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die oben erwähnten JapanischeBall-Frisur, und wurde in der kürzesten Zeit von 15 Minuten erster, wodurch er von den Zuschauern durch großen Applaus beehrt wurde.

Berlin, 5. Febr. DaS Befinden der Kai­serin Friedrich, ist wir die Berliner MontagS- Zeitung erfährt, noch immer kein befriedigendes. Wenn auch keine Gefahr vorliegt, bedarf die hohe Frau doch der äußersten Schonung. Prinz Heinrich von Preußen wird sich unmittelbar nach seinem Eintreffen in Europa erst zu seiner Mutter begeben und dann nach Berlin zurückbegeben.

Berlin, 5. Febr. Der Gesundheitszustand d«S Finanzministers von Miquel läßt noch immer viel zu wünschen übrig. ES ist vorläufig überhaupt nicht abzusehen, wenn der Minister wieder die AmtS- geschäfte übernehmen kann.

Berlin, 5. Febr. DaS Befinden deS Ab­geordneten Dr. Lieber hat sich in der abgelaufenen Woche wesentlich gebessert, doch wird er an den par­lamentarischen Verhandlungen noch längere Zeit nicht teilnehmen können. Er wird sich bis zu skiner völli­gen Wiederherstellung nach dem Süden begeben.

Berlin, 6. Febr. Ueber die Streik­bewegung wird d m Berliner Tageblatt gemeldet: In dem der österreichisch-ungarischen Staatsbahn ge­hörigen Reziczaer Eisenwerk ist «in großer Streik auSgebrochen. Es sind' 1700 Arbeiter ausständig, weil die Direktion die Akkordlöhne um 10°/» herab­setzte. Die Arbeiter fordern kürzere Arbeitszeit, höher« Akkordpreise und allgemeine Lohnregulierung. Man befürchtet ein Uebergreifen des Ausstandes auf di« Kohlenbergwerke in diesem Revier. Die Gen­darmerie wurde verstärkt. Ein Vertreter der Behörde wird einen Vermittlungsversuch machen. In Zwickau in Sachsen erklärten die Grubenverwaltungen die von den Arbeitern beabsichtigten Lohn-Mehr­forderungen für unannehmbar und beschlossen die Ablehnung derselben. Der Ausstand im Zwickauer Kohlenrevier ist daher unabwendbar.

Kiel, 5. Febr. Eine tragische Scene hat sich in einem Vallsaale hier abgespielt: In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag wurde di- 19jähr. Tochter deS Gefängnisvorstehers Streich, Fräulein Helene Streich, im Ballsaal von einem Meuchelmörder erschossen. Es war in der Maskerade des platt­deutschen VereinsJungs holt fast" und die junge Dame saß neben ihrer Mutter am Kaffeetisch, während die Musik zur Polonaise aufspielte. In diesem Augenblick krachte ein Schuß, und das unglückliche Mädchen sank, gerade ins Herz getroffen, tot vom Stuhle. Der Mörder hatte den totbringenden Schuß durch ein offenstehendes Fenster auf sein Opfer abge- feusrt und war dann entflohen. Noch während der Nacht wurden dis Briefschaften der Ermordeten unter­sucht, und es fanden sich darunter Drohbriefe, die von dem hier in Stellung befindlichen Apotheker­gehilfen Pflüger herrührten. Dieser hatte das junge,

bildschöne Mädchen mit Anträgen verfolgt und war abgewiesen worden. Er wurde in seiner Wohnung verhaftet, leugnet jedoch entschieden, die That ausge­führt zu haben. Ein in seiner Behausung Vorge­fundener Revolver, sowie eine Anzahl vergifteter Bonbons, bestärkten den Verdacht; auch kann der Beschuldigte keinen genügenden Alibibeweis erbringen. All man den mutmaßlichen Mörder in das Polizei­gefängnis bringen wollte, dessen Vorsteher der Vater deS jungen Mädchens ist, lehnte dieser die Aufnahme mit dem Bemerken ab, daß er nicht dafür «instehen könne, daß er sich an dem Mörder seines KindeS nicht thätlich vergreife. Der Gefangen« wurde daher zunächst in der Hauptwache interniert. Pflüger ist ein Sohn deS zur Zeit in Italien weilenden Pro­fessors Pflüger. Der des Mordes der Helene Streich beschuldigte Apotheker Pflüger zeigte beim Verhör vor dem Untersuchungsrichter ein unbefangenes, sicheres Auftreten und behauptete, während der Zeit des Mordes in der Apotheke Wache gehalten zu haben. Der neben dem Thatort belegen« worastische Boots­hafen soll nach der Mordwaffe obzesucht werden. Pflüger ist am 3. Drz. 1875 in Göppingen geboren.

