um ihn und das Gefolge nach Stresa zurückzuführen. Beim Abschied äußerte sich der König anerkennend über Italien und über den Geist, die Intelligenz und den Charakter der Italiener.
Die Turiner Ausstellung hat zu einem Schab ernak Veranlassung gegeben, über welchen der „Dtsch. Z." berichtet wird: „In der vergangenen Woche erhielten etwa 50 Aussteller per Post eine Einladung zur königlichen Tafel für den folgenden Abend. Zur festgesetzten Stunde fuhr eine Reihe von Fiakern vor dem kgl. Schlosse vor, denen die geladenen Aussteller im Salonanzuge entstiegen. Wie groß war jedoch deren Enttäuschung, als sie erfuhren, daß die an sie ergangenen Einladungsschreiben alle gefälscht seien. In nicht sehr vergnüglicher Stimmung kehrten die Geladenen heim."
MisMen.
Krack und Marika.
Von Friedrich Trieb el.
(Schluß.)
„Herr Premier-Lieutenant Uhdemann bittet um die Ehre!"
„Wie, Uhdemann? Und so früh!" murmelte der Oberst. Sehr angenehm! Ich lasse bitten!"
Und sporenklirrend, säbelklappernd trat der Ulanen-Offizier in strammer Haltung in's Zimmer.
„Ah, was Tausend! Herr Kamerad. Gestern schon Quadrillenschwenker und heute wieder Ulanka?"
„Sehr wohl! Herr Oberst. Gestern war ich friedlicher Bürger nur zum Schwenken da; heute komme ich als Ulan znr Attacke."
„Wie? Zur Attacke? Doch nicht auf mich?"
„Auf Ihr väterliches Herz, Herr Oberst. Gerade heraus! Ich bitte um die Hand Ihres Fräulein Tochter."
„Meiner Tochter? Ah, das überrascht mich. Ich glaube, Elise — gestatten Sie mir einige Zweifel, daß —"
„Ich habe keine Zweifel, Herr Oberst! Bitte sehen Sie selbst."
Und Uhdemann wies nach der Thür, durch welche soeben Elise an der Hand ihrer Mutter eintrat.
Die glückselig strahlenden Mienen der beiden Damen ließen keinen Zweifel mehr zu. Die Mutter wußte schon Alles und zum Vater flüsterte Elise klopfenden Herzens: „Das ist der Mann, den ich liebe. Sein Herz schlägt für mich in jedem Kleide. Er hat das Herz auf dem richtigen Platz, zur richtigen Zeit und trügt auch das Kleid zur rechten Zeit am rechten Ort. Vater, wenn du Ja sagst, sind wir ein glückliches Paar."
„Amelie, was meinst du?" fragte der Oberst. „Doch ich sehe es deinen Augen an, ou sagst nicht nein. Nun meinetwegen, Kinder. Da habt ihr Euch! Meinen Segen! und der Vater führte Elise in Uhdemann's Arm.
Nachdem sich der erste Sturm der Gefühle etwas gelegt, meinte Elise: „Du darfst uns nicht böse sein, lieber Papa, daß wir dich nach Ulaneuart überfallen, aber es war Gefahr im Verzüge! Es drohten uns Flankenangriffe! Und vor
diesen hat sich der Ulan vor Allem zu hüten. Hier ist die Disposition zur Felddienstübung des Herrn Rittmeisters, in welcher meine kleine Person die Ehre hat, mitten unter königlichen Dienstgegenständen aufgeführt zu werden!" und dabei überreichte die glückliche Braut schelmisch lächelnd dem Papa das bewußte Papier.
„Und hier ist der Toast des Herrn Baron, welchen Fanny diesen Morgen in der Garderobe fand und mir überbrachte", sagte die Mama, dem erstaunten Oberst ein zweites Papier einhäudigeud. „Es enthält das konfuseste Zeug, was ich je in meinem Leben gelesen, ein schreckliches Gemisch von Nationalökonomie und Dichtkunst." Das Tollste darin ist, daß er dich mit Osiris, mich mit Isis und Elisen mit Bubestis, oder wie die egyptische Gottheit sonst heißt, vergleicht, sich selbst aber als Apispriester hiugestcllt und zum Schluß einen förmlichen Heiratsautrag macht. Welches Glück, daß der Bortrag dieses Schriftstückes uns gestern Abend erspart blieb. Ich sehe jetzt ein, lieber Theodor, daß deine Bedenken vollkommen gerechtfertigt waren."
Kopfschüttelnd hatte der Oberst beide Papiere durchgeschen und meinte daun lächelnd: „Ich werde sic den Herren Eigentümern sofort zuschickeu und Verlobungsanzeigen beilegen. Na! Kinder, preisen wir den Zufall, der durch die gestrige Verwechselung von Frack und Ulanka uns heute so rasch zu glücklicher Vereinigung führte."
„Ach Papa!" sagte Elise mit strahlendem Blick. „An Zufall glaube ich nicht. Das war Bestimmung!"
Kifhet weiter.
