bekannte Stimme antwortete mir. Es war mein Knecht, welcher mir entgegen­kam, weil ich über die gewohnte Zeit ausgeblieben war. Wir transportirtcn nun den Räuber nach meinem Hause, wo wir ihn einsperrten, um ihn am nächsten Mor­gen der Behörde zu überliefern. Im Laufe der Untersuchung stellte sich heraus, daß er ein berüchtigter Dieb aus London war, der auch einmal in Irland hatte gastiren wollen.

Er ist soeben zu zehn Jahren Zucht­haus verurtheilt und hat sonach Zeit, über die Eigenschaften und Wirkungen einer guten, scharfen Prise nachzudenkeu.

Zur Geschichte und Diätetik des Kaffee.

Pom Prof. I)r. msck. C. Hennig in Leipzig.

(Nachdruck verboten.)

Kaffee und Thec sind nicht viel länger als zweihundert Jahre in Europa ge­bräuchlich und waren bekanntlich zuerst als Arzneien daselbst empfohlen nament­lich der Theezur Verlängerung des Lebens." Wer denkt da nicht an den schlagfertigen Greis, welcher beim Kaffee­trinken, da ihm derselbe als Gift bezeichnet wurde, ausrief:Ja, es muß ein sehr langsam wirkendes Gift sein, denn ich trinke Kaffee seit Jugendbeinen!"

Fühlen wir gleichwohl einmal dem Kaffee ärztlich auf die Nähte.

Prosper Alpini, welcher den Kaffee 1591 nach Europa brachte, sah ihn 1584 in Aegypten; doch hatte schon Leonhard Rauwolfs, ein deutscher Arzt, den Kaffee in seiner 1573 gedruckten Reisebeschrcibung dem Abendlande vorgeführt. Alpini be­richtet (I'lant ueMw, 1640, s 36) da­rüber:Ich habe in Aegypten einen Baum gesehen, welcher die allgemein verbreiteten, Bon oder Ban genannten Samen hervor­bringt, woraus alle Aegypter und Araber das gemeinste Getränk bereiten. Dieses wird statt des Weins genossen und in Winhshüuscrn, wie bei uns der Wein, verkauft. Es heißt Coava. Diese Samen kommen aus dem glücklichen Arabien. Der Baum sieht aus wie ein Pfaffenhütlein, doch sind die Blätter dicker, härter und immer grün. Man braucht den Absud zur Stärkung des Magens und zur Be­förderung der Verdauung, zur Hebung der Verstopfung und der Leber- und Milzan­schwellung; besonders schlürfen ihn die Weiber beständig zu gewissen Zeiten."

Doch ist das Stammland des Kaffee­baumes nicht Arabien, sondern Abessinien und der Sudan. Nur wird er im glück­lichen Arabien am sorgfältigsten gebaut. Was uns im Norden alsMokka" vor­gesetzt wird, kann allerdings nicht in das Lied einstimmen:

Arabien mein Heimathland," sondern ist die kleinsamige Auslese aus savanischem Erzeugnisse.

Der Kaffee ist in Bezug auf seine Wirkung im gesunden Körper nur zweimal geprüft worden, vor 30 Jahren von Böker in Bonn, dann von I. Lehmann in Leipzig. Ersterer fand, daß das Blut nach längerem mäßigen Kaffeegenuß reicher an dunklem Farbstoffe, also nach Schultz-Schulzenstein melauöser, nach indisch-hypokratischer Auf­

fassung galliger wird. Der Kaffee em­pfiehlt sich daher bei Blutarmut und Bleich­sucht mit der von mir weiter unten anzu­bringenden Einschränkung, daß er für Frauen, die an Menorrhopie leiden, nicht paßt. Ferner fand Böker, daß der Kaffee den Stoffwechsel verlangsamt, und räth zum Kaffeegenusse denen, welche mehren- theils auf unaufgeschlossene Pflanzen­nahrung, zumal Mehlkost angewiesen sind: damit bei solchen das wenige im Brod, in den Kartoffeln steckende Eiweiß, über­haupt Protein, langsamer im Darmkanale fortbewegt, Zeit gewinnt, vollständig auf­gesogen zu werden. Diese Wahrnehmung wird nicht allein durch tägliche Erfahrung bestätigt, sondern auch durch das Gegen- theil bewiesen. Wer nach einem besonders aus Fleisch und Eierspeisen bestehenden, überhaupt differente Kost enthaltenden Mahle sich durch den Nachmittagskaffee die Verdauung zu stärken" glaubt, irrt sich. Saures Ausstößen, Sodbrennen, un­behagliches Gefühl im Unterleibe sind die Folgen.

Höchstens kann der Katzenjammer des nächsten Morgens etwas beschwichtigt wer­den durch Trinken starken schwarzen Kaffees besser noch als reinen Thees. Der Kaffee kann nämlich die Nachgährung hemmen durch seine im Rösten sich entwickelnden gewürzigen Bestandtheile und durch den Gerbstoffgehalt. So wurde eben auch in dem Kriegslazarcthe in Leipzig nach 1813 der ansteckende Typhus durch fleißiges Räuchern mit Kaffee in Schranken ge­halten.

