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Geschäfts-Eröffnung und Empfehlung.

Einem verehrt, hiesigen und auswärtigen Publikum zeige ich ergebenst an, daß ich nnterm heutigen im Hause des Hrn. Seifensieders C. Mahler hier ein

Tapezier- und Polstermöbel-Geschäft

eröffnet habe. Indem ich mich für alle in dieses Fach einschlagende Arbeiten bestens empfehle, sehe ich gefl. Aufträgen unter Zusicherung reeller und billiger Bedienung entgegen.

Neuenbürg den 16. April 1884.

EAuStttV VvIlRII»».

Nr. 80 des praktischen Wochenblattes für alle HausfrauenFürs Haus" (Preis vierteljährlich 1 Mark) enthält:

Die Pietü von Michelangelo. Schön­schreiben. Bestand-Verzeichnisse. Ueber Asthma. Deutsche Tracht. Für Baulustige. Ausmalen von Photographien. Spiele für junge Mädchen. Wie, wo und warum? Füllrätsel. Schreibspiele. Klavierspiel. Mittelschwere Solon- stücke. Lianen. Borsdorfer Aepfel. Rhabarber. Klöppeln. Bettfedern. Rotweinflaschen mit Manschetten. Lampenbrenner von Petroleum zu reinigen. Theekessel von Kesselsteinen zu reinigen. Korbwaren aufzu- srischen. Hühneraugen. Petro­leumflecke aus beschriebenem Papier. Putzen von Messing. Tintenflecke aus schwarzem polirten Marmor. Glacehandschuhe. Gehäckelte Mieder. Erstlingsjäckchen. Mietskasernen. Butzenscheiben. Ausbessern von Tüllgardinen. Faltenhemden zu stärken. Wäschschrank. Ueber- bleisel von Stearin. Dunkelblaue Leinen- und Baumwollstoffe zu waschen. Für die Küche. Rätsel. Fern­sprecher. Echo. Briefkasten der Schriftstelle. Der Markt. An­zeigen.

Probenummer gratis in allen Buch­handlungen. Notariell beglaubigte Auf­lage 30,000. Wochenspruch:

Emsiges Ringen führt zum Gelingen, Baust Du nicht weiter, stürzt alles Dir ein.

Nimmer verzagen, frisch wieder wagen, Tröpflein auf Tröpflein durchhöhlt auch den Stein.

Aronik.

Deutschland.

Breslau, 15, April. Die,, Schles. Volksztg." will wissen, Ledochowski habe auf das Erzbistum Posen-Gnesen ver­zichtet und der Papst habe diese Re­signation angenommen. (F. I.)

Neustadt a. d. H., 14. April. Die Versammlung der Delegirten der gemäßigt liberalen süd- und südwestdeutschen Landes­parteien wurde mit einem Gruße an die so zahlreich erschienenen Vertreter eröffnet. Der Vorsitzende Reichstagsabgeordneter Dr. Buhl empfahl die vorhandenen Or­ganisationen der Landesparteien selbst­ständig fortbestehen zu lassen, jeoch eine Verbindung unter denselben zum Zwecke einer gegenseitigen Unterstützung in allen Aufgaben der Reichstagswahlen herzu­stellen.

Die Vertreter der einzelnen Länder

machten hiernach Mitteilung über die politische Stimmung im Lande, wobei sich ergab, daß die Delegirten der Landesparteien ohne Ausnahme bevollmächtigt waren, die Zustimmung ihrer Gesinnungsgenossen zur Heidelberger Kundgebung auszusprechen, wobei Oberbürgermeister Dr. Miguel mit in die Debatte Angriff. Das Ergebnis der Beratungen war die einstimmige An­nahme des nachfolgenden Beschlusses, über dessen beide Hälften gesondert abgestimmt wurde:

Die auf dem Delegirtentag zu Neu­stadt a. H. anwesenden Vertreter der nationalen und liberalen Landesparteicn in Süd- und Südwestdeutschland be­finden sich in voller Uebereinstimmung mit der Erklärung vom 23. März 1884, und empfehlen den auf dem Partei­tag zu Neustadt vertretenen Landes­parteien die geeigneten Schritte vorzu- -nehmen, um sich übereinstimmend - der Organisation der nationalliberalen Partei im Reiche anzuschlicßen.

Um halb 3 Uhr begann sodann die öffentliche Versammlung. Viele mußten sich mit einem Platze in den Ncbensälen begnügen. Nach zuverlässiger Schätzung betrug die Zahl der Anwesenden gegen 5000. Oberbürgermeister Dr. Miguel begründete in einstündiger Rede die ein­zelnen Punkte des Heidelberger-Programms, wies die Notwendigkeit des Bestehens von Mittelparteien in Deutschland nach und hoffte, daß mit deren Hilfe im deutschen Reichstage eine Mehrheit geschaffen werde, welche entschlossen ist, mit dem - Reichs­kanzler zusammen Positives für unser Volk zu schaffen, und nur da Nein zu sagen, wo es absolut nötig ist.Nicht für die Parteien, sondern für unser herrliches deutsches Vaterland wollen wir weiterhin einmütig kämpfen!"

