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der Aufstellung auf dem Festplatze lobend und dankbar ausspräch. iS. M.j

Stuttgart, 2. Okt. Die Rekruten des Henrigen Jahrgangs werden am 10. November eingestellt werden.

Cannstatt, 3. Okt. Das Volks­fest hat auch ein materiell für die Stadt günstiges Ergebniß gehabt; die Gesammt- Einnahmcn betragen 56000 ^ mehr als man ursprünglich in Rechnung ge­nommen hatte. Es wird für die Stadt­kasse ein Ueberschuß von einigen 1000 ^ verbleiben.

In dem am 28. v. M. beendigten Curs der Frauenarbeitsschule in Reut­lingen zählte dieselbe 176 Schülerinnen, worunter aus Reutlingen 39, sonst aus Württemberg 75, aus Bayern 13, ans Baden 20, aus Hessen 3, aus Preußen 7, aus der Schweiz 15, aus Oesterreich 3, aus Kleinasien 1.

Tübingen. Am 25. v. Mts. kam vor dem Schwurgericht ein Fall zur Verhandlung und Äburtheilung, der s. Z. in Neuenbürg mehrfache Besprechung und Beurtheilung veranlaßt hat: die An­klage wegen des am 10. Juni Nachmittags im Armenhause zu Neuenbürg ausgc- brochenen Brandes, der bekanntlich den Dachstock zerstörte und das Haus sonst beschädigte. Angeklagt war die 59 Jahre alte, dem Trünke ergebene Armenhaus­bewohnerin Auguste Müller von da, welche, nachdem sie in der Voruntersuchung jede Schuld bestritten hatte, in der Ver­handlung einräumte, aus Unvorsichtigkeit den Brand verursacht zu haben, indem sie vorbrachte, beim Suchen eines Taschen­tuchs auf der Bühne ein Zündhölzchen angesteckt zu haben, und damit aus Ver­sehen zu nahe an das dort liegende Reisach- holz hingekommen zu sein. Da sie aber im Unmuth darüber, das; ihr vom Ge­meinderath die Armenkost entzogen worden war, mehrfach die Drohung ausgestoßen hatte, sie zünde das Armenhaus an, und da sie unmittelbar vor dem Feuerausbruch von der Bühne in ihre Stube kommend zu ihren Mitbewohnerinnen sagte:ich habe etwas gethan, was ihr nicht wisset, ich sag's aber nicht", so konnte sie mit ihrem Vorbringen keinen Glauben finden, die Geschworenen sprachen sie der vorsätzlichen Brandstiftung schuldig, worauf sie zu fünfjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt wurde.

Hohenhaslach, 1. Okt. Heute wurde ein Kauf zu 145 per 3 Hektoliter Frühwein abgeschlossen.

In Hochdorf (Horb) fiel ein Knabe, der ein zehn Monate altes Kind auf dem Arme trug, über die Deichsel eines in einem Hausgang stehenden Kinderwägel­chens, wobei sich das Kind so schwere Verletzungen zuzog, daß es nach wenigen Mimten starb.

Am Dienstag früh 2 Uhr kam in Calmbach in der Scheuer des Dorf­müllers Proß Feuer aus, das an dem zu 2000 i/U versicherten Gebäude einen Schaden von gegen 1800 ^ veranlaßte. Ursache unbekannt.

Stuttgart, 4. Oktbr. Kartoffel- Obst-u. Krautmarkt. Leonhardsplatz: 400 Säcke Kartoffeln ä 2 cM 30 ^ bis 2 80 ^ pr. Ztr. Wilhelmsplatz: 2400 Säcke

Mostobst u 4 80 L bis 5 20

pr. Ztr. Marktplatz: 3000 Stück Filder- kraut ä 15 pr. 100 Stück.

Ausland.

Die Beleidigungen welchen der König von Spanien bei seiner Rückreise aus Deutschland in der französischen Hauptstadt ausgesetzt war, bilden fast das einzige Tagesgespräch. Obgleich man in Frankreich die Vorfälle als Pöbelexceffe darzustellen sucht, wird man dort doch fühlen, daß es Vorgänge gewesen, die schwerwiegende Folgen haben können. Europa dürfte in seinem künftigen Verhalten Frankreich gegenüber die Ursachen und Wirkungen solch' häßlicher Vorfälle bis zu einem ge­wissen Grade doch in Berechnung zu ziehen sich veranlaßt scheu. Wir stellen einige neuere Nachrichten und Beobachtungen hier zusammen:

Das Fr. I. sagt:Die Vorfälle in Paris sind natürlich dazu augethan, in allen politischen Kreisen die größte Ent­rüstung zu erregen. Man darf indessen als positiv feststehend betrachten, daß von deutscher Seite aus nichts geschehen wird, was die Lage der französischen Regierung irgend zu erschweren geeignet wäre."

Paris, 3. Oktbr. Der König von Spanien hat auf die Häupter der Pariser- feurige Kohlen gesammelt, er beauftragte seinen Gesandten Nunez, dem Direktor der Anstalt für öffentliche Unterstützung 10000 Fr. für die Armen in Paris zu übergeben.

Aus Paris wird der N. Fr. Pr. ge­meldet:Von fast allen Höfen kam der Auftrag an ihre Vertreter m Paris, dem Könige von Spanien in feierlicher Weise ihre Sympathie auszudrücken.

