17.

75. Jahrgang

Amts- Md Kuzeigevlatt für den Bezirk Kakv.

Srsch«tntDiin«tagi, D-unerrtag» »nb 8«m»tag». Dt, »tmS<lm>z«g«rühr tltrüzt im B-jtrk und in nLchster Umgebung » Psg. die Zelle, «etter «utfernt lr Pfg.

Donnerstag, den 8. Jebruar 1900.

»ierteljihrlicher «bonnementrpreir in der Stadt Ml. I.UI ins Hau» gebracht, Ml. I. lb durch die Post bezogen tu, Bezirk, »ußer Bezirk Mk. I. SS.

Amtliche Nekamttmachrmge».

Kekarrntmachung.

Die Strafte von Teinach nach Oberkoll- wäugen w rd voraussichtlich in den Monaten März und April für den Verkehr gesperrt werden, worauf jetzt schon aufmerksam gemacht wird.

Calw, den 4. Februar 1900.

K. Oberamt. K. Straßenbauinspektion.

Voelter. Schab.

Bekanntmachung.

Die staatliche Rindviehschau findet Heuer voraussichtlich am Mittwoch, 20. Juni d. I«., statt. Calw, den 6. Februar 1900.

K. Oberamt. Voelter.

Bekanntmachung.

Bezirkskatastergeometer Jooß ist heute hier aufgezogen und wohnt in der Badgaff« im Haus« der Stadtbaumeister Kümmerte'» Witwe, am Kirchherr'schrn Zimmerpl.tz.

Calw, den 6. Februar 1900.

K. Oberamt. Voelter.

Die Hvtsbehövöen

werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Meft- urkunden, wie aus dem Ausdruck auf drnselben ersichtlich, weder zusammengefaltet noch in ein kleineres Format zusammengelegt werden dürfen.

Gefaltete Meßurkunden werden für unbrauchbar erklärt und sind für dieselben neue anzufsrtigen.

Um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, sollten daher einzelne Meßurkunden nie ohne Pappdeckel

versendet und hiezu geeignete Pappdeckel auf dem Rathause parat gehalten werden.

Calw, den 6. Februar 1900.

K. Oberamt. Voelter.

Tagesneuigkeiten.

8. Teinach, 4. Febr. Heute sind eS fünf­undzwanzig Jahre feit Hr. Schullehrer H « ug fein Amt in unserer Gemeinde angetreten hat. Fast «ine ganz« Generation hat er unterrichte und «rzogrn. Al» Zeichen deS Danke» haben die bürgerlich«« Kolle­gien dem treuen und gewissenhaften Lehrer h«ute «in Geschenk bestehend in einem Ruheseffel überreicht und ihm da» Ehrenbürgerrecht in unserer Gemeinde ver­liehen.

m Geching«n, 3. F«br. Wie alljährlich am Lichtmeßfeiertag, so veranstalt,te der hiesiz« Kir- chrnchor auch gestern wieder einen Frmilienabend im Gasthau» zum Hirsch hier. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Diri, ent, Hr. Schullehrer Widmann stellte an seine Sängerschaar rrcht groß» Anforderungen, insofern er neben andern herrlichen Chör«n das M-lodramaCo lumbuS" von B«cker auf» Programm setzt«. Hieb« sprach Hr. Pfarr«r Andlrr den Prolog, während Hr. Schul­lehrer Staiger die Klavierbegleitung in delikater Weis, ausführte. Di« Chöre waren mit sichtlichem Fleiß und großer Sorgfalt einstudirrt und von durch­schlagendem Erfolg. Durch di« gewaltige Kraft boten sie der trefflichen Wiedergabr einen festen Halt und nahmen sowohl durch die Wucht der Komposition, wie auch durch di« Feinheit der Ausführung da» höchste Interesse in Anspruch. Nicht vergessen und volle Anerkennung müssen wir den Sopran-Soli zu

teil werde» lassen, mit welchen uns Fräulein Zieg­ler erfreute. Wir erinnern nur an das Büßlied von Beethoven. Auch Hr. Dengler gab «in Ba­riton-Solo zum Besten. Und so wurden die Zuhörer durch das Gebotene reichlich befriedigt und zollten dem Verein und seinem unermüdlichen und sachkundigen Dirigenten den wohlverdienten Beifall. Gechingens Dichter Hr. Böttinger füllte die Zwischenpausen mit recht gelungenen und beifällig aufgenommenen Gedichten auS.

m Deckenpfronn, 2. Febr. Zu Ehren seiner Ehrenmitglieder hielt der Liederkranz hier am gtstrigen Abend in der Krone ein Konzert. An demselben beteiligten sich auch die 50er, also alle Männer und Frauen 1849 Geborenen. Das reichhaltig« Programm bot viel Abwechslung und wurde flott abgewickelt.

