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Die Frankfurter Vcrtreterschaft der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hielt am Donnerstag eine Generalversammlung. Die Gesellschaft wurde von 70 Herren gegründet und hat in den 18 Jahren ihres Bestehens nicht weniger als 1400 Menschen das Leben gerettet. Jetzt hat sie 80 Rettungsstationen an den Küsten der Nord- und der Ostsee und zählt 38,230 Mitglieder in 48 Bezirks- Vereinen und 180 Bertreterschaften. Da in Frankfurt mehr als 100 Mitglieder sind, so wurde die Gründung eines Be- zirksvercins beschlossen und wurde noch erwähnt, daß man auch von dem Deutschen Colonialverein, welcher hier seinen Sitz hat, unterstützt zu werden hoffe.
Karlsruhe, 20. April. Die Karlsruher Zeitung veröffentlicht einen Erlas; des Gros; Herzogs an den Präsidenten des Finanzministeriums Ellstätter, worin derselbe bezüglich der vorgekommenen großen Eiscnbahnunsällc ans die Aufgabe der Regierung hinweist, den durch die Gerichts- Verhandlungen zur Sprache gebrachten Mißständcn im Eisenbahnwesen abzuhelfen. Der Großherzog erwartet die baldigste lluterbreitung der desfallsigen Anträge.
Karlsruhe, 21. April. Der Erlas; deS Großherzogs hat des besten Eindrucks nicht verfehlt. Das Ministerium dürfte ungesäumt von der Verwaltung und Betriebsleitung der Eisenbahnen Gutachten cinfvrdern. Die Annahme ist allgemein, daß der Erlaß mehrfache Personalver- änderungen in der Gcneraldircktion einleitet. (F. I.)
Pforzheim. 20. April. Amtmann Karl Deitigsmann ist zum Amtsvor- slaud in Eppingcn ernannt und der Re- fcrcndär Paul von Pr een von Karlsruhe unter Ernennung zum Amtmann, dem Bezirksamt Pforzheim beigegeben.
Württemberg.
Stuttgart, 21. April, lieber das Befinden Seiner Königlichen Majestät sind in der letzten Zeit, nachdem eine entschiedene Wendung zum Besseren eingetreten ist, keine Bulletins mehr ausgegeben werden. Wir befinden uns nun in der glücklichen Lage, mittheilen zu können, daß die Besserung seither konstant, wenn auch langsam fortgeschritten und das Allgemeinbefinden Seiner Majestät als ein durchaus zufriedenstellendes zu bezeichnen ist. Dabei ist übrigens nicht zu verkennen, daß die katarrhalische Affektion eine sehr ausgedehnte war, wie auch jetzt noch ein Gefühl großer Mattigkeit und Angegriffenheit vorhanden und der normale Appetit und Schlaf noch nicht zurückgekehrt sind. Dem entsprechend wird jedenfalls noch für längere Zeit große Schonung geboten und Seiner Majestät die Wiederaufnahme der sonst gewohnten Lebensweise und Thätigkeit nicht sobald möglich sein. — Der König hat bis jetzt das Bett gehütet, wird aber voraussichtlich in den nächsten Tagen den ersten Versuch zu längerem Ansstehen machen (St.-Anz.)
In der Sitzung der Abgeordnetenkammer v. 20. April hat auf die Bitte an die Regierung um baldige Erlassung einer Floßordnung für die Enz und Nagold Staatsminister v. Höldcr dahin geantwortet, daß die Floßordn u n g
von Sr. Maj. dem König unterm heutigen Tag genehmigt worden sei. — (Damit wäre nun einem längst gefühlten Bedürfnis; Rechnung getragen und wenn damit auch nicht alle Unbequemlichkeiten mit einem Schlage beseitigt werden, so sind wenigstens die gegenseitigen Ansprüche der Wasserwerksbcsitzer und der Flößer einer bestimmten Rechtsordnung unterstellt, die manche Unzuträglichkciten zu mildern geeignet lein dürfte.)
VomWürtt. Kriegerbund. Die Tagesordnung zum 0. ordentl. Bundestag, der, wie mitgethcilt, an Pfingsten in Lndwigsburg stattfindet, ist festgestellt. Am Sonntag den 13. findet eine Sitzung des Bundesausschusses statt. Am Montag Vorm. 9 Uhr wird der Bundestag durch den Ehrenpräsidenten, S. Hoh. Prinz Weimar eröffnet werden. Mehrere Anträge des Bundespräsidiums auf Abänderung einzelner Bestimmungen der Bundesstatuten werden zur Berathung gestellt. Bon Seiten einzelner Vereine sind mehrere Anträge, insbesondere bez. der Wittwen- und Waisenkasse, gestellt, lieber den Stand der allgemeinen deutschen Einigungsangelcgcnheit, sowie über die Bctheilignng des Bundes bei sanitütlichen Dienstleistungen im Falle eines Krieges wird Bericht erstattet werden.
Ellwangcn, 20. April. Die „Jagst- Ztg." erfährt, daß das Herbstmanöver des würrt. Armeekorps Heuer im oberen Jagstund Kochergebiet abgehalten werden solle.
