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Scheunen und Stallungen, wo er zwei der Knechte wachsam auf ihrem Posten sah, und erschien im Zimmer, wo die Greise und Frauen bei Karl Brünigs, Fritz und Hans Schmidt und dem jüngsten Knecht versammelt waren und ungeduldig und ängstlich harrten, daß mau sie rufen würde.
„Was ist geschehen, Freund?" riefen die Greise, „wir hörten feuern, und sterben fast vor Besorgniß."
„Sie sind da; der Schnee ist ihre Decke; wie Schnee sind sic dahin! Sie werden da oben nicht mehr anzugreifcn wagen!" sagte der Indier lächelnd. „Wo ist der Ort, von dem aus man das Thal beobachten kann?"
„Oben unter dem Dache!" sagte Brünigs ängstlich.
„Wer von euch hat ein sicheres Auge und eine feste Hand? fragte der Indier.
„Ich!" sprach Karl, „verlaßt Euch auf mich!"
„Es ist gut, mein Bruder möge mich auf den Platz führen und bei mir bleiben!" entgegnete Emantla. „Habt Ihr doch Wasser oben, um im Nothfalle sogleich löschen zu können?"
„Es ist Alles vorhanden! Doch glaubt Ihr, diese Bösewichte werden sich nach dem Tode ihrer Gefährten . . ."
Ein Schuß unterbrach die Stille, ein zweiter folgte sogleich, und dann erschallte der Wald von einem so entsetzlichen Geheul, daß alle Geister der Hölle emporgestiegen schienen.
Die Ansiedler sprangen entsetzt empor und griffen nach ihren Büchsen. Doch Emantla trat vor die Thüre und rief: „Ruhe, meine Brüder! laßt uns horchen!"
Das gräßliche Geheul währte uoch einige Zeit fort, es krachten nach und nach Flintenschüsse; doch zeigte das rauschende Wiederhallen, daß sic aus dem Walde kamen. Dann wurde es still.
„Bleibt Alle ruhig hier, und thut nichts, als was ich euch sage! rief der Indier. Und abermals wurde seine Rede durch den scharf in den Gebäuden krachenden Wiederhall zweier rasch nach einander abgefeuerter Büchsen unterbrochen.
Noch einmal stand Emantla still und lauschte! dann aber sagte er: „Ihr könnt ruhig hier harren, bis ich oder Buhl euch rufen; nur du mein Bruder, und die beiden Greise mögen mir folgen!"
Karl und die beiden Alten geleiteten ihn nun die Treppe hinauf unter das Dach des Hauses.
Hier befanden sich mannigfache Gerüche Behälter und Laden, in denen das werthvollste Eigcnthum der Familie aufbewahrt wurde. Emantla besah es bei dem Scheine der angczündeten Laterne, sah nach den großen Wasserzubern, und sagte zu den beiden Greisen; „Väter, ihr werdet euch von den Bodenöffnungen, woselbst ich und euer Sohn stehen, ferne halten, aber dieses Licht verlöschen; es verräth nur, wo die Hunde ihre Pfeile hinrichten müssen, und ihr seht die Funken, welche sie uns daran hcrcinsenden, besser, wenn es hier ganz dunkel ist. Bald bricht der Tag an und unsere Feinde werden sich in das Dickicht der Wälder zurückziehen." (Fortsetzung folgt.)
Me Deutsche Keselkschast zur Kettung Schiffbrüchiger.
(Fortsetzung.)
Auch hier, wie auf so vielen anderen Gebieten, wo cs sich um Förderung des Gemeinwohls handelt, war es, wie neidlos anerkannt werden soll, der Vorgang Englands, der anregend und bahnbrechend wirkte. Das Jnselreich, das durch seine langgcdehnten Küsten wie durch seine maritime Bedeutsamkeit in jeder Weise aus Förderung aller mit dem Seewesen in Zusammenhang stehenden Einrichtungen angewiesen war, besaß bereits seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts einige Rettungsstationen, die von der Regierung ressortirten. Aber seinen eigentlichen Aufschwung nahm das Rettungswesen erst da, als es in die Hände von Privaten überging und edle Menschenfreunde sich an seine Spitze stellten. „Seine großartigen Erfolge", sagt Admiral Werner in seiner höchst lesenswerthen Broschüre. „Die Gefahren der See und die Rettung Schiffbrüchiger" datiren indeß erst aus dem Jahre 1850, seitdem cs nämlich gelungen ist, ein geeignetes Modell zu einem Rettungsboote zu erfinden. Man wird begreifen, daß seitens der Besatzung volles Vertrauen zur Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Bootes vorhanden sein muß, wenn sie sich seiner unter so schwierigen Verhältnissen bedienen soll. Aber bis zur Erfindung des Peake-Bootes, wie es nach seinem Construkteur heißt, fehlte dies Vertrauen. Gar oft schlugen die Böte um, die Besatzung ertrank, die Küstenbevölkerung scheute sich, solche Böte zu benutzen und so kam es, daß das Rettungswesen lange Zeit keinen dauernden Aufschwung nehmen konnte."
