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Bestimmung getroffen worden wäre, nun­mehr um die Mitte des letzten Jahres von dem betr. Stifter, bezw. den Erben des Mitstifters, dem Comite des Diaco- nissenhauses zur Verwendung für die Grün­dung desselben übergeben worden ist, und zwar zusammen mit den Zinsen die Summe von 3555 ^ Seitdem ist noch gar manche große und kleine Summe diesem selben Zwecke zugewendet worden, so besonders in der Verloosung, sodann der Erlös eines Kirchenconeerts, sowie derjenige einer Auf­führung lebender Bilder nicht zu ver­gessen den im Schloß zu Langcnburg ver­anstalteten Bazar, sowie denjenigen in Crailsheim. Aus engeren Freundeskreisen wurden nn- und niederverzinsliche Anlehen gesammelt und sind solche bis jetzt im Be­trag von 11,800 Mark bereits eingezahlt, auch weitere in bestimmte Aussicht gestellt. Darauf gründet sich der Beschluß des Comites, nunmehr mit der Herstellung des Baues nicht länger zu zögern. Geht es somit jetzt bald an die praktische Ausführ­ung, so mögen die vielen wohlwollenden Freunde der Sache sich auch ferner eifrig finden lassen, das Ihre dazu beizutragen, daß das schöne Werk einen guten Fort­gang habe. Gewiß wird auch im Lande hin und her die Theilnahme und das In­teresse sich neu bethütigcn.

Stuttgart. Der Hofmedailleur Schwenzer wird demnächst nach Berlin übersiedeln, wo seine trefflichen Arbeiten, seit er die schöne Medaille für die Fischerei­ausstellung ausgeführt, die allseitige Aner­kennung finden und verdiente Aufmerksam­keit erregen.

Ulm, 8. März. Nach dem Ulmer Tagblatt soll zum 400jährigen Luther- Jubiläum an einen der Pfeiler des Mittel­schiffs im Münster eine Luther-Statue gestiftet werden und ist eben jetzt eine Kollekte im Gang, um aus freiwilligen Gaben die Kosten für das Bildwerk aus­zubringen.

Hei den heim, 5. März. Der hie­sigen katholischen Gemeinde ist zum Gc- burtsfest Sr. Maj. des Königs die freu­dige Mitthcilung geworden, daß Se. Maj. der König derselben zum Bau ihrer Kirche einen Staatsbeitraq von 5000 bewilligt habe.

Dracken stein, 5. März. Pfarrer Trüb ist gestern bei der Heimkehr von Gosbach, wo er einer Versammlung von Geistlichen angewohnt hatte, in der Nähe von hier vom Schlag getroffen worden. Nach längerem Suchen fand man ihn auf der Straße todt liegend, von seinem treuen Hunde bewacht. _

Aus der Handels- und Gewerbekammer in Calw vom 4. März 1883.

(Fortsetzung.)

In dem von dem Hrn. Abgeordneten Wüst Namens der volkswirthschaftlichcn Kommission im Mürz 1881 in Folge der bei der Abgeordneten - Kammer eingc- gangcnen Petitionen erstatteten Bericht, sind die bestehenden Mißständc in ganz objektiver und gründlicher Weise dargelegt und nachgewiesen, daß die Besteuerung des Hausirgewerbes, der Wanderlager und Waarenauctivnen in Württemberg sehr be- trächlich niederer ist als in Preußen, Baden, Bayern und Hessen. Aus diesem Berichte geht hervor, daß die Zahl der Hausirer

in Württemberg im Jahre 1863 etwa 3000 betrug, und im Jahre 1880 17,056, also nahezu 6mal so viel, so daß auf je 100 Einwohner 1 Hausirer und auf 1 Gemeinde 10 Hausirer entfallen. Seit dem Jahre 1880 ist die Zahl der Hau- sircr nicht nur nicht geringer geworden, sie hat sich sogar noch erheblich vermehrt, wie wir in unserem Jahresbericht von 1881 (Jahresber. 1881 I. 42) nachge­wiesen haben. Es hat nämlich in den 5 Oberümtern, aus welchen unser Kammer- bezirk besteht, in den Jahren 1880 und 1881 die Zahl der Hausirer um 501 zu­genommen, man wird in der Annahme nicht fehl gehen, daß die Zunahme in den übrigen Oberämtern in derselben Pro­gression stattgcfunden hat, thut bei 64 Oberämtern 2573, so daß das Land Würt­temberg nunmehr von der stattlichen Zahl von 19,629 Hausirern heimgesucht ist. Es kann wohl nicht bestritten werden, daß diese 16,000 Hausirer, welche wir mehr haben, als im Jahre 1860, alle ange­wiesen sind, darauf auszngehen, dem an­sässigen Gewerbe und Handel seine Kund­schaft wegzunehmcn und es ist ihnen dieß auch nur zu gut gelungen.

