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Mark Silber. Dazu kommen noch Steine, Perlen, Korallen re. im Werth von 3 Mill. Mark, wobei die feinen Edelsteine: Dia­manten, Rubinen, Smaragden, Opale, Saphire und ganz theure Perlen nicht in­begriffen sind. Der Werth der im Handels­kammerbezirke angefertigten Goldwaaren wird auf rund 22 bis 23 Mill. Mark veranschlagt.

Wer bei dem Besuche einer der größeren und vortrefflich geleiteten Bijouteriefabrikcn die Sorgfalt zu bewundern Gelegenheit hatte, mit welcher jedem Verlust des kleinsten Partikelchcn des edlen Mctallcs vorgebeugt wird, der wird sicherlich nicht ohne Er­staunen vernehmen, daß aus dem Kehricht und Waschwasser der Goldwaareu- fabriken 4 Prozent des cingcschmolzencn Metalls gewonnen wird, und daß die Bürsten, Lappen rc., welche man Polircn gebraucht, immer noch 2'/? Prozent er- ergeben.

(Fortsetzung folgt.)

Württemberg.

Stuttgart, 5, Juli. Die Arbeiter der Möbelfabrik von G. Schüttle haben heute die Arbeit eingestellt. Diesem langer Hand vorbereiteten Spezialstreik, der nur ein Fühler ist, soll eventuell eine allge­meine Arbeits-Einstellung der hiesigen Möbelschreiner folgen. Die Prinzipale ihrerseits machen den Kollektivschritten der Arbeiter gegenüber ebenfalls gemeinsam Front.

Stuttgart, 6. Juli. Gestern Abend 9 V 2 Uhr wurde bei Ankunft des Zuges von Ludwigsburg bei der Visitation des Waggons ein etwa 14 Tage altes lebendes Kind weibl. Geschlechts in einem großen Schaal cingewickelt unter einer Bank ge­funden. Die Mutter des ausgesetztcn Kin­des konnte bis jetzt nicht ermittelt werden, das Kind ist vorläufig in der Krippe untergebracht.

Stuttgart, 7. Juli. Die Vorräthe, die dem Lebensmittelmarkte dermalen zu­geführt werden, sind von einem Umfange, wie es früher wohl gar nie der Fall ge­wesen. Heuer ist Alles gerathcn; der Duft der Himbeere reicht meterweit. Neben der rotheu Johannisbeere erscheint die weiße und die schwarze. Herrscherin ist aber heute, und wohl noch für Wochen, die Kirsche. In Körben wird sie je nach Qualität zu 1016 L verkauft. Im pfundweisen Verkauf wird für schönste Waare selten über 20 bezahlt. Nicht bloß Süß-, sondern auch die Sauerkirsche (sog. Weichsel) wird Heuer in ausgezeichnet schöner Waare verkauft. Daß diese riesigen Lasten im Verlaus von wenigen Stunden Absatz finden, läßt sich wohl nur dadurch erklären, daß nicht blos für den täglichen Mundbedarf gesorgt wird, sondern daß große Quantitäten für den Winterbedarf vom Markte genommen werden. (S. M.)

Vaihingen a. E., 6. Juli. Gestern Abend ist ein öjährigcs Kind des Kunst­mühlebesitzers G. Schäfer in der Enz er­trunken.

VondcrIagst, 4. Juli. Vor etwa acht Tagen wurde das vierjährige Söhn­lein eines LandwirthS in Tricnsbach, OA. Crailsheim, von einer Fliege gestochen. Obgleich ärztliche Hilfe baldigst in An­spruch genommen wurde, starb das Kind doch an Blutvergiftung.

