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deutschen Arbeiter ist schließlich alles gut genug. Der Amerikaner will sein Stück Fleisch von frischgeschlachtetem Vieh haben und ruft nach der Sanitätspolizei, wenn er in den Metzgereien, die seinen Bedarf decken, nicht alles in Ordnung findet. Dagegen wird den großen Schlächtereien, Wurstlereien und Schmalzfabriken, die für die Ausfuhr arbeiten, durch die Finger gesehen." Das Frankfurter Journal be­merkt dazu: Letzteres ist auf alle Fälle richtig; es ist den Schmalzfabriken über­lassen, selbst auf die Reinheit ihrer Waren zu sehen, und Niemand in der Union hindert sie, schlechte Fabrikate nach Europa zu liefern. Das Raubsystem ist dort auf allen Gebieten eingerissen, und auch wohl viele Schmalzfabriken rc. verfolgen das Prinzip, eine kurze Zeit lang durch Ver­kauf schlechten Fleisches, Specks rc. einen größeren Verdienst cinzuheimsen, um dann an einem anderen Orte und unter neuer Firma dasselbe zu wiederholen, als durch reellen Geschäftsbetrieb den Ruf ihrer Branche zu erhalten. Da die Unions­regierung hiergegen keinen Schutz bietet, so hat wenigstens die Reichsrcgierung die Pflicht, Deutschland vor solchen unreellen Geschäftsmanipulationen zu bewahren.

Verschiedene secessionistische Abgeord­nete, welche freiwillig oder unfreiwillig Gelegenheit gehabt haben, sich über die Stimmung ihrer Wühler, das Sozialisten­gesetz betreffend, zu informiren, sollen zu dem Resultate gekommen sein, daß der ruhige Bürger durch die anarchistischen Schandthaten der letzten Monate in große Unruhe versetzt wurde, daß er keinen wesentlichen Unterschied zwischen Anarchisten und Sozialdemokraten einsehen will und daß er empört darüber ist, wie man un­serem greisen Kaiser, welcher doch in der Verlängerung des Sozialistengesetzes eine Bürgschaft für seine persönliche Sicherheit sieht, einen sowohl in seinem eigenen als im Staatsinteresse so berechtigten Wunsch kühl abschlagen will. Diese Abgeordneten werden sich demnach wohl hüten, gegen das Sozialistengesetz zu stimmen, wenn ihnen ihr Wahlkreis lieb ist! (F. I.)

Der Kölnischen Zeitung wird aus Berlin geschrieben:Was die vor­herrschende Stimmung in den gemäßigt­liberalen Kreisen der zur Zeit hier in der Hauptstadt tagenden parlamentarischen Körperschaften betrifft, so ist es erfreulich, wahrzunehmen, wie ungeteilt zustimmendc und beifällige Aufnahme die national­liberale Heidelberger Erklärung, welche im Laufe des gestrigen und heutigen Tages den Parteifreunden hier bekannt wurde, findet.

Pforzheim. Gründonnerstag 10. April Abends 7 Uhr wird in der Schloß­kirche ein großes Kirch e n - Co n cert stattfinden, gegeben vom Instrumental- Verein, hiesigen Herren und Damen, sowie dem evangel. Kirchenchor.

Württemberg.

Auf dem Bahnhof Stuttgart ist in der Nacht vom 27. auf 28. März in Folge unrichtigen Aufziehens einer Weiche Schnellzug Nr. 1 auf einem Gütcrzug aufgefahren, ohne jedoch größeres Unglück herbeizuführen. Die Abfahrt des Schnell­zugs hatte 20 Min. Verspätung.

Neuenbürg, 28. März.

Eine größere Anzahl Bürger und Be­wohner der Stadt Neuenbürg hatte die Absicht, durch eine gesellige Vereinigung ihrem bisherigen Stadtvorstand

Herrn Stadtschultheiß Weßinger bei dessen Scheiden aus diesem Amt nach mehr als 30 jähriger Wirksamkeit ihrer dankbaren Anerkennung Ausdruck zu geben. Von diesem Vorhaben in Kenntnis gesetzt, hat jedoch Herr Stadtschultheiß Weßinger, insbesondere aus Gesund­heitsrücksichten diese Aufmerksamkeit unter herzlichster Begrüßung seiner Mitbürger dankend abgelehnt. Dies bedauernd, können wir cs nicht unterlassen, hiermit anszusprechcn, daß sich Herr Stadtschultheiß Weßinger durch seine gewissenhafte, stets auf das Wohl der Stadt gerichtete Amts­führung und seinen biedern Charakter ein bleibendes Andenken bei der dankbaren Bürgerschaft errichtet hat und daß ihm allgemein ein ruhiger Lebensabend herz- lichst gewünscht wird. Möge er denselben noch lange Jahre in guter Gesundheit unter uns genießen.

Die Ziehung der Lotterie des Kunst­gewerbevereins ist wegen der noch in ver­schiedenen Städten zu veranstaltenden Wander-Ausstellung auf den 20. Mai ver­legt.