Bankdirektor Eckhardt entrollte ein Bild der inneren Entwicklung Deutschlands seit 1848 in markigen Zügen und erklärte, die nationalliberale Partei werde gerne den ihr von links gemachten Vorwurf auf sich nehmen, in den wichtigsten Fragen des Volkswohls mit dem Schöpfer und Leiter des Deutschen Reiches gegangen zu sein.

Professor Eimer (Tübingen), erklärte, auch die Deutsche Partei Württembergs werde mit den Nationalliberalen zusammen- gehen.

Nach Beendigung des Parteitags fanden sich die Delegirten nochmals zusammen, um die Inangriffnahme der organisatorischen Arbeit zu beschließen. Einstimmig erklärten sie sich damit einverstanden, daß aus Bayern, der Pfalz, Württemberg, Baden, Hessen

und Hessen-Nassau ein Comite gebildet werde, welches die gemeinsamen Angelegen­heiten der Reichstagswahlen fördern solle.

(n. d. F. I.)

Pall Mall Gazette in England, eine auf Deutschland oft eifersüchtige Zeitung, widmet dem Fürsten Bismarck folgen­den Geburtstagsspruch: Deutschland thut wohl daran, sich über den Besitz des ein­zigen Staatsmannes in Europa, welcher weiß, was er will, zu freuen. Das ist eine Auszeichnung, einzig in ihrer Art, auf welche irgend ein Land stolz sein mag. Seit 22 Jahren ist Fürst Bismarck der erste Deutsche in Deutschland, seit den letzten 16 Jahren ist er der erste Mann in Europa gewesen und in keiner früheren Periode seiner ereignisvollen Geschichte hat er jemals eine so gebietende Stellung eingenommen, als die, welche er heute inne hat. Er hat alle seine Nebenbuhler überlebt oder gestürzt und er steht unan­gefochten und allein da ein einsamer Koloß mit einem Contiuent als Sockel... Es ist keine Kleinigkeit, aus einem anarchi­schen Continent jene große Friedensliga aufgebaut zu haben, welche, mit dem österreichisch-deutschen Bündnis beginnend, jetzt Rußland, Italien und Spanien in ihre Kreisbahn gezogen hat.

Mainz, 8. April. Wie in anderen deutschen Städten, z. B. in München und Frankfurt, wurde auch hier einSchwa­benklub" gebildet, mit dem Zweck, ge­mütliche gesellschaftliche Beziehungen zu pflegen, um zugleich im engeren Zusammen­hang zu sein mit den Vorkommnissen der Literatur, Musik, Gesellschaft u. s. w. der engeren Heimat. Als weiterer Zweck ist dabei ins Auge gefaßt, ankommendcn Landsleuten nach Lage der Verhältnisse mit Rat und That beizustehcn. Der Vor­stand besteht aus Kaufmann Hom'mcl (Präsident), Architekt Richter (Vicepräsi- dent), Zeichenlehrer Staengle (Schrift­führer), Kaufmann Louis Kemps (Kassier), Lithograph Gehrung (Beirat), Graveur Köhler (Vergnügungskommissär).

Hausen i. d. W., 10. April. In unserem oberhessischen Dörfchen ist die sparsame Gemeinde darauf verfallen, an­statt eines besoldeten Nachtwächters alle männlichen Einwohner der Reihe nach je einmal über die Ruhe des Dorfes bei Nacht wachen zu lassen. Auf diese Weise kam jeder Einwohner vom Bürgermeister bis zum Taglöhner an das Nachtwächter­amt. Als aber, wie üblich, ausgeschellt wurde:Heute hat der Herr Lehrer Nacht- wächterdieust", strikte dieser und erhob Be­schwerde beim Kreisamt in Friedberg, welches jedenfalls zu seinen Gunsten ent­scheiden dürfte. (F. I.)

Pforzheim, 10. April. Die ver­schiedenen hiesigen, die Einwohnerschaft vielfach beschäftigenden Schulhausbau - fragen haben ihre endliche Lösung ge­sunden. Für das Gymnasium und die höhere Bürgerschule (Realschule) wird das eine noch neue geräumige Volksschulgebäude eingerichtet werden, nachdem die Staats­behörde das Zugeständnis gemacht hat, für das Gymnasium einen jährlichen Miet­zins von 2000 zu bezahlen und der Stadt das Rektoratsgebäude zu überlassen. Für die Volksschulen werden neben der Verwendung der von dem Gymnasium und