Wien, 5. Febr. Der Pariser Korrespondent des Neuen Wiener Journal hatte «ine hochinteressante Unterredung mit dem ehemaligen französischen Kriegs- Minister Du Barail über den Transvaalkneg. Du Barail hält die Situation für die Engländer für verzweifelt und gänzlich verloren. Auch Lord Robert werde mit den neuen 60 000 bis 80 000 Mann nichts ausrichten und aufgerieben werden, denn mit Soldaten, welchen die militärische Erziehung und der traditionelle militärische Geist fehle, sei nichts an­zufangen.

Rom, 5. Febr. Die Influenza tritt immer stärker auf und fordert immer mehr Opfer. Die Ansteckungsgefahr ist so groß, daß sich der Va­tikan geweigert hat, eine Anzahl Pilger zu empfangen.

Antwerpen, 5. Febr. Hier eingetroffene Telegramme berichten, daß infolge des Sturmes circa 40 Fahrzeugs und Dampfer an der spanischen Küste gesunken sind. Die Zahl der umS Leben ge­kommenen beträgt 200. Auch auf dem Mittelmeer herrscht ein furchtbarer Sturm.

London, 6. Februar. Die Rede Cham- berlains im Unterhause war das Ereignis deS gestrigen Tage». Das Haus war in Erwartung der­selben dicht besetzt, die Diplomaten- und Damen-Logen waren gedrängt voll. Chamberlain war gut dispo­niert. Vortrag und Stimme war großartig. Er ist gegenwärtig der glänzendste Parlamentsredner Eng­lands. DaS HauS hing athemloS an jedem Worte. Seine Rede wirkte zündend bei der Kriegs Partei und das allgemeine Urteil ist, daß er vorläufig sich und die Regierung gerettet hat.

Der Krieg irr Südafrika.

Berlin, 5. Febr. Nach einer Meldung des Berliner Tagblatts aus Brüssel erwartet man in

die Liebenswürdigkeit bitte, mir die Vorstellung in diesem Augenblick noch zu er­lassen? Ich bitte darum, gnädige Frau."

Die Gutsherrin nickte lächelnd.

Ein wenig Geheimnisvolles erhöht den Reiz," meinte Fe freundlich.Aber auch die Neugierde," fügte sie mit leichter Schelmerei hinzu.Wollen Sie Platz nehmen und mir sagen, welchem Umstand ich die Ehre Ihres Besuches verdanke?"

Frau Wichbern ließ sich der Gutherrin gegenüber auf einen Stuhl nieder und fragte:

Wollen Sie mir die Erlaubnis geben, Ihr Gut in Augenschein zu nehmen? ES ist mir seiner Musterwirtschaft wegen gerühmt worden, und ich möchte eS kennen lernen, weil ich die Absicht habe, mir selbst einen Landsitz zu kaufen und, wenn eS sein kann, in Ihre Nachbarschaft zu ziehen ..

Aber gern!"

Ich bemühe Sie nicht selbst nein, und das dürfte ich gar nicht an­nehmen! Aber um die Güte würde ich Sie bitten, durch einen Sachkundigen unter Ihren Angestellten mich führen zu lassen ja, mein« gnädige Frau?"

Ich werde Herrn v. Löhnau Herbitten lassen," erklärte die GutSherri» bereitwillig.Unseren Inspektor," fügte sie erklärend hinzu.Da haben Sie auch gleich den, der hier, wenn nicht der Herr, so doch der maßgebende Leiter ist."

Wie war der Name?" fragte Frau Wichbern mit kleiner Heuchelei.

Bernd v. Löhnau," wiederholte die Frau vom Hause.Ich werde in­zwischen für «ine Erfrischung sorgen, und wenn Sie Ihren Rundgang beendet haben, dürfe» Sie mir die Bitte, ein Stündchen mein Gast zu sein, nicht ab schlagen."

Nein, ich werde Ihnen herzlich dankbar sein."

dortigen Burenkreisen einen Zusammenstoß Buller 8 mit dem General Ioubert noch für heute.

Berlin, 6. Febr. Dem Berliner Tageblatt wird aus London telegraphiert: Die Central-NewS melden aus Durban: Am Montag vormitag bom­bardierten neue Schiffsgeschütze die Verschanzungen der Buren gegenüber Colenso. Hier erwartet man mit fieberhafter Besorgnis auf Nachrichten von Buller. Dasselbe Blatt meldet vom Montag abend: Die verwundeten Soldaten aus dem Hospital von Pieter- maritzburg kamen heute hier an und wurden auf den Hospital-Schiff-n Marie und Nubia eingeschifft.

