wahrscheinlich einen mit Petroleum getränkten Schwamm, welcher in einer Umhüllung von getheertem Papier in die Fettkammer geschmuggelt worden war, entzündet und so kam es, daß die brennenden Massen, welche sich über die Stiegen und Gänge ergossen, alle Holzbestandtheile in Brand steckten. Hieraus ist es auch erklärlich , daß die Korridore so rasch mit erstickendem Dampfe gefüllt waren und viele Personen in dieser schrecklichen Atmosphäre den Tod fanden.
Der Verdacht, den Brand gelegt zu haben, fällt auf einen ehemaligen Kellner des Hotels, welcher von Herrn Hold wegen Vernachlässigung der Passagiere entlassen worden war.
Bis jetzt ist eS noch nicht möglich geworden, die sichere Zahl der Opfer der Katastrophe zu ermitteln. ES steht fest, daß von den sechzig weiblichen Dienstboten des Hotels neunundvierzig ums Leben gekommen sind.
Ferner sind hundert Passagiere theils verbrannt, theils durch den Sprung auf das Straßenpflaster zu Grunde gegangen.
(W. Ldsztg.)
MisMkn.
Aie Katze der Favoritin.
Erzählung von Graf Ulrich Baud issin.
(Fortsetzung.)
„Ei, ei", sagte er für sich, „Hab ich dieses silberne Futteral nicht schon früher einmal in der Hand gehabt — und zwar bei dem Medicinalrath Brand? — Ja, ja, ich entsinne mich dessen jetzt ganz genau — und da sind ja auch die Anfangsbuchstaben seines Namens eingravirt, ein und ein L. und dazwischen der Schlangenstab des Aeskulap. Wie nur der Con- fusionarius dazu gekommen sein mag, mir das in meinen Ueberzieher zu stecken? — Da dürften sich noch andere ihm gehörende Dinge — alle Wetter, was ist das?"
Die letzten Worte stieß der Rittmeister halblaut und mit der Miene höchster Ueber- raschung hervor, nachdem er mit der Hand in die Hintere große Tasche des Ueber- Ziehers gefahren war, dabei aber den weichbehaarten runden Kopf eines kleinen Thieres berührt hatte.
„Wahrscheinlich", fuhr er in seinem Selbstgespräch fort, „ein physiologisch merkwürdiges Exemplar, dazu bestimmt, in Spiritus aufbewahrt das Brandsche Naturaliencabinet zu zieren — will doch sehen, zu welchem Genus das kleine Geschöpf gehört."
So sprechend hatte sich der Rittmeister tiefer in den Thorweg hineinbegeben und stand jetzt zwischen einer in das Haus hinaufführenden breiten Treppe und einem dicht vor derselben haltenden Wagen, welchen er als den des Prinzen Emil erkannte. Der Kutscher auf dem Bock beachtete ihn nicht und ein Portier war gerade jetzt nicht zugegen; so konnte denn der Rittmeister seine jnaturgeschichtliche Untersuchung ungestört vornehmen. Wer beschriebe ohne das maßlose Erstaunen, welches sich seiner bemächtigte, als er das Thier ans der Tasche gezogen und sich überzeugt hatte, daß er das Cyperkätzchen der Gräfin Lilienthal in der Hand halte?
Augenblicklich wurde es ihm nun klar, was der Medicinalrath mit der Aeußerung, die Gräfin leide am Katzenjammer, habe sagen wollen: der Gram über den Verlust ihres Lieblings hatte sie aufs Krankenlager geworfen. Gewiß, dieser Schluß war richtig, der weitere jedoch, die Gräfin werde den Medicinalrath ersucht haben, das Kätzchen einzubalsamiren oder auszu- stopfcn, schien ihm zu gewagt. Wie ließe sich auch diese Annahme mit dem inquisitorischen Anstarren des kleinen Doctors, dessen Worten: „Sic sind ein Ungeheuer, ein blutdürstiger Wütherich!" und seinem feierlichen Versprechen, die Sache geheim zu halten, zusammenreimcn? Wie endlich kam die Katze in seinen, des Rittmeisters, Ueberzieher?
Plötzlich horchte der Rittmeister auf: cs kam Jemand die Treppe herunter. Gewiß, es war der Herzog, er kannte diesen ganz genau an dem etwas schwerfälligen Gange.
„Mag es mit dem Kätzchen was immer für eine Bewandtniß haben", sagte der Rittmeister für sich, „ich will nicht, daß der Herzog sie in meinen Händen sieht — also weg damit!"
llnd mit größter Hast bemühte er sich, das kleine Thier wieder in die Tasche zu schieben. Doch es erging dem armen Rittmeister, wie es uns Allen wohl manchmal ergangen ist, wenn wir mit gar zu vielem Eifer eine Sache betrieben und eben deßhalb nichts zu Stande brachten. Er fuhr mit der Katze über und unter und neben der Tasche herum, aber hinein kam sie nicht. Der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn.
