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Sie wurden unterbrochen, der Gra- und seine Gemahlin kehrten von ihrem Spaziergange zurück und begrüßten den Bicar voll Herzlichkeit.

Clara zog sich zurück, ihre Zuversicht hatte einen gräßlichen Stoß erlitten, von Angst und Qualen verfolgt, überließ sie sich einem peinigenden Hinbrüten, das ihr die verlorene Ruhe nicht wieder zu bringen vermochte.

Der Biear berichtete seine Unterhaltung mit der Comtesse ziemlich wortgetreu ihren Eltern, und diese spendeten ihm ihre vollste Dankbarkeit; die Ansichten der Tochter empörten sie, aber sie hofften ans ihre Umkehr, und der Priester versprach, red­lich das Seine zu thun, um vortheilhaft auf sie einzuwirken.

VI.

Das preußische Posen-Niederschlesische Armeecorps unter dem Commando des Generals von Kirchbach war bis an die französische Grenze vorgerückt; hier mußte es am 4. August auf Anordnung des Kronprinzen von Preußen, Befehlshaber der dritten Armee, die Lauter überschreiten, und während das bayerische Armeecvrps unter dem General v. Hartmann stürmend aus Weißenburg losging, sollte ein Theil des fünften Corps die stark befestigte Stadt umgehen; der Rest erhielt die Aufgabe den Gaisberg zu erstürmen.

Nmsler mit seinem Regiment sollte an dem Sturm gegen den Gaisberg Theil nehmen.

Entschlossen und löwenmuthig drangen die Krieger vor, der Premierlieutenant war von Sehnsucht erfüllt, mit seiner Klinge unter den Feinden, die sein Vater­land hatten zertreten wollen, aufzuräumen. Aus seinen Blicken sprach das Feuer der Begeisterung, kerzengrade saß er auf seinem schnellen Rappen und blickte prüfend zu dem Feinde hinüber, der sich in stark verschanzter und- gedeckter Stellung aus dem GaiSberge befand. - Erst am vori­gen Tage hatte er einen Brief von seiner Clara empfangen, o wie viel Liebe und Sehnsucht hatten ihre Zeilen ausgehancht, wie beschwor sie ihn, sobald es ihm mög­lich wäre, an ihr Herz zurückzukehren! weil sie vor Kummer sterben werde, wenn er gar so lange ausbliebe.

Ach, auch er fühlte, daß das Leben ohne sie keinen Werth mehr für ihn habe; und wer hatte die Schuld daran, daß er von ihr getrennt worden? Der Uebermuth und die Eroberungssucht der Franzosen! Wie viele liebende Herzen hatte der fran­zösische Kaiser mit seiner frevelhaften Kriegserklärung Wohl getrennt, wie viele Menschenleben sollten dadurch verkürzt, wie viele elende Krüppel geschaffen, wie viele heißbrennende Thränen vergossen werden? Amsler gerieth jedes Mal in Wuth, wenn derartige Gedanken ihn beschlichen, und in solcher Stimmung befand er sich eben wieder, als zur Erstürmung des Gaisberges geschritten wurde.

Mit bewundernswerther Ruhe und Kühnheit marschirten die preußischen Ba­taillone die steile Höhe des Gaisberges hinan, ein mörderisches Feuer, von oben herabgesandt, lichtete ihre Reihen fürchter­lich; aber trotzdem und bei allen Schwierig­

keiten, die der steile Abhang den Empor­kletternden entgcgenstellte, schwankte die Bewegung nicht eine Sekunde.

(Fortsetzung folgt.)

Wttdöad in alter Zeit.

(Fortsetzung.)

Nächst diesen bedeutend wannen Quellen des Frauenbades entspringen mehrere ältere Quellen. Sie bilden ein Bassin von 420 Quadratschnhen, daS in mehrere Kabinete durch bretterne Scheidewände gethcilt ist. Die Temperatur ihres Wassers ist je nach den verschiedenen Kabineten 26, 25'/s, 25 Grade Reaumur. Dieses Bassin ist für Frauen und Herren be­stimmt und für manchen, dem die Tem­peratur der übrigen Bäder zu hoch ist, sehr wohlthuend. Vorerst diente es zu einem Pfcrdebade, wurde aber von Herzog Karl im Jahr 1788 gänzlich neu über­baut. Alle diese Badhäuser haben ihre heizbaren Zimmer zum Ans- und An­kleiden. In jedem Bassin befinden sich runde Steine, vermittelst deren man sich eine» höhern Sitz bereiten kann, auch ist der Felsbvden aller Bassins mit reinem ausgewaschenem Flußsande bedeckt, um die Unebenheiten der hervorragenden Granit­felsen auszugleichen. Die Wasscrdümpfe deS Bassins steigen durch weite Kamine empor. In allem herrscht eine bewunderns­würdige Reinlichkeit. Vermittelst der Stell- fallcn werden sie, je nachdem sie zum Baden benutzt wurden, zwei bis dreimal des Tages abgclassen, der Flußsand in ihrem Grunde wieder ausgeglichen und die Seitenbretter der Wandungen, die alle Jahre mit neuen vertauscht werden, abgewaschen.

