Obstbäumcn ihre lebhaftere Färbung anzu­nehmen und die grünenden, weiß flammend durchzogenen Fluren mit dem dunkeln Grün der Wälder malerisch zu umrahmen. Es ladet die Natur des Enzthales bald aller Orten zu erfrischenden Genüssen ein. Gegenwärtig sind Gänge durch das untere Amt Auge und Herz erfreuend und die Gesundheit stärkend. Unter solchen An­zeichen ist alle Hoffnung, daß die wirkliche, d. h. die natürliche und hygienische Eröff­nung der Badsaison in Wildbad mit der offiziellen werde Heuer besser Schritt hal­ten können.

MisMcii.

Verschlungene Made.

Novelle v. R. Hosmanw (Nachdr. verboten.

(Fortsetzung).

Ich habe das auch vorausgesetzt," fügte Gabriele hinzu,denn Auguste hat, gleich wie ich, bereits ihre Sache» gepackt und ist eben hinuntergcgangen in den Sehloßhvf. Indessen bin ich Ihnen für die Güte Ihrer Frau Mutter herzlich dankbar."

Oskar öffnete setzt die Thürc und bot Gabrielen den Arm zum Geleit. Ohne eine Silbe zu sprechen, schritt er dann mit ihr die weiten Vorsäle entlang und die breite Schloßtreppe hinab, an deren letzter Stufe der Wagen hielt, welcher Gabriele zur nächsten Stadt bringen sollte, von wo dieselbe ihre Weiterreise nach Paris fortzusetzen beabsichtigte. In der Vorhalle, welche durch sechs breite Stufen von dem Hofraume getrennt war, blieb Gabriele stehen, löste ihren Arm aus demjenigen Oskars und blickte demselben mit ihren wunderbaren, großen Augen lange und schmerzlich in's Antlitz. Oskar hielt den Blick Gabrielens ohne Verlegenheit ruhig aus, nur ließen seine klugen Augen etwas von Verwunderung über das seltsame Ant­litz Gabrielens erkennen.

Ich scheide jetzt," sagte Gabriele mit halblauter, gerührter Stimme,von diesem Hause, ohne Aussicht jemals zurückzukehren, mit dem Kummer, ohne meinen Willen und Wissen diejenigen tief getränkt zu haben, die mich mit Wohlwollen über­häuften und während ihre Stimme heftig zu zittern "begann, mit dem

Schmerze,.denjenigen Mann, den

ich liebte und verehrte, niemals wieder- zusehcn, ja vielleicht sogar bei ihm einen schlechten Ruf zu hinterlassen.

Oskar schien um eine Antwort im Zweifel zu sein, aber antworten mußte und wollte er und er sagte deßhalb ohne jede Härte, mehr im Tone des Wohl­wollens:

Mich und die Meinen trifft keine Schuld, daß Alles so gekommen ist, wie es eben kam, auch wir müssen die bitteren Konsequenzen eines düsteren Verhängnisses tragen. Fassen Sie Muth, Gabriele, für Sic ist bei dem Unglück Alles oder Nichts verloren und jedenfalls werden Sie in Ihrer Heimath, in Paris bei Ihren Talenten und Vorzügen noch Ihr Glück machen können, jedenfalls viel eher als meine arme, unglückliche Schwester, deren Herz jedenfalls von den furchtbarsten Zweifeln an menschliche Liebe und Treue gefoltert wird und die außerdem noch mit

all den schiefen Urtheilen in der Welt be­trachtet werden wird, mit denen die mensch­liche Gesellschaft nach solch einem Vorfälle so leicht bei der Hand ist."

Es ist bitter, bitter, sehr bitter für die arme Anna," sagte Gabriele und fügte wie flehend hinzu:O könnte ich sie doch wieder glücklich machen!"

Wenn Sic ihr beweisen könnten, daß sie weder von ihrem Bräutigam, noch vou ihrer Busenfreundin verrathen worden ist, oder wenn wenigstens das Letztere der Fall sein könnte, sv würde meine Schwester in ihrem Gemüth jedenfalls viel ruhiger werden."

O, daß doch Graf Brvderode todt ist!" jammerte Gabriebe.Er sollte und müßte vvr Anna's Augen auf den Knieen beweisen, daß er ein Thor, ein Narr war, sv zu handeln, wie er gehandelt hat!"

Vielleicht finden Sic einen anderen Weg, sich zu rechtfertigen, meine Schwester zu trösten und uns zu beruhigen, ein­fachen Verneinungen glaubt man in diesen ernsten Dingen nicht mehr."

Gabriele senkte betrübt das Haupt und dunkle Röthe deckte abwechselnd mit Blässe ihre Wangen. Sie wurde sich des Pein­lichen ihrer Lage vou Neuem bewußt, alle Welt mißtraute ihr und sie konnte sich nicht rechtfertigen.

Fast mit Gewalt mußte sich Gabriele zum Sprechen zwingen und sie sagte, dem Freiherr» Oskar die Rechte entgcgen- streckcnd, mit von Wehmuth erfüllter Stimme:

Leben Sie. Wohl, Oskar, möge es Ihnen und den Ihrigen Wohlergehen und mag das Schicksal Alles so lenken, daß Sie und die gräfliche Familie noch anders von Gabrielen de Durandot denken, als es jetzt der Fall ist!"

