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Haufir-ongros-Geschästs, der wöchentliche Bezüge von seinem in der Heimath befindlichen Lager hat, mit 7 Mann das ganze Jahr im ganzen Land Württemberg gegen eine Gesammtabgnbe von 44 vlL sein Geschäft betreiben, er kann in jedem Ort, wo es ihm gefällt, den ansäßigcn Geschäftsleuten das Geschäft verderben, ohne einen Pfennig an den Gemeindelasten beizutragen, deren Tilgung den ortsansässigen Steuerpflichtigen ungeschmälert verbleibt. Von objektiv urtheilenden Sachverständigen wird angegeben, daß ein Inhaber eines derartigen Hansirgeschäfts 3mal mehr umsetze und mit besserem Nutzen, als ein seßhafter Gewerbsmann, der jährlich lOO ,46 Staats- und Communal-Um- lagen zu zahlen hat.
Derartige Mißverhältnisse, bezüglich der Steuerpflicht und deren Handhabung ließen sich auch bei anderen Hausirern und in anderer Art darstcllen, sie bestehen auch bei den Wandcrlagern, die hauptsächlich die Laisons-Bedürfnisse ausnützen, es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Mißständc vorliegen, deren Beseitigung ein dringendes Bedürfnis ist. Die vorliegenden Petitionen in Betreff der Wandergewerbe verdienen eine bessere Beachtung als sie bis jetzt gefunden haben, es Handelt sich in der That um eine Landesbeschwerde, die nicht verschwinden wird, bis eine befriedigende Abhülfe eingetreten ist.
Ausland.
Paris, 10. Marz. Für Morgen sind ernstere Unruhen zu befürchten. Die Manifestanten werden von den socialisti- schen Studenten aus dem lateinischen Viertel Zuzug erhalten. Die legitimistischen Deputirten und die monarchische Presse schüren. Die Regierung ist zu ganz energischen Maßregeln fest entschlossen. (F. I.)
In der französischen Republik fehlt es nicht an Abwechslung und Aufregungen. Auf den 9. war eine sogenannte Arbeiter- kundgebuug beabsichtigt, woran einige Tausend Personen theilnehmen sollten. Des Zwecks der Republik ihre Noth zu klagen, werden sich Wohl die wenigsten bewußt gewesen sein. Die Polizei hatte ihre Vorkehrungen getroffen und zerstreute die Ruhestörer ohne große Anstrengung. Die von der rohen und wilden Louise Michel geführten Tumultuanten mußten sich mit dem Zertrümmern mehrerer Fenster und dem Plündern einiger Bäckereien begnügen. (So ein kleines Revolutiönchen ist den Franzosen von Zeit zu Zeit Bedürfniß.)
Gegeu Louise Michel ist ein Verhaftungsbefehl erlassen und dürfte dieselbe zur Stunde bereits sich im Ge- fängniß befinden. Die „große Bürgerin" ist angeklagt der Plünderung an der Spitze einer bewaffneten Bande, Gewaltthätig- keiten gegen Pvlizeibeamte, sowie aufrührerischer Schreie und Aufreizung zum Umsturz der bestehenden Regierung. Hiernach würde Louise Michel vor die Geschworenen zu stellen sein und hätte eventuell eine Strafe zu gewärtigen von 5 Jahren Gefängnis;, als Minimum, bis zu 20 Jahren Zuchthaus, als Maximum.
Die franz. Provinzialblätter sind voll von Berichten über den Schneefall, der Frankreich heimsuchte. Aus Cannes wird gemeldet, daß seit Menschengedenken
dort und in der Umgegend nicht so hoher Schnee im März gefallen sei.
Wieder sind zwei Dampfer verunglückt. Der Dampfer „Navarre" ist auf der Fahrt von Kopenhagen nach Leith (in England) am 9. März gesunken. 66 Personen sind nmgekommen, nur 16 gerettet. — Der englische Dampfer „Bremen" hat in der Meerenge von Messina (Italien) Schiffbruch erlitten, ohne Verlust an Menschenleben.
Dem „Egyetertes" wird aus Sera- jewo telegraphirt, daß dort seit drei Tagen fortwährender Schneefall herrscht. Ungeheure Schueemassen sind in Folge dessen auf den Dächern angesammelt, so daß mehrere Häuser eingestürzt und viele Bewohner obdachlos geworden sind. Die Kommunikation durch die Straßen ist mit den größten Schwierigkeiten verbunden.
Mizellen.
Lucia.
(Novelle aus dem gleichnamigen Roman von H. Emilius.)
(Fortsetzung.)
Während sie dasahcn, brachte ein Bote einen Brief für Herrn Gasparo Balder, der, nachdem er ihn gelesen, Adelina mittheilte, man erwarte ihn in den nächsten Tagen in der Billa Maretti, wo er, der ihm gewordenen Einladung zufolge, für kürzere Zeit sein Quartier nehmen werde.
„Ich gehe bald weg von hier", sagte er zu der Kleinen, und seine Stimme klang beinahe traurig; „wirst du manchmal an mich denken, Lucia? . . . Doch nein, die Kinder vergessen schnell", fügte er hinzu, „das sollte ich wissen."