Wildbad , 8. Juli. Welche Achtung und Liebe der am Freitag so frühe aus dem Leben geschiedene Hotelbesitzer Herr Wilhelm Klumpp in hiesigen und fernen Kreisen genossen, offenbarte sich heute, da er zur letzten Ruhe gebettet wurde. Als die Traucrkunde aus dem Familien- und Freundeskreise in die Stadt gelangte, äußerte sich die allgemeine Stimme in den Worten:W. Klumpp ist nicht mehr; ist es möglich, daß er, der Mann der Wahrheit und des Vertrauens, ohne Falsch und Hehl, im besten Mannes- alter eine Beute des unerbittlichen Todes wurde?" Diese Stimmung hatte sich auch der Thcilnchmer des imposanten Leichen­zugs, wie ganz Wildbads bemächtigt. Die Ordnung des Conducts hatte die Feuer­wehr, welche in Klumpp ihren bisherigen I. Comiuandantcn verlor, übernommen; ihr hatten sich die Deputationen der Feuerwehren der benachbarten Orte und Städte angeschlossen. Sarg und Leichen­wagen waren mit den schönsten Gaben der Gartenkunst und der Pflanzenwelt reich geschmückt. Das Kurorchester und der Licderkranz erhöhten die Feier mit ihren erhebenden Vortrügen. Die Rede des evang. Hrn. Stadtpfarrers, trefflich in ihrer Kürze und doch so vielsagend, verleiht in tief empfundenen Worten ächt christlichen Trostes dem schwer heim- gesuchten Familien- und Freundeskreise den Ausdruck des innigsten Mitgefühls; Redner schließt hieran ein treues Bild der rühmlichen Eigenschaften des früh Vollen­deten, seiner edel angelegten Natur, seines der Förderung alles Guten geneigten und allem Unziemlichen abholden Charakters. Namens der Stadt ruft in ebenfalls be­wegten Worten der Stadtvorstand dem biedern, treuen, bewährten Mitbürger, der stets nur das Gute gewollt und mit seinem Einfluß dafür cinzutreten gewußt habe, den wärmsten Dank Wildbads nach, den wohlverdienten Lorbeerkranz als Zeichen der Liebe und Achtung am Grabe niedcr- legeud. Der stellvertretende Komman­dant der Feuerwehr, zugleich in Vertretung der Kompagnie, welche der Vater des Verewigten gegründet, legt unter Dankes- wortcn des Corps den Ehrenkranz am Grabe nieder, desgleichen ein zweiter Chargirtcr der Feuerwehr; womit die äußere Feier ihren beredten Abschluß fand. Herr W. Klumpp, der gleichwie sein Vater, nach menschlichem Ermessen viel zu frühe, einem organischen Leiden erlegen ist, trat vor 19 Jahren in die Fußstapfen des ebenso unvergeßlichen BaterS; cs ist also auch sein Wirken und Schaffen eng ver­bunden geblieben mit dem Aufschwung Wildbads in den letzten Dezennien. Mögen der tiefgebeugten Wittwe und der Mutter, als ihren Männern im Leben that- kräftig zur Seite gestandenen Frauen, ihr seitheriges Vertrauen und Energie erhalten bleiben; daml werden ihre Schöpfungen fortgedeihen zum Wohl der Familie und Heil des Weltbades, mit dessen Geschichte ihr Name, den nun Ein Grab umschließt, untrennbar bleiben wird.

Rottweil, 4. Juli. Der etwa 06 m hohe Thurm unserer altehrwürdigen Kapellenkirche soll einer umfassenden Re­novation unterworfen werden, nachdem hiefür seit etwa 10 Jahren die Summe

von ca. 20,000 vkL durch Zuwendungen bei den jährlichen Etatsberathungen zn- sammengekommen ist. Die Bauzeit wird etwa 15 Jahre in Anspruch nehmen. Die Arbeiten werden an den zwei oberen Theilen zuerst in Angriff genommen, da diese durch die Witterungseinflüsse am meisten gelitten haben.

Neuenbürg, 7. Juli. Der heurige Kirschenreichthum, ist auch daran ersichtlich, daß ähnlich wie in Kirschenjahren früherer Zeiten, wo Eisenbahnen noch nicht kursirten, wieder zahlreiche Wagen der Landleute vom untern Amt mit Kirschen auf die Calwer Wvcheumärkte hier durch fahren. Bcrmnthlich lohnt sich bei der Menge der Kirschen der eigene Transport ebenso wie per Bahn »nd läßt den Vortheil des kühlen­den Nachttransport besser ausnützen.

Neuenbürg, 7. Juli. Seit einigen Tagen kommen häufig auch Heidel­beeren zum Kauf angebotcn, finden aber neben der Menge Kirschen nicht immer den gehofften Absatz. Da man den Heidel­beeren in getrocknetem Zustande als Heil­mittel in gewissen Füllen eine schmerz­stillende und vorbeugende Wirkung zu- schrcibt, oder sie nach den verschiedenartigen eonscrvireuden Zubereitungen, wie sie jedes bessere Kochbuch angibt, als Eingemachtes, Compvt, Mus, Sauce oder Gefrorenes ic. bestens verwendbar sind, so ist zu hoffen, daß durch die häufigere Verwendung der Beere mancher Familie der fleißigen Samm­ler ein Verdienst zugewendet werden könnte.

Miszellen.

Hebrochene Kerzen.

Novelle aus dem Kriege von 1870.

Von Alfred Steffens.

(Fortsetzung).

Und doch vermag ich nicht, mein Herz zu bezwingen und meine Ansichten zu än­dern."

Der Mensch kann Alles, was er wirk­lich will."

Aber ich will nichts thun, was gegen mein Gefühl streitet."

So sind Sie verloren! Denken Sie sich einmal, Sie würden wirklich die Gattin des Offiziers und vergäßen an seiner Seite immer mehr was Elternliebe und ihre Aufopferung Ihnen einst geboten. Sie lebten glücklich in Ihrer Verirrung mit dem Gatten. Plötzlich aber dränge die Kunde zu Ihnen, daß Ihre Eltern vor Gram über ihre Undankbarkeit, mit einer Verwünschung für Sie auf der Zunge, in Trauer und Leid in das Jenseits ge­gangen seien! Würde dann nicht das Ge­wissen bei Ihnen rege werden und der gräßliche Wurm, der Reue heißt, Sie auf Schritt und Tritt verfolgen, Ihnen das Leben zur bittersten Qual machen? Was hätte dann Ihr Gemahl an Ihnen, der sich geträumt, ein frohes, heiteres Weib sein zu nennen, das in jeder Sekunde bereit wäre, ihm das Leben zu verschönern?"

Clara stützte das Köpfchen auf den blcndendwcißen Arm und rief:Halten Sie ein, Sic stellen mir ein fürchterliches Bild vor die Seele!

Ich führe Ihnen Ihre Zukunft vor das geistige Auge, Comtesse", entgegnete der Geistliche kalt.