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die Ellerkathrine und der Jekcl?" Und so fragt er nach Vielen; und wie er gehört, daß sie Alle todt sind, da bedeckt er sein Gesicht mit den Händen und weint."
„Indem, so läutet's drunten den Sonnlag an, und der Hanjakob nimmt die Blühe vom Kopf, um sein Gebet zu sprechen und so thut auch der Fremde. Und wie er sie abzieht, so ist sein Haar- schneeweiß wie der Kopf eines alten Mannes und paßt nicht zu dem Gesicht, das nur traurig, aber nicht alt aussieht. Da sticht den Hanjakob die Neugier und erfragt nach des Fremden Namen. „Ich heiße Kaspar Weid," sagt der, „habt Ihr nie von mir gehört?" „Einen des Namens gab es nie bei uns," sagte der Hanjakob. „Nun Gottlob, sagt der Fremde, und geht auf das Dorf zu, und geradenwegs auf das Haus los, in dem der Schultheiß März gewohnt und das Dorothe von ihm geerbt."
„Da kommt er hinein und grüßt be- scheidentlich und bittet um einen Trunk Wasser. Dorothe reicht ihm die Kelze, und wie er trinkt, sieht sie ihm in's Angesicht und er ihr, und dann sagt er: „Hab Dank, Dorothe, für den Trunk, hast Du auch ein tröstlich Wort für einen armen Sünder?" „Kaspar!" ruft sie da und fällt ihm um den Hals, und dann holt sie ihren Mann herbei und sie heißen den Fremdling Willkomm."
„Bleibst Du bei uns, Kaspar? fragen sie ihn, und wo ist Dein Weib und Dein Kind? „Die sind todt," sagt er, „und ich lebe nur noch für euch, sonst bin ich auch für die Welt todt." „Und wo wohnst Du?" Und er nannte ein Land, weit von hier, und sagte, daß er nur gekommen sei, um Denen abzubitten, die er gekränkt, dann wolle er weiter ziehen. Und wie ihm Dorothe gesagt, daß die Alle todt seien, und wer an ihn denke, nur mit Liebe das thue, da hättet ihr einen neuen fröhlichen Menschen sehen sollen! Da sah er trotz seinem grauen Kopfe so lieblich aus, wie damals, als er sagte: „Dorothe, für Dich und für Deinen Christoph gehe ich gern unter die Soldaten, denn ich habe euch lieb." Ja und sie hatten auch ihn lieb, denn sie hatten nie vergessen, was er für sie gethan."
„Wie es nun Sonntag ward und das Beichtglöcklein am Morgen Die zur Kirche rief, die unsers Herrn Mahl genießen wollten, und wir uns anschickten zum Kirchengang, da sagt er: „Laßt mich auch mitgehen; nach dieser Stunde habe ich mich gesehnt alle Jahre daher." Und erging mit uns zum Nachtmahl; aber Niemand erkannte ihn, denn wir allein, und Einer, der Herzen und Nieren prüft, erkannte ihn sicher auch als seinen verlorenen und wiedergefundenen Sohn."
„So war es," sprach die Alte, „mit dem Weidcnkaspar und nun geht heim, der Wächter hat längst zehn Uhr gerufen."
„Aber was ist aus dem Kaspar geworden?" rief's da, und dort rief's: „Aber Wäschen, blieb denn der Kaspar im Ort oder ging er weiter?"
„Ja doch," sagte die Alte ungeduldig, „er ging weg schon am andern Tage, und jetzt wird er längst heimgegangen sein
zum Herrn, nnd ich hoffe, er hat an ihm einen gnädigen Richter gefunden."
Da ging Eins nach dem Andern mit Dank nnd Gruß aus der Spinnstnbe nach Hause, Jedes mit einem guten Gedanken im Herzen. Als es aber stille geworden war im Stübchen, da stand die Christel auf von ihrem Rade, setzte sich auf den Schemel zu der Alten Füßen und sagte mit gerührter Stimme: „Nicht wahr, Großmutter, die Dorothe, für die der Weidcnkaspar unter die Soldaten ging, das bist Du, und hast's nur die Ändern nicht wollen wissen lassen?"
„Ja," sagte die Alte, und wischte sich die Augen mit der Schürze, „die Dorothe war ich, und ich Hab' den Weidenkaspar lieb gehabt, ob er gleich ein Findling war nnd sich schwer verirrt hatte. Denn ist's leicht mit David fallen, so ist's schwer mit David aufstehen, und wem's gelungen, über den ist Freude im Himmel, warum nicht auch auf Erden unter Denen, die ihn lieb haben?" —
Jung-Deutschland zur See.
(Fortsetzung.)
