Jahren stattfinden, denn der Graf und die Gräfin von Königshof, denen die frohe Laune und munteren Scherze, sowie das ganze Wesen Anna's ein köstlicher Trost für das Alter, welches einsam zu werden drohte, war, dachten mit Schrecken an die Trennung von ihrer Tochter, eine Trennung, die doch eintreten mußte, wenn Anna von Königshvf die Gemahlin des in einer fernen Garnisonstadt lebenden Rittmeisters Grafen Broderode wurde. Um daher sich des Besitzes der vielgeliebten Tochter noch längere Zeit ungestört zu erfreuen, hatten der Graf und die Gräfin von KöuigShof bei der Verlobung den Wunsch ausgesprochen, daß die Vermählung Anna's erst in zwei Jahren stattfinden solle, welchem Wunsche der Graf Borderode auch bereitwilligst entsprochen hatte, da er als gereifter Mann die Gefühle feiner künftigen Schwiegereltern achtete.
(Fortsetzung folgt.)
Das Mutgericht in Worn.
Aus einem Beitrag zur Geschichte der Jesuiten.
Von Franz Hirsch.
Wohl Jeden, dessen historisches Gerechtigkeitsgefühl sich gegen das Unrecht sträubt, welches eine parteiisch, vielleicht konfessionell gefärbte Publicistik ganzen kirchlichen Instituten zu Theil werden läßt, mag einmal das Gefühl einer moralischen Reaktion gegen all die böse Nachrede beschlichen haben, die man dem Orden der Societät Jesu, den Jesuiten, nunmehr schon seit drei Jahrhunderten gemacht hat. Wer mittelalterlicher Geschichtsforschung nicht fremd ist, der wird Gelegenheit gehabt haben, sich von dem einfältigen Geschwätz abzuwenden, das die ganze mittelalterliche Möncherei trotz ihrer unschätzbaren Kulturarbeit für die Gesittung dunkler Zeiten blind als verdummendes Pfaffenthum verdammt. Hat doch schon allein der intelligente Orden der Benediktiner das ehrwürdige Anrecht auf die Verehrung jedes Freundes deutscher Kulturgeschichte, er, der unsere Sümpfe ausgetrocknet, unsere Urwälder gelichtet, die ersten Schulen errichtet, Millionen Gewissen in ihrer Be- drängniß mit Rath und That geholfen und in fleißiger Skribentenarbeit uns die Schätze der klassichen Literatur wie die Anfänge des deutschen Denkens und Dichtens gerettet hat. Solch stiller, aber unleugbarer Kulturarbeit gegenüber taucht denn auch manch Bedenken gegen den schlechten Ruf des Jesuitenordens auf, der über tausend Jahre nach den Benediktinern erstand und nicht die friedliche, sondern die streitende Kirche bedeuten sollte. Und doch sind alle — auch die herbsten Vorwürfe, die man der Societät mit dem in üblen Ruf gebrachten Namen gemacht hat, nur zu wohl begründet; und doch verdient kein religiöser Verein, keine Secte gleiche Verabscheuung, trägt keine auf ihren Wegen so das Kainszeichen des Verbrechens an der Menschheit an sich, wie der Orden der Jesuiten. Ja, die Presse hat Recht gehabt, diese Turcos der oeclssia. mili- tans zu befehden; freilich überzeugt von der Gemeinschädlichkeit dieses Ordens nicht ^ ein zielloses Schelten, sondern nur die Beleuchtung ihrer dunklen Thaten durch die Helle Leuchte der Geschichte.
Wie oft hat der Preußenhaß oder besser die Preußenfurcht nicht dem mächtigsten deutschen Staat es zum Verbrechen ungerechnet, daß er an der Theiluug Polens participirt hat! Hier ist nicht der Ort für staatsrechtliche Deduktionen, aber das sei hier gezeigt, daß es eine geschichtliche Nemesis gibt. Die nachfolgende Schilderung, die ein blutiges, aber wahrheitsgetreues Bild von dem Treiben der polnischen Jesuiten und der jesuitischen Polen gibt, wird es klar erweisen, daß die Besitzergreifung Westpreußens durch die deutscheste Großmacht eine Vergeltung gewesen ist für das himmelschreiende Unrecht, das der liederlich verkommene slavische Feudalstaat an dem deutschen Bürgerthum begangen hat — achtundvierzig Jahre vor der Besitzergreifung Westpreußens durch die Verwaltung Friedrichs des Großen.
Bor mir liegt ein alter Foliant, der mir seit den Tagen, da mir die Anfänge geschichtlichen Verständnisses aufdämmerlen, immer von großem Interesse gewesen ist. Dies merkwürdige Buch führt den Titel:!
„Das betrübte Thorn oder die Geschichte, so sich zu Thorn von dem 11. Juli 1727 bis auf gegenwärtige Zeit zugetragen. Aus zuverlässigen Nachrichten unverfänglich zusammengetragen und der Recht und Wahrheit liebenden Welt zur Beur- thcilung mitgetheilt."
Dies Buch, das mit seinen aktenmäßigen Belegen die sicherste Quelle für die Kennt- niß eines, merkwürdiger Weise ganz igno- rirten Justizmordes der gröblichsten Art bietet, ist selten. Als Verfasser galt in Thorn selbst, der Stätte jenes blutigen Vorganges, eines der jesuitischen Opfer, das durch königliche Gnade dem Henkerschwert entrann, der Bicebürgermeistcr Zernecke, den wir weiter unten kennen lernen werden.
Daß Thorn in Westpreußen eine der blühendsten Handelsstädte des deutschen Ordenslandes und auch später unter polnischem Schutz eine reiche, von den verkommenen polnischen Städten viel beneidete Stadt gewesen, wird vielen Lesern Wohl aus der Geschichte bekannt sein. Auch daß Thorn sich seinen deutschen Charakter mit Zähigkeit mitten unter slavischen Umwohnern bewahrt hat, bewiesen jene Artikel in einleuchtender Weise. Noch kurz vor der Zeit der preußischen Besitznahme von Thorn (1793) rief ein thornischer Bürgermeister, als die Polen ihm in Warschau zumutheten, polnisch zu sprechen, mit stolzer Entrüstung aus: „Ein thornischer
Bürgermeister brauche seinen Mund nur zu öffueu, um deutsch oder lateinisch zu sprechen"; und ähnlich mußte, wer sich i„ die thorner Zünfte ausnehmen lassen wollte, genau seine deutsche Abkunft mehrere Generationen hindurch Nachweisen.
(Fortsetzung folgt.)
Eine singende Fracht. Der Dampfer „Tintern Abbey" hat soeben die Temse verlassen und auf seiner Fahrt nach Ncu-Seeland eine Ladung von 1203 Vögeln ausgenommen. Darunter befinden sich: Meisen, Rothkchlchen, Spatzen, Hänflinge, Finken, Goldammern, Stieglitze und Rebhühner. Es geschah dies auf Ansuchen der Landwirthe in Neu-Seeland, deren Erndteu fast alljährlich in Ermangelung von schützenden, insektenfressenden Vögeln zerstört werden.
Hl ä t b s e c.
Dem Leser, der im Lösen willig,
Fällt dies zu deuten wohl nicht schwer:
Als sie kam, wo es gut und billig,
Kam Mancher auch und wurde er.
Einladung M Abonnement
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Knzthäler
für das zweite Quartal 1883.
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Redaktion, Druck und Vetlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.