Als der Gastgeber znm grünen Baum vor einigen Jahren sein Gebäude, das nächst dem rechten Ufer der Enz liegt, vergrößerte, entdeckte man unter demselben ein altes Bassin. Es beträgt 225 Quadrat- chuhe und seine Wasser haben die Tem­peratur von 2526 Grad Reaumur. Es wurde auf Befehl des vorigen Königs Friedrichs zu einem bequemen Pferdebad eingerichtet.

In diesen Bädern des Wildbades ist also keines Menschen Nachhülfe nöthig, weder kaltes noch warmes Wasser wird mühsam in diese Bassins getragen, ganz o, wie der Wärmegrad dem oder jenem Körper am angemessensten ist, als hätte die Natur diese Quellen zu nichts andrem als zur Heilung kranker Körper vom An­beginne bestimmt, steigen sie ans der gc- yeimnißvollen Werkstätt c wohlthuender Geister herauf. Die lebenerweckende, gleich- -vrmige Verbindung dieses Wassers mit Wärme kann kein Thermometer so schön darthun, als das Experiment sie darthut: daß Hühnereier beinahe zum Ausbrüten in ihm gebracht werden können.

(Fortsetzung folgt.)

Der Weisheitsljändler.

(Mährchcn. Nach dem Englischen von A. R.) (Fortsetzung.)

Er eilte nach dem Stadtthore. Es war längst geöffnet und ein geschäftiger Schwarm strömte aus und ein. Sein erster Gedanke war, sogleich nach Hause

zu gehen; allein er bedachte sich, daß wohl große Veränderungen vorgefallen sein könnten ja, es war sogar möglich, daß Ayescha ihn vergessen oder, ihn für todt haltend, einen Ändern gcheirathet hatte. Darum begab er sich zuerst nach dem Laden eines Barbiers in der Nachbarschaft, und da ihn die Reise sehr verändert hatte, wurde er nicht erkannt. Hier lenkte er das Gespräch nach und nach vorsichtig auf den Gegenstand, der ihn so sehr intercssirte, und erfuhr zu seiner Ueberraschung, daß seine Flucht ganz nnnöthig gewesen. Der Todte, der ibn so sehr erschreckt hatte, war ein Räuber, der, von der Wache überrascht, verwundet und verfolgt, zu seiner Rettung in die offene Thürc schlüpfte, die er ver- mnthlich hinter sich verriegelte, worauf er in den Hof ging und hier starb.

Indessen/' fügte der Barbier bos­haft hinzu,wird das junge Weib deS Ausreißers wahrscheinlich recht froh ge­wesen sein über den Vorfall. Radawan war ein eben so großer Prahlhans als Hasenfuß und mag sie genug geärgert haben. Ich höre auch, daß sie schon ver­schiedene Bewunderer hat."

Der Barbier würde ohne Zweifel noch viel mehr geplaudert haben, allein Rada­wan hielt seine Lippen fest geschlossen, stand auf und ging fort. Hierauf trat er in ein Kaffeehaus, wo ihm der Wirth erzählte, daß Aeyescha die Besuche eines Liebhabers empfange, daß Nachricht von Radawan's Tod gekommen sei und bald eine Hochzeit stattfinden werde. Der Arme, der die ganze Zeit über vor Liebe für sein rundes, niedliches Weibchen brannte, wurde durch diese und noch schlimmere müssigc Gerüchte arg gepeinigt und über­legte ganz ernsthaft, ob es denn wohl auch recht von ihm sei, so plötzlich wieder zu Leben zu kommen. Nachdem er die Sache wohl eine Stunde lang durchdacht hatte, beschloß er, sich als Bettler zu verkleiden und so in sein eigenes Haus zu kommen, um selbst zu sehen, wie die Sachen stünden.

(Schluß folgt.)

Pfiffig. Schweinehändler:Bauer, kauft nur das Säule wenn es Euch reut und ich komm in einen: halben Jahr wieder, so nehme ich es um's nämliche Geld wieder zurück."

Noch ein Mittel gegen die Fliegen. Es besteht in einer Abkochung von geschnittenem Quassicnholz, welcher man etwas Zucker beimischt und sie in flachen Schaaken anfstellt. Die Fliegen genießen dies gerne, sterben aber bald daran.

Auflösung des Räthsels in Nr. 106. Band. Hm:d. Land. Rand. Sand. Tand. Wand.

Goldkurs der StaatSkafsenverwaltung

Vom 8. Juki 1883.

20-Frankenstücke . . . 1616 16 L

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.