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der Realschule innegchabten Räumlichkeiten für ihre Zwecke noch drei Schulhäuser in verschiedenen Gegenden der Stadt gebaut werden. (S. M.)
Württemberg.
Bekanntmachung betreffend das Ergebnis der Wahl der Beiräte der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.
Die Abteilung der Beiräte der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel besteht für die nächsten drei Jahre aus den nachgenanuten Mitgliedern:
1) Vorstände der Handels- und Ge-
werbekammeru:
Herren Geh. Hvfrat Dr. I. v. Jobst in Stuttgart, Fr. v. Rauch, Fabrikant in Heilbronn, Kommerzienr. Lamparter in Reutlingen, C. D. Magirus, Fabrik, in Ulm, Kommerzienrat Julius Stalin in Calw, Kommerzienrat Karl Zöppritz in Mergelstetten, Peter Kutter, Schönfärber in Ravensburg, Kommerzienrat Max Dutten Hofer in Rottweil.
2) Durch die Handels- u. Gewerbe-
kammer gewählte Beiräte:
Herren Kommerzienrat Fr. Sick in Stuttgart, Kommerzienrat H. Frank in Ludwigsbnrg, Kommerzienrat L. Lin ! in Heilbronn, Louis Gminder, Fabrik, in Reutlingen, D. Förstler, Fabrikant in Ulm, Ferdinand Schmidt, Fabrikant in Neuenbürg, H. Hähnle, Fabrikant in Giengen a./B., Kommerzienrat Chr. Springer in Jsny, Georg Teufel, Kaufmann in Tuttlingen.
Stuttgart den 27. März 1884.
K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.
Gau pp.
Gegen Mitte Mai oder Anfang des Monats Juni 1884 wird ein weiterer sechsmonatlichcr Lehrkurs für Krankenpflegerinnen im städtischen Krankenhausc in Heilbronn beginnen.
Derselbe ist in der Weise kostenfrei, daß die Schülerinnen keine Vergütung für Unterricht, Kost und Wohnung zu leisten haben und ihren Reiseaufwand ersetzt erhalten.
Die Zulassung zu dem Kurse wird an die Bedingung geknüpft, daß die Be- werbinucn die Verpflichtung übernehmen, bei eintretendem Kriegsfall sich der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins zur Verwendung auf dem Kriegsschauplätze oder in den außerhalb desselben liegenden Kriegslazarethen in und außerhalb Württembergs zur Verfügung zu stellen.
Am Schluß des Kurses werden Schülerinnen, welche sich als tüchtig erwiesen haben, auf Kosten der Central- leituug mit den nötigen Instrumenten versehen.
Hinsichtlich eventueller Versorgung der ausgebildetcn Pflegerinnen im Fall des Eintritts ihrer Dienstunfähigkeit wird auf das Versorgungsstatut vom 10. Dezember 1879 (Blätter für das Armcnwesen Nr. 8 von 1881) hingewiesen.
Anmeldungen für den neuen Kurs sind längstens bis 25. April dieses Jahres an die Centralleitung des Wohlthätigkeits- Vereins oder an Herrn Medizinalrat I)r. Höring in Heilbronn zu richten unter Anschluß amtlicher Nachweise über Alter und Leumund, eines ärztlichen Zeugnisses über die körperliche Tüchtigkeit, sowie einer
Aenßernng des gemeinschaftlichen Amtes über intellektuelle Befähigung und moralische Qualifikation der Bewerberin.
Von denjenigen Bewerberinnen, welche sich schon vor gegenwärtiger Bekanntmachung angemeldet haben, wird eine neue Erklärung nicht erwartet.
Die Nr. 6 des Regierungsblatts für das Königreich Württemberg, ausgegeben den 9. April, hat folgenden Inhalt: Verfügung des Finanzministeriums, betreffend den Spielkartenstempcl. Vom 17. März 1884. —Verfügung des Steuerkollegiums, betreffend die Umlage der Grund-, Gefall-, Gebäude- und Gewerbesteuer für das Etatsjahr 1. April 1884/31. März 1885. Vom 4. April 1884.
Am 12. April wurde von der evangelischen Oberschulbehörde
die 6te Schulstelle in Aalen dem Schullehrer Kling eilst ein in Neuenbürg,
die Schulstelle in Gaisthal, Bez. Neuenbürg. dem Schnlamtsverweser Bender daselbst übertragen.
Stuttgart, 15. April. Der gestrige letzte Tag der Gartenbau - Ansstellung war ziemlich stark besucht, insbesondere von Leuten, die vom Lande gekommen. Das Ergebnis der Ausstellung hat den Erwartungen nicht ganz entsprochen. Die größte und gehaltvollste Ausstellung, die im Lande je gezeigt worden, hat eine Einnahme von ca. 5000 zu verzeichnen; dieser steht eine Ausgabe von ca. 7000^ gegenüber. Durch den Ertrag der Lotterie wird das Defizit nur unbedeutend verringert. — lieber Ostern hatten die Offiziere des Ulanenregimcnts Besuch von Kameraden vom 7. Ulanenregiment in Saarbrücken. Die Tour von Baden-Baden über Wildbad nach Stuttgart wurde in einem Tag zu Pferd znrückgelegt. Heute früh 7 Uhr haben die Herren vom Hotel Marquardt aus den Rückweg angetrcten. Der erste Tagesmarsch soll bis Freudenstadt ausgedehnt werden. (S. M.)
