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nun zwar nicht anders getrieben, als eben jeder andere Kamerad im Regiment, aber wenn man man in Noth und Sorge steckt bis über die Ohren, so kommen die tollen Gedanken von selbst.
Er dachte wohl daran, daß es jetzt, da er fast siebzig Jahre alt, etwas spät sei, einen tugendhaften? Wandel zu beginnen. Auch fielen aus allerlei Gründen verschiedene Haupt- und Todsünden schon von selbst hinweg, so z. B. das Charmiren mit den Weibsen und „Fraß und Volleren" Aber hatte nicht der heilige Augustin, den er von jeher ganz besonders venerirte, als seinen Patron und Schutzheiligen, hatte nicht der, wie er in alten Büchern gelesen, in seiner Jugend die ärgsten Skandale getrieben in der Stadt Carthago, und war erst in seinen späteren Jahren ein gar großer Heiliger und Kirchenvater geworden? Also war wohl auch für ihn noch Aussicht da! — Auf der andern Seite schämte sich zu Zeiten der alte Soldat wieder, daß er einen Duckmäuser machen sollte, wie er es nannte. Daher kam sein Zwiespalt, und die alte Sibylle mußte, Gott mochte wissen von wem, erfahren haben, wo ihn der Schuh drückte.
— Er erwiederte also nichts Bestimmtes auf die ärgerlichen Reden, sondern sagte blos: „Brandwedclin, Sie ist ein obstinates Weibsbild!" — Die aber lachte und sagte: „Gelt, ich kenne alle Seine Narrenpossen?"
Da kam das Gespräch der Beiden endlich doch ans die alten Zeiten, und Neubert, den der treffliche Branntwein gesprächig gemacht, erzählte der Brandwedel, was diese so gut wußte wie er, zum Theil vielleicht noch besser.
„Ach dazumal", sagte er, „als der alte Herr noch florirte, da war es freilich anders da droben auf dem alten Schlosse! Küche und Keller voll, Pferde im Stalle, und Geld, mehr als wir brauchten! Sie weiß doch, Brandwedelin, daß ich als kleiner Junge schon in's Schloß kam und dort aufgezogen und großgefüttert worden bin? Ich war da oft im Zimmer des Herrn, wenn der Amtmann Geld brachte. „Brauch' keins," sagte dann meist der Herr, „leg' Er's an, Amtsvcrweser!"
— Ein Theil blieb auch liegen für den Nothfall, und ich habe meiner Tage nicht so viel harte Brabanter und holländische Füchse auf einem Haufen gesehen, als dazumal in der eisernen Truhe Seiner Gnaden. Der Herr liebte auch dann und wann einen guten Trunk zu thun, und kamen andere Herren, da wurde nicht gespart, aber doch wurde des Glücks und Segens mehr statt weniger. Da legte der Teufel ein Ei in die Wirthschaft! — Ich weiß noch den Tag. Der Herr war zu einem Nachbar geritten, und kam erst spät in der Nacht zurück. Am andern Tag war er verdrießlich und mürrisch, und man konnte ihm nichts zu Willen thun. Ich glaubte, er habe im Spiel verloren, aber bei der Tafel hörte ich es wohl, obgleich ich's noch nicht so recht verstand. Sie weiß, Sibylle, daß die gnädige Frau zu jener Zeit schon ein paar Jahre mit Tode abgegangen." — „Schwätzt Er dumm!" sagte Sibylle."
Neubert aber fuhrt fort. „Nun, da saß. blos der Hofmeister des jetzigen Herrn
mit bei Tisch, und fast täglich wurde deshalb der Amtmann eingeladen, der auch wacker einhieb und noch wackerer trank. An jenem Tag fuhr da mitten unter dem Speisen der gnädige Herr auf. „Amts- Verweser," sagte er, „der Teufel soll mich holen, ich glaube der Aerger bringt mich um!" — Der aber sah den Herrn erst vorsichtig an und meinte dann: „Was molcstirt denn, wenn ich unterthänig bitten darf, Eure hochfreiherrliche Gnaden?" — Da kam's denn an den Tag. Der Nachbar, den der Herr besuchte, und noch andere, hatten ihre alten Schlösser verlassen und sich neue gebaut, wie sie es da drüben über dem Rheine bei den französischen Windbeuteln gesehen hatten, und der Herr ärgerte sich, daß er, da er so gut wie jene, noch in seinem alten Rattenneste, wie er sagte, wohnen müsse. — Daß ich's kurz mache — der Amtmann goß Oel in's Feuer. Der gnädige Herr könne zwei Schlösser bauen, anstatt eins, Geld sei da, mehr als genug, alles käme blos auf hohen Befehl an. Der blieb nicht aus, und schon nach acht Tagen hatte der Amtmann, der eigens deßhalb nach Würzburg gefahren war, einen Baumeister in's alte Schloß gebracht, der dem Herrn ein halbes Dutzend Pläne vorlegte und die billigsten Kostenanschläge.