Ich wünsche dieS auch von Herzen," erwiderte Oskar und legte seine Hand in Gabrielens Rechte.

Gabriele war in diesem Momente sehr aufgeregt, es schien, als wenn sie sich auf immer von ihrem erträumten Lebensglücke abwenden müßte und sich ganz ihrem Schmerze überlassend, preßte sie einen Moment Oskars Hand an ihre Lippen und eilte dann die letzten Stufen hinab, wo der Wagen hielt. Der sichtlich über­raschte junge Diplomat war kaum im Stande, ihr zu folgen, und als er an den Wagen herantrat, saß Gabriele be­reits nebst dem Kammermädchen aus den Sitzpolstern. Er wünschte Gabrielen noch eine glückliche Reise und winkte dem Kut­scher, daß Alles zur Abfahrt fertig sei. Zwei muthige Pferde zogen an und in wenigen Augenblicken war der Wagen ver­schwunden. Oskar blieb an dem Portale noch einige Sekunden sinnend stehen und kehrte dann eiligst in das Schloß zurück, um dem Vater die vollzogene Abreise Ga­brielens anzuzeigen.

Das Schloß Königshof erglänzte in der Abendsonne. Goldig glitzerten die der Sonnenseite zugewaudten Fenster und Kuppeln, weit hin die Augen blendend und purpurn gefärbt war der terassen- förmige Schloß'garten, in Purpur gehüllt erschien die ganze Landschaft, aber die herrlichste Majestät der Farbenpracht der goldenen Abendsonne entfalteten im west­

lichen Hintergründe jene anmuthigen Hügel­ketten, die scheinbar bis in die Wolken hineinragten und einer Himmelstreppe nicht unähnlich waren.

Einem Paradiese auf Erden glich diese Landschaft, welche in ihrem Mittelpunkte das Schloß Königshof hatte. Freilich wähnten sich die Insassen des Schlosses nicht im Geringsten in einem paradcsischen Zustande, im Gegentheile war es ihnen, als ob sie einen Theil des unglückseligen Zustandes der Hölle durchzukosten hätten. Der Vater Graf Königshof befand sich in einer Verfassung des Geistes und der Seele, in welcher der Unwille und der Zorn gerade doch den. Schmerze, den er über die heutigen Ereignisse empfand, die Wagschale hielt; Comtcssc Anna erduldete in jenem Zustande, von welchem man nicht weiß, ob er mit einem wahnwitzigen Geiste oder einer schweren Krankheit endet; ihre Mutter, die Gräfin, war trostlos über bas Unglück der Tochter und machte sich Vorwürfe, dasselbe nicht besser voraus­gesehen und verhindert zu haben; Gras Theobald lag im Fieberwahusinn und der Freiherr Oskar war natürlich über dies allgemeine Leid auch sehr unglücklich. Sein Geist kämpfte mit den denkbar stärksten Gegensätzen und der junge, ticfgebildete und welterfahrene Diplomat sah sich einem Räthjel gegenüber, welches er weder mit der Schärfe seines Geistes, noch mit dem Wohlwollen seines Herzens zu lösen ver­mochte. Zuweilen erschien ihm Gabriele unschuldig und rein wie ein Engel, wenn er aber sich den verhängnißvollen Schritt des Grafen Broderode vergegenwärtigte und an den Aeußcrungen Theobalds, wo­nach Gabriele ein gewisses Einverständniß mit dem Grafen Broderode unterhalten, dachte, so konnte er Gabrielen nicht mehr freffprechen und er mußte sic in Hinblick auf die Auszeichnungen und Wohlthaten, die sie in der gräflichen Familie empfangen hatte, und in Anbetracht des Umstandes, daß Gabriele die Busenfreuudin seiner Schwester gewesen, für alles Andere, nur nicht für ein ehrenwerthcs, unschuldiges Mädchen halten.

Die Stimmung im Schlosse Königs­hof war nach den Ereignissen des Tages, an welchem Comtesse Anna Hochzeit haben sollte, eine entsetzliche. Der Tag hatte für Alle so viel Unglück und Ueber- raschungcn gebracht, daß sich Alle in einer großen seelischen Aufregung befanden, die sie für alle anderen Dinge des menschlichen Lebens gleichgültig machte, und doch sollte für die männlichen Mitglieder der gräf­lichen Fanülie mit Ausnahme des erkrankten Grafen Theobald, der heutige Tag noch eine neue Ueberraschuug bringen.

(Fortsetzung folgt.)

Zur Geschichte und Diätetik des Kaffee.

Vom Prof. Or. mvck. C. Hennig in Leipzig. (Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Dazu kommen zwei Mißbräuche: l. Der sogenannte Blümchenkaffee": es wird den Sachsen nachgcsagt, daß sie ihren Kaffee gern so dünn brauen, daß er in der Por­zellantasse das auf den Boden gemalte Blümchen deutlich durchkommen läßt.