Aufruf.

Der Aufruf Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen vom 10. d. Mts. vereinigt der Deutschen Herzen und Hände zur Linderung der Noth im befreundeten Lande, zur Hilfe für die so schwer heimgesuchte Insel Jschia.

Es gilt rasch Gaben zu sammeln und umsichtig zu verwenden. ,

Wir folgen Höchster Aufforderung Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin, indem wir zu einem Central-Comitv zu­sammentreten, um selbst zu sammeln und Sammlungen in allen Gauen des Vater­landes anzuregen.

Im Vertrauen auf bewährte Opfer­freudigleit bitten wir unsere Landsleute, dem Höchsten Aufrufe in der Weise Folge zu geben, daß überall sofort Lokal-Cvmites zur schleunigen Veranstaltung von Geld- sammluugen gebildet werden.

Sämmtliche Reichspost-Anstalten und Reichsbanlstellen sind ermächtigt, bis Ende dieses Monats von Comites wie von Ein­zelnen Beiträge anzunehmeu und an die Reichshauptbank als Hauptsammelstelle ab­zuführen.

An die verehrlichen Zeitungsredaltionen dürfen wir die Bitte richten, unserem Auf­rufe möglichste Verbreitung zu geben, in­dem wir uns gern bereit erklären, auch die bei ihnen eingehenden Beiträge ihrer Bestimmung zuzuführen.

Jede Gabe wird willkommen sein und über die Verwendung der Sammlung ge­mäß der Bestimmung unseres Durchlauch­tigsten Vorsitzenden öffentliche Mittheiluug erfolgen.*)

Berlin, den 13. August 1883.

Das Central-Comit6 zur Sammlung von Gaben für Jschia.

Im Anschluß an den vorstehenden Auf­ruf des Central-Comitos zur Sammlung von Gaben für Jschia beehren wir uns ergebenst bekannt zu geben, daß wir bereit sind, bis Ende dieses Monats von Comitös und Zeitungsredaktionen wie von Einzelnen Beiträge anzunehmeu und an die Reichs­hauptbank als Hauptsammelstelle abzu­führen.

Zu diesem Zwecke ist mit dem heutigen Tage eine Liste eröffnet und zur Einzeich­nung von Gaben in unserem Bureau Friedrichsstr. 22 aufgelegt worden.

Ueber die von Comitvs und Zeitungs­redaktionen eingehenden Beträge wird be­sondere Quittung unsererseits ertheilt werden.

Stuttgart, den 15. August 1883.

Reichsbankhauptstelle.

Die Redaktion desStaats-Anzeigers" erbietet sich Gaben inGeld für die Ver- unglüllten in Jschia entgegenzunehmen; sie wird die Namen der Geber veröffent­liche!: und die Beiträge an das oben ver- zeichnete Berliner Centralkomitv absenden.

In Neuenbürg ist Gaben bereit in Empfang zu nehmen und an das Central- Comita zu übermitteln

Stadtschultheiß Weßinger.

*) Post-Adresse: An das Central - Comitee zur Sammlung von Gaben für Jschia in Berlin.

Kronik.

Deutschland.

Cholera-Commission. Die von Reichswegen nach Egypten entsandte wissenschaftliche Expedition, welche die Aufgabe hat, Entstehung, Natur und Ver­lauf der Cholera, sowie die zur Verhütung derselben geeigneten Maßregeln zu er­forschen, ist am Donnerstag über München- Triest abgereist. Die Expedition unter­steht bekanntlich der Führung des Geh. Regierungraths Prof. Dr. Koch. Es be­gleiten denselben seine Assistenten vr. mecl. Fischer, Dr. ineä. Gaffy und der Chemiker Dr. Treskow. Letztere sind sämmtlich Mitglieder des Gesundheitsamts. Die vor­züglichsten Instrumente, Apparate und Chemikalien ein vollständiges Labo­ratorium ja sogar einige hundert lebende Mäuse (als Bersuchsthiere für Einimpfung von Krankheitsstoffen) führt die Expedition mit sich.

Eine Abänderung der Maß- u n d G ew ichtsordnun g wird, wie mit Bestimmhcit verlautet, in der nächsten Rcichstagssession in Vorschlag kommen. Es werden nicht unerhebliche Abänderungen beabsichtigt, welche an der Hand der Praktischen Erfahrungen sich als unab­weisbar erwiesen haben sollen.

Die Eierbörse Berlins ist, wenn der Name auch humoristisch klingt, doch von hoher Bedeutung für das physische Wohlergehen der Hauptstadt, welche 1882 nicht weniger als 2,466,000 Schock Eier aufgegessen hat. die einen Werth von 7,708,716 repräsentiren. Jeden Mon­tag und Donnerstag von 1011 Uhr versammeln sich die großen Commissionäre und Eierhändler Berlins in der Producten- börse und man sieht dann auch ausnahms­weise Frauen im Tempel Mercurs. Hier werden je nach der Zufuhr die Preise fest­gestellt und die Abschlüsse gemacht.

