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bringen so thut sie es unter dem Gesichts­punkt, um in der Frage, die in Folge der beiden letzten Hageljahre in Württemberg zu einer brennenden geworden ist, den ge­schädigten Landestheilen gegenüber ihre Pflicht gethan, und dem von dieser Seite au sie gerichteten Appell Genüge geleistet zu haben.

Der Stuttgarter Kirchenbau­verein, welcher die Erbauung einer evangelischen Kirche in dem nordöstlichen Stadttheile bezweckt, hat den Bericht über seine Thätigkeit im Jahre 1882/83 nusge­geben. Danach haben auch im verflossenen Berichtsjahr die Beiträge eine schöne Summe erreicht und es spricht der Verein besonderen ehrfurchtsvollen Dank dem hohen Königshause aus, das die Be­strebungen des Vereins durch reiche Gaben gefördert hat. Der Bericht hebt schließlich hervor, daß das Bedürfniß eines Kirchen­baues sich je länger desto deutlicher fühlbar macht und von andern Unzutrüglich- keiten abgesehen namentlich an Fest­tagen der Raum der Wanderkirche bei weitem nicht ausreicht, weßhalb an die Freunde des Vereins die Bitte ergeht, nicht nur fernerhin dem Verein ihre Theil- nahme zu erhalten, sondern auch behiflich zu sein, in weiteren Kreisen das Interesse für das Werk zu Wecken. Der Beitrag der Mitglieder ist auf 2 pro Jahr festgesetzt.

Stuttgart, 5. Okt. Mit der Wein­lese wurde der Anfang gemacht, doch kann cs sich dabei nur um frühe, Vollreife Sorten handeln, welche mit Faulwerden bedroht sind.

Tübingen, 3. Oktober. In unsere, während der letzten 6 Wochen so stille Stadt ist nun wieder einiges Leben ge­kommen. Am vergangenen Montag wurden 72 Freiwillige in unser Bataillon neu eingestellt, die mit den 47 noch bleibenden Freiwilligen die Summe von 119 aus­mache», also pro Compagnie die ansehn­liche Zahl von nahezu 30 Einjährigen.

Am 3. Okt. entgleisten auf dem Bahn­hof Plochingen vom Güterzug 615 bei dessen Einfahrt auf das dritte Bahnhof- Geleise fahrplanmäßig nach 11 Uhr Nachts vier Güterwagen inmitten des Zugs aus bis jetzt noch nicht aufgeklärterBeranlassung. Die vom Zug angefahrenen zwei Weichen waren vom Weichen-Central-Apparat aus bedient. Zwei der Güter-Wagen sind stark, zwei weniger beschädigt. Eine Personen - Verletzung fand nicht statt; ebensowenig eine wesentliche Bahnbetriebs-Störung oder eine erheblichere Geleise- oder Frachtguts- Schädigung

Schweiz.

Bern, 4. Okt. Der deutsche Kron­prinz war am 1. d. M. im Berner Hof, neben dem Bundespalais, abgestiegen, am 2. d. M. besichtigte er mit seinem Gefolge die Stadt Bern und ihr historisches Museum und reiste dann nach Martigny (Wallis) weiter, von wo aus er über den großen St. Bernhard nach Italien ging.

In Lausanne ist ein interessanter Prozeß entstanden. Ein Hund, der einem Eng­länder gehört, verfolgt eine Katze, diese flüchtet in einen Keller, der Hund stürzt ihr nach und zerbricht in seinem Falle den Hahn eines Weinfasses, welches 2800 Liter

Ivorne enthält. Der Wein fließt in Folge dessen aus und der Besitzer des Weines erhebt Klage gegen den Besitzer des Hundes, von welchem er 2500 Fr. Schadenersatz verlangt.

