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die abweichenden Losungen und Schlag­worte der Gegenwart.

Württemberg.

Bon der König!. Regierung für den Schwarzwaldkreis ist unterm 31. Mürz d. I. der Gemeindepfleger und Gemeinde­rat Matthäus Eh nis von Oberkollwnngen, Oberamts Calw, zum Schulheißen dieser Gemeinde ernannt worden.

Stuttgart, 1. April. (Bismarck- Bankett.) Zu dem auf gestern Abend '/-8 Uhr anberaumten Festbankett fanden sich schon vor 6 Uhr Scharen von Teil­nehmern ein, und wenige Minuten, nach­dem man den großen Festsaal geöffnet hatte, war kaum mehr ein freier Tisch zu bekommen. Die Festversammlung war von einer gehobenen patriotischen Stimmung durchdrungen. Die Jubel-Quverture, vor­getragen von der Carl'sche» Kapelle, er­öffnte das Fest, worauf Prof. v. Zech die Versammlung begrüßte und dem Fest­redner dem einzigen des Abends Hrn. Dr. Elben das Wort übertrug, der feine treffliche Rede mit den Worten schließt: Es ist das gemeine Geschick großer Männer, daß sie ihr Leben lang gegen Unverstand und Bosheit ankämpfen müssen. Auch unserem Reichskanzler ist dies Geschick bis zum heutigen Tage reichlich zugemessen. Jüngst hat er in flammender Rede vor Gott und der Geschichte den Parteigeist angeklagt, daß er unser herrliches deutsches Werk von 1866 und 1870, das mit dem Schwert errungene, mit der Feder wieder verderben will. Der gesunde Sinn des Volkes bäumt sich auf wieder solches Treiben; wenn das Vaterland ruft, wird der Geist von 1870 auch der Parteien Hader wieder zermalmen. Heute aber, am Ehrentage unseres Reichskanzlers will die Dankbarkeit, die Liebe der Nation, so manche Unbill versöhnen. Wir Deutsche, wir preisen uns glücklich, daß er unser ist, und daß wir in dem großen Zeitalter leben, welches für alle Geschichte ausge-

Wieder ist das erhabene Osterfest in das Land gezogen und leuchtet als ewiges, unerschütterliches Wahrzeichen der Christen­heit allen gläubigen Herzen. Es mahnt in heiligen Symbolen daran, daß alles Vergängliche nur ein Gleichnis ist und die lebendige Gotteskraft im Menschen ewig, unsterblich sein muß, wenn die ver­gängliche Hülle des Geistes, der sichtbare Körper, auch in Staub zerfällt.

Eine innigere Bedeutung erhält bei uns das Osterfest dadurch, daß dem christlichen Auferstehungsfeste sich in unfern Breiten­graden auch das Auferstehungsfest der Natur zugesellt hat, daß also hier das geistige Leben mit dem physischen gewisser­maßen harmoniert. Um die Zeit der Oster­feier verjüngt sich auch alljährlich die Natur oder der Verjüngungsprozeß ist doch im Werden begriffen. Die Vorboten des Frühlings, die ersten Blumen, die schon unter dem Schnee wuchsen, sind da und neue Frühlingskinder folgen ihnen bald. Bei der Innigkeit des Gemütslebens unserer germanischen Vorfahren wurde daher von diesen auch schon in der Heiden­zeit ein Osterfest gefeiert, welches zwar

zeichnet sein wird durch die glorreiche Re­gierung Kaiser Wilhelms des Großen und den Geist und die Thaten des Fürsten Bismarck!" Prof. v. Zech dankte dem Redner namens der Versammlung, die nun in einem dreifachen brausenden Hoch­ruf dem Reichskanzler ihre Huldigung dar- brachtc. Darauf betrat Hofschauspieler Kauffmann das Podium, um ein Gedicht I. G. Fischers vorzutragen, das derselbe in prophetischem Geiste 1849 gedichtet. Am Schluß desselben hob sich der Vor­hang und man erblickte die Büste Bis­marcks, umgeben von drei den Frieden, den Ruhm und Macht darstellenden Frauen­gestalten, zu beiden Seiten Krieger ver­schiedener Heeresgattungen, Deutsche der verschiedenen Stämme, im Hintergrund das Nicderwalddenkmal.

* Am Freitag den 27. März vormittags von 9 bis 12^/s Uhr fand in dem Kon­zertsaal der Liederhalle in Stuttgart die Generalversammlung behufs Bild­ung einer Berufsjgenossenschaft für- alle holzverarbeitenden Betriebe in Württemberg, Baden, Elsaß-Loth­ringen, Hessen und Hohenzollern statt. Als Vertreter des Reichsversicherungs­amts wohnte derselben Herr Regierungs­rat Berg von Berlin, seitens der württem- bergischen Regierung Herr Regierungsrat Schicker an. Es wurde nach längerer Debatte beschlossen, zunächst an einer Berufsgenossenschaft für Württemberg allein festzuhalten, im Falle aber von dem Bundesrat die Genehmigung versagt werden sollte, eine solche für sämtliche oben ge­nannten Staaten zu bilden.

