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der Anstalt kamen 106 Kranken in 3033 Tagen zu gut, gegen 100 Kranken konnte ein Teil der Verpstcgungskosten nachge­lassen werden. Der Akt, welcher mit einem Gottesdienst begonnen hatte, schloß mit einer Ansprache des Vorstandes, Obcrhof- predigcrs Prälaten v. Gcrok, und der Einsegnung von 16 Schwestern. (St. A.)

Ausland.

Der Vorsitzende des Hilfs Vereins in Paris hat im Namen der dortigen Deutschen eine Adresse an den zur Zeit in Deutschland weilenden BotschafterFürstc» Hohenlohe abgeschickt, in welcher der Fürst, welcher nunmehr 10 Jahre deutscher Botschafter in Paris ist, ersucht wird, zu gestatten, daß ihm nach seiner Rückkehr ein Andenken als Zeichen der Dankbarkeit für seine Verdienste um die deutsche Kolonie in Paris überreicht werde. (S. M.)

Miszellen.

Dom Strande.

(Fortsetzung.)

Das Innere der Häuser war schmucklos und einfach. Zwei Gemächer, das eine die Küche, das andere die Wohn- und Schlafstube, füllten den ganzen inneren Raum. In dem erstcren standen unordent­lich Kisten und Kasten umher, wie die Wellen sie dem Strande zugeführt hatten. Einige enthielten Geräte allerlei Art, andere Lebensmittel, Brvd, Mehl, ge­salzenes Fleisch, Käse, wieder andere Waffen und Schiffsinstrumeute. Auf dem breiten Wandbette lag ein Haufen der verschieden­artigen Kleidungsstücke, die grobe See- maunstracht englischer Matrosen und der farbige Rock der Malaien, der blanke Schifferhut neben dem bunten Turban des Muhamedaners. Besonders waren es die Frauen, die sich darin gefielen, mit dem bunten Zeuge sich herauszuputzen. Oft litten sie Not; vier Wochen heiteren Wetters und alle Vorräte waren ver­zehrt, inbrünstiger wurde dann gebetet: der Herr wolle den Strand segnen.

Unter allen Wohnungen zeichnete sich eine vorteilhaft aus vor den übrigen, sie war größer, solider und reinlicher gehalten, als die andern. Ihr Besitzer, ein Manu schon über die Fünfziger hinaus, Niels Klam, wohnte fast schon seit zwanzig Jahren auf der Insel, den er aber seiner Geburt nach nicht angehörte. Er hatte nie gesagt, woher er stamme, denn er sprach überhaupt wenig. Ein Schiffbruch seines Schiffes, welches er, 28 Jahre alt, als Kapitän von Batavia nach Hamburg führte, verschlug ihn an diese Küste. Das Fahrzeug barst auseinander, ein großer Teil der Ladung trieb an den Strand. Niels hatte diesen als sein Eigentum be­handelt, er war seitdem auf der Insel geblieben, hatte sich das Haus gebaut, und fühlte sich bald heimisch unter seinen Mit­bewohnern, die ihn mit Achtung behan­delten. lieber sie übte er gewissermaßen eine Herrschaft, man fragte ihn in allen Angelegenheiten um Rat, und immer hatte er den besten zur Hand. Zur Zeit der Not kaufte er Lebensmittel und theiltc sie den Andern mit auf Kredit. Im Ver­lauf der Zeit, so schien es. war er reich geworden, auf welche Weise wußte Nie­

mand zu sagen, aber wie sich eine gewisse Wohlhabenheit in der inneren Einrichtung seines Hauses kundgab, so hatte er auch immer Geld, wenn man ihn darum an­sprach. Sv innig verwebt war sein Leben mit dem der Insulaner, daß sie ihn als Einen der Ihrigen betrachteten, und bald ganz vergaßen, daß unter diesen Dünen nicht seine Wiege gestanden.

Zum Erstaunen Aller kündigte er einst den Inselbewohnern an, daß er auf vier­zehn Tage von dannen gehe. Man bot sich an, ihn zu begleiten, aber er lehnte cs ab. Sein Segelboot ward ausgerüstet, mit Proviant versehen, Niels bestieg es, und ein günstiger Wind führte cs auf die hohe See hinaus. Bald war cs aus deu Augen der vom Strande Nachschauendcu verschwunden. Sein Haus fanden sie ver­schlossen, vor die Fenster waren Laden gestellt, Niemand konnte Hineinblicken.

Eines Morgens, nachdem die Frist von vierzehn Tagen beinahe verstrichen, tauchte das wohlbekannte Segel mit dem langen roten Wimpel am Top wieder über deu Horizont herauf. Neugierig eilten die Bewohner der Insel an den Strand. Bald näherte sich das Fahrzeug; nun lief es in die Bucht ein, die eine bequeme Landung gewährte. Herzlich ward der Zurückgekehrte bewillkommnet. Aber er kam nicht allein. Ein junges Mädchen von 18 Jahren, schlank, mit freundlichem Gesicht, stieg mit ihm an's Land. Es war Niel's Tochter, er hatte sie am Fest­lande erziehen lassen, denn kurz nach ihrer Geburt war schon ihre Mutter gestorben. Nun sollte sie ihm den Hausstand führen und in seinen alten Tagen ihn pflegen. Die Insulaner bewiesen ihr dieselbe Hoch­achtung, mit der sie dem Vater eutgegen- kamen.

