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pracht stehen; die Blüthen haben bis jetzt nicht gelitten.
Württemberg.
Die Nr. 9 des Regierungsblatts für das Königreich Württemberg, ausgegeben am 26. April, hat folgenden Inhalt: Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend die Ordnung der Langholzflößerei auf der Enz mit ihren Seiten- büchen Kleinen; und Eiach. sowie auf der Nagold und deren Seitenbach, dem Zinsbach. Vom 20. April 1883.
Rottweil, 26. April. In der gestrigen Amtsversammlung wurde einstimmig beschlossen, die Naturalverpflegung armer Reisender mit Stationen in sämmtlichen Gemeinden des Bezirks auch pro 1883/84 beizubehaltcn. Der Aufwand für die Naturalverpflegung betrug im Vorjahr einschließlich der Gebühren der Anweisungsbeamten 8460 ^
Die neueste Nummer des Berliner Militärwochenblatts enthält eine Abhandlung „Zur 200 jährigen Jubelfeier des Ulancnregiments König Karl Nr. 19" von Jntendantursekrctär Lemcke in Ulm. In kurzen Zügen schildert dieselbe die mannigfachen Schicksale unseres Jubelregiments von dessen Errichtung unter dem Administrator Herzog Friedrich Karl bis auf die Tage der Jetztzeit.
Ausland.
Der Wirbelsturm hat nicht nur in Missisippi, sondern auch in Georgia, Alabama und Tenessec fürchterliche Verheerungen angerichtet und viele Menschenleben gekostet.
Mizellen.
Verschlungene "Made.
Novelle v. R. Hosmann. (Nachdr. verboten.)
(Fortsetzung).
Gabriele sing bei dieser trockenen, diplomatischen Antwort Oskars an zu zittern, Thränen quollen aus ihren Augen und sie verbarg auf einige Augenblicke ihr Antlitz, dann raffte sie sich auf und sagte energisch:
Warum soll ich wie alle Frauen dem Gegenstände ihrer Liebe gegenüber schwach sein? Meine Ahnung betrügt mich nicht, ich habe mich mit einer eiteln Hoffnung getragen, in Ihrem Herzen, Herr Baron, ist niemals Raum für ein Plätzchen für Gabrielen de Durandot gewesen. Ich war thöricht genug, einem Gedanken, einer Neigung nachzuhängen, ohne die geringste Aussicht auf die Verwirklichung meiner Wünsche zu haben. Nun freilich, Sie sind auch Einer der Ersten und Besten unter den Männern, Herr Baron, und es war von mir nicht nur thöricht, sondern auch kühn und vermessen, eine Neigung für Sie in meinem Herzen aufkommen zu lassen. Ich habe das Unglück, von denen verfolgt zu werden, die ich Alle nicht will und der Einzige, den ich besitzen möchte, mag mich nicht. Das ist der Roman meines Herzens."
„Urtheilen Sie nicht zu vorschnell, gnädiges Fräulein!" entgegnetc mit einiger Theilnahme Oskar. „Hätte ich von dem, was Sie mir vor wenigen Minuten offenbarten, schon vor einigen Wochen, vor
einigen Tagen, ja gestern eine Ahnung gehabt, so wäre meine Antwort wahrscheinlich anders ausgefallen, aber nach den Ereigniffcn des heutigen Tages kann ich mich zu einem Entschlüsse, von dem mein ganzes Lebensglück abhängcn dürfte, nicht veranlaßt fühlen, ich muß mich sogar daran verhindert sehen."
„Bon Ihrem Standpunkte aus, Herr Baron, ist dies vielleicht begreiflich und natürlich, von dem meinigen indessen ganz und gar nicht," entgegnete Gabriele mit Resignation, aber dann plötzlich fuhr sie überrascht fragend fort: „Oder sollte Sic mein heutiges Gcständniß verblüfft und bedenklich gemacht haben? Ich habe damit freilich einen Schritt gethan, den eine Dame niemals thun soll, wenn ihr nicht vorher der Mann ihres Herzens seine Gewogenheit offenbart hat, aber ich hätte den Schritt auch niemals gethan, hätte das Geheimniß meines Herzens vielleicht mit ins Grab genommen, wenn Sie, wenn die ganze gräfliche Familie mich nicht in dem Verdachte hätten, daß ich mit Anua's Bräutigam Beziehungen unterhalten habe, die zu dem unglücklichen Ereignisse von heute geführt und die arme Anna in so tiefes Unglück gestürzt haben. Nur um den schmählichen, falschen Verdacht von mir abznlcnkcn und übermannt von dem furchtbaren Gefühle, auch von der Person, der ich angehören möchte, für's ganze Leben unverdient verachtet zu werden, habe ich den heutigen Schritt, den Sic mir verzeihen wollen, gethan!"
