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Nun! interessanter wäre dies jeden­falls, als die langweiligen Vorträge des Herrn Baron v. Kohling über National- Oekonomic, Finanztabellen und Verbrecher- statistik! Na! liebes Kind, wir wollen uns nicht ereifern. Die Hauptsache bleibt doch immer, ob Elise will. Hab ich nicht Recht, Alte? komm gieb mir die Hand!"

Ja! Ja! Du hast ganz Recht! ant­wortete Anivlic, nahm sich aber im Stillen vor, ihre Tochter ernstlich zu ermahnen, dem Baron recht freundlich entgegen zu kommen.

Da ertönt die Glocke! man hört die Thür öffnen, Fußtritte, Rauschen seidener Kleider. Frau v. Berg wirft eineu letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Der Oberst rückt seine weiße Cravatte, schielt nach den Ordensbändern und beide Ehe­gatten legen ihre Gesichter in die verbind­lichsten Falten.

Die ersten Gäste erschienen, gegen­seitige Complimente; der Herr Bürgermeister mit Frau Gemahlin, der Herr Oberamts­richter mit Töchtern, Frau v. Hohensiern mit Schwestern und Nichten u. s. w.

Knixe rauschen und Verbeugungen er­folgen , dazwischen Säbelgeklapper und Sporengeklirr seitens der Ulanenosfiziere, sowie einiger Husaren und Artilleristen aus den benachbarten Garnisonen.

Der Saal ist schon ziemlich gefüllt, da tritt aus einem Seitenzimmer, wie die Sonne aus dunklen Wolken, Elise, die Tochter des Hauses.

Der Leser erspare uns ihre nähere Beschreibung. Sie war eben jung, schön, liebenswürdig und selbstverständlich in der elegantesten und geschmackvollsten Ball­toilette, wie sie die kühnste Phantasie einer Sachverständigen nur zu erfinden vermag.

Alles ist entzückt von ihrer Anmut, mit der sie Jedem und Jeder (!) zu be­gegnen weiß, und die Blüte der Ritter­schaft drängt sich, ihr Huldigungen dar­zubringen, aber sie hört nur mit halbem Ohr auf alle die schönen Worte, welche man ihr zuslüstert, die Augen schweifen nach r«hlL,uud links und scheinen etwas zu suchen. -

Plötzlich deckt ein glühendes Rot ihre Wangen, denn eine bekannte liebe Stimme hat ihr Ohr getroffen, sie wendet sich, scheint einen Moment etwas befremdet, ruft aber dann gleich im herzlichsten Tone: Für den Augenblick habe ich Sie nicht gleich erkannt, das ist aber sehr liebens­würdig von Ihnen, uns diesen Abend noch zu schenken!" und dabei streckt sie freude­strahlend Uhdemann die niedliche Hand entgegen, auf welche sich dieser ganz ent­zückt niederbeugt.

Er hatte sich schon eine wohlgesetzte Rede zurechtgelegt, durch welche er sein Erscheinen im schwarzen Frack motivieren wollte, aber jetzt fühlte er, daß dieselbe unnötig sei.

In diesen schönen Augen las er deut­lich: Du bist mir willkommen, gleichviel in welchem Kleide.

Die Eingeladenen waren sämtlich er­schienen, im Nebenzimmer hörte man be­reits die Akkorde von Streich- und Blas- Jnstrumcnten, welche zum Tanz aufspielen sollten. Die Engagements waren abge­schlossen, die ersten Serien von Thee mit

Backwerk bereits absolvirt und Premier- Lieutenant von Schroten, der niattro cko Misst' und Bortänzer, erwartete von der Gnädigen nur das Zeichen zum Beginne des Balles. Doch diese blickte immerzu nur erwartungsvoll nach dem Eingänge und hörte kaum, wie der Herr Gemahl ihr wiederholt zuflüsterte:Ich dächte, liebe Amelie, wir fingen an!"

Aber lieber Theodor! Es fehlen ja noch verschiedene Gäste. Ich vermisse den Rittmeister und dann"

Wie mir Schroten soeben mitteilte, entgcgnete der Oberst, ist Bandwcbcn ins Stabsquartier zum Kriegsspiel gefahren. Er wird aber spätestens um 9 Uhr zurück sein. Der Bursche ist gleich nach dem Bahnhof bestellt. Er läßt sich einstweilen durch Schroten entschuldigen, also auf ihn brauchen wir nicht zu warten."

Nun ich finde das nicht sehr höflich", meinte Amölie gereizt,heute gerade nach L... zu reisen."

Aber ich bitte dich, Amelie. Bedenke zum Kricgsspiel, da darf Bandweben nicht fehlen. Also! Allons! Fangen wir an. Ich werde Frau von Döbern zur Polo­naise engagieren; du tanzest mit dem Herrn Bürgermeister!"

.Fortsetzung folgt.)

Kin Hag auf einem deutschen Kriegsschiff.