Die Anforderungen, die an ein Rettungsboot in erster Linie gestellt werden müssen, sind zunächst die, daß sich dasselbe als in hohem Grade manövrirfähig erweise, daß es eine bedeutende Stabilität besitze, um gegen das Kentnern möglichst gesichert zu sein und endlich, daß es unversinkbar sei. Es bedurfte gewiß eines großen Aufwandes von Scharfsinn, um diese schwierigen Probleme zu lösen, Peake aber h a t sie gelöst, ja es ist ihm des Weiteren noch gelungen seinem Boote eine solche Konstruktion zu geben, daß es, wenn wirklich zum Kentern gebracht, sich von selbst wieder aufrichtet, sodann aber auch, daß eine Selbstent- leeruug stattfindet, wenn es voll Wasser geschlagen ist. Diese Selbstentleerung wird erzielt durch ein in dem doppelten Boden des Bootes angebrachtes, äußerst sinn- reiches Röhrensystem. „Die Wiederaufrichtung des umgeschlagenen Fahrzeugs", bemerkt Werner, „erfolgt schon nach wenigen Sekunden, die Selbstcntleerung beansprucht kaum eine Minute."
(Fortsetzung folgt.)
lieber boten. Der berühmteTaschen- spieler Hermann gab einst bei dem Gouverneur von Montevideo eine Vorstellung und hatte es zum Ergötzen der Anwesenden auch auf drei halbwilde Patagonicr abgesehen, welche unter den Geladenen waren. Zunächst zog er dem einen eine Orange aus der Nase. Dann sammelte er dem zweiten Geldstücke aus den Haaren.
Als er aber dem dritten eine lebendige Ratte aus der Nase laufe» ließ, stieß dieser einen Schrei aus und entfernte sich mit seinen beiden Landsleuten; das Publikum aber lohnte Hermann mit rauschendem Beifall. Plötzlich — erbleicht der Künstler — greift in seinen Taschen herum, Entsetzen! Seine Chronometeruhr ist mit der goldenen Kette verschwunden, und zugleich fehlte sein Portemonnai, sein Lorgnon und sein Schnupftuch. Der große Künstler hatte seinen Meister gefunden und zwar in keinem anderen, als in einem jener Patagonicr, der ihm mit unbegreiflicher Geschicklichkeit jene Dinge entwendet hatte, während Hermaun an ihm seine Kunst zeigte. Später wurde ihm alles restituirt; der Künstler aber konnte sich lange nicht von seinem Schreck erholen.
Studentenwitz bei der Post. Bor kurzem war in Baden-Baden ein Brief eingeliefert worden mit folgender Aufschrift: Viro illusti'issiino ckulius ImeortamaZim in 8tar§arä (kom.), via UavensburZöimi 3. Obgleich der Brief anfänglich wegen unrichtiger Angabe der Hausnummer als unbestellbar und demnächst als unanbring- lich behandelt worden war, so hatte doch die sonderbare Adresse zu nochmaligen Nachforschungen angereizt, und es ist denn auch wirklich gelungen, den Inhaber des Beinamens (Kneipnamens) — „Große Eidechse", welcher im gewöhnlichen Leben den sehr bürgerlichen Namen „Müller" führt, zu ermitteln uud somit auch in diesem Falle die Findigkeit unserer Postbeamten zu bewahrheiten.
Mottenburg in Westfalen. Ein Gemeindevorsteher in einer Ortschaft des Dortmunder Landkreises hatte kürzlich Gelegenheit, ein falsches Thalerstück abzufangen. Derselbe setzte sofort die Behörde von dem glücklichen Fang in Kenntniß und bemerkte in seinem Bericht in äußerst schlauer Weise, der falsche Thaler würde morgen Nachfolgen, da er ihn „per Postanweisung" cinsenden wolle.
R h e u m a t i s m u s u n d P o d a g r a. Ein Franzose wurde gefragt, welch ein Unterschied zwischen Rheumatismus und Podagra sei. — Ein sehr großer, antwortete er. Wenn man eine Schraube nimmt, den Finger dazwischen legt, und dreht bis man es nicht länger aushalten kann, das ist Rheumatismus, dreht man aber noch einmal herum, so ist das Podagra.
W ä L H f e c.
Es dreht darum sich Alles in der Welt, Es ist die wichtigste und erste Frage;
Um seinetwillen strebt nach Gut und Geld Der Mensch, um zu besried'gen seine Klage. Und thut cr's nicht, so wird er wie das
Wort
Mit einem andern letzten Zeichen heißen. Doch Ihr, ich bitte, mögt nicht mir zum
Tort
Mit diesem Wort dies Räthsel von Euch
weisen!
Goldkurs der Staatskafscnverwaltung
vom 15. November 1882. 20-Frankenstücke . . . 16 ^ 14
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.