,LVas in des Teufels Namen fang ich nur an", dachte er, „in zwei Secunden wird der Herzog hier sein — zum Fortgehen ist es jetzt zu spät — und diese verwünschte Tasche ist wie zugenäht!"
Kritische Momente gebären große Entschlüsse, so auch der jetzige. Da es der Rittmeister unmöglich fand, die Katze in die Tasche hineinzubringen, schleuderte er sie mit einem kühnen Wurf in den Wagen des Prinzen Emil. „Pardon, Durchlaucht", murmelte er dabei in den Bart, „Noth kennt kein Gebot."
Der Rittmeister hatte keinen Augen- blick^zu verlieren gehabt, denn kaum war die rasche That vollbracht, da stand auch schon der Herzog vor ihm. Daß auf dessen Stirn eine düstere Wolke des Unmuthes lag, entging dem geübten Auge des Höflings nicht.
„Gut, daß ich Sie treffe, lieber Rahen- ftein", sprach der Herzog, indem er den ehrfurchtsvollen Gruß seines Flügeladjutanten mit einem leichten Kopfnicken er- wiederte. — „Es ist das eine höchst ärgerliche Geschichte, die hier passirt ist", fuhr er fort, als er mit dem Rittmeister über den Hof ging und sich einem kleinen, zum Hotel gehörenden Garten näherte, der mittelst eines nur von ihm benutzten Pfört- chens mit dem herzoglichen Schloßpark in Verbindung stand, „Sie haben ohne Zweifel schon davon gehört?"
„Wenn Eure Hoheit den bedauerlichen Tod des allerliebsten Cyperkätzchens —"
^ „Wie?" unterbrach ihn der Herzog rasch. „Die Katze ist todt? Das wissen Sie?"
„Hoheit halten zu Gnaden, ich weiß nichts, durchaus nichts. Das Wort entfuhr mir nur so."
„Die Katze ist nicht todt", sagte der Herzog, „sie hat sich mir verlaufen, so hoffe ich, oder ein Böswilliger hat sie gestohlen, so argwöhnt die Gräfin. Wäre Letzteres der Fall, und würde der Thäter entdeckt — ah, parbleu! — er hätte nichts Gutes zu erwarten!
Aus den lebhaften schwarzen Angen des Herzogs schossen Zornesblitze und er fuchtelte mit seinem Spazierstöckchen durch die Luft, als habe er den Uebelthüter vor sich und züchtige ihn mit höchsteigener Hand, wie es weiland Peter der Große und andere mächtige Potentaten glorreichen Andenkens gethan.
(Fortsetzung folgt.)
Glückliche Zufälle.
(Ein Beitrag zur Geschichte der Erfindungen.)
(Fortsetzung.)
Der Reflectir-Apparat fürLcuchtthürme entstand durch eine Wette, wenn wir recht berichtet sind. Vor etwas mehr als hundert Jahren erbot sich jemand in Liverpool zu einer Wette, daß er den kleinen Druck einer Zeitung auf 30 Fuß Entfernung beim Scheine eines Pfenniglichtes lesen wollte. Da die Wette angenommen wurde, bekleidete er die Seite eines Brettes mit einigen Stückchen Spiegelglas, indem er so ein plumpes Ersatzmittel für einen concaven Spiegel herstellte, und brachte ein kleines brennendes Licht diesem Spiegel gegenüber; die zurückgeworfenen Lichtstrahlen vereinigten sich zu einem Brennpunkte 30 Fuß auf der andern Seite des Lichtes und das Licht an diesem Brennpunkte reichte hin, um dem Experimentiren- den das Lesen der Zeitung zu ermöglichen. Ein aufmerksamer Fachmann war zugegen. Es durchblitzte ihn der Gedanke, daß wenn der Schein eines Pfenniglichtes auf diese Weise auf eine Entfernung geworfen werden kann, der Schein einer großen Lampe auf gleiche Weise meilenweit geworfen werden könne. Dieser Gedanke nahm Gestalt an und führte zur Erfindung des Reflectir-Apparates für Leuchtthürme.
Eines Tages trocknete Lundyfoot, ein Tabakhändler, Schnupftabak. Durch eine kleine Vernachlässigung wurde derselbe zu sehr erhitzt, bis er verkohlte. Da er die Schärfe des Schnupftabaks wahrnahm und wohl wußte, daß manche Leute für ihre Nase einen stärkeren Kitzel wünschen als andere, beschloß er zu versuchen, ob stark ausgetrockneter Schnupftabak guten Absatz finden würde, und siehe da, es geschah nicht nur das, sondern derselbe wurde für ihn eine Quelle des Reichthums.
Schreiber dieses sah einmal bei einer zufälligen Veranlassung ein Stück Kattun, das in einer englischen Fabrik bedruckt wurde, sich ein wenig verschieben. Die Wirkung war eigenthümlich. Die diagonale Wiederholung des Musters brachte den Eindruck eines Zickzacks hervor, wie ihn ein Zeichner nicht leicht getroffen haben würde. Die danach entworfene Zeichnung wurde eins der beliebtesten Muster, welche die Firma je prodncirt hatte.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. M.eeh in Neuenbürg.
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