wüstet.

Langenheim, 2. August. Gestern nachmittag geht der 13jährige Knabe von hier nach dem nahen Fauerbach v. d. H. Kaum hatte er diese Höhe überschritten, hört er hinter sich ein starkes Brausen. Erschreckt eilt er den hohen Rain hinauf, und oben angekommen, erfaßt ihn eine Windhose, hebt ihn haushoch empor und trägt ihn etwa zehn Minuten weit seitwärts über die Felder. Noch nicht ganz wieder zur Erde niedergetragen, wird er abermals in die Lüfte getragen und endlich durch einen starken Stoß auf die Erde niedergeworfen. Glücklicherweise hat ihm diese interessante Luftfahrt keinen weiteren Schaden als einen kurzen Schwin­del und etwas Brechneigung zugefügt. So erzählte der Junge, und ein Fuhrmann hat die Luftfahrt mit angesehen.

Bei dem Umstand, daß nicht selten stellensuchende Dienstboten sich gleichzeitig auf mehreren Plätzen verdingen und Hast' geld nehmen, ohne doch den Dienst anzu­treten, wird in einem Blatte der Vorschlag gemacht, es sollen nicht mehr die Herr­schaften, die mit ihrem Anwesen nicht durch­gehen, sondern vielmehr die Dienstboten das Haftgeld zahlen, das ihnen nach Antritt des Dienstes wieder erstattet würde.

Württemberg.

Der Gustav-Adolf-Berein hält dieses Jahr am 8.10. September zu Eisenach seine Hauptversammlung.

Die Landesversammlung der Gemeinde- und Korporationsbeamten findet dies Jahr am Montag den 24. d. M. früh 10 Uhr in Frcudenstadt statt.

Eßlingen, 6. Aug. (Ein verhäng­nisvoller Schuß.) In dem nahen Rommels­hausen ereignete sich gestern ein schreckliches Unglück. Ein Weingärtner von Rommels­hausen, war im Gemeindewald Rommels­hausen beschäftigt und setzte sich zur Vesperzeit auf einen Rasen nieder. Der

Jagdpächter war zu derselben Zeit im Walde, glaubte ein Hochwild zu sehen und schoß das Gewehr ab. Mit großem Entsetzen und Schrecken mußte er erfahren, daß er seinen Mitbürger Würthele in das Gesicht getroffen habe. Die Verwundung soll eine gefährliche sein.

Nürtingen, 2. Aug. Heute vor­mittag wollte Waldschütz Maier den Bahn­übergang hinter derSonne" passieren. Da die Schranken schon herabgelassen waren, hob er unbefugter Weise die kleinere derselben. In dem Augenblick, als er den Bahnkörper betrat, erfaßte ihn die Loko­motive und schleuderte ihn beiseite. Schwer verletzt wurde er in seine nahe liegende Wohnung gebracht. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

In dem Lehrerinnen-Seminar zu Markgröningen beginnt im Oktober d. I. ein neuer Kurs. Mädchen evangelischer Konfession, welche Neigung und Begabung zum Lehrberuf haben, werden unter Hin­weis auf die früher veröffentlichten Auf­nahmebedingungen (Amtsblatt Seite 302 l) aufgefordert, ihre Eingaben um Zulassung zu der Aufnahmeprüfung unter Darlegung des bisherigen Lebensgangs und Beischluß der vorgeschriebenen Zeugnisse vor dem 18. August an das Seminarrektorat Mark­gröningen einzusendcn.

Leonberg, 2. Aug. In nächster Zeit wird hier ein Fest besonderer Art ge­feiert werden, es ist dies die fünfzigjährige Jahresfeier des Bestehens der Essig'schen Hundeziehungsanstalt. Im Jahr 1835 hatten die Gebrüder Essig, nachdem sie schon mehrere Proben in der Hundezucht gemacht hatten, 1 Paar Tigerhunde groß gezogen, welche weiß mit schwarzen Flecken gezeichnet waren und wovon sich der eine so sehr entwickelte, daß er im Jahre 1839 an einen Engländer für 120 fl. verkauft wurde, ein damals ganz unerhörter hoher Preis. Obwohl diese Zucht weiter ge­führt wurde, so hat sie Essig doch nicht entsprochen; es ist erst später durch ver­schiedene Rassekreuzungen gelungen, seine großen Leonberger Hunde zu erzielen, welche jetzt über alle Länder der Erde verbreitet sind. Dieselben werden mit Preisen bezahlt, wie man sie früher nie gehört hat. Auf die 50. Feier der Essig- schen Hundeziehungsanstalt wird ein be­sonderes Gedenkblatt gefertigt, welches drei prächtige Leonbergerhunde enthält und welches die Festteilnehmer als Erinnerung erhalt werden. Die Ziehungsanstalten be­steht aus zwei im Schweizerstil erbauten Wohnungen mit dem für die Hunde be­stimmten Nebengebäude nebst Feld mit zwei schön angelegten Gärten, so daß nicht nur für den Hundefreund, sondern auch für den Naturfreund ein Besuch sich der Mühe lohnen dürfte.

