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glühten in der schönsten Purpurröte, schöner als der reichlichste Genuß des Branntweins oder die innigste Audachtsglut sie hätte malen können, ihre Ohren waren durch das vorgenommene Experiment wohl- thätig erschüttert, hinlänglich aufgeräumt und weit geöffnet zur fruchtbaren Auf­nahme von Gottes Wort; die wackeren Leute sollen darauf die fleißigsten Kirchen­gänger im Lande geworden sein.

Eine Kohenzoll'ern'sche Hoöak- Keschichte.*)

Von Robert von Hagen-

Weißt Du, lieber Papa", so hörte ich kürzlich ein fünfzehnjähriges Bürschchen seinen Vater, einem Berliner Fabrikanten, allen Ernstes die Vorstellungen machen: Mit 20 vlL Monats-Taschengeld kann ich unmöglich auskommeu; nicht wahr, lieber Papa, Du legst noch 10 ^ zu?"

Bei dieser Gelegenheit fiel mir eine Episode aus dem Jugendleben des ver­storbenen Prinzen Albrecht (Vater) ein, welche einen gewichtigen Beleg für die Bedürfnislosigkeit der Jugend noch vor etwa zwei Menschenaltern, insbesondere aber einen schönen Beweis für die Ein­fachheit und Bescheidenheit, in welcher die Mitglieder unserer Herrscherfamiiie von jeher erzogen wurden, giebt.

Unsere meist frühreife Jugend mit di­versen Liebhabereien und Ansprüchen, ins­besondere vielleicht das oben erwähnte Herrchen, möge sich ein Beispiel daran nehmen.

Prinz Albrecht (Vater) pflegte seine Sonntage, an denen er von Lektionen und Arbeiten frei war, auf der Pfaueninsel bei Potsdam zuzubringen, woselbst er mit einem ihm an Jahren gleichen Neffen des dortigen Hofgärtners Fintelmann, dem

jetzt noch lebenden Kaufmann L..

eine innige und durchaus jedem Cermoniell fernliegende Freundschaft geschlossen hatte. Prinz Albrecht war dieser Freundschaft aber auch in mancher Hinsicht bedürftig, denn während sich der junge L. eines allerdings selbst für damalige Zeiten nur sehr spärlichen Taschengeldes von einigen Groschen monatlich sowie einer verhältnismäßigen Freiheit seiner Dispo­sitionen darüber erfreute, wurde der junge Prinz, ebenso wie seine Geschwister, so streng und so knapp an Geld gehalten, daß er fast nie einen Groschen besaß und über das, was er gelegentlich als Taschen­geld erhielt, einer Kontrole unterworfen war, die es ihm unmöglich machte, auch nur über einen Groschen anders als unter Vorwissen und Zustimmung seines Hof­meisters zu disponieren.

Natürlich rauchte der Prinz, wie be­kanntlich alle jungen Herren dieses Alters damals und heut, nur mit dem Unter­schiede, daß heut ein Quintaner mehr Geld dafür anzuwenden im Stande ist, als dazumal ein junger Prinz überhaupt auszugeben hatte. Wegen der heimlichen Sonntagsnachmittags-Cigarren" für ihn und den Pfälzer Kameraden L. war denn auch oft die Verlegenheit des jungen Prinzen

*) Aus der empfehlenswerten Sammlung: Aus dem Privatleben unseres Kaiserhauses", (Berlin. Jul. Bohne).

groß und meist vermochte nur der mit einigen ergiebigen Connaissancen ausge­rüstete Spielgenosse Rat, das heißt näm­lich einen oder zwei Groschen zum An­kauf heimlicher Cigarren zu beschaffen; das edle Pfülzerkraut wurde dann in den ent­legensten Gartenwegen gemeinschaftlich auf­geraucht, und seinen Anteil an den Un­kosten blieb der Prinz so lauge schuldig, bis ihm das Glück einmal etliches Bares in den Schoß warf und ihm dadurch er­möglichte, seine Schuld abzutragen.

(Fortsetzung folgt.)

Aus der Schaubude. Direktor: Hier meine Herrschaften sehen Sie lauter' seltene Sehenswürdigkeiten, die ich mit großen Kosten erworben habe. Dieses große Skelett hat dem Fische gehört, welcher den Propheten Jonas verschlungen hat. Dieser altertümliche Degen, ist derjenige, mit welchem Bileam seinen Esel durch­stechen wollte" ... Stimme aus dem Publikum:Bileam hat gar keinen Degen gehabt, hat sich nur einen gewünscht!" Direktor:So ist es der Degen, welchen er sich gewünscht hat!"

Entfernung der Feuchtigkeit aus Zimmern neugebauter Häuser. Um den Zimmern neugebauter Häuser die ihnen noch lauge anhaftende, für Bewohner und Meubles gleich nachteilige Feuchtigkeit und den unangenehmen Kalkgernch zu benehmen, wird das einfache Mittel empfohlen, ein Becken mit glühenden Holzkohlen oder Coaks in den verschlossenen Zimmern aus­

brennen zu lassen und dann die Räume zu lüften. Es kommt nämlich nur darauf an, in die Wohnung möglichst viel Kohlen­säure zu bringen, welche das m den Wänden befindliche Wasser verdrängt und als Wasserdampf entweichen läßt. Die Verbrennung von je 6 Pfd. Kohlen an zwei oder drei aufeinander folgenden Tagen ist genügend, um die Entwässerung des Kalkes einer mittleren Wohnung zu be­wirken , und macht dieselbe nach dem- nächstiger Lüftung ohne Nachteil bewohn­bar.

Ein Licht die ganze Nacht hin­durch brennend zu erhalten. Ein mattes Licht, wie es z. B. bei Krankheiten so wünschenswert, kann man ohne weiteres durch eine Kerze erlangen. Man braucht nur so viel feingepulvertes Kochsalz um den Docht herumzulegen, daß es bis an den schwarzen Teil des Dochtes reicht. Das Licht brennt nur mit schwacher gleich­mäßiger Flamme und so langsam ab, daß ein kleines Stück für die ganze Nacht hin­reicht. Petroleumlampen tief herabge­schraubt brennen zu lassen, ist für Ge­sunde und Kranke gefährlich, weil dann der Docht fortwährend raucht und das Zimmer mit schädlichen Gasen anfüllt.

Auflösung der Rätsels in Nr. 78.

Parnaß.

Goldkurs der K. Staatskassenverwaltung

vom 15. Mai 1884.

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Ssmnrevdienst 1884. (Ab 20. Mai.)

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.