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2. Manche Zusätze und Surrogate, welche meist aus Sparsamkeit oder Geiz von den Familien, aus Betrug von den Krämern verbrochen werden.

Der zu dünne Kaffee pflegt noch sicherer auszuregen, dazu dem Magen schlechter zu bekommen als der müßig konzentrirte; von den Ersatzmitteln ist die Cichorie am un­passendsten: sie bringt nach Okens Zeug­nis; Wallungen, Zittern und ebenfalls Hämorrhoiden hervor. Die Zuckerrübe befördert zwar angenehm den Stuhlgang, wird aber leicht widerlich.

Eine zeitlang nach Entdeckung der stickstoffhaltigen Nährmittel durch die dieselben ausschließende Untcrsuchungs- methode Liebigs standen Thee, Kaffee und und Guarana im Rufe besonders nähren­der, die verlorene Nerven- und Muskel­kraft ersetzender Stoffe, weil alle drei Pflanzen ein und dasselbe Alkaloid, ein und dieselbe stickstoffreiche Pflauzenbase enthalten. An die Seite setzt man ihnen den Grundstoff des Kakao, das ebeusas stickstoffreiche Theobromin.

Während nun der Kakao nahrhafte Stoffe, wenigstens das leicht sättigende Oel, enthält und nicht das schlafraubende Prinzip der elfteren Stoffe, besteht der in der Pflanzenphysiologie als Eiweißkörper anzusprechende Kaffeesamen nur aus etwas Gummi; alle übrigen, in ihm steckenden Substanzen können Eiweißstoffe nicht er­setzen, daher ich auch allen Kindern den Kaffee verbiete, es sei denn, daß man durch Zusatz einer geringen Menge die allzu schlechte Stadtmilch erträglicher machen will. Gesundheit.

Zwischen Lipp' und Bechersrand u. s. w. Für die Wahrheit dieses Sprich­worts wird uns folgendes drastische Bei­spiel mitgetheilt. Ein Gewerbetreibender in der Nachbarschaft Frankfurts hatte ge­schlachtet u. seine Verwandten zur Schlacht­schüssel eingeladen. Dieselben waren auch zahlreich erschienen und warteten mit Sehn­sucht aus den Moment, wo die im Kessel dampfenden Würste zum Genuß aufge­tragen werden sollten. Die ganze Gesell­schaft hatte sich bereits am gedeckten Tische niedergelassen und eben sollte servirt wer­den , als ein Gerichtsvollzieher erschien, die ganzen Würste nebst Zubehör pfändete, aus dem Kessel herausholte und in einem Schranke sorgfältig verschloß, den Gästen nur den Duft zurücklassend. Der Mann des Gesetzes nahm keine Rücksicht auf die enttäuschten Eßlustigen, versteigerte viel­mehr einige Tage darnach die Würste in einem Restaurant, wo dieselben zum größe­ren Theile von einer glücklicheren Gesell­schaft von Gläubigern des Gewerbsmanncs sofort verzehrt wurden.

Belohnung eines Vertheidigers. In einen! südrussischen Dorfgericht wurde, wie man dem Petersb. Herald mittheilt, die Sache eines Bauers verhandelt, der eines Vergehens angeklagt war. Der Angeklagte hatte sich einen Advokaten irgend einen verabschiedeten Kreisbeamten bestellt und war wohlweislich und Vorsichtshalber nicht zur Audienz erschienen. Der Advokat vertheidigte ihn sehr geschickt, konnte aber die Richter von der Unschuld seines Clienten nicht überzeugen. Und

das Gericht fällte das Urtheil, dem Ange- schuldigtcu seine fünfundzwanzig Ruthen­hiebe zu ertheilen. Da aber der Schul­dige nicht zur Stelle war und der Advo- lat seine Vertheidigung übernommen hatte, so beschlossen die Dorfsalamone, an dem Vcrthcidiger die direkte Strafe vollziehen zu lassen, da es ihm nicht gelungen sei, seinen Clienten rein zu waschen und er also für ihn einspringen müsse, und trotz alles Sträubens und Protestirens bekam der Vertheidiger die deeretirten Hiebe voll­ständig aufgezählt nnd konnte noch zu­frieden bleiben, soleichten Kaufes" davon gekommen zu sein. Ob er auch die Ge­richtskosten hat zahlen müssen, darüber verlautet nichts.

Bon der Treue eines Hundes wird aus Ellrich bei Nordhausen be­richtet: Der Kaufmann F. aus Bennecken- stein holte vor einigen Tagen mit seinem Fuhrwerk verschiedene Frachtstücke vom Bahnhofe Ellrich, mußte jedoch hiervon einige Kisten wegen des schlechten Weges in einer dortigen Gtistwirthschaft stehen lassen. Zu Hause angekommen, vermißte er seinen ihn stets begleitenden Hund. Nach Kurzem erhielt er die telegraphische Nachricht, daß sich derselbe in Ellrich be­finde. Fünf Tage später erst war es dem Kaufmann möglich, wieder nach Ellrich zu fahren. Dort fand er seinen Hund auf den von ihm zurückgelassenen Kisten, und man erzählte dem Kaufmann, daß der Hund nicht von den Kisten weg zu bringen gewesen sei, so daß man ihm das Futter dort habe verabreichen müssen.