Lucia, die auf seinen Knieen saß, schaute ihn verwundert an.
„„Wohin gehst Du?"" fragte sie; „„zu Papa? Papa ist auf deu hohen, hohen Bergen und wird mir Blumen und Pomeranzen mitbringcn. Gehst Du zu ihm?""
Die Idee des Kindes, das von den Bergen Orangen erwartete, machte seine Mutter und den Großvater lächeln; aber unter dem Lächeln der Elfteren verbarg sich die größte Herzensangst, denn sie fühlte, daß der entscheidende Augenblick gekommen sei.
„Nein, zu deinem Papa gehe ich jetzt nicht", sagte der alte Herr; „aber wenn ich ihn einmal sehe, will ich ihm sagen, daß er ein liebes, liebes Mädchen hat."
„Wenn der Vater das hörte", meinte der Großvater, indem er das Kind liebkoste, „könnte er eifersüchtig werden . . . glauben Sie das nicht auch, Signora Adelina?"
„Nein, im Gegentheil, es könnte ihn nur freuen", antwortete die Angeredetc, die in der heftigsten Aufregung kaum wußte, was sie sagte, und nur ihr Ziel vor Augen sah, das sie nicht verfehlen durfte.
„Sie sind viel zu gütig. Ich bin nie gerade ein grvßer Kinderfreund gewesen, meine eigenen Kinder haben mich vielleicht manchmal streng gefunden — aber diese Kleine hat ?s mir angethan. Willst du mit mir kommen, Lucia?"
„„Ja, wenn Papa und Mama nicht Zurückbleiben"", entgegnete die Kleine im höchsten Ernst.
„Was sagen Sie dazu, Frau Adelina?"
„Daß die Kinder oft zu ahnen scheinen, was den Erwachsenen verborgen ist", erwiderte die Mutter in immer steigender Gemüthsbewegung.
„Sie meinen, daß die Kleinen instinkt- mäß erkennen, wer sie lieb hat?" fragte der alte Herr, einigermaßen befremdet. „Ihnen ist nicht wohl oder Sie haben etwas, das Sie quält. Wenn Sie der Einsamkeit bedürfen, so sagen Sie es mir ohne Rückhalt, denn ich wünsche von Ihnen als Freund behandelt zu werden."
„Nein, nein, bleiben Sie, ich bitte Sic darum. Mich beuurnhigt in der That etwas im höchsten Grade ..."
„Und bin ich nicht im Stande, Ihnen hierin irgendwie von Nutzen zu sein? Ich schulde Ihnen so viel, daß ich über eine solche Gelegenheit nur glücklich sein könnte."
Adelina sah sinnend vor sich hin; ein Entschluß reifte in ihr. Sie hatte, was sie Vorbringen mußte, geschickt einleiten, den alten Herrn zuerst ausforschen und vorbereitcn wollen; allein ihre offene Natur sträubte sich dagegen, und sie griff zu dem einzigen Mittel, dem sie sich gewachsen fühlte, obwohl es gewagt sein mochte und welches darin bestand, gerade, ohne Umwege, auf ihr Ziel loszugehen. Sie erhob den Kopf und indem sie ihrem Schwiegervater bescheiden fest in's Auge sah, fragte sie langsam:
„Sie gest.tten mir also, auf Ihre Güte und Nachsicht zu zählen, wenn ich ihrer bedürfte?"
„Gewiß", erwied.rte der alte Herr, der nicht viele Worte zu machen verstand, mit dem wohlwollendsten Blicke. „Darf ich wissen, um was >ss sich handelt?"
„Haben Sie nicht einen Sohn, der vor mehreren Jahren a päpstliche Dienste trat und sich später in Ferrara verheirathetc und niederließ?" fing Adelina mit leise zitternder Stimme an.
„Ja, aber wie kommen Sie darauf? Ich glaubte, Sie wollten wn sich sprechen ..."
„Und dem ist so", fuhr die junge Frau fort, die sich innerlich angespornt fühlte, die Bürde, die ihr wie Blei auflag, abzuwerfen. „Sic haben ihm immer gezürnt; wenn . . . ich nun . . . wenn ich . . . seine Frau . . ."
„Sie . . . was? rief der alte Herr, der hastig von seinem Stuhle aufstand und Lucia vor sich hinstellte.
„Ich bin die Frau August Balder's, Ihres Sohnes, das ist sein Kind . . ."
(Fortsetzung folgt.)
Unhöflich widerWilleu. (Dame, sich verabschiedend:) „Es war ein köstlicher Abend, Herr Müller, aber wir müssen jetzt leider schon nach Hause. Wollen Sie uns einen Wagen rufen lassen?" — (Herr vom Hause): „Mit Vergnügen, Frau Schulze!"
Hinderniß. Frau A.: „War denn Ihr Herr Gemahl gestern auch in der Generalversammlung?" —Frau B.: „In der Generalversammlung ? Ach nein! Mein Mann ist ja erst Major!"
In einem Parke zu Prag war zu lesen: „Hier ist allen Jägern das Bellen ihrer Hunde verboten."
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.