I. 1881 4.172,572.000 Fuß Bauholz, 801,805,000 Latten, 2,568,717 Schindeln

s. w., und der Gesammtwerth seiner Schneidemühlenprodukte stellte einen Werth von 52,449,928 Doll. dar. Der Staat Wisconsin produzirte Bauholz im Werthe von 17,952,347 Doll, und der Staat Minnesota im Werthe von 7,366,038 Doll. Die 3 Staaten an den Seen lieferten zusammen für 77,768,315 Doll. Holz oder ein Drittel der Gesammproduktion des- ganzen Landes, deren Werth sich ans 233,268,629 Doll, belief. Bald aber wird diese großartige Industrie verschwinden müssen. Alle Statistiker stimmen darin überein, daß die Waldverwüstungen im Gebiete der großen Seen bald ihr Ende erreicht haben werden. Daher richten sich jetzt die Blicke der Holzspekulantcn nach dem neuen Nordwcsten, nach den jung­fräulichen Wäldern der Pacificküste, die durch die Eröffnung der Nothern Pacifix- bahn erreichbar gemacht werden und die größtentheils noch Rcgierungsland sind. Dort soll das Raubsystem fortgesetzt wer­den, wenn der alte Nordwesten ausge­beutet ist.

MisMen.

Aas Mädchen von Lieöenstein.

(Fortsetzung.!

Alexander und Anna saßen wie regungs­los in sich versunken; sie sprachen kein Wort.

Dimitry empfand bei den Worten der braven Frau, was er lange nicht mehr empfunden hatte: wirkliche Achtung vor den Menschen. Er hatte eigentlich gar nichts mehr zu sagen, denn alles Wesent­liche war schon gesagt, und Das, worauf er sich vorbereitet hatte, paßte nicht zu der Lage. Daß hier von Seiten der Eltern Nichts geschehen war, das mit eigennützigen Motiven zusammenhing, um Alexander an Anna zu fesseln, war ihm vollkommen klar, und die Worte, die er jetzt an die Mutter richtete, kamen ihm wirklich aus dem Herzen.

Ihr seid die bravste Frau," sagte er, warm ihre Hand drückend,die mir je vorgekommen; die traurige Pflicht, welche mir auferlegt ist, das junge Paar zu trennen, wird mir dadurch nur um so schwerer. Wenn ich nur die leiseste Hoff­nung hätte, den harten Sinn meines Bruders zu erweichen, so würde ich Alles thun, um dies junge Paar glücklich zu machen, statt cs zu trennen. Aber ich kenne meinen Bruder... da ist der Brief Deines Vaters," fuhr er nach einigem Nachdenken sich zu Alexander wendend, fort,ließ und entscheide.dann selbst."

Den jungen Fürsten durchrieselte ein eisiges Schaudern beim lesen des Briefes; er konnte ihn nicht zu Ende bringen; er hielt inne bei der Stelle, wo sein Vater den Fluch über ihn aussprach, falls er sich von der Bauerndirne nicht losreiße.

Das vierte Gebot wird von den Russen strenger gehalten als von andern Völkern; wenn Alexander sich auch nie zu seinem Vater so hingezogcn fühlen konnte wie zu seiner Mutter, er war ihm doch immer cin treuer, gehorsamer Sohn gewesen. Dieser Brief aber brachte ihn ganz außer sich.

Das Hab' ich nicht verdient," rief er jäh aufspringend,den Fluch meines Vaters Hab' ich nicht verdient um meiner Liebe willen! O Gott! o Gott! laß micht nicht wahnsinnig werden!"

Dann brach er förmlich zusammen, wie bewußtlos.

Während Anna theilnahmvoll um ihn beschäftigt war und seine Schläfen nnd Stirn mit Wasser kühlte, um ihn wieder zu sich zu bringen, fragte die Mutter ängstlich flüsternd Dimitry:

Steht das wirklich im Briefe, was er da sagte? Flucht ihm sein Vater um meines Kindes willen?"

Dimitry nickte traurig, und die gute Frau brach in lautes Schluchzen aus.

Alexander kam nicht bald wieder zu sich; sein Kopf glühte wie die Mittags­sonne; er fing an zu fantasiren. Der herbcigerusene Arzt erklärte seinen Zustand für sehr bedenklich. Er wurde vorsichtig in seine Wohnung getragen; Anna und ihre Mutter wichen nicht von seinem Bett; sie wachten die ganze Nacht bei ihm. Der Arzt gab ihm nur noch wenige Tage zu leben, allein unter Anna's Pflege lebte er noch einige Monate.