DieN. Zür. Ztg." schreibt:lieber die Schwaben macht man sich im Sprich­wort gern lustig, und doch sind sie ein erfinderischer Bolksstamm. Wir verdanken denselben z. B. auch die Wirthschaftsschulen, welche die landwirthschaftlichen Vereine im Jahre 1878 gründeten, um Mädchen zur Wirthschaflsführuug vorznbereiteu und sic in der Gesundheitslehre und Krankenpflege zu unterweisen. Dem aufgestellten Pro­gramme gemäß sind die Mädchen zu unter­weisen in allen Arbeiten der Hauswirth- schaft, Küche, Wäsche, Kleiderfertiaen, Ausbesseru n. s. w. Sie lernen dazu die erforderlichen Fertigkeiten im Nähen/ Stopfen, Wäschelegen u. s. w., sowie Kenntnis; der am meisten geeigneten Stoffe. Dazu kommen Kopfrechnen, Schreiben, Orthographie, Briefstil, Gesundheitslehre, Krankenpflege. Die Schülerinnen bilden eine Familie; die Vorsteherin ist Mutter, und die Töchter theilen sich in die Haus­arbeiten. Der Kursus dauert 5 bis 6 Monate und kostet 100 ^ Es gibt einen Sommer- und einen Winterkurs. Württemberg hat jetzt fünf solcher Haus- wirthschaftsschulen und wird deren noch mehr erhalten, da sie den Landwirthschafts- schulen parallel gehen. Solche Schulen bewähren sich nach dem allgemeinen Urtheil besser als höhere Töchterschulen mit ihren von Bildung angestreiften, bcdürfniß- rcichen. verwöhnten und anspruchsvollen, von Parfüm einiger französischen und eng­lischer Phrasen umdufteten Mädchen, die selten tüchtige Hausfrauen, wohl aber be- dürfnißreiche Gattinnen werden."

Ausland.

Paris, 4. Oktbr. Der Republiquc frantzaise zufolge beauftragte Grevy den Minister-Präsidenten Ferry, den Kriegs­minister zur Einreichung seiner Entlassung aufzufordern. Der spanische Botschafter theilte gestern eine Depesche der spanischen Regierung mit, worin die bisher geleistete Genugthuung und die Note im Amtsblatte für ungenügend erklärt und eine voll­ständige Sühne der Beleidigung des Königs, namentlich die Bestrafung der Urheber verlangt wird. (Schw. M.)

Den Empfang des Königs Alfons bei seiner Ankunft in Madrid schildert der Madrider Cvrrespondent der Times wie folgt:Seit Januar 1875, als Don Al-

fonso in die Hauptstadt seines Landes als König einzog, habe ich niemals irgend etwas gesehen, was der Begeisterung glich, die heute seine Rückkehr von der Reise im Auslände begrüßte. Damals zog ein sorgfältig organisirter Auszug durch die Hauptstraße der Stadt, Truppen bildeten Spalier und Alles war vorbereitet. Heute war alles freiwillig. Keine Truppen waren sichtbar, um die Ordnung aufrecht zu halten und die enorme Volksmenge konnte sich nach Belieben bewegen. Min­destens 200,000 Personen aller Rang­klassen und Gcsellschaftsschichten, von dem Handwerker, der seine Arbeit verließ, um der Bewillkommnung seines Königs seine Stimme zu leihen, bis zu den schönsten Frauen des spanischen Adels vereinigten sich in herzlichen Vivas auf das Köuigs- paar. Das königliche Paar fuhr in einer von zwei Pferden gezogenen Equipage ohne irgend eine Escorte als das enthu­siastische Volk. Nach der Ankunft im Palast hielten Ihre Majestäten einen Empfang, zu dem Jedermann ohne Unter­schied Zutritt erhielt. Man sagt, daß zwischen 6 und 8 Uhr nicht weniger als 30,000 Personen vom Höchsten bis zum Niedrigsten durch die Säle schritten.

Miszellen.

ZurEinweihung des Denkmals der Germania auf dem Niederwald haben auch die Deutschen Odessas ihre Theilnahme durch die Uebersendung eines Lorbeerkranzes bekundet. Derselbe ist mit Bändern in den deutschen Farben geziert und trägt die Widmung:

Zu des Niederwaldes Eichen.

Zu Germania's hehrem Stand Senden wir dies Dankeszeichen Von des Schwarzen Meeres Strand.

Die Deutschen Odessas.

Eine hübsche Scene spielte sich ge­legentlich der Einweihung des Niederwald- Denkmals beim Empfang der Deputationen in Rüdesheim ab. Eine der Mainzer Festjungfrauen wurde von einem an­scheinend höheren Offizier in liebenswür­diger Weise angesprochen; es veranlaßte dies das Mädchen, den Offizier um seinen Namen zu bitten.Mein Name ist Albert, bin König von Sachsen", war die lächelnde Erwiederung.

Mit einer Beilage.

Calw. Frucht-Preise am 26. September 1883.

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7

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Summe

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