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Mitglieder mit 264 c//6 Jahrescinnahme zählte. Von Jahr zu Jahr steigerten sich beide Zahlen. Bei der Gen.-Vers, in Lübeck wird der Antrag gestellt werden, daß der Vorstand der Gesellschaft in Bremen sür alljährlich stattfindcnde Vor­träge über das Rettnngswesen znr See re. sorgen solle. Auch sollten die Ergebnisse der Sammelbüchsen alljährlich bekannt ge­geben werden, In Württemberg gieugcn im verfl. Jahre 271 durch dieselben ein. Es befinden sich 36 Bertreterschaften im Lande.

fZürich-Stuttgarts Es wurde s. Z. bei Besprechung der Vorteile der Böblinger Bahn öfter hervorgehoben, wie durch dieselbe eine wertvolle rasche Ver­bindung Stuttgarts mit Zürich hergestcllt werde. Unter anderem wurde damals auf die Möglichkeit hingewiesen, in einem Nachmittage von Zürich nach Stuttgart zu gelangen. Dies ist jetzt in muster- giltiger Weise erreicht: wenn man Zürich um 2 Uhr 30 nachmittags verläßt, ist man abends um 11 U. 15 in Stuttgart.

-S. M.)

Ans den württemb. Staats- u. Privat­bahnen tritt am 20. Mai die durch Ent­schließung des K. Ministeriums der aus­wärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Berkehrsanstalten, vom 19. März festgestellte So mmerfahrordnun g für 1884 in Kraft.

Ulm, 14. Mai. Kaum hat die Bade­saison begonnen und schon hat die Donau ein Opfer gefordert. Der Schüler der Obcrrealschule hier, Albert Hehr von Geis­lingen, ein hoffnungsvoller Jüngling, ist, wie das Ulmer Tagblatt meldet, gestern nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr 300 Meter unterhalb der Militärschwimmschule ertrunken. Wohl wurde der Kampf des Ertrinkenden mit den Fluthen bemerkt und sofort ein Kahn bemannt, um ihm Hilfe zu bringen; aber cs war zu spät, selbst der Leichnam konnte nicht mehr aufge­funden werden.

Tübingen, 12. Mai. Die katholisch­theologische Fakultät hat durch Diplom vom 10. d. Mts. den Prof. Keppler, Dozenten der ncutestamentlichen Exegese an derselben Fakultät zum Doktor der Theologie llonoris causa ernannt.

Im Orte Weiler blieb ein drei­jähriges Mädchen allein in der Stube zurück, während Vater und Mutter im Hause beschäftigt waren. Auf dem Tisch brannte ein Licht, welchem das Kind zu nahe kam. Seine Kleider fiengen Feuer und als die Eltern in das Zimmer eilten, war die Kleine bereits so jämmerlich ver­brannt, daß es nach kurzer Zeit starb.

(Schw. M.)

Heilbronn, 13. Mai. Nach jahre­langem, standhaft ertragenem Leiden ist gestern abend 7 Uhr der hiesige Obcramts- arzt, Medizinalrat Dr. v. Hvering, 71 Jahre alt, im Kreise seiner Familie ver­schieden. Unsere Stadt verliert in dem Verstorbenen einen ihrer hervorragendsten Aerzte, einen Mann, der namentlich auch in Zeiten der Gefahr, bei Epidemien w. mit unerschütterlicher Hingebung und Aus­dauer seines Berufs waltete. (S. M.)

Am 13. Mai waren es 350 Jahre, daß der schwergeprüfte Herzog Ulrich von Württemberg, den der schwäbische Bund

Vertrieben hatte, mit Hilfe des Landgrafen Philipp von Hessen seine Gegner in der Schlacht bei Lanffen a. N. besiegte und als Herrscher wieder in sein Land, mit dem Kaiser Karl V. 1530 seinen Bruder Ferdinand belehnt hatte, cinzog. In der kleinen, freundlichen Neckarstadt wurde der Jahrestag der für Württembergs Fürsten­haus und Volk bedeutungsvollen Schlacht unter allgemeiner Beteiligung in echt vaterländischer Weise begangen. Bon nah und fern waren die Festgäste erschienen. Im Aufträge des Königs nahm Prinz Wilhelm an der Feier Teil, ferner sämt­liche Minister, der Gesamtvorstand des württembergischen Kricgerbnndes, mit Prinz Weimar an der Spitze, Vertreter der größeren Städte des Landes, der Militär- und Zivilbehörden.

Ausland.

Der Friedensschluß mit Chin a. DieAgenee Havas" meldet über den zu Tientsin abgeschlossenen Vertrag: Von China wird das Protektorat Frankreichs über Tonkin und Annam anerkannt. Ein über den Handelsverkehr besonders abzn- schließcnder Vertrag soll dem französischen Handel die Provinzen Uunnan, Kuangsi und Canton eröffnen. China wird sofort seine Truppen aus Tonkin zurnckziehen.

Miszellen.

Krack und Manka.

Von Friedrich Triebet.

(Fortsetzung.)

