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Ladearbeiter zu sein, um seiueu Unterhalt zu erschwingen und war am Morgen des Unglücks körperlich indisponirt und ermüdet, so daß er vergaß, die Weiche wieder zu schließen und den Schlüssel dem Stationsvorsteher einznhändigen. Zudem war es kein alltäglicher, sondern ein Extrazng mit Vieh. Die Ueberanstrengung des einen Mannes durch regelmäßigen Nacht- und starken Tagesdienst kostet nun dein Staate, der so gern sparen will, Hundcrt- tausende von Mark und leider auch drei Menschenleben.
Durch einen recht eingehenden Bericht in der Breisg. Z. wird das Verhalten des Personals des Eisenb ahnamtes zu Freiburg bei dem Unglück bei Hugstetten dargelegt u. namentlich die Bewältigung des Unglücks im Einzelnen geschildert. Es ist in der That durch die anerkennenden Zeugnisse von vielen Seiten bereits konstatirt, daß es an aufopfernder Arbeit und Sorgfalt für die Opfer des Unglücks nicht gefehlt hat, und daß die harten Urtheile hierüber in mehreren Blättern in vielen Punkten unbegründet sind.
Nachträgliches zu dem Hugstctter Unglück. Nach der „Frkf. Ztg." haben auch ans diesem Schlachtfeld die Hyänen des Schlachtfeldes ihre widerliche, verbrecherische Arbeit gcthan. Bon Augenzeugen wird bestätigt, daß einige der Tod- tcn mit umgekehrten und ausgeraubtcn Taschen gefunden worden sind. Einem Hilfelcistcnden wurde in dem Augenblick, als er zusammen mit Anderen einen Verwundeten auslnd, die Uhrkette vom Leib gerissen. Sicherem Vernehmen nach soll es der Sicherheitsmannschaft bereits gelungen fein, die Verhaftung von 2 od. 3 dieser Scheusale herbeizuführcn, denen die härteste gesetzliche Strafe gebührt. Auch sind andere Fälle von Herzlosigkeit vorgekommen.
Frei b n r g i. B., 9. Sept. Das Geleise bei Hugstetten ist frei und der Verkehr wieder ausgenommen. Nach ungefährer Berechnung dürfte der Unfall der badischen Bahn ca. drei bis vier Millionen Mark Kosten, inkl. der Entschädigungen ans dem Haftpflichtgesetz, verursachen.
Pforzheim, 11. Sept. Gestern entzündeten sich in einer Fabrik am Waisenhausplatz durch die von einer Glaskugel aufgenommenen Sonnenstrahlen etliche Kleidungsstücke. Zum Glück — meinte ein alter Bijoutier — entstand kein großer Schaden, weil es bei Tag passirte.
(Pf. B )
Württemberg.
Das Geburtsfest Ihrer Majestät der Königin wurde am Sonntag landauf und ab, vorwiegend mit kirchlicher Feier, in gewohnter und würdiger Weise begangen.
Am 8. September wurde der am 2. Aug. auf die Schnlstelle in Salmbach, Bez. Neuenbürg, ernannte Lehrer Kölle in Stetten ans sein Ansuchen der Uebcr- nahmc dieser Stelle enthoben.
Wiederholt zur Bewerbung ausgeschrieben: die Schulstcllcn in Loffenau und Salin b a ch.
Stuttgart, 12. Sept. Leonhards- Platz: 400 Säcke Kartoffeln ü 3-/-L 60 H bis'4 vlL 20 pr. Ctr. — Wilhelmsplatz : 400 Säcke Mostobst a 4 80
bis 5 cM Pr. Ctr. — Marktplatz: 4200 Stück Filderkrant n 10 -M bis 18 cckL pr. 100 Stück.
Cannstatt, 10. Sept. Stadt- schultheiß Nast ist von Te. Exz. dem Herrn Minister v. Höldcr in Audienz empfangen worden, um persönlich im Namen des Gemeinderaths die Bitte um Erstreckung des Volksfestes ans Sonntag den 1. Okt. vorzntragcn, welche vom Kgl. Ministerium min dem König unterbreitet werden wird.
Ludwig s b n r g, 10. Sept. Um die zu Omvnatlichcr Dienstzeit gegenwärtig Unberufene Mannschaft des Trains, welche in Manöver nicht abritt, mit dem Bivonak vertraut zu machen, bezog das Trainbataillon letzten Freitag nach einem anstrengenden Ncisemarsch ein Bivonak auf dem Felde bei Oßweil.