Reutlingen, 27. März. Nachdem seitens der Gemeindebehörden die vor­läufigen Beschlüffe wegen der Krankenver­sicherung der Arbeiter gefaßt worden find, läßt sich übersehen, wie sich die Kranken­kassen in unserem Oberamtsbezirke gestalten werden.

Thunin gen, 22. März. Folgender komische Fall, welcher einem hiesigen Land­wirt passtrtc, mag für andere zur Vor­sicht dienen. Derselbe pflügte einen Acker, wobei es lange Furchen gab. Da, wo er anfing, legte er sein Vesper, Speck und Brod, in einem Säcklein auf den Boden. Ein Rabe kam daher geflogen und nahm das Säcklein mit; da ihm die Last zu schwer wurde, setzte er sich auf den Boden, doch als man ihm zu nahe kam, flog ke­nnt seiner Beute davon und unser Bauer hatte das Nachsehen.

Oesterreich.

Budapest, 26. März. Die verhafteten Anarchisten wurden heute Morgens der Staatsanwaltschaft eingeliefert. Die weg­genommenen Briefschaften, Braudschriften und sonstigen Gegenstände füllen 3 Kisten.

Schweiz.

Bern, 26. März. DieN. Z. Z." erfährt, daß mindestens alle die dreißig ausländischen Anarchisten, welche heute noch dem VereinFreiheit" angchören, des Landes verwiesen werden sollen. Die Ausgewieseucn haben die Richtung nach Frankreich gewählt.

Ausland.

Newyork, 27. März. Nach Depesche» aus Louisiana ist Staatshilfe für die Uebcrschwemmtcn am Misstsippi notwendig, damit dieselben nicht Hunges sterben.

Miszellen.

Die neue Houvernanle.

Novelle von Emil Mario Vacano.

(Fortsetzung.)

Schön, ich verstehe!" sagte der Graf. Nun, heute Abend große Prüfung, Mirza! Mein Fräulein." Er grüßte wieder in seiner höflichsten Weise und verschwand dann mit hallenden Tritten im Corridor, von der Verwalterin empfangen und von Mirza begleitet.

Die Gouvernante blickte ihm nach, bis sie ihn nicht mehr sah, dann erst trat sie selber in den Corridor und gieng dem Pianozimmer zu. Es war, als ob der rosige, frische Schimmer seiner Wangen auf den ihrigen ein Spiegelbild hinter- laffen Hütte. Sie dachte im Gehen daran, wie die beiden Gatten nach der Abwesen­heit von Wochen einander wieder begegnet hätten und wie die Gräfin dennoch ihre Fahrt fortgesetzt habe; und sie dachte daran, wie seltsam diese Ehe sei.Sie lieben einander gar nicht", sagte sie vor sich hin, wie erstaunt. Und ein Schimmer von Freude bebte dabei in ihren Augen. Im Pianozimmer suchte sie nicht lange in den Noten. Sie griff eine Sonate von Beet­hoven heraus und legte sie auf das Pult. Sie brach aber nach den ersten Takten wieder ab, erhob sich, trat ans Fenster und seufzte tief auf. Es war, als könne sie mit aller Macht die künstliche Ruhe nicht mehr bewahren, die sie quälte, quälte wie eine unerträgliche Last.Er ist wieder da!" seufzte sie auf, ängstlich, furchtsam, klagend. Und die Gefaßtheit wich ihr aus dem Gesicht und aus den Händen wie sie mit denselben zitternd das federartige lichte Haar aus der Stirn strich. Es war, als bräche ein Sturm los in ihrem Herzen. Er ist wieder da! Ich fürchte mich! Was soll ich thun!" Sie stöhnte leise und schloß die Augen, wie um besser die frische Luft zu fühlen, welche ihre Stirn umwogte. Aber was immer es auch war, das sie plötzlich so schwanken machte: sie war ein starkes, ein klares Mädchen. Sie schloß ihre zitternden Lippen bald, und bannte die Seufzer in ihre eigene Brust zurück; und sie öffnete die Augen wieder kühn dem Anblicke der Gegenwart, und ihre Arme kreuzten sich stark über dem ruhiger atmenden Busen.Maria, Maria!" flüsterte sie Wie kommst Du mir vor! Hast Du vergessen, was Deine Pflicht ist und daß Du für nichts zu leben hast, als für Deine Pflichten? Siehst Du den Weg vor Dir nicht mehr und hast Du irgendwo andershin zu schauen, als auf eben diesen Weg? Du bist Niemanden auf Erden etwas. Du mußt leben für Das, was Du als Deine Mission anerkannt und erwählt hast. Und so ists."

Und sie trat wieder an das Piano und spielte die Sonate von Beethoven zu Ende. Takt für Takt, mit dem ganz richtigen Anschläge, den feinsten Nüan- cirungen und gewissenhaftester Präcision, bis zum Schlußakkord.

Gerade oberhalb des Pianozimmers be­finden sich die Zimmer des Grafen Aquilin, wo derselbe seine Reisetoilette mit der Haustoilette vertauscht. Der Kammer­diener packt im Schlafgemach die malles