Die Aufmerksamkeit sämtlicher An­wesenden wurde jetzt durch einen längeren Toast des Herrn Bürgermeisters in An­spruch genommen. An die Verwechselung von Frack und Manka anknüpfend, erging er sich zunächst in einer Schilderung der Bckleidungsverhältnisse der Gründer von Nirgendheim, Pfahlbauern keltischer Ab­stammung, beschrieb dann die Bärenseele der einwandernden Germanen, um später eine gründliche Darstellung der geschlitzten Trachten des Mittelalters vorznnehmen. Elise konnte während dessen unbemerkt folgende Bleistift-Notizen lesen:

Nachmittagsdienst: Bon 3 bis 4 Uhr Werbeausstellung, Durchsicht der Putzzenge; von 4 bis 5 Uhr theoretischer Unterricht über Scheibenschießen. Um 5 Uhr Parade- Anzug bereit, Zschapka, Glacehandschuh, um Elisen's Hand anhaltcn.

Um 7 Uhr im Klub Verlobung pro­klamieren. Um 10 Uhr Quartier- und Stall-Revision."

Niemand bemerkte, wie Elise totenbleich und dann wieder purpurrot wurde. Schein­bar mit dem Papier spielend, wendete sie cs geschickt so, daß es hernntersiel und unbemerkt von ihr bei Seite geschafft werden konnte. Dann warf sie einen langen und tiefen Blick auf Uhdemanu, welcher gleich den klebrigen seine Auf­merksamkeit auf den unermüdlichen Sprecher richtete, der soeben mit den Ledcrkollcrn der Pappenheinrschen Kürassiere fertig ge­worden.

Wie Alles in der Welt nahm auch der Tonst des Bürgermeisters ein Ende und die schon zu lang gefesselte Tanzlust der Jugend durfte sich bald nachher von

Neuem frei entfalten. Erst gegen 2 Uhr des Morgens trennte sich die Gesellschaft.

Als der letzte Gast verschwunden war, die Dienerschaft anfträumend hin und her­ging, und Amolie als tüchtige Hausfrau mit strengem Auge die letzten Arbeiten musterte, fanden sich Vater und Tochter im hintersten Zimmer zusammen.

Herzlichsten Dank für den heutigen Ball", sagte Elise, den alten Herrn zärt­lich umarmend.Ich bin so glücklich und zufrieden, wie noch nie!"

Sieh, sieh, du kleiner Schelm!" lächelte der Vater.Wie steht cs denn auf der linken Seite? He? Wer hat denn den Sieg davon getragen?"

Ach, Papa! Ich kann dir dies heute nicht sagen. Vielleicht morgen! Aber so viel weiß ich schon, er kommt nicht im Frack, sondern in der Ulanka. Gute Nacht mein lieber, guter Papa!" und nach ein paar herzlichen Küssen auf den grauen Schnurrbart verschwand Elise in ihr Schlafzimmer.

Also doch! Na, das freut mich!" schmunzelte der Oberst stillvergnügt.Aech- tes Soldatenblut! War mir schon bange wegen der Störung, gefiel mir selbst nicht recht, aber immerhin! Königlicher Dienst geht vor Vergnügen. Hm, hm! Was wird meine Alte sagen? Na, hoffe, wird sich zufrieden geben. Kohling hat sich zu sehr blamirt, wäre nie mein Schwiegersohn ge­worden. Aber nun zu Bett, ich bin doch müde geworden."

Endlich war die Frau vom Hause auch so weit, daß sie sich in's Schlafzimmer zurückziehen konnte. Sie traf Elisen be­reits im Bett, aber noch nicht schlafend, und nahm nun Gelegenheit, ihr Herz anszuschütten.

Nein, es ist unbegreiflich von diesem Bandweben, hätte mit seinem Diensteifer beinah den ganzen Ball verdorben, der Mann wird nie mein Schwiegersohn. Hörst du, Elise? Da ist der Baron doch ein anderer Mann. Es ist Wohl wahr, die Sache mit dem Toast machte keinen schönen Eindruck, er hat sich ein wenig blamirt, aber ich glaube, dies war von Bandweben Alles heimlich erst angestellt. Ihm traue ich das zu. Den darfst du nimmermehr heiraten. Hörst du Elise? Ich glaube, sie schläft schon."

Ja, Mama", sagte Elisa halb im Schlafe.Im Frack war er auch so schön als wie"

Als wie der Rittmeister", siel die Mama ein.Du hast ganz Recht, mein Kind! Er sah sehr schön aus, und dann bedenke, Rittergutsbesitzer, solide Existenz!"

Ach ja!" antwortete Elisa schon halb im Traume.Rittergutsbesitzer ist er! Und er war so schön im Frack ich nehme keinen Andern; ich liebe ihn! Ach ja!" und sanft war sie eingeschlummert.

Dem Himmel sei Dank! Das Hütte ich erreicht", sagte Amelie und löschte das Licht aus.

(Schluß folgt.)

Kin Hag auf einem deutschen Kriegsschiff.

Von v. Henk.

(Schluß.)

Wenn irgend die Umstände cs ge­statten, erhalten die Leute l'/s Stunden