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hat, von der Gesammtheit der Nation als ein theures Vermächtnis; bewahrt wird, an welchem weder der Streit der Parteien, noch der Haß einzelner zu rütteln vermag.
Metz. Am 29. Skt. waren es 12 Jahre, daß die deutschen Truppen von der Stadt und Festung Metz Besitz ergriffen. Die Unterzeichnung der Kapitulativuspro- tokolle hatte bereits am 27. Abends 10 Uhr im Schloß Freskaty stattgcfunden. Die Uebergabe der Festungswerke, sowie die Besetzung derselben erfolgte am Vormittag des 29. Zwischen 1 und 2 Uhr marschirte die frauzös. Armee zu den verschiedenen Thoren heraus. In dem Zimmer des seit einiger Zeit in eine Kaserne verwandelten Schlosse Freskaty, in welchem die Kapitulation unterzeichnet wurde, erinnert eine einfache Gedenktafel mit entsprechender Inschrift an den geschichtlich wichtigen Akt.
Karlsruhe. Am 28. Okt. ist die Wittwe des Staatsministers Karl Mathy 81 Jahre alt gestorben, welche seit dem 1868 erfolgten Tode ihres Gatten hier in stiller Zurückgezogenheit lebte. Im Unglück der höchste Muth, im Glück die höchste Bescheidenheit, das schien der Wahlspruch der Frau zu sein. (Ihr hochbegabter Gatte wurde im ereignißreichen Jahr 1848 vom IV. Wahlbezirk des Schwarzwaldkreises Calw-Neuenbürg zum Abgeordneten in die deutsche Nationalversammlung gewählt. Die älteren unter uns werden sich seines Besuches und festlichen Empfangs in Neuenbürg am 7. Mai 1848 noch erinnern können.
Aus Baden, 31. Okt. Von der Schwarzwaldbahn wird gemeldet, daß in voriger Woche bei der Station Pfohren einige Schienen losgeschraubt und mit Steinen beschwert gefunden wurden. Der Verbrecher wollte vermuthlich den Vil- linger Abeudzug zum Entgleisen bringen. Glücklicherweise entdeckte der Bahnwart bei Begehung der Bahnstrecke den Frevel.
Es vergeht fast kein Tag, schreibt man der „Fr. Stimme" aus Singen, daß nicht 2 bis 3 Waggons Geflügel aller Art aus Italien hier durchkommt — jüngst 15 Waggons mitsammen. Der Versandt geht nach allen Richtungen Deutschlands, besonders an größere Städte. Es sind besonders schöne Exemplare von Hühnern dabei, wie man beim Füttern hier beobachten kann.
Pforzheim, 31. Okt. Der auf gestern Nachmittag anberaumt gewesene dritte Wahlgang für die Besetzung der 2. Bürgermeisterstclle ist, wie verabredet, wieder resultatlos verlaufen. Das Großh. Ministerium wird nun zur provisorischen Besetzung der Stelle schreiten. (Pf. B.)
Pforzhei m. Im Protcstanteu-Vcrcin wird Sonntag, 5. Nov. Abends 7 Uhr Hr. Dekan Zittel aus Karlsruhe im Saale zur Post einen Vortrag halten über Martin Luther von 1483 bis 1517, wozu Jedermann Zutritt hat.
Württemberg.
Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 30 Okt., das erledigte Oberamt Neuenbürg dem Ministerialsekretär Rcgierungs- assessor Nestle gnädigst zu übertragen geruht.
Stuttgart. Am Dienstag Abend hat auch Heuer zum Andenken an die weltgeschichtliche That des Reformators vr. Luther, welcher am 31. Okt. 1517 seine die Kirchenverbcsserung bezweckenden 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlug, in den ehrwürdigen Hallen der Stiftskirche ein besonderer Gottesdienst stattgesunden, wobei der Stiftschor in der bei der Abeudstille so mächtig ergreifenden Weise das herrliche Triumphlied Luthers „Ein' feste Burg ist unser Gott!" Vvr- trug.
Stuttgart, 30. Okt. Heute früh wurden zum ersten Male die durch Mi- nisterialvcrfügung eiugeführtcu Wocheu- billets au Arbeiter ausgegebeu. Die Billets, die hier für die Strecke Stuttgart-Cannstatt und retour zum Preise von 90 ^ pro Billet zur Ausgabe gelangen, können täglich (mit Ausnahme des Sonntags) bis Morgens 9 Uhr und Abends von 5 Uhr an benützt werden.
Stuttgart, 31. Okt. Von heute an tritt eine Acnderung in den Besuchszeiten der Staatskunstsammlungen ein. Während der Wintermonate werden nämlich geöffnet sein: Die plastische und die Gemäldesammlung am Sonntag von 11 bis 1 und 2—4 Uhr, am Mittwoch von 10—12 und 2—4 Uhr; der Festsaal des Kunstgebäudes am Sonntag von 11—1 und 2—4 Uhr. Die Kupferstichsammluug und die v. Müller'sche Sammlung am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 2—4 Uhr (mit Ausnahme der Feiertage).
