Ravensburg. Von den am 6. November hier eingcwcihten neuen Volks- sch ulgebäuden gibt der Staats-An­zeiger folgende Beschreibung: Der nun­mehr vollendete Ausbau des Gymnasiums, der auch in den übrigen Lehranstalten beengte Raum und andere Umstände hatten im Lauf der letzten Jahre das unabweis- liche Bedürfniß eines Neubaus für die Volksschulen herausgestellt. In dankens­wertstem Opfersinn ließen die bürgerlichen Kollegien die Bedenken wegen der nam­haften Belastung der Stadtkasse, für welche ein Aufwand von immerhin 250,000 -M in Frage stand, hinter die Rücksicht auf die Förderung der Interessen der Schule zurücktreten. Dem Beschluß der Kollegien folgte eine energische und in allen Theilen wohlgelungene Ausführung, denn schon nach etwa l'/s Jahren waren die beiden Gebäude fertig gestellt, und bilden die­selben vermöge ihres stilvollen Acußeren, ihres Umfanges und der herrlichen Lage eine Zierde unserer Stadt. Der Bauplatz wurde am Nordende der Stadt zwischen der alten Rauenegger Torkel und der Rauenegger Halde durch Abgraben eines Vorsprungs der Letzteren, theilweisc auch durch Auffüllung des dortigen Stadt­grabens gewonnen. Seine Trockenlegung erfolgte durch Anlage eines Gürtels von Dohlen mit starken in den Stadtgraben mündenden Cementröhren. Das Geöäude für die evangelischen Schulen steht auf der östlichen, dasjenige für die katholischen Schulen auf der westlichen Seite. Beide Gebäude sind 40 m lang, 20 m breit, nach allen Seiten frei gelegen, die Haupt­front nach Süden mit schönem Ausblick auf die Stadt und die Beitsburg. Bor jedem Gebäude ist ein großer mit Linden und Kastanien angepflanzter durch ein eisernes Gitter umfriedeter Spielplatz an­gelegt. Hinter jedem der beiden Gebäude, mit diesen durch einen bedeckten Gang ver­bunden, sind die Schülerabtritte ange­bracht; nur diejenigen der Lehrer befinden sich innerhalb des Hauptgebäudes. Die innere Eintheilung der Schulgebäude ist nur bezüglich des Eingangs und des Treppenhauses, sowie dementsprechend auch bezüglich der Giebelfront verschieden. Im klebrigen enthält jedes derselben im Souter­rain eine Wohnung für den Famulus und die Central-Luftheizung, ferner 10 hohe und Helle Lehrgelasfe mit Raum für je ca. 800 Schüler. Sämmtliche Gelasse haben eichene Riemenböden und Luft­heizung mit Bentilationsvorrichtung. Hohe und breite Corridore mit Asphalt-Boden, geräumige und bequeme Treppaufgänge machen auf den Besucher einen überaus günstigen Eindruck. Für die oberen Müd- chenklassen beider Konfessionen sind die Kollmann'schen patentirten Subsellicn mit beweglichem Sitz und einem Tisch, welcher zum Pult aufgeklappt werden kann, im übrigen die sog. Normal-Subsellien ange­schafft. Nach übereinstimmendem Urtheil von Sachverständigen dürfen die Ravens­burger Volksschulgebäude geradezu als Musteranstalten bezeichnet werden

Ravensburg, 11. Nov. Der am letzten Montag verunglückte Waldschütz Koch in Heißen ist seinen Wunden erlegen. Gestern Mittag nahm der Kranke, trotz der heftigsten Schmerzen vollständig gefaßt

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und ohne Groll, von seinem unglücklichen Jagdgenosfen Abschied und sprach im Worte der Beruhigung und des Trostes zu. Der Verstorbene, an dessen Bahre arme Eltern die erhoffte Stütze ihres Alters beweinen, stand im 26 Lebensjahre. (Obschw. A.)

Altenstaig Stadt, 12. Nov. In unsrer Stadt circulirt gegenwärtig eine Petition an den Reichstag, in welcher auf möglichste Beschränkung des Hausirhandels durch Erschwerung der Patentirung und höheren Besteuerung, namentlich durch den Beizug zu den Gcmeindelasteu, hinge- arbeitet wird.

Nürtingen, 12. Nov. In der vergangenen Nacht kam ein Fuhrmann auf elende Weise ums Leben. Derselbe sollte den Leichnam eines Erhängten auf die Anatomie führen. In Oberensingen, wo die gegenwärtig hoch gehende Aich eine Strecke hart neben der Straße läuft, stürzte er hinein. Leute wollen um die 11. Stunde Hilferufe vernommen haben. Der Ver­unglückte ist bis jetzt nicht aufgefundcn. Das Fuhrwerk sammt Pferd und Kiste standen heute früh noch an der Unglücks­stätte. (S. M.)

Berkheim, 9. Nov. Gestern ließ sich ein schon ziemlich bejahrter Mann von hier in dem nahe gelegenen Walde durch das glänzende Aussehen der blauschwarzen Beere der Tollkirsche verlocken, sie zu pflücken und zu genießen. Der Genuß der hübschen giftigen Beeren brachte ihm indessen Uebelkeit und heftiges Fieber, weshalb ärztliche Hilfe herbcigcrufen wer­den mußte. Die weiteren Folgen sind abzuwarten.