Ein rotherHase wurde vor einigen Tagen von den Bauern im Kopitzer Re­viere in Böhmen gesehen. Als sich die Botschaft von dem rothen Hasen, der am Halse auch etwas baumeln hatte, verbreitete, klärte sich dasWunder" auf. Am Brüxer Bahnhofe war nämlich der Hase vom Bahnhofpersonal abgefangen worden, als er sich in die Verzäunung verirrt hatte, und um keinen Jagdfrevel zu begehen, hatten sich die Männer des fliegenden Rades den Lpaß gemacht, Freund Lampe mit Anilinroth anzustreichen und mit einem Täfelchen am Halse, die BezeichnungEil­gut-Expreß" enthaltend, ihm die Freiheit zu schenken.

Eine Schullehrerdynastie. Von Schulmonarchen hat man schon gehört, kaum aber davon, daß eine solche Schul­monarchie eine erbliche wurde. Dieser Tage starb im Dorfe Usseln bei Corbach der Lehrer Genuit, einer Lehrerfamilie ange­hörig , welche seit mehr als zwei Jahr­hunderten das Scepter (vuIZo die Ruthe) über die Abc-Schützen von Usseln schwang.

Der kleine Jesuit. Ein Knabe hatte einen Mitschüler durch einen Wurf arg beschädigt. Vom Lehrer deßhalb zur Rechenschaft gezogen, behauptete er ihn nur mit Wasser beworfen zu haben. Als man ihm daraus schärfer zusetzte und ihn unter Androhung einer harten Strafe auf­sorderte, die Wahrheit zu gestehen, räumte er endlich ein, das Wasser sei gefroren gewesen.

Auch eine Lektüre. Dame: Ja, im Sommer mag es ganz hübsch hier sein, aber den Winter denk' ich mir recht lang­weilig. Kein Theater, keine Concertc, was treibt Ihr nur in den langen Winter­abenden? Bäuerin: Da lesen wir halt recht fleißig Herr (in's Wort fallend): Ihr lest fleißig? Das muß ich sagen, so viel Intelligenz hätte ich unter so ein­fachen Leuten gar nicht vermuthet, was lest Ihr denn eigentlich? Bäuerin: Erbsen und Linsen werden gelesen für die Aus­saat, wenn Jhrs grad wissen wollt.

Ln kg. nt terriblo. Madame hat große Gesellschaft und die kleine Lili weint bitterlich, weil sie Zahnschmerzen hat. Be­gütigend ruft Mama:Verhalte dich doch ruhig unter den Gästen." Schluchzend schreit die Kleine:Du hast leicht reden, wenn dir die Zähne weh thun, nimmst du sie heraus."

Unnütze Erfindung. Ein ameri­kanisches Blatt schreibt: Ein genialer Mann hat eine Maschine zum Klavierspielen er­funden. Ueberflüssige Mühe! Haben wir denn nicht schon genug Klaviermaschinen im Lande?

Mittel gegen Insektenstiche. Gegen den Stich der Bienen, Wespen, Hornissen rc. ist der Zwiebclsaft ein ein­faches und wirksames Mittel. Eine Zwiebel wird mit dem Messer zerschnitten nnd die Wunde, nachdem der Stachel herausge- zogcn ist, mit der Schnittfläche einge- rieben, woraus der Schmerz sofort schwindet und keine Geschwulst entsteht. Die Haus­wurz (seinporvivuin teetoruin), in ähn­licher Weise angewendet, lindert fast augen­blicklich den Schmerz. Ordinäre Seife empfiehlt sich als einfaches und linderndes Mittel ganz besonders. Ein schnellwirken­des Mittel ist das Bestreichen der Wunde mit Apis. Sehr gut ist es, von letzterem 2 bis 3 Tropfen aus Zucker geträufelt einzuuehmen, bevor man die Arbeit unter­nimmt.

W ä t H f e c.

Im wilden blutigen Kampfe Schon manche Wunde ich schlug;

Ich werde bewegt vom Dampfe Mit regelmäßigem Zug.

Du siehst mich im Rohr und Schilfe, Vom Winde säuselnd umweht;

Der Apothekergehilfe An mir laborirend steht.

Frankfurt«!' Coursc vom 28. April l883

Geldsorten. -I

20-Frankenstücke.16 22 26

Englische Souvereigns .... 20 36 4!

Ruß. Imperiales.16 75

Dukaten .o 60 65

Dollars in Gold. 4 20 24

Goldkurs der Staatskaffenverwaltung

Vom 1. Mai 1883.

20-Frankenstücke . . . 16 ^ 16 L

Bemessungen auf den Knztyäler

können täglich bei allen Postämtern ge­macht werden.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.