Wir wiederholen, was wir schon in unserem Jahresbericht von 1877 (I. 64.) gesagt haben, und was heute noch mehr als damals zutrifft, daß seit der enormen Zunahme des Wandergewerbebetriebs der ansässige solide Handel in sichtbarer Weise zurückgegangcn ist, die seither bestandenen Geschäfte, auf welchen früher sparsame, umsichtige Geschäftsleute ein Vermögen zu erwerben im Stande waren, können viel­fach nicht mehr, oder kaum noch existiren, die in den Landstädten etablirten gemisch­ten Waarengeschäftc verlieren einen nam­haften Theil ihres Werthes. Für den anfäßigen soliden Geschäftsmann, der der bürgerlichen Gesellschaft in jeder Art zu dienen hat und eine sichere Grundlage für die Steuer-Erhebungen des Staates bietet, tauschen wir ein Heer von Personen ein, welche au diesen Prästationen in vielen Fällen gar nicht, in den meisten Fällen aber nur in ganz geringem Maße theil- nehmen, deren Wirksamkeit in wenigen Fällen als eine nützliche, in den meisten aber als eine volkswirhschaftlich nach­theilige bezeichnet wird.

Die volkswirthschaftliche Kommission der Kammer der Abgeordneten hat über die Petitionen, betreffend den Gewerbebe­trieb im Umhcrziehcn einstimmig beschlossen, die K. Staatsrcgierung zu ersuchen, ans höhere Besteuerung des Hausirhandels, der Wanderlagcr und der Waarenauctionen hinzuwirken, der Berichterstatter Wüst hat ganz richtig gesagt, es handle sich um die Äbhülfc einer wahren Landesbe­schwerde, aber die Vertreter der König!. Staatsrcgierung glaubten den Petitionen nicht entgegen kommen zu können, weil die Wandergewerbe so hoch besteuert seien als die seßhaften Gewerbe, eine höhere Besteuerung derselben könne nur auf dem Wege der Gesctzesänderung erfolgen und eine solche eintreten zu lassen, werde nicht beabsichtigt. Es ist dem entsprechend auch, obwohl die Kammer, die den Petitionen günstigen Anträge der volkswirthschaftl. Commission mit großer Mehrheit ange­nommen hat, nichts geschehen, um dieser

Landesbeschwcrde abzuhelfen. Allein die Beschwerden über die mißlichen Zustände dauern fort, sie werden um so dringlicher, als die Thatsachen, daß das Ueberhand- nehmen des Wandergewerbebetriebs die Existenz der seßhaften Gewerbetreibenden in Bedenken erregender Weise beschädigt, daß die Wandergewerbe in Württemberg erheblich weniger Steuern zu bezahlen haben, als in Preußen, Bayern, Baden und Hessen, in keiner Weise wiederlegt wurden und als cs Thatsache ist, daß ge­rade die ausnahmsweise niedrige Besteuer­ung der Wandergewerbe nicht nur den Beginn derselben durch Inländer beför­dert, sondern auch eine Menge von Aus­ländern im Jahre 1880 waren es schon gegen 4000 ins Land ruft.

(Schluß folgt.)

Schweiz.

In La Roche (Kanton Freiburg) war ein Mädchen während der Messe mit der Zubereitung des Essens in einem einsam stehenden Hause beschäftigt, da drang ein Räuber in die Küche und verlangteGeld oder Blut!" Das Mädchen wies ihn zurück, ergriff, als er auf sie eindringen wollte, die Pfanne voll siedender Butter und warf sie ihm in das Gesicht. Laut aufschreiend vor Schmerz machte sich der Misscthäter von dannen.

Miszellen.

Lucia.

(Novelle aus dem gleichnamigen Roman von H. Emilius.)

(Fortsetzung.)

IV.

Adelina nahm die Karte, ging damit in ihr Zimmer, um nach ihrer Kleinen zu schauen, die sie schon zu Bett gebracht hatte, und legte sie neben einem Leuchter nieder. Eine offene Karte, die man Einem zum Versenden durch einen Dienstboten überreicht, kann kein Geheimnis) enthalten. Adelina hatte keinen besonderen Grund, den Namen des alten Herrn wissen zu wollen er heiße Gasparo, hatte er Lucia gesagt, und das genügte für den täglichen Verkehr sie sah aber auch kein Un­recht darin, ihn zu lesen, und bevor sie das Zimmer verließ, warf sie einen Blick darauf.

Als sie ihren eigenen Namen las, ge­schah, was nicht ausbleiben konnte: sie stand da wie versteinert und traute ihren Augen kaum. Anstatt hinunter zu gehen, nahm sie einen Stuhl, legte die Karte wieder vor sich auf den Tisch und starrte sie an. Das dauerte aber nicht lange: ans dem Zweifel, welcher den ersten Er­regungen gefolgt war, ob der Signor Gasparo wirklich ihr Schwiegervater oder ein zufälliger Namensverwandter sei, ging nach und nach klar die Gewißheit hervor. Sv hatte August sein Wesen immer ge­schildert, sein Alter traf ein und über die Aehnlichkeit, die sie in seinen Zügen ge­funden, war sie nun auch im Reinen. Sonderbarerweise hatte sie dieselbe, trotz alles Suchens, nicht heimzuschicken gewußt, indem sie darauf bestand, in die Ent­fernung versetzen zu wollen, was ganz in ihre Nähe gehörte, so wie es oft vor­kommt, daß man über dem Vergangenen