Horb, 12. Nov. In diesen Tagen hat unter zahlreicher Betheiligung der hiesigen Kaufleutc eine Versammlung un­seres Gewerbevcreins behufs Einleitung einer Agitation zum Zweck der Beschränkung des Hausirhandels stattgefunden.

Calw, 11. Nov. Aus Anlaß der Einführung städtischer K 0 nsumsteuern wurde auch die Erbauung eines neuen Schlachthauses von der K. Regierung zur Bedingung gemacht und in Folge dessen ein Bauplatz an unserem Brühl abgcsteckt. Der Bau wurde indessen nicht begonnen, dagegen die Bitte an die K. Regierung gerichtet, es beim Alten lassen zu dürfen. Dieser Bitte soll nun, sicherem Bernehmen nach, gewillfahrt worden sein, und es wird dadurch unserem vielbesuchten Spazier­gang die unangenehme Nachbarschaft er­spart bleiben.

Neuenbürg, 15. Nov. Bieh- markt. Vorm. Zufuhr in Großvieh ziemlich, in Schweinen sehr stark; aufge­stellt waren Kühe ea. 40 St. Kalbinnen 6, Stiere 4, Farren 2 St. und 1 Milchkalb; Schweine 100 St. Milchschweine 25 Pr. Vorm. Preise bei Kühen 220, 245 ^ Kalbinen 164 -4L 50. Schweinen Läufer, 22 bis 48 cM. P. Stück, Milchschweine 6, 8, 9 bis 14 cM Pr. Paar.

Schweiz.

Wie das Schaffh. Jntclligenzblatt mel­det, wird der Güterverkehr auf der Gott­hardbahn immer gewaltiger. Zu Ende voriger Woche standen in Erstfcld, Am- stcg, Biaska, Bellinzona, Mendrisio u. s. w. nicht weniger als^400 Güterwagen (mit 8000 Tonnen Waaren), welche auf Weiter­beförderung nach Chiafso warteten.

Glattfelden, 11. Nov. DemFr. Rhätier" entnehmen wir die Notiz, es sei der Meßner in Glattfelden verhaftet wegen dringenden Verdachts, den Raubmord im Pfarrhause verübt zu haben. Dieser Mann soll auffallender Weise bei der Beerdig­ung der Frau Pfarrer nicht zugegen ge­wesen sein, und alsdann habe sich gezeigt, daß sein Gesicht verkratzt war.

Ausland.

Plymouth, 12. Nov. Der Ham­burger Pvstdampfer Gellcrt, in Fahrt von Hamburg nach Newyork, ist mit dem Ver­lust zweier Schraubenschaufeln (sicher zurück­gekehrt.

Miszellen.

Eine Wovemöernachl auf einer Kann in den gereinigten Staaten.

(Von P. Körber. Aus der Zeit vor 25 Zähren.)

(Fortsetzung^

Ja, ich höre es, Emantla!" flüsterte der Jäger,um diese Zeit streift keine Eule mehr.An eure Posten, Männer! wir wollen sie empfangen, wie es solchen Schurken geziemt!"

Der Indier folgte ihm. und beide nahmen auf dem Dachboden der Scheune Platz, wo sic eine unbeschränkte Aussicht ^ nach dem nahen Walde hatten. Es schneiete jetzt so stark, daß man nichts sah, als eine graue Masse, die einer stark beschatteten Felswand glich.

Der Mond hat es mit ihnen ver­dorben; aber der Schnee thut ihnen das zu lieb, was ihnen der Mond versagte; er wird die Schurken ganz verdecken, bis sie näher am Gehöft sind als uns lieb sein kann. Was meinst du, Emantla?"

Hugh!" entgegnete dieser und deutete auf plumpe weiße Massen, welche wie Schneewehen langsam über den Boden hinglitten.

War ist das? der Schnee bewegt sich bci'm Himmel, so 'was sah ich nie?"

Der Indier riß rasch seine Büchse los, legte an, und im nächsten Moment krachte sein Schuß. Da löste sich einer der drei Schneemassen, der dunkle Leib eines Men­schen sprang auf, streckte taumelnd die Arme aus und siel sodann matt der Länge nach auf die Schneemassen.

Jetzt krachte auch die Büchse des Jägers; ein zweiter Schneebündel regte sich leicht, und aus einzelnen Stellen sahen die dunkeln Kleidungsstücke eines andern Indiers her­vor. Die dritte Schneemasse ruhte einen Moment, aber sich rasch schüttelnd, sprang ein Indier daraus empor und floh dann mit Windeseile dem nahen Walde zu, wo er hinter Schneegestöber und Bäumen verschwand.

Das war gut, Emantla! Du bist ein Mann, den selbst der Teufel nicht täuschen könnte. Doch, was ist nun zu thun?"

Hier werden Männer, welche ihr Ziel treffen, bis zum Morgen nicht mehr zu thun haben, als Jeden niederzuschießen, der sich zeigt!" sagte der Indier.

Also glaubst du, daß wir für heute nichts mehr zu befurchten haben?" fragte der Jäger.

Wir werden es sehen! Bleibe du hier, wenn Platz ist im Hause!" sagte der Indier und verließ seinen Freund. Er ging rasch durch die weiten Räume der