Vahingena. Enz, 28. Okt. Heute Vormittag wollte ein 16 Jahre alter Bierbrauer Fässer reinigen und stieg zu diesem Zweck in ein größers Faß, das kurz zuvor ausgepicht worden war. Die hiedurch in demselben angesammelten Gase betäubten den Arbeiter, daß er für todt herausgezogen wurde. Die Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg und heute Nachmittag ist der Mann wieder gesund.
Neuenbürg, 28. Okt. (Krautmark t.) Ziemlich Zufuhr, Verkauf langsam 3,70, 3 Mark bis herab zu 1 p. 100.
Oesterreich.
Neue fur ch t b a r e U e b er s ch w e m- mungen werden aus Tyrol, der Schweiz, aus Italien und Südfrankreich gemeldet, s. a. die einzelnen Nachrichten.
Wieder ist das schöne Tyrol von elementaren Verheerungen heimgesucht, die von Neuem daran mahnen, daß neben der Linderung der augenblicklichen Noth eine umfassende und gründliche Hülfs- aetion in Angriff zu nehmen ist, um der Wiederkehr ähnlicher Katastrophen nach Möglichkeit vorzubengeu.
Ausland.
R o m, 29. Okt. Aus Obcritalien wird neuerdings gemeldet, daß die dortigen Wasserläufe bedeutend im Steigen begriffen sind. Verona ist von der Ucberschwem- mung bedroht und die Marcngo-Ebene bereits überfluthet.
Aus Paris wird der Post telegraphirt: In der vergangenen Nacht hat ein Volkshaufen unter Absingen der Marseillaise in feindseliger und lärmender Weise vor
dem Elysee und der Wohnung Gambet- tas, der sich auf dem Lande aufhielt, demvustrirt. Die Polizei hat zahlreiche Verhaftungen vorgenommen.
In Paris wechselten am 26. Okt. 2 Engländer bei mehreren Bankhäusern für 2 Millionen falsche Noten der Bank von England ein. Erst am andern Tag entdeckten die Bankiers den Betrug.
Marseille, 30. Okt. In Folge der letzten Stürme ist unsere Gegend überschwemmt, die Rhone und Durance sind ausgetreten; mehrere Ortschaften stehen unter Wasser, ebenso der Bahnhof in Cannes und die Promenade des Anglais in Nizza, letztere hat das Meer halb zerstört. Vor Saint Raphael sind zehn Schiffe gescheitert. In Cannes sind 7 Personen ertrunken. Bei Nimcs sind wegen Bodensenkung acht Waareuwaggons in einen Abgrund gefallen. Dabei sind zwei Beamte umge- kommcn.
London, 28. Okt. In ganz England ist fortdauernd strömender Regen. Mehrere Ortschaften des Themsethales stehen unter Wasser.
Miszellen.
Aer Weidenkaspar.
(Schluß.)
„Ach, es ist ein elend jämmerlich Ding um aller Menschen Leben und Werk; Gras wächst über Alles, über Menschen Lieb' und Leid, und der liebe Gott hat uns damit wohlgethan, es vergißt sich dann um so leichter."
„So ward auch das Unrecht des Wei- deukaspar vergessen, früher als man dachte; die Jugend hat an der Gegenwart genug zu behalten, und die Alten nahmen den Gedanken an ihn mit in's Grab, und das plaudert nicht. Nach fünfundzwanzig Jahren war ein neues Geschlecht in Weidenhain ausgewachsen, und wir Leute in den Arbeitsjahren waren, wie man da ist, maulfaul; erst das Alter bekommt die Zunge wieder. Und das ist gut. denn bei den Alten, sagt Salomo, ist die Weisheit."
„Nun war's am Tag vor dem Sonntag „Vom guten Hirten," und der Frühling war wunderschön und zeitig, und der Storch war selbiges Mal schon um Petritag gekommen; da ackerte des Stophel Eichenauers Hanjakob, der just vor fünfundzwanzig Jahren zur Welt war gekommen, als der Weidenkaspar die Ellerkathrine in den Wald geholt, droben neben der Mcrgelkante. Der Hanjakob war schon ein Mann und hatte zwei Kinder und wußte von allem vor fünfundzwanzig Jahren Geschehenen soviel wie nichts, denn er war nicht sehr mcrksch,"
„Da sicht er einen Fremden aus dem Walde kommen, der bleibt stehen und beschaut sich das Dorf, mit so stierem Blicke, als suche er da drunten etwas Sonderliches. Der Hanjakob mochte wohl an die zwanzig Furchen geackert haben, und der Mann stand noch an seiner Stelle; da regte er sich endlich und ging auf den Hanjakob zu und fragte: „Seid Ihr von dorther, mein Freund? und wie heißt Ihr?" Wie der Hanjakob Bescheid gegeben, da fragt er weiter: „Lebt der Pfarrer Seyfried noch und der Schultheiß März, und