Dürrmenz, 4. Aug. Gestern geriet ein auf Besuch hier weilender Schüler, der in der Nähe der unteren Enzbrücke badete, in eine Tiefe und wurde von den Wellen fortgeriffen, in welchen der des Schwimmens Unkundige sicherlich den Tod gefunden hätte, wenn nicht Gastgeber Spihlmann mit eigener Lebensgefahr den­selben aus dem Wasser geholt hätte. Es ist dies schon der fünfte Fall, daß Herr Spihlmann Menschen das Leben gerettet hat.

Hs Engelsbrand, 6. August. Der Aufenthalt der hiesigen Ferienkolonie hat sein Ende erreicht, am Samstag früh er­folgte die Heimreise nach Stuttgart. Die Knaben, die teilweise sehr bleich und an­gekränkelt waren, haben die Farbe der Gesundheit angenommen, was der guten Luft und der reichlichen und guten Kost bei Frau Hirschwirt Scholl zu verdanken ist, der dafür öffentliche Anerkennung ge­bührt. Neben der Kräftigung des Körpers hat bei den Kindern der Sinn für Natur, der in ihrer Heimat so wenig Anregung findet, frische Nahrung gefunden. Allerorts auf interessante Punkte und Naturschön­heiten aufmerksam gemacht, an denen es in der Umgebung nicht mangelt, haben sie einen Begriff von Gottes freier herr­licher Natur erhalten. Wir wünschen nun, daß den Kindern nicht nur eine ange­nehme Erinnerung an den Schwarzwald bleibt, sondern auch, daß sie die körper­lichen und geistigen Errungenschaften des Ferienaufenthaltes festhalten und auf den gelegten Grund weiterbauen mögen.

Wildbad, 8. Aug. Die Enzprome- naden-Beleuchtnng vollzog sich soeben in solenner Weise. Vom Beginn der Anlagen leuchteten nach Hunderten die bunten Lampions in den beiden Kolonaden bis gegen das Ende, wo auf dem rechten Enzufer, gerade da wo die Mutter Natur eine malerische Felsekgruppe geschaffen hat, ein brillantes Feuerwerk sich vor den Augen der zahlreichen, auf der linken Enz- Promenade stehenden Zuschauer, entrollte; ein Feuerwerk, das sich hier unter den voll belaubten Bäumen besonders effekt­voll zeigte. Wie schön war die bengalische Beleuchtung, welch' herrlichen Anblick ge­währten die hoch aufzischenden, feuer­sprühenden Raketen und die farbigen Lichter verbunden mit dem vielseitigen Geknatter, in dem sie sich auflösten. Welch' märchenhaften Eindruck machten die dem Felsen entsteigenden Gnomen und Kobolde, welche sich ab und zu munter um die er­frischende Quelle tummeln. Auf der Krone der Felsengruppe hat sich die Kur- kapellc eingenistet, sie spielt ihre trefflichen Weisen in harmonischer Verbindung mit den aufeinanderfolgenden Produktionen des Feuerwerkkünstlers, so war auch schließlich der Knallefekt, die Nameu unseres geliebten KönigspaarsKarl" undOlga", über welchen eine Krone in bengalischem Feuer leuchtete, mit der Königshymne begleitet. Noch ein Bombardement von röm. Lichtern u. das glänzende Feuerwerk hatte sein Ende erreicht, die Kapelle voran, strömte Alles zurück bis zur Trinkhalle und in die Stadt, wo ein Jeder das Seinige suchte. Die hier bestens aufgenommene Geometer-Ver­sammlung konnte nicht mehr an dem Abend teilnehmcn, da der Extrazug schon bald vor 8 Uhr von der gastlichen Stadt nach der Residenz abdampfte. Seine Insassen waren in der festlichsten Stimmung.

Neuenbürg, 9. Aug. Unsere Ver­mutung hat sich bald verwirklicht: von Gräfenhausen wird heute mitgeteilt, daß dort in einigen Weinbergen bereits reife Clevenertrauben zu treffen seien.

Neuenbür g, lO.Äug. Bietigheimer Rosenkartoffeln werden heute zu 3 ^ per Pfd. ausgeboten.