Berlin, 6. Febr. Dos Berliner Tageblatt meldet aus Brüssel: Gegenüber den englischen Be­hauptungen, welche den neuerlichen Vormarsch BullerS nach Ladysmith in Abrede stellen, kann bestimmt ge­meldet werde», daß General Buller seinen Vormarsch thatsächlich begonnen hat. Petit bleu verzeichnet das sehr glaubwürdige Gerücht, daß BullerS dritter Entsatz-Versuch an der Wachsamkeit der Buren scheiterte, woraus sich die letzt« Note des Londoner Kriegsamtes erklärt.

Berlin, 6. Febr. Das Berliner Tageblatt meldet aus Brüssel, daß in dortigen Burenkreisen der Meldung von einer bevorstehenden Intervention des Zaren keine Bedeutung brigelegt wird. Jedenfalls erscheint die Meldung verfrüht. Nach den Infor­mationen mehrerer Morgenblätter aus Brüssel haben die Buren wiederum zwei Siege erfochten. Zunächst erstürmten sie die -Position Beestemplaats, eine wich­tige Anhöhe um Ladysmith. Die englische Besatzung wurde zurückgeworfen und mußten eine Kanone größeren Kalibers und zwei voll beladene Munitions­wagen zurücklassen- Sodann versuchte General Frcnch am 17 Januar einen neuen Vorstoß gegen ColeSberg, wurde jedoch zurückgeschlagen. Er verlor 13 Tote, 32 Verwundete und 114 Gefangene.

Amsterdam, 5. Februar. Die als Gerücht schon länger verbreitete Nachricht von der Nieder- machung deS 5. Lancierregimrnts durch die Buren bei Ladysmith wird durch einen Brief eines Holländers aus dem Lager vor Ladysmith, den ein Amsterdamer Blatt veröffentlicht, aufs neue bestätigt. Es heißt in dem Brief:Sie werden wahrscheinlich gelesen haben, wie entsetzlich daS 5. Lancierregiment in der Schlacht bei Elands-Laagte gehaust hat. Die Verwundeten hauptsächlich Deutsche und Niederländer, die auf dem Schlachtfeld lagen, wurden mit Lanzen durch­bohrt, auch nachdem sie sich ergeben und ihre Waffen weggeworfen hatten. Zahlreiche Buren haben deshalb mit Deutschen und Holländern einen Eid geschworen, keinem Lancier mehr Pardon zu geben. Vor etwa 14 Tagen machte dasselbe Regiment Lar ciers einen Ausfall auf die Wachtposten der Buren, die etwa 25 Mann stark waren. Diese zogen sich zurück, aber eine Abteilung Freistaatler unter Prinsloe erschien im Rücken der Lanciers, während von General Lukas MeysrS Truppen, etwa 200 Mann dem Wachposten zu Hilfe kamen. An ein Entkommen der von allen

Soll ich rufen, gleich?"

Wmn Sie belieben wollen."

Nach einigen Minuten war der Inspektor zur Stelle, begrüßte ehrerbietig die Gutsherrin und verbeugte sich vor dem Gaste.

Gnädige Frau befehlen?" fragte er Frau Böhm.

Mein Besuch wünscht das Gut zu sehen," erklärte die Herrin,Sie sind von mir als Führer vorgeschlagen und von der Dame acceptiert worden. Aber bringen Sie mir meinen Gast nach dem Gange zurück."

Bernd von Löhnau trug Jägeruniform und hohe Schaftstiefel, in der Hand eine Reitgerte.

Frau Wichbern ging an seiner Seite, horchte auf seine Erklärungen und beobachtete ihn, so oft es unbemerkt geschehen konnte. Die grüne Uniform stand ihm gut. Sein Reden und Auftreten war einfach und männlich sicher.

Manches in den Wirtschaftgebäuden interessiert« sie, und die Fülle der Eindrücke ließ ihre Ueberzeugung von der Eintönigkeit des Landlebens wankend werden.

Die Bewirtschaftung deS Gutes scheint in berufenen Händen zu liegen," bemerkte sie.

Das Gut ist ein» der besten Holsteins," entgegnet« er,und seine Ver­waltung macht wenig Mühe."

»34 geh« mit der Absicht um, mich auf dem Land« anzukaufen: Können Sie mir ein Kaufobjekt nennen und zugleich empfehlen?"

Nein, ich wüßte nicht hm wenn ich Ihnen nicht unser Depenau selbst «»führen sollte."

Ihr Depenau selbst? Will Herr Böhm den Besitz veräußern?" fragte sie angeregt. (Fortsetz, folgt.)