Dimitry hatte den traurigen Fall so­fort seinem Bruder erst telegraphisch, dann ausführlicher brieflich gemeldet. Die zärt­liche Mutter wartete den Brief nicht ab, um an das Lager ihres einzigen Sohnes zu reisen. Schon nach acht Tagen war sie bei ihm. Er kam wieder zum vollen Bewußtsein; der Fluch seines Vaters wurde von ihm genommen, nachdem derselbe seine vernichtende Wirkung schon geübt hatte. Die Fürstin, welche Anna wie ihre Tochter und deren Eltern wie liebe Verwandte be­handelte, suchte Alexander durch die Hoff­nung aufzurichten, daß er Anna doch noch heimführen könne; allein er schüttelte, so oft sie darauf zurückkam, traurig lächelnd den Kopf und sagte:

Es ist zu spät, ich bin schon glücklich, daß Du bei mir bist, daß Du Anna liebst und daß Ihr Beide mich pflegt. Mit meinem Leben ist's aus, aber die Hand der Liebe wird mir die Augen zudrücken."

(Schluß folgt.)

Historische Erinnerung an die Bartholomäusnacht.

24. August. 1572.

(Fortsetzung).

Unter solcher Umgebung mußten die schwachen Gaben des königlichen Knaben verkümmern, konnte keine königliche Ge­sinnung geweckt werden; aber trotz aller sinnlichen Lüste, trotz der Unterdrückung edlerer Triebe wird doch in einem jugend­lichen Gemüth noch so viel idealer Zug verbleiben, daß es sich angezogcn fühlt von einer Heldengestalt, deren Vorzüge bei dem Hindergrunde eines verderbten Hofes in doppelter Schönheit leuchteten.

Aber gerade den Einfluß, den Coligny auf Karl IX. gewann, mußte ihm selbst verderblich werden. Denn nimmermehr konnte Katharina von Medicis dulden, daß dieser Ketzer, den sie bei seinem Er­scheinen im September 1571 auf das Herz­lichste empfangen und umarmt hatte, ihre eigene Macht über den König in Schatten stellte. Nimmermehr konnten die Guisen,

konnte die ganze katholische Partei ruhig zusehen, daß die Hugenotten selbst am Hofe festen Fuß zu fassen anfingeu. Ein stetiges Wachsthum ihres Einflusses war aber vorauszusehen, da durch die beab­sichtigte Vermählung des jungen Heinrich von Navarra mit Margarethe, der schönen Schwester des Königs, ein neues Band des Einverständnisses zwischen König und Hugenotten geknüpft wurde.

Da reifte in dem Herzen der Medi­ceerin ein blutiger Plan, zu dessen Aus­führung die Guisen, mit denen sie so oft um die Herrschaft gestritten, willig die Hand boten.

Die Trauung Heinrichs von Navarra mit Margarethe von Valois war am 18. August 1572 erfolgt, und zu der Hoch- zcitsfeier ihres Parteigenossen, der nächst Coligny das Haupt der Hugenotten, war der calvinistischc Adel ganz Frankreichs nach der Hauptstadt zusammengeströmt.

Aber vorläufig hatte der Mordplan Katharinens nur ein vereinzeltes Ziel, das Haupt Colignys. Erst als dieser Plan mißlang, als die Kugel des gedungenen Mörders am 22. August ihr Ziel ver­fehlte, erst da reifte in der Nacht vom 22. zum 23. August in dem Herzen der Italienerin der furchtbare Gedanke, ein Gedanke, den sic mit der Blutgier eines Tigers festhielt alle Hugenotten auf einen Schlag zu morden. Nie wieder konnte dazu eine so günstige Gelegenheit sich bieten wie jetzt. Und gerade jetzt war die höchste Zeit, jetzt hieß cs Va bangua spielen: entweder Alles gewonnen, oder Alles verloren.

Die entsetzliche Karte ward ausgespielt, zunächst dem schwachen König gegenüber. Dieser hatte, nach dem Mordversuch doppelt an die Person Colignys gefesselt, strenge Untersuchung dieser Frevelthat angeordnet, hatte dem Admiral eine Sicherheitswache gestellt und es ist ungerechtfertigt, in all diesen Zügen der Theiluahme, in der rück­haltslosen Hingabe des Königs an den Admiral nur die Maske eines fein ange­legten Jntriguenspiels zu erblicken. Karl IX. hat keinen Theil an dieser Nachtge- bnrt der Hölle, dem finstern Plan Katha­rinas, dessen Ausführung freilich mit dem furchtbaren Gewicht der Schuld in seine Wagschale fällt.

Gerade sein Vertrauen auf die edle Heldeusecle Colignys mußte bei seiner Charakterschwäche mit psychologischer Noth- wendigkeit in die grausamste Wuth bitterster Enttäuschung umschlagen, wenn es gelang, dies Vertrauen zu erschüttern und als falsch zu erweisen. Katharina kannte ihren Sohn. Voll teuflischer Gewandtheit in der Heuchelei und Verstellung gelang cs ihr, Karl IX. einzureden, daß eine weit­verzweigte, planmäßig angelegte Huge­nottenverschwörung ihm nach Thron und Leben trachte, daß Coligny selbst an der Spitze stehe und nur sein Spiel mit ihm getrieben habe.

Karl glaubte den Vorspiegelungen seiner Mutter, er willigte, wenn auch zögernd, in ihren Mordplan und somit war der erste Erfolg in dieser Tragödie glücklich errungen.

Mit zitternder Spannung wachte in der Nacht zum 24. August Katharina dem verabredeten Mordsignal entgegen. Zwei-