„An jenem Abend bedudclte sich der gnädige Herr fast mehr als gewöhnlich, und als ich eine frische Portion Flaschen gebracht hatte, schlug er mich auf die Schulter, daß ich schier umgesunken wäre, und rief: „Augustin, Du Esel, jetzt kriege ich ein Palais!" — „Ja", schaltete Sibylle ein, „Seine Gnaden waren sehr aimabcl, wenn Sie getrunken hatten!" — „Jetzt kamen zuerst die Brabanter dran aus der Truhe, dann flogen die Goldvögel aus, hernach holte der Amtmann das angelegte Geld, denn der Bau kostete mehr als das Doppelte, was der Voranschlag besagte, und als nach zwei Jahren das neue Schloß »othdürftig unter Dach stand, war kein Heller Geld vorhanden. — Jetzt schaffte anfänglich der Amtmann Geld, dann kamen die Juden! Und als dann endlich Alles fix und fertig, und von innen eingerichtet war, hatten wir ein neues Schloß aber keinen Pfennig baares Geld und Schulden mehr als zuviel.
(For tsetzung fo lgt.)
„Wir winden Air den Jungfernkranz."
Humoreske aus dem Waidmanusleben von Rudolf Minuth.
(Fortsetzung.)
„Lieber Christian, Du könntest doch nun endlich für einige Hasen sorgen!" pflegte sie dann im Tone leisen Vorwurfs zu sagen. —
Herrn Christian erging es wie jedem anderen Jäger: es war ihm unerträglich, jagdunkundige Personen über Dinge die die Jagd betrafen, sprechen zu hören. So gleichmüthig er auch andere Sachen hinnahm, in diesem Punkte war er reizbar und mit einer, seiner eigenthümlich dünnen Stimme sonst nicht eigenen Schärfe erwiderte er dann:
„Frauchen, wenn Du doch nur ein klein wenig mehr Verständniß von der
Jagd haben möchtest, dann würdest Du begreifen können, daß man bei 25 Grad Kälte nachgerade auf jede Jagd verzichten muß. — X xropo8, — fügte er dann freundlicher, jedoch ein wenig satyrisch hinzu, „sag' mal', ließest Du heut auch die Hühner fühlen?" —
Frau Krabbe überhörte die letzten Worte und erwiderte resignirt:
„Ich werde mich an den Gärtner wenden müssen, soll ich an meinem Geburtstage vor meinen Gästen nicht mit Schande bestehen!" —
„Ich bin stark zu der Annahme geneigt, daß Dir auch der nicht wird Helsen können!" — war die Antwort Henn Christians und hiermit das Gespräch beendet. —
Allein nicht nur Frau, sondern auch Herr Krabbe fühlte einen gewissen Stolz darin, an dem Hergebrachten festzuhalten; auch wäre es für ihn, der für einen der tüchtigsten Jäger des Gau's galt, keine Empfehlung gewesen, wenn man enttäuschten Blickes das Fehlen des leckeren Bratens bemerken würde, und so beschloß er denn, mit Verachtung aller dem Anfrieren ausgesetzten Gliedmaßen, heut Abend den Anstand zu srequentiren. —
Es war in der zweiten Hälfte des Januar; der Mond ging bereits bei Tage auf und bald nach dem Nachmittagskaffee wanderte Herr Krabbe, wohlverwahret in Pelze und Shawls dem nahen Forste zu. Bald hatte er einen guten Paß gefunden, jetzt nur ein wenig Ausdauer und Lampe machte hier heute seine letzte Abend- Promenade. —
Herr Krabbe stieß die Spitze seines Jagdstockes in die hartgefrorene Erde, klappte das Spitzbrett auseinander, ließ sich auf demselben nieder und spannte das Gewehr. _ (Fortsetzung folgt.)
Mchlthau auf Rosen. Den „Pomologischen Monatsheften" berichtet Graf du Bayttou, daß er zur Vertilgung des Mehlthaues auf Rosen mit Erfolg Salzwasser angcwendet habe. Er bespritzte Morgens und Abends die Blätter von oben nach unten mit einer Salzauflösung (2—3 Gramm auf 1 Liter Wasser, oder 30 Gramm auf eine gewöhnliche Gießkanne). Nach 4 Tagen war der Mehlthau verschwunden. Das Mittel dürfte sich wohl auch bei Obstbäumen mit Erfolg in Anwendung bringen lassen.
Sahne auf mehrere Wochen aufzu bewahren. Recht frische Sahne wird wie gewöhnlich aufgekocht, nach dem Verkühlen in Flaschen gefüllt, diese werden gut verkorkt, mit Stroh umwickelt und in einem Kessel mit kaltem Wasser auf das Feuer gestellt. Sobald das Wasser kocht, nimmt man die Flaschen heraus, versucht sie und stellt sie bis zu dem Gebrauch in den Keller.
Wer ist Reelle? Kind: „Mama! Wie kommt es nur, daß Reelle noch immer keine Frau gefunden hat? — Mutter: „Reelle? Wer ist das?" — Kind: „Nun ieh doch, in den Zeitungen steht doch ortwährend: „Reelles Heirathsgesuch!"
Auflösung des Räthsels in Nr. 81.
Eber. Heber. Rebe.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.