Von v. Henk.

lieber das Leben zur See sind bei denLandratten" oft sehr seltsame Vor­stellungen im Schwung, trotzdem die Teil­nahme für unsere junge Seemacht in den letzten Jahren sehr gestiegen ist. Da wird es denn nicht ohne Interesse sein, folgende Mitteilung zu lesen, die wir einem Aufsatz des Admirals von Henk in derInter­nationalen Revue über die gesummten Armeen und Flotten" entnehmen.

Der Dienst ist für jeden Tag der Woche Vormittag und Nachmittag im Hafen und in See vorgeschriebe«, jedoch steht es dem Kommandanten frei, wenn dringende Ver­hältnisse es erheischen, zeitweise hiervon abzuweichen. Ebenso sind für jede Stunde täglich die Exereitien und Beschäftigungen rc. bestimmt. Wählen wir z. B. zur Schil­derung einer Tageseinteilung den Freitag in See an Bord der PanzerfregatteKönig Wilhelm", indem wir die Details des Schiffes voranschicken.. Die Länge beträgt 109 Mir., die Breite 18 Mkr. der mittlere Tiefgang 7,75 Mtr., die Tragfähigkeit 5939 Tonnen ä 1000 Kg. Die Armierung be­steht ans 18 Stück 24 Cm. und 5 Stück 21 Cm. Krupp'schen Hinterladern, die Panzerstärke bis zu 26 Cm. Waizeisen- plattcu. Die Schraubenmaschine hat 8000 iudizirte Pferdekräfte, welche dem Schiffe eine mittlere Fahrgeschwindigkeit von 14 Knoten (3'/s geographischen Meilen pro Stunde) geben. Das Schiff ist außerdem mit einem doppelten Boden versehen, hat zu beiden Seiten bis zum Batteriedeck eine zweite Wand, so daß die Armierung, Maschine und Vorräte sich gleichsam inner­halb eines wasserdichten Einsatzes des Schiffskörpers befinden. Der Höhe nach besteht das Schiff aus drei Etagen (Decks): 1) Das Oberdeck. Auf demselben befinden

sich außer den Ladungsgeschützcn und Torpedomitrailleussen (Hotschkißkanonen) zwei 21 Cm.-Geschütze in zwei gepanzerten Halbtürmeu und der Kommandobrücke und zwei gleiche Geschütze unter der Back hinter einem Panzerschilde, lieber dem Deck ragt die Bemastung, das Bugspriet und die Schornsteine hervor; vier Decks- resp. Torpedoboote stehen auf demselben, die übrigen hängen an Krähnen außerbordS. Eine Ankerwinde, das doppelte Steuerrad, das Kartenhaus und Reservespieren be­merkt man dort gleichzeitig; den oberen Teil der äußersten Bordwand bilden die sogenannten Fiuknetzkasten, in welchen die Hängematten der Mannschaft während des Tages ausbewahrt werden.

2) Das Batteriedeck. Dasselbe ist der Länge nach durch zwei gepanzerte Quer­wände in die Kasematte, die Bor- und Achterbatterie eingeteilt. Die Kasematte umfaßt das Geschützemplaccment, neun 24- Cm.-Stahlgeschütze auf Rahmenlafetten stehen auf jeder Seite; den Hinteren Teil der Kasematte bilden zwei Lazarethe für Friedenszwecke, während sich am Hinteren Panzerschott mitschiffs das Gefechtsruder liebst Steuerkompaß befindet. In dem vorderen Teil der Kasematte sind die Küche, ferner eine zweite Ankerwinde, sowie Ein­richtungen zum Laneiereu von Torpedos ausgestellt. Zwischen und vor den Ge­schützen befinden sich Tische, Bänke und Spinde für Backutensilien, Eßgerät der Geschützmannschaften, an den Decksbalken Hängematthaken, da die Batterie als Schlafraum für einen Teil der Mann­schaft dient. Vor dem Panzerschott be­finden sich die Beenugen zum Festlegen der Ankerketten; zu beiden Seiten die Latrinen.

(Fortsetzung folgt.)

Memoiren eines Ehemannes. Die Frau tritt zu ihrem am Schreibtische sitzenden Gemahl und fragt:Was schreibst Du denn da, mein liebes Männchen?"

Ich arbeite an meinen Memoiren."

So, hast Du denn darin auch mich nicht vergessen?"I bewahre; ich habe Dich als die Sonne meines Lebens hingestcllt und bin gerade bei der Schil­derung der Tage, die Du mir besonders heiß gemacht hast."

Neugierig. Der Kasperbauer hat mit einem Fruchthändler zum crstenmale eine Flasche Champagner getrunken, und sagte nun:Jetz' möcht' e gar nex wisse, als wia se dcan Wei' do 'nei'g'sperrt hent, wo-n-er doch so gar net driune bleibe will!" (V. a. Schw.)

Gotdknrs der K. Staatskassenverwaltung

vom 8. Mai 1884.

20-Frankenstücke: . . . 16 vlL 16 L

Wie die Zeiten eilen!

Hrn. H. in N.in

freundlicher Erinnerung an ^ den hente vor 25 Jahren hier posto rostanto Ein- zug herzlichen Gruß von einem alten Freunde.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.