Stuttgart» 4. Febr. Schaufrisieren. Im Europäischen Hofe hielt am Sonntag abend der Stuttgarter Friseur- und Perückenmachervrrein sein 18. Stiftungsfest, verbunden mit Schaufrisieren und zugleich Schlußfrisieren der Fachschule, ab. Wie im letzten Jahre lag auch diesmal die Leitung der Fachschule in den Händen der Herren K. Weber und L. Feßler. Unter den Klängen der Musik wurde gleichzeitig da« Damenfrisisren begonnen, wel­ches diesmal «in abwechslungsreiches Bild darbot. Außer japanischen, spanischen, Rokoko- und modernen Frisuren waren auch di« vier Jahreszeiten in Fri­suren dargestellt, welche die Aufmerksamkeit der zahl­reichen Anwesenden in besonderem Maße auf sich lenkten. Ueber die exakten Ausführungen der ver­schiedenen Frisuren herrschte unter den Zuschauern nur eine Stimme des Lobe». Hr. W. Schneider von Calw, welcher im vorigen Jahre beim PreiS- frisieren den 1. Preis erhielt, frisierte diese» Jahr

6 H 1- 15 6 1 Nachdruck verboten.

Der Advokatenbauer.

Kriminalroman von Dietrich Theden.

(Fortsetzung.)

Frau Wichbern ließ sich von ihrem Diener, der in einfache dunkelblaue Livree gekleidet war, auf der Schlittenfahrt begleiten.

Depenau I" befahl sie.

Der Weg, der sich bald über freie» Feld, bald zwischen Knicks oder durch Waldung hinzog, hatte für die Städterin etwas Neues und Reizvolles. Der Schnee war von blendender Weiße und deckte die Erde ebenmäßig und nicht höher, als für eine Musterschlittenbahn nötig und erwünscht war. So konnten die Pferde, zwei nicht gerade schöne Tiere, aber gute Läufer, so rasch vorwärts kommen, daß das landschaftliche Winterbild ein in schneller Folge wechselndes war und Ermüdung nicht eintreten ließ.

Im Winterschmuck wie di« Dörfer lag das Endziel der Fahrt. Die Bäume der langen Allee, die in gerader Richtung ouf dar Gut zuführte und das Herrenhaus schon von ferne erkennen ließ, waren in glitzernden R-.if gehüllt; der Rauch auS den Schornsteinen des Herrenhauses kräuselte über weißen, in der Sonne leuchtenden Dachflächen. Arbeiterhäuser, Scheunen und Ställe lagen wie das GutShauS weiß in weiß, und nur in die lichte Silhouette de« Parkes zeich­neten die aufragenden, schneefreien Stämme der Bäume dunkle Linien.

Als Frau Wichbern di« Freitreppe zum Herrenhaus hinaufgeschritten war und der Diener ihr di« schwere eichengrschnitzte Thür öffnete, sagte sie anweisend

halblaut über die Schulter:Ich wünsche hier nicht bekannt zu werden, Johann."

Zu Befehl, gnädige Frau!"

Sie erwarten mich am Schlitten . . ."

Von einer Bank im Hintergrund deS saalartigen, mit Jagdtrophäen deko­rierten Flurs erhob sich beim Eintritt der Fremden eilig ein Mädchen, das nach Art der Hamburger Hausmädchen auf dem blonden Haar ein weißes Häub­chen trug.

Melden Sie mich Ihrer Herrin."

Das Mädchen blieb zögernd stehen, als wolle sie noch etwas fragen, ging dann aber doch. Sie kam bald zurück und nötigte die Fremde in ein Zimmer, dessen Gediegenheit Frau Wichbern auffiel. Grüne Tapete; kräftige von dieser sich abhebende Eichenmöbel; einfach, aber wirkungsvoll Mt Altgold bordierte, dunkelrote Tuchbezüge auf Stühlen und Sophas; an den Wänden Gemälde in schweren Goldrahmen, darunter ein Seestück sie entzifferte den Künstlernamen ein Achenbach! Ah! auch auf dem Lande Kunstschätze, die sie bis dahin allein den reichen Städtern zugänglich gewähnt hatte.

Eine Frau in dunkelgrauem Wollkleid, um den Hals ein gleichfarbige Federboa geschlungen, war geräuschlos eingrtreten.

Darf ich wissen, wer mir die Freude macht ?" fragte sie den Gast freund­lich, mit weicher, wohlklingender Stimme.

Frau Wichbern forschte sekundenlang in dem sympathischen Gesichte der GutSherrin. Nicht mehr jung, überlegte sie mit Gedankenschnelle, aber eine ge­winnende Erscheinung, der Klugheit und Güte in den offenen Zügen geschrieben stehen.

Werden Sie mir böse sein," fragte Frau Wichbern,wenn ich Sie um