Vom oberen Neckar, 20. April. Da der Wasscrstand wieder ein ganz normaler ist, so hat auch die Flößerei beginnen können und die Floßhcrren versprechen sich bei der allgemeinen Besserung der Geschäftslage einen ebenfalls besseren Jahrgang für ihren Holzabsatz. Die erste Fahrt ist für die Flößer schon deßhalb von besonderer Bedeutung, weil sie da in den meisten Gasthöfen, wo sie das Jahr über anlegen, einen sogen. Einstand, „Wein- Regalirung", bekommen, um mit frischem, fröhlichem Muth den alten Kampf mit dem feindlichen Element aufnehmen zu können, und dann aber auch, um treue Kunden zu bleiben. (S. M.)
Neuenbürg, 22. April. Der F r ü h- ling ringt bisher im Kampf mit dem Winter, welcher seine Herrschaft noch nicht ganz aufgeben will, wozu ihm der launige April Vorschub leistet, der in den höhern Lagen zuweilen mit Schnee und rauhen Winden unbarmherzig dareinfegt. Dies hat die Vegetation in der Hauptsache bisher noch zurückgehalten, was man in Erinnerung an die schlimmen Nachtheile, die sie im Vorjahre in Folge ihrer frühzeitigen Entwicklung zu erleiden hatte, nicht gerade bedauert. Möge der Frühling nun aber bald absoluter Herrscher sein.
Schweiz.
Luzern, 18. April. Offiziell. Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn im März betrugen für den Personenverkehr 340,000 Frcs. (im Februar 245,000), für den Güterverkehr 448,000 Fr. (im Febr. 505,000), zusammen 820,000 Fr. (im Februar 750,000) Die Betriebsausgaben betragen 430,000 FrcS. (im Februar 397,000 Frcs.). Demnach Uebcrschuß 390,000 Fr. (im Februar 353,000 Fr.)
Ausland.
Quebec, 20. April. Das Parla- mentsaebäude ist gestern vollständig nieder- gebrannt. Eine Quebeker Depesche des New-Iorker „Herald" erklärt die Nieder- brennung des dortigen Parlamentsgebäudes für das Werk eines senischcn Brandstifters.
In Delhi (Indien) hat am 19. April eine große Feucrsbrunst 2000 Häuser vernichtet.
MisMkii.
Eine Mise Schnupftabak
Von einem Deutschen in Irland erzählt.
(Fortsetzung.)
Es sah ganz so aus, als ob er auf mich gewartet Hütte. Aber warum hat er dies gerade an dieser besonderen Stelle gcthan? Warum war er so schnell ans seinem Versteck hervvrgeschossen und warum ging er vor mir her? Dies war, was mich beunruhigte.
Dennoch aber setzte ich meinen Weg natürlich immer weiter fort. Ich versuchte den Mann einzuholen und an ihm vorbeizukommen. Es war mir aber unmöglich. Ich beschleunigte meinen Schritt, bis ein förmliches Lausen daraus ward; in demselben Grade wie ich meine Geschwindigkeit steigerte, that der Mann dasselbe.
Die Folge hievon ward, daß mein schlimmster Verdacht bestätigt ward. Es war nun fast augenscheinlich bewiesen, daß dieser Mensch Schlimmes gegen mich im Schilde führte.
Endlich kam er an den Fuß einer langen Anhöhe. Dieser mit unverminderter Schnelligkeit hinaus, ich dagegen blieb eine Weile stehen und folgte dann langsam nach. Die Höhe dieses Hügels war die einsamste Stelle des ganzen Weges und mit Ausnahme der Trümmer eines alten verfallenen Hauses keine menschliche Wohnung in der Nähe.
Wenn dieser Mann die Absicht hatte, mich anzufallen, so war, glaube ich, für ihn hier der geeignetste Ort und es blieb mir deßhalb weiter nichts übrig, als mich aufs Schlimmste gefaßt zu machen.
Ich war gänzlich unbewaffnet; ich hatte nicht einmal ein Federmesser bei mir. Ich suchte einen Stecken oder Knüppel zu finden, aber vergebens, und ich sah mich deßhalb genöthigt, mich mit einem großen scharfen Stein, der auf der Straße lag, zu begnügen.
Dann zog ich meine Schuhe aus und legte die Summe, die ich bei mir trug und welche in Gold und Papiergeld bestand, zu zwei gleichen Hälften hinein.
Darüber verging natürlich einige Zeit und nachdem ich meine Schuhe wieder angezogen, konnte ich infolge der unbequemen Ladung, die ich hincingebracht, nur langsam weitergehen.
Die Folge hievon war, daß ich mich von meinem vorherigen übertrieben raschen Gehen vollständig wieder erholte und, als ich mich dem Gipfel der Anhöhe wieder näherte, kräftiger und munterer war, als da ich die Stadt verließ. An der Stelle der Furcht, welche ich anfangs gefühlt, traten jetzt Zorn und Entrüstung. Ich machte mir selbst Vorwürfe und war