Allerdings muß der junge Matrose in der ersten Zeit seines Dienstes auf dem Kriegsschiffe die Äugen offen halten und ganz nnd voll den ihm zugewiesenen Platz auszufüllen verstehen, denn auf einem Schiffe, besten Besatzung meist nach Hunderten von Köpfen zählt, hat jeder Mann seinen ganz bestimmten Platz oder, wie es in der Seemannssprache heißt, seine Rolle, und cs wäre dem Commandanten nicht möglich, eine solche schwimmende Festung gehörig zu dirigiren, wenn nicht Jeder die Pflichten seines Postens vollständig begriffe. Es erhält demnach jeder an Bord Eintretende seine Rolle und wird nach einander der Gefechtsrolle, Manöverrolle, Wachrolle, Feuerrolle, Bootsrolle u. s. w. zugewiesen. Zunächst aber wird der Matrose in eine Wache eingereiht (Backbord- odcr Steuerbordwache), woraus er einer Division (Fockmast-, Großmast- und Kreuze mast-Division) zugetheilt wird und hicr hauptsächlich seine weitere seemännische Ausbildung erhält. Im Geschützdienst gehört der Matrose zur Steuerbord- oder Backbord-Batterie, zum 1., 2., 3. oder 4. Zug und zu diesem oder jenem Geschütz. Am Geschütz trägt er seine bestimmte Nummer und ebenso erhält er seine Gewehr- und Hängematten-Nummer. Es wird schon aus diesen kurzen Andeutungen hevor- gehen, wie mannigfach der Dienst an Bord eines Kriegsschiffes ist und daß von jedem einzelnen Motrvsen eine nicht geringe Intelligenz und Thatkraft gefordert wird. Dennoch aber thut der Matrose seinen schweren Dienst mit Freuden, er hat eben Lust und Liebe zur Sache und die einzelnen Divisionen wetteifern, es einander in der raschen und exacten Ausübung der ihnen ertheilten Befehle zuvorzuthun, wobei es auf ein paar Hautabschürfungen mehr oder weniger nicht ankommt.
Es ist aber auch ein prächtiges Material, das unsere heimischen Küsten zum Dienst auf unserer Kriegsmarine liefern, feste, kräftige, breitschultrige und dabei doch gewandte Gestalten, von Kindesbeinen auf mit dem Meere und seinen Tücken
vertraut, iu jedem Wetter abgehärtet und dabei von einer Kaltblütigkeit, einer Energie und einen: Muthe, der vor nichts zurückschrickt. Aus dem Binnenlande rekrutiren sich meist nur die Mannschaften der Werft- Division, der Maschinisten- und Hand- werker-Abtheilung, auch die Vierjährig- Freiwilligen, deren Eintritt bei der Kriegs- Marine aus Mangel an Leuten von der Admiralität mit dem Jahre 1873 gestattet wurde, waren fast ausschließlich Binnenländer.
(F ortsetzung folg t.)
(Ein kurioses (Zui pro guo) wird aus Rom gemeldet. Dort sollte sich ein Portier aus Lebensüberdruß ertränkt haben. Alan fand auch in der That im Tiber eine Leiche, welche von seiner Tochter als die seinige recognvseirt wurde. Nun wurden die Funerali anberaumt. Die Geistlichen verkündeten soeben das De Prvfundis, Frau und Tochter waren in Thränen aufgelöst, da rollte ein Wagen heran, aus welchem eiligst ein Mann in das Trauerhaus stürtzte. Man denke sich das Erstaunen nnd die Panik der guten Matronen, als sie plötzlich in dem Ankömmling den Betrauerten erkannten. Die Polizei hat sich bis jetzt vergeblich bemüht, die Identität seines Doppelgängers festzustellcn.
(Die Gesammtzahl der Aerzte.) Die Pariser medicinische Fakultät hat mit Hülfe der auswärtigen medieinischen Gesellschaften und der statistischen Anstalten der verschiedenen Länder die Gesammtzahl der in allen eivilisirten Ländern lebenden Aerzte auf 182,000 ermittelt. Im Verhältniß zu seiner Bevölkerung zählt Frankreich die meisten Aerzte, nämlich über 20,000. In keinem Lande beschäftigen sich die Aerzte so viel mit Politik, wie in Frankreich. Die Deputirtenkammer zählt allein 44 unter ihren 547 Mitgliedern. Im Senat, in den General-, Bezirks- und Gcmeinde- rätheu Frankreichs sitzen zusammen 6700 Aerzte. Unter allen Aerzten erreichen jene in Großbritannien das höchste Lebensalter.
(Fr. Std.)
Küchenkatender über Wild u. Fische.
Oktober.
KmpfeHkenswerth
und daher gesetzlich erlaubt:
Wildpret von Hirschkühen. — Schwarzwild. — Rehwildpret. — Hasen. — Fa- sancnen. — Rebhühner. — Wildenten. — Schnepfen. — Auerhahn. — Birkhahn. — Aeschen. — Hecht. — Aal. — Barben, Karpfen. — Rothfisch. Seefische.
Ungesund oder unzeitgemäß und deßhalb verboten:
Wildpret von Hirschen. — Salm. — Forellen. — Krebse.
Auflösung des Räthsels in Nr. 171.
Born, Dorn, Horn, Korn, Zorn.
Goldkurs der StaatSkafscnverwaltung
vom 1. November 1882. 20-Frankenstücke . . . 16 14 ^
Gestellungen ais dr« Eljthälrr
Können täglich Sei aken Postämtern gemacht werden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.