(Schluß folgt.)

Erbswürste in der französischen Armee. (Nach dem Französischen.) Wäh­rend den letzten Manövres des 3. Armee­corps in Frankreich wurden versuchsweise Erbswürste vertheilt. Je nach der Menge des Wassers kann man mit diesem Fabrikat Suppe oder Erbsenbrei bereiten. Obwohl etwas scharf, ist der Geschmack doch ange­nehm. Dieselben Proben hat man in den Jahren 1873 und 1875 mit einer ähn­lichen Erbswurst gemacht. Die Erbswurst bietet die erforderlichen Eigenschaften der Ersatznahrungsmittel dar, nämlich kleinen Umfang, Nahrhaftigkeit und leichte Auf­bewahrung. Die Erbswurst kann daher neben das Liebig'sche Fleischextrakt, die Chocolade, die Zwiebelsuppe und die andern conservirten Nahrungsmitteln ge­stellt werden, unter der ausdrücklichen Bedingung jedoch, daß man die Magazine nicht überfüllt.

Neue Verwendung von Men­sch e n h a a r. Seitdem die schönere Hälfte des Menschengeschlechts den Chignon ab­geschafft, ist Menschenhaar bekanntlich sehr im Preise gesunken. Dem Handel in die­sem Artikel blühen indessen in Folge der Erfindung von C. Wetter in London wiederum glänzende Aussichten. Der sinn­reiche Mann hat nämlich ein Verfahren erfunden, Kohlenbrenner für elektrische Glühlampen aus Menschenhaar zu bereiten. Am besten eignet sich freilich der Zopf der Chinesen dazu; da die Söhne des himm­lischen Reiches sich aber zur Hergabe ihres Kopfschmuckes niemals herbeilassen, so wird der Erfinder mit den europäischen

Haaren verlieb nehmen müssen. Vielleicht feiert auf diese Weise mancher im Kasten ruhende, seiner Würde entkleidete Zopf eine glänzende Auferstehung, indem er Herrn Wetter für gutes Geld abgelassen wird. Brenner aus Haar sollen billiger als solche aus Kohle und auch dauerhafter sein. Sie lassen sich leicht in die erforder­liche Form biegen und strahlen, in Folge der rohrartigen Gestalt des Haares, mehr Licht aus.

Telephon-Humor. Jetzt soll das Telephon sogar nochMutterstelle" ver­treten. In amerikanischen Blättern findet sich die folgende curiose Mittheilung:Eine neue Hühncr-Ausbrütemaschine ist erfunden worden, bei der die Thierc unter dem Einflüsse von elektrischem Lichte zur Welt kommen. Man hat beobachtet, daß die eben zur Welt gekommenen Hühner an Einsamkeit leiden und weniger guten Appetit zeigen, als diejenigen, welche eine Mutter haben. Um diesem Mangel ab- zuhelfeu, hat der Erfinder ein Telephon eingerichtet, welches den Thierchen sofort, nachdem sie das Ei verlassen, den Gluck Gluck-Ton einer Henne zuruft und sie da­durch aufmuntert.

Auch ein Grund. In Trier wurde vor einigen Tagen dem Herrn Amtsrichter ein vagabundirender Handwcrksbursche vorgcführt. Auf die Frage, weßhalb er sich, statt zu arbeiten, im Lande umher­treibe, gab er zur Antwort, daß er sich im Deutschen Reiche die Stadt aussuchen wollte, wo man die wenigsten Steuern zahle. _

Ein Sachverständiger.Können Sie mir vielleicht sagen, mein Herr, wie viele Pferdckräfte dieser Dampfhammer hat?" ,,J' wüßt's wirklich net ganz genau, lieber Herr, aber der Fuahrma' Psitzemeier in Olc (Aalen) wirds Ihne ganz g'nau sage könne', dear hat'n hearg'führt; i moi', er häb' zwölf Gaul derzua braucht!"

Wegen einer Thectasse, die er zerbrochen und die zu einem Lieblings­service seiner Herrin gehörte, erschoß sich in Rom vor einigen Tagen der Diener bei der englischen Botschaft, Pietro Traini. Wären bei uns Diener und Dienerinnen so verzweifelt über zerbrochenes Porzellan, so würde das kann jede Hausfrau be­stätigen bald Keiner mehr am Leben sein.

1,500,000 Kokosnußschalen wer­den, nach eigenem Geständnisse eines Frucht­händlers in New-Orleans, von diesem jedes Jahr an einen Fabrikanten von schwarzem Pfeffer verkauft. In der That eine ge­pfefferte Fälschung.

(Was ist eine Glatze?) Der glän­zendste Beweis von der Hinfälligkeit der Behauptung eines Menschen.

Auflösung der Charade in Nr. 64.

Ludwigsbürg.

Goldkurs der StaatSkafsenverwaltung

vom 23. April 1883. 20-Frankenstücke . . . 16 ^ 16 Z

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.