Als Sitz der Genossenschaft wurde Stuttgart gewählt. Die Genossen­schaft soll in 2 Sektionen eingeteilt werden, deren eine Württemberg mit Hohenzollern, die andere Baden, Hessen und Elsaß-Loth­ringen umfaßt. Sämtliche gefaßten Be­schlüsse sind provisorischer Natur, da defini­tive Beschlüsse erst in der zweiten Genossen-

Hstern.

noch dunkel, aber immerhin doch schon wie ein heiliger Mythus an das später eingeführte christliche Auferstehungsfest mahnte.

Nach der altgermanischen Göttersage stieg, wenn nach der starren Winterszeit die Sonne wieder höher gerückt und die Tag- und Nachtgleiche vorüber war, die Göttin Ostara aus der Wallhalla auf die Erde herab, um dieser den Frühling zu spenden und die Natur neu zu beleben. Diese Ostarafeier ist von unseren heidnischen Vorfahren so innig begangen, so sehr als ein religiöses Symbol geehrt worden, daß man in der christlichen Zeit das Aufersteh­ungsfest des Heilands mit dem Ostarafest zu verweben suchte und sicher ist, daß unser Ostern seinen Namen von der Göttin Ostara erhalten hat. Reinere, edlere, höhere Anschauungen über die Bedeutung des christlichen Osterfestes haben freilich schon seit mehr denn tausend Jahren das altgermanische Ostarafest verdrängt und wir gedenken des letzteren nur in der Sage der uralten, heidnischen Vorfahren.

Ostern ist für uns das Sieges- und Triumphfest der christlichen Religion, der

schaftsversammlung gefaßt werden können, nachdem die Bcrufsgenossenschaft die Ge­nehmigung des Bundesrats erhalten hat. Gerade in dieser Versammlung wird es am meisten darauf ankommen, daß die wllrttembergischen Stimmen, sei es durch persönliches Erscheinen, sei es durch Voll­macht möglichst zahlreich vertreten sind.

* Herren alb, 1. April. Bezüglich der Bismarckfcier in uuserm Orte er­laubt man sich noch auf ein von Herrn Zeltmann junior von Dobel verfaßtes und vorgetragcnes Festgedicht auf unfern allverehrten Reichskanzler aufmerksam zu machen, welches den Gefühlen des Dankes, welchen wir Fürst Bismarck schulden, und der Hoffnung ihn noch lange, lange Zeit als leitenden Staatsmann an der Spitze unseres Reiches zu sehen, Ausdruck gab und dem Dichter den verdienten Dank einbrachte.

Neuenbürg. Der für die Enz- bahn projektierte Sommerfahrtenplan bringt wieder die 6 Züge hin und zurück, welche in der Hauptsache dieselben bleiben wie im Sommer 1884. 3 Züge ab Wild­bad erhalten etwas veränderte Abfahrts­zeiten; 5 Züge ab Pforzheim erhalten andere Abfahrtszeiten, nur der letzte Zug von da bleibt unverändert.

lieber Ostern, vom Samstag 4. April bis Ostermontag 6. April und teilweise noch am 7. April werden auf den württ. Bahnen wieder außerordentliche Personen­züge ausgeführt zwischen Stuttgart einer­seits und Bietigheim, Heilbronn, Weins­berg, Tübingen, Reutlingen, Plochingen, Ulm, Horb, Rottenburg rc. anderseits.

Ca nst a tt, 1. April. Am Vorabend des Geburtsfestes unseres hochverehrten Reichskanzlers wurde am Kursaal ein Bankett abgehalten, welches außerordent­lich zahlreich (von gegen 400 Personen) besucht war. Dasselbe wurde von Land­gerichtsrat Römer im Namen des er­krankten Stadtvorstandes eröffnet.

Sieg des Erhabenen über das Gemeine, des Ungvergünglichen über das Vergäng­liche. Ostern ist für uns ferner das große Erinnerungsfest an die Leidens- und Opfer­zeit des Heilandes, der uns ein ewiges, unübertreffliches Beispiel gab, wie die Prüfungen dieser Welt aufgefaßt werden müssen. Ostern ist aber nicht nur ein hehres Fest der christlichen Kirche, sondern auch ein solches der christlichen Familie, denn alljährlich zur Ostcrzeit ist es, wo die Kinder, welche die nötige Reife des Körpers und Geistes erhalten haben, als selbstständige Christen geweiht werden, um nun hinauszutreten in einen bürgerlichen Beruf oder die weitere Vorbereitung zu einem solchen zu vollenden. Das junge Heranwachsende Geschlecht empfängt auch in diesem Jahre aus der Schule und aus dem Elternhause neuen Zuwachs, neue Mitglieder, die berufen sind, dereinst das Erbe der Väter in Staat und Kirche, in geistiger und sittlicher Beziehung, anzu­treten und mehren zu helfen. Diesem neuen Zuwachse der Christenheit seien zum Oster­feste unsere Segenswünsche geweiht!

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.