„Wir Alle, meine Eltern, mein Bruder und ich befinden uns Ihnen gegenüber in einem furchtbaren Dilemma, Fräulein de Durandot. Der natürliche Verdacht lenkt sich auf Sie, kann sich nur auf Sie lenken. Sie sind die Angeklagte, die Angeklagte kann sich aber selbst nicht frci- sprechen. Sie selbst waren bis jetzt die einzige Person, die sich auch freisprach, freisprach ohne Beweise, worauf doch kein vernünftiger Mensch Werth legen kann. Beweisen Sie uns, Fräulein de Durandot, daß Sie zu dem Grafen Broderode in keinen Beziehungen gestanden, ihm auch keinen Wink, kein Zeichen gegeben haben, was ihn zu der heutigen Katastrophe ver- anlaßte; uns liegt sehr viel daran, Sie, die Sic doch so lange ein lieber Gast in unserem Hause waren, von diesem Verdachte befreit zu sehen!"
Gabriele war in Folge dieser nüchternen Logik des Baron Oskar zunächst in Erstaunen gerathen, doch leuchtete ihr die Richtigkeit dieser Logik in dem Maße ein, daß sic energisch ausrief:
„Derjenige mag kommen, der im Stande ist, zu beweisen, daß ich an dem Unglück Anna's Schuld trüge! Niemand vermag dies zu thun. Wo ist Graf Broderode? Graf Broderode ist ein Edelmann, er wird nicht lügen und nur der allein kann der untrüglichste Zeuge sein. Sagen Sie mir, wo sich Graf Broderode aushält, bester Baron, oder holen Sie ihn herbei, er soll sprechen, er soll beweisen, daß ich ihn zu seinem heutigen Schritte ermuthigt hätte, daß ich mit ihm irgend welche nähere Beziehungen unterhielt. Er müßte lügen, frech lügen, wenn er es thäte, doch das ist bei einem Edelmann und bei dem Charakter des Grafen Broderode unmög
lich. Holen Sie nur denselben herbei, bester Baron, die Affaire wird sich bald aufklüren!"
Erregt und siegcsgewiß stand nach diesen Worten Gabriele vor dem Freiherrn Oskar, doch dieser war sichtbar um eine Antwort verlegen, denn, wenn er bei dieser Zusammenlunft mit Gabrielen auch an alles Andere gedacht, so hatte er es doch für eine Unmöglichkeit gehalten, daß Gabriele eine Frage nach dem Grafen Broderode an ihn richten werde. In mehr als einer Beziehung mußte auch Oskar Bedenken tragen, über den Grafen Broderode Gabrielen Aufschluß zu geben, doch wiederum auch nicht. Stellte doch Gabriele in Abrede, in irgend welchen zärtlichen Beziehungen zu dem Grafen Broderode zu stehen, sic konnte dcßhalb auch die Botschaft von dem Schicksale des Grafen Broderode anhören, ohne daß eine gefährliche Wirkung für Gabrielens Gemüths- zustand zu fürchten gewesen wäre. Oder hatte sic nur die Wahrheit verborgen, hatte sie Oskar nur ein Gefühl geheuchelt, um sich aus einer großen Verlegenheit zu retten und ihren Ruf in den Augen des verehrten jungen Diplomaten wicder- herzustellen? — Oskar erwog diese Gedanken noch einige Momente, während Gabriele ihn verwundert und erwartungsvoll anblicktc, doch dann faßte er seinen Plan uud war entschlossen, Gabrielen Alles zu sagen, wenn sie im Laufe des Gespräches nicht darauf Verzicht leisten würde, das Schicksal des Grafen Broderode zu erfahren.
(Fortse tzung folgt.)
Kim Krise Schnupftabak
Von einem Deutschen in Irland erzählt.
(Schluß.)
„Gebt das Geld heraus!" sagte er. „Es ist nicht meine Absicht, Euch zu ermorden; wenn es aber nicht anders geht, so werde ich es thun. Gebt das Geld heraus und ich lasse Euch gehen."
In dem letzten Augenblicke der Verzweiflung, wo der hartnäckige Muth, der mich bis jetzt beseelt, der wieder erwachenden Lust zum Leben zu weichen begann, kam mir plötzlich ein Gedanke ein, dem ich schließlich meine Rettung verdankte.
„Wartet, ich will es Euch geben", sagte ich und fuhr mit der Hand in die Tasche.
Der Mulatte ließ mich los. Ich zog meine Tabaksdose heraus und öffnete sie. Mein Gegner, der in der Dunkelheit nicht sogleich sehen konnte, was es wirklich war, bückte sich begierig über das vermeinte Geldpacket.
„Da nehmt es!" rief ich und warf ihm den ganzen Inhalt der Dose in die Augen.
Nie werde ich das Wuth- und Schmerz- gcbrüll vergessen, welches der Räuber auSstieß. Er sprang auf und rannte geblendet und von den fürchterlichsten Schmerzen gemartert, hin und her. Wenige Minuten genügten, um meinen Sieg vollständig zu machen. Ich packte den Räuber und cs gelang mir, ihm mit meinem Halstuch die Hände auf den Rücken zu binden.
Kaum war dies geschehen, so hörte ich nahende Fußtritte. Ich rief und eine