Cannstatt, 14. April. Heute Nachmittag 1 Uhr wurde das Volksfest mit Bazar eröffnet. Schnell füllten sich die weiten Räume des Kursaals und gleich zum Anfang wurde dem Volksfest eine Freude und Ehre zu Teil, auf die man bei der ungünstigen Witterung nicht zu hoffen gewagt hatte — der Besuch Ihrer Majestät der Königin.
Ein Gedenktag. Am13.Mai d. I. werden es 350 Jahre, daß die historisch berühmte Schlacht bei Lauffeu a. Neckar geschlagen wurde, nach welcher der Sieger, Herzog Ulrich von Württemberg, wieder von seinem Land Besitz ergriff und den evangelischen Glauben einführte. Zur Erinnerung an diesen Tag haben die bürgerlichen Kollegien von Laufen denselben festlich zu feiern beschlossen. Es wurde ein Comite ernannt und demselben ein Beitrag von 1000 vlL zur Verfügung gestellt, um weitere Schritte zu thuu, besonders soll an das württembergische Königspaar die Bitte gerichtet werden, sich bei dem Feste vertreten zu fassen.
Auslan d.
In Cincinnati, Chicago, St. Louis, Kansas City, Indianapolis, Milwaukee
und Louisvillc ist zusammen in der verflossenen Saison das Fleisch von 3,867,485 Schweinen gegen 4,450,940 in derselben Periode des Vorjahrs eingepökelt worden, eine Abnahme für dieses Jahr von 583,455 Schweinen. —Die Schweine-Cholera grassiert in Arlington, Mass., und Umgegend in ausgedehntem Maßstabe. Von 600 Schweinen auf einer Farm sind 200 der Seuche zum Opfer gefallen, uud andere Farmer haben die Hälfte der Schweine verloren.
MiMllcn.
Aie neue Houvernanle.
Novelle von Emil Mario Vacano.
(Fortsetzung.)
Er faßte ihre Hand und dann zugleich das Bracelet und mit diesem ihren Arm, und sein dunkles Auge schimmerte von dem altertümlichen Schmuck hinüber auf ihr feines, zartes Gelenk. „Wie prächtig!" murmelte er. „Wissen Sie, Gräfin, daß meine Neugierde nach diesem Antiqnitäten- bijon eigentlich eine Finte war? „Uns ruso", wie Paris in der Lollo Uelono sagt? Ich wollte eine Gelegenheit haben, Ihre schöne Hand ganz in der Nähe bewundern zu dürfen!" Er sagte das in seiner höflichen, chevaleresken Manier, mit den Weichen Gaumenlauten seines südlichen Accents und mit jener leichtverschleierten Stimme, welche dem Manne immer ein unbeschreiblich müdes, und dadurch unwiderstehliches nir verleiht.
„Wirklich?" sagte Gräfin Nesti ganz laut und machte frohe Augen, wie ein geschmeicheltes Kind. „Wissen Sic, daß das eine Perfidie ist? Und übrigens hätten Sie dieser Ausrede kaum bedurft. Habe ich Ihnen denn verwehrt, meine Hand zu bewundern?"
Es lag etwas unbeschreiblich Naives in diesen Worten und in dieser Weise, wie Gräfin Nesti dieselben sprach. Sie mar so ganz ohne Koketterie, so wehrlos unbefangen daß der schöne Fürst fast verlegen wurde. Hatte sie denn sein Com- pliment nicht verstanden? Diese Verlegenheit wich aber seiner alten heitern Leichtlebigkeit, als er des Grafen Aquliu ansichtig wurde, der am Ende der Terasfen- Wiese eben einem Diener einen Befehl gab. „Oll, cko ZrLee, eoints!" rief er laut durch das Abendglühen hinüber; und wie Graf Aquilin näher kam, setzte er hinzu: „Ich bin eben im Streite mit Ihrer Frau Gemahlin, ob ein Arm oder ein Armband mehr zu bewundern sei?"
„Jedenfalls das Armband", sagte Graf Aqulin heiter. „Denn cs muß eine Kunstfertigkeit aufweisen, um bewunderungswert zu sein. Die Schönheit des Armes aber ist kein Verdienst."
„Nicht wahr, das sage ich auch!" rief Fürst Muresti heiter, „Und ich dachte bei mir: Dieses Gut ist wunderschön, aber die Jagd auf demselben muß noch schöner sein!"
„Sie kennen die Jagd hier nicht? Aber da müssen sic hier bleiben.. Wollen wir morgen auf Vögel jagen? Die Adler schwirren hier häufig auf um diese Zeit. Die Sonne hat sie schon aufgeweckt.
„Ja, wollen Sie mich hier behalten? rief der Fürst.