Es dauerte nicht lange, so hatte Mar­garethe sich in ihre neue Umgebung zu- rcchtgefunden, und diese schien ihr za ge­fallen. Nur das Eine behagte ihr nicht, der räuberische Erwerb, und mit tiefem Bedauern sah sie zu wiederholten Malen, wie bei Strandungsfällen an den Sand­dünen der Insel der Vater die Plünderung der Schiffe leitete. Einmal machte sie ihm darüber mit kindlicher Offenheit eine Vor­stellung. Aber der kalte Mann wies sie ernst zurück.Er habe sie zu sich ge­nommen," erwiderte er,seinem einsamen Hauswesen vorznstehen, nicht ihm Vor­schriften zu machen." Seitdem schwieg Margarete, und behielt ihren Schmerz für sich.

Mit den übrigen Insulanern verkehrte sie anfangs wenig, aber das Bedürfnis nach Gedankenaustausch, noch mehr nach Austausch der Empfindungen, wie es be­sonders dem weiblichen Herzen innewohnt, konnte in dem beständigen Umgänge mit dem schweigsamen Vater keine Befriedigung finden. Margarethe nahm sich der Kinder auf der Insel an. Sie sammelte täglich die muntere Schaar um sich, beaufsichtigte ihre Spiele, und lehrte sie die notdürftigsten Kenntnisse. Der Vater sah schweigend diesem Treiben zu. Obwohl er nie darüber sich äußerte, schien cs ihm doch zu ge­fallen. Die Dankbarkeit, welche die In­sulaner ihm und der Tochter aussprachen, schmeichelte ihm. Er hatte nichts dagegen

daß auf der Diele seines Hauses die Schule gehalten wurde.

Außerdem sorgte Margarethe für die Alten und für die Kranken. Sic besuchte und tröstete sie, sie bereitete ihnen dien­liche Speisen, ja so wenig sie auch von der Heilkunde verstand, sie wußte manchen erquickenden Trank zu bereiten. Bald kam es so weit, daß man sie in jedem Krankheitsfall um Rat fragte und pünkt­lich ihren Anordnungen nachkam. Dadurch mehrte sich die Achtung, in welcher der Vater stand, und dies mochte er fühlen, denn die Kälte, mit der er anfangs das Mädchen behandelt, machte einem sanfteren, milderen Wesen Platz. Der sonst so harte, eiseskalte Mann ward weich und freundlich in der Nähe seiner, mit Liebe und Auf­opferung für ihn wie für Alle sorgenden Tochter.

So gewann das Leben auf der ein­samen Düneninsel ein gefälligeres Ansehen, seitdem Margarethe überall mit hülfrcicher Hand und wohlgemeintem Rate waltete. Nur wenn der Sturm raste in finsterer Nacht, wenn die See brüllte, die Brandung toste: dann regte sich die alte Rohheit der Leute wieder. Bewaffnet eilten die Männer an den Strand, nach gescheiterten Schiffen auszulegcn. Niels Klam führte sie an, und welch' ein Jubel wenn sic mit reicher Beute heimkchrten. Margarethe schloß sich dann in ihre Kammer, hier kniete sic in inbrünstigem Gebete zu Gott.

(Fortsetzung folgt.)

H'arfümerien.

lieber den Einfluß, den die Parfüms auf die Erziehung und den Charakter der Frauen ausübcn, hat man recht amüsante Beobachtungen angestellt. Die Erfahrungen, die ein Herr Sampson durch jahrelange Beobachtungen gesammelt haben will, be­rechtigen ihn, wie er meint, zu folgenden Schlüssen: Der Moschus prädisponiert zu Liebenswürdigkeit und Reizbarkeit; die Rose zu Dreistigkeit, Geiz und Hochmut; das Granium zu Zärtlichkeit; das Veilchen zu mystischer Frömmigkeit, zu Bigotterie; die Benzoe zu Träumerei, Voesie, Unbe­ständigkeit; die Minze zu List, zu mate­riellen Interessen; die Berbene zu Ge­schmack an schönen Künsten; das Patschouli zu Hysterie; der Kampher zu Dummheit; das Juchtcnleder zu Lässigkeit und Ueppig- keit. lieber dieGeschichte der Parfümerie" macht A. Wöthe in Sch. F. Bl. folgende Mitteilungen:

Gummiarten und Harze, wie Myrrhe, Benzoe, Weihrauch und Storax sind die ältesten Räuchcrmittel, die man anzündete, um dadurch Wohlgeruch zu verbreiten. Diesen Wohlgeruch nannte manPerfum", weil das Rauchcrwerk seinen eigentümlichen Geruchper tümum" , d. h. durch den Rauch verbreitet.

Vornehme Römer ließen sich stets von ihrer Riechbüchse,idlartlleeiuni" begleiten, welche so nach einer vorzüglich in Persien vorkommendcn Pflanze genannt wird, wo­raus zu folgern ist, daß die Benutzung künstlicher Wvhlgcrüche in Rom sich von Persien aus bei den Römern eingebürgert hat.

Die Römerinnen kamen darauf, die zart duftenden Blütenteilc mit Asche und