Das Betragen der Bevölkerung der Stadt Paris war einwahnwitziges" ! Diese Be­zeichnung wird selbst von Pariser Blättern gebraucht und die größten Gegner der Franzosen werden kaum etwas den Worten desGaulois" hinzuzufügen haben, wenn derselbe sagt:Niemals ist das Völker­recht in ähnlicher Weise unter die Füße getreten worden. Wir haben das Wort verdient, das Hr. v. Bismarck einst über uns aussprach: wir haben uns betragen wie eine rebellisch gewordene Menagerie. Alle Freunde Frankreichs müssen sich sagen: mit diesem wahnwitzigen Volke ist ent­schieden nichts mehr anzufangen." Man kann es anstehen lassen, wenn ein Wahnsinniger in seinen vier Wänden randalirt, und wenn die Bewohner eines Narrenhauses sich unter einander insultiren, so ist das kein großer Schaden, wenn aber dieselben fremde Personen insultiren, so legt man denselben gewöhnlich die Zwangs­jacke an. Frankreich ist noch nicht curirt, das hat man jetzt wieder deutlich gesehen, und Bismarck hat so Unrecht nicht, wenn er fortwährend auf seiner Hut ist, und dem Gegner die tollsten Streiche zutraut. Zuerst die schöne Hetze gegen die Deutschen und jetzt eine gegen Spanien! Wenn die Republik ihre Söhne nicht besser erzieht! Das ist die Schule der Gambetta's.

Der Pariser Korrespondent der Nat.-Z dem man Beziehungen zur d. Botschaft zuschreibt, meldet:Alle Anständigen sind einig darin, daß König Alfons korrekt und schneidig gehandelt, indem er die feierliche Entschuldigung des Staatschefs

annahm und dessen Wunsche, dem Essen im Elysee beizuwohncn, entsprach, sodann aber abreistc, um der französischen Re­gierung und sich weiter Unbilden zu er­sparen."

Madrid, 3. Oktbr. Der König wurde gestern Abend bei seiner Ankunft auf dem Bahnhofe und in den angrenzenden Straßen von etwa 200 000 Personen begrüßt. Ueberall war der Empfang ein enthusia­stischer. Gestern Abend fand vor der deutschen Legation eine Sympathie-Kund­gebung von 2000 Personen statt. Rufe ertöntem: Hoch dem Ulanenoberst! Es lebe Deutschland!

Madrid, 4. Okt. Die Sympathie­kundgebungen für den König dauern fort. Gestern fand eine enthusiastische Ovation bei einem Spaziergang des Königs in Bncn Retiro statt. Eine Frankreich feind­liche Demonstration von Studenten vor der französischen Botschaft wurde durch die Gensvarmerie verhindert. Die Jour­nale aller Parteien sprechen sich neuer­dings aufs Schärfste über die Pariser Vorgänge aus.

Jubiläum deutscher Ein­wanderung. Einzweihundertjähriges deutsch-amerikanisches Pionier-Jubiläum" wird vom 6. bis 9. Oktober d. I. in Philadelphia gefeiert werden. Es war am 6. Oktober 1683, als die ersten deutschen Einwanderer, meistens aus der Rhein­gegend, unter Führung von Franz Daniel Pastorius, den Boden der jetzigen ver­einigten Staaten betraten und German- town, gegenwärtig eine Vorstadt Phila­delphias, gründeten. Ein in letzterer Stadt aus deu angesehensten deutschen Bürgern gebildetes Executiv-Comito hat einen Auf­ruf erlassen, in welchem es alle Deutschen im Lande auffordert, gleichzeitig mit Phila­delphia den 200. Jahrestag der deutschen Ansicdlung in diesem Lande in angemessener Weise zu begehen. Der Aufruf hebt die nationale Bedeutung dieses Ereignisses hervor und fordert alle diejenigen, welche deutschen Stammes sind, auf, durch eine allgemeine Feier im ganzen Lande Zeug- niß abzulegen vor allem Volke:daß die Deutschen zu den ersten Ansiedlern des Landes gehörten; daß ihr Fleiß und ihre ^ Thatkraft, Hand in Hand mit dem anglo- amerikanischem Element, dieses Land von Anbeginn zu besiedeln und zu kultiviren half."_

KüchenLaknder über Wild u. Fische.

Oktober.

Kmpfehkenswerlh

und daher gesetzlich erlaubt: Hirsch-Wildpret bis zum 15. Okt. Wild- pret von Hirschkühen vom 15. Okt. an. Reh-Wildpret vom Bock. Schwarzwild. Hasen. Rebhühner. Fasanen. Wachteln. Wildenten. Schnepfen. Hecht. Barsche. Karpfen. Aeschen. Rothsisch. Aal. Barben.

Ungesund oder unzeitgemäß und deßhalb verboten: Hirschwildpret vom 15. Oktbr. an. Wild- pret von Rehgaisen. Salm. Krebse.

Der Instruktion für die Feuerwehren des Bezirks folgt demnächst noch die Bekanntmachung des König!. Verwaltungsraths der Gebäude- Brand-Versicherungs-Anstalt betreffend die Ver- wllligung von Unterstützungen aus der Central- kage an die im Feuerlöschdienst Erkrankte oder Verunglückte und deren Hinterbliebene.