Schmiedeberg (Schles.) 17. Aug. Sieben gestern früh auf der Grube Berg­freiheit verschüttete Bergleute wurden gestern Abend 11 Uhr alle gesund und wohlbehalten zu Tage gefördet.

Unsere Apfelweinproducenten, schreibt das Franks. Journ., mußten in den letzten Jahren den Hut in der Hand zu den Bauern und größeren Oekonomen kommen, welche das Glück hatten, eine Aepfelernte zu machen, und sie gehorsamst bitten, doch die Geneigtheit zu haben, ihnen zur Stil­lung des Frankfurter Apfelweindurstes doch ihre Aepfelernte abzulassen; das Malter wurde mit 12, 14 und 16 bezahlt. Heuer ist es umgekehrt. Diesmal kommen die Bauern zur Stadt, die Kappe in der Hand, und bieten ihre Ernte um 5 und 6 an; damit ihnen die Concurrenz

nicht ausbleibt, wurden heute Aepfel aus Franken frei Frankfurt per Schiff von Aschaffenburg an zu ^ 4.50 das Malter angeboten.

Baden-Baden. Das große Jubi- läums-Rennen beginnt am Donnerstag den 25. August und wird am 27. und 30. August fortgesetzt; als vierter Tag ist der 1. September im Programm. Vom 14. August bis 8. September finden große Jubiläumsfcstlichkeiten statt. Am 6. und 8. Oktober Nachmittags 2 Uhr große Armen-Jagd-Rennen.

Wilferdingen, 16. Aug. Heute morgen halb 5 Uhr fand den jeden Tag von Königsbach zum Rapport hierher gehende Bedienstete der am Straßenübcr- gang zwischen hier und Kvnigsbach stationirten Bahnwart todt am Boden liegend. (Pf. B.)

Württemberg.

Stuttgart, 18. Aug. Heute Vor­mittag begannen die Regimentsübungen des 7. Jnf.Regts. Nr. 125 auf den Schmidener Feldern. Das Ulanenregi­ment König Karl Nr. 19. hatte heute, gleichfalls auf dem Schmidener Feld, Regi- mentsvorstellung vor dem komm. General, G. d. Inf. v. Schachtmayer, Generall. v. Knörzer rc.

Stuttgart, 18. Aug. (Kartoffel-, Obst- und Krautmarkt.) Lconhardsplatz: 500 Säcke Kartoffeln, L 3 20 bis

3 i/tL 50 Per Centner. Wilhelms­platz: 150 Säcke Mostobst (Fallobst) ü 2 50 bis 3 c/lL per Centner.

Marktplatz: 3000 Stück Filderkraut ü 15 bis 18 Per 100 Stück.

Tübingen, 17. Aug. In Neckar- thailfingen erhielt der Geistliche, Hr. Pfarrer Elsenhans von dortigen Bürger» am letzten Montag einen vollbeladenen Garbenwagen vor die Wohnung geführt, als Ausdruck der Dankesbezegung seiner Gmeiude für seine Bemühungen um milde Beiträge im Vorjahr infolge Hagelschlags.

Gmünd, 17. Aug. Dermalen weilen in hiesiger Stadt einige französische Geist­liche, die als Lehrer an einem Gymnasium in Liesse bei Laon angestcllt find. Die Herren machen es sich zur Aufgabe, das Schulwesen Deutschlands kennen zu lernen und besuchen auch die Volksschulen.

Herrenberg, 16. August. Gestern ging der Gehilfe des Apothekers hier mit einem offenen Lichte in den Keller. Beim Eintritt in denselben bemerkte er einen starken Benzingeruch, und als er näher nachsah, nahm er wahr, daß ein mit Benzin gefüllter Glasballon einen Sprung hatte. Rasch löschte er das Licht aus, aber im gleichen Augenblick explvdirte auch schon dcr defekte Ballon und im Nu war der ganze Keller ein Feuermeer. Die rasch herbeigeeilte Feuerwehr erstickte das Feuer mit Mist, und wurde so ein weiteres Unglück vermieden. Der Apvthckcrgehilfe jedoch trug verschiedene, aber namentlich am Kopfe schwere Brandwunden davon.

Ein N o r in a l s o r t i m e n t der Württemberg. Obstsorten. Der Württembergische Obstverein hat beschlossen, ein Normalsortiment der württemb. Obst­sorten aufstellen zu lassen, um die Obst­züchter in den Stand zu setzen, alle bei uns angebautcn und gedeihenden Obstsorten kennen zu lernen und daraus bei neuen Anpflanzungen oder Umpflanzungen eine zweckmäßige Auswahl zu treffen.

Ausland.

Den ungeheuren Bedarf an Bauholz für diejenigen Staaten des großen Missis­sippibeckens, die arm an Wäldern sind, liefert gegenwärtig der Theil des Landes, welcher gewöhnlich der Nordwesten ge­nannt wird. Der Staat Michigan steht als Holzlieferant allen andern weit voran. Dem Bundeszensus zufolge lieferte er im