Wenigen dürfte bekannt sein, auf welche kräftige Weise der Herzog Karl Wilhelm von Braunschweig vor 90—100 Jahren die Kirchenzucht gehaudhabt hat. Dort hatten nemlich die Männer einiger Dörfer die Gewohnheit angenommen, an jedem Sonntage, statt in die Kirche, in die Schenke zu gehen, und sich in Schnaps zu betrinken. Alle Ermahnungen der Geistlichen blieben fruchtlos, bis diese endlich sich gezwungen sahen, an die Landesregierung darüber zu berichten; worauf letztere sofort au die Frevler einen strengen Befehl zur christlichen Begehung der Sonntagsfeier erließ. Der Befehl wirkte, mit Ausnahme eines einzigen Dorfes, wo die Säufer fest entschlossen blieben, sich in ihren weltlichen Freuden nicht stören zu lassen. Am nächsten Sonntage nach Verkündigung der herzoglichen Verordnung, als die Glocken abermals zum Gotteshause riefen, gingen die Bauern mit lautem Lärmen wieder bei der Kirche und dem Pfarrhause vorbei in die Schenke, und trieben ihr wüstes Leben je länger, desto schlimmer. Die Sache kam dem Herzoge zu Ohren und er entschloß sich sogleich selbst cinzuschreiteu. An einem Sonntage fuhr er inkognito nach dem Dorfe. In einem einfachen grauen, bis an das Kinn zugeknöpften Ueberrock gehüllt, trat er kurz vor Anfang des Gottesdienstes in die Schenke, wo ein sehr langer Tisch in der Trinkstube noch die Gäste erwartete. Er hatte kaum oben am Tische Platz genommen, als die Kirchenglocken erschallten,
und alsbald füllte sich die Stube mit den Trunkenbolden. Ein großer vierschrötiger Lümmel, welcher in Folge einer vieljährigen Praxis von Branntwein schon ganz hochrot gefärbt war und der Präsident dieser Saufgcsellschaft zu sein schien, näherte sich dem Herzoge und musterte ihn mit gering- schätzendeu Blicken; er schien es mit großem Unwillen zu sehen, daß ein Fremder seinen Ehrenplatz oben am Tische eingenommen hatte. Indessen schwieg er doch, ließ sich aber mit lümmelhafter Gebärde zur Rechten des Herzogs auf einen Stuhl nieder. Die klebrigen setzten sich ebenfalls und füllten den ganzen Tisch. Nun trat der Wirt herein, und setzte eine ungeheure Kumme (Bowle) voll Branntwein vor den Präsidenten hin. Dieser ergriff das Gefäß mit beiden Händen, blickte den Herzog zu seiuer Linken wegwerfend von der Seite au, und that einen tüchtigen Schluck. Dann reichte er es seinem Nachbar zur Rechten hin und sprach: „Gif het weiter" (gieb es weiter). Die große Kumme ging nun der Reihe nach herum, bis zu des Herzogs Nachbar zur Linken. Dieser trank, gab aber dem Herzog durch Blick und Mienen zu verstehen, daß derselbe nichts abkriege, und ließ die Kumme wieder zurückwanderu mit den Worten: „Na lat et wedder so herum gähn," und das Gefäß ging wieder links herum, bis zu des Herzogs Nachbar zur Rechten. Dieser trank und gab cs zurück, mit lallender Stimme sprechend: „Na lat het wedder so herum gähn." Da sprang der Herzog auf, riß seinen Oberrock auf und zeigte sich in Uniform, den Stern auf der Brust. Mit donnernder Stimme gab er sich den Erschrockenen als ihren Laudcsherrn zu erkennen, hielt ihnen eine derbe Strafpredigt über ihre Lüderlichkeit und drohte ihnen mit strenger Strafe, wofern sic nicht Massen würden von ihrem Ungehorsam und sündigen Leben. Dann schlug er seinen Nachbarn zur Rechten so hinter die Ohren, daß ihm die Zähne wackelten und sprach: „Gif het weiter." Dieser gehorchte, aber der Folgende zögerte ungewiß und wußte nicht, was er thun sollte. Da zog der Herzog seinen Degen heraus, schlug auf den Tisch und rief: „Rasch immer weiter gegeben; wer langsam ist, dem greife ich mit dem Degen unter die Arme." Diese entscheidende Sprache und der blitzende Degen erfüllte die guten Leute mit einem wunderbaren Eifer, den Befehl des Fürsten aus Leibeskräften zu Vollstrecken. Die Ohrfeigen wunderten klatschend von Kopf gU Kopf um den ganzen Tisch, bis zu des Herzogs Nachbar zur Linken, und kaum hatte dieser die seinige auf den linken Backen erhalten, so verabreichte ihm der Herzog eine zweite auf den rechten Backen, mit der Weisung: „Na lat et wedder so herum gähn." Die Ohrfeigen wandelten nun zurück, zu des Herzogs Nachbar zur Rechten: da schlug der Herzog diesen zum zweiten Male hinter die Ohren und sprach: „Na lat et wedder so herum gähn." Nachdem er dieses Exerzitium ein halbes Dutzend Mal hatte durchwachen lassen, stand er auf, wiederholte nochmals seine Ermahnungen, und ging von dannen, jene Sanfbolde in der tiefsten Rührung zurücklasscnd. Ihre Wangen