Ludwig 8 b n r g, 9. Sept. Vorgestern ist ans dem Wilhelmsplatz, wenige Schritte vom Bahnhof entfernt, das Standbild Schillers aufgestellt worden, das Hvfbild- hauer Ludwig v. Hofer seiner Vaterstadt Ludwigsburg zum Geschenke gemacht. Das Kunstwerk ist ans karrarischcm Marmor angefcrtigt, auch das Picdcstnl ist von Marmor. Das Denkmal macht ans jeden Beschauer einen wunderbar entzückenden Eindruck. Das Kunstwerk reprüsentirt einen großen Werth; Kenner der Bildhauerkunst schätzen ihn ans mehr denn 30000 Mark. Die Fracht für das Ganze von Rom bis Ludwigsbnrg betrug allein 1086 Mark, der Zoll 445 Mk., welche Unkosten der hochherzige Stifter alle aus seiner Kasse bestritt. Der greise Künstler war selbst Tag für Tag bei der Aufstellung zugegen und zeigte eine bewnndcrnswcrthe Geistcsfrischc und Rüstigkeit, obwohl er am 20. Juni d. I. seinen 82. Geburtstag gefeiert hat.
U r ach, 11. Sept. Heute Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr entlud sich über unsere Stadt ein entsetzliches Hagelwetter, es fielen Körner in der Größe von Taubcncicrn und zertrümmerten viele Fenster.
Ein seltsames Unglück stieß einem Bauern in Dünn in gen O.A. Rottwcil zu. Sein Pferd sprang von der Scheune dem Brunnen zu. Die wohl etwas morsche Brnnnendeckc brach ein und das Pferd hatte seine Bordcrsüße zwischen 2 Dielen eingeklemmt. Ehe ausreichende Hilfe kam, hatte das Pferd, das sich aus seiner Lage frei machen wollte, die ganze Bedeckung zerstört und stürzte kopfüber in den etwa 15—20' tiefen Brunnen und ertrank. Erst nach l'/s Stunden konnte der Kadaver ans dem Brunnen gezogen werden, das Pferd soll einen Werth von 800 ^ gehabt haben.
Calw, 11. Sept. Während des heute Nachmittag ansgebrochcnen Gewitters schlug der Blitz in eine mit Vörräthcn gefüllte Scheune in Svmmcnhart: dieselbe ist abgebrannt.
N e u e n b ü r g, 14. Sept. Wir machen die Leser ans den mit nächstem Samstag den 16. Sept. auf der Enzbahn in Wirksamkeit tretenden in Nr. 143 d. Bl. enthaltenen veränderten Fah rp lau aufmerksam. — Ebenso auf die veränderten P o st v e rb in d n n g en nach und von Hcrrenal b.
Schweiz.
Am Freitag ereignete sich auf der Strecke St. G a t lcn-Ror schach ebenfalls ein Eifenbah n n n f a l l, wobei aber die Passagiere mit dem Schrecken davonkamen. Zwei hinter der Lokomotive kommende Gepäckwagen waren entgleist und in diesem Zustand etwa 300 Schritte weit geschleppt worden bis der Zug durch das herab- hängcnde Rad des ersten Gepäckwagens an einer Mauer sestgehalten wurde. Die beiden Wagen waren durch die Kuppelung am Umsturz verhindert, dadurch der ganze Zug vor Entgleisen bewahrt und verdankt diesem Umstand seine Rettung.
Auslan d.
Die Franzosen haben den Krieg gegen das Reich der Hovas ans Madagaskar eröffnet, um die Königin zu zwingen, sich des engl. Einflusses zu begeben und wie Pvmare auf Tahiti sich unter das französische Protektorat zu flüchten.
Lvndvn, 8. Sept. „Times" sagt in einem Artikel über die gegenwärtige Stellung Deutschlands, sein großer mäßigender Einfluß in Europa, seine große Militärstürke, das gebietende Ansehen seiner geschickten weitschcnden Diplomatie habe unter der gleichzeitigen Wahrung der deutschen Interessen jedweden Versuch, den europäischen Frieden zu stören, stets erfolgreich unterdrückt und auch jedwedes Unternehmen vereitelt, welches selbst unabsichtlich Unheil ungerichtet haben würde. Fürst Bismarcks beständiger Entmuthignng aller EinmischnngSversuche sei es zu danken, daß England jetzt' seine Aufgabe in Aegypten lösen könne. Deutschland sei lediglich auf die Erhaltung deS Friedens bedacht und habe alles aufgcboten, um die ägyptische Angelegenheit zu lokalisiren.
Kassa sin, 9. Sept. Die Angriffe Arabis sind znrückgewicsen, aber das Gefecht dauerte noch Mittags ans einer Ausdehnung von 3 Meilen fort. Die Verluste der Engländer werden bis jetzt ans 100 Mann Todtc und Verwundete geschätzt.
Kassasin, 9. Sept. Die Stärke der Truppen Arabrs im heutigen Gefechte wird ans 13000 Mann mit 12 Geschützen geschätzt, von denen die Engländer 5 erbeuteten. Die Engländer machten viele Gefangene und rückten bis auf Kanonen- schußwcite von Tel-cl-Kebir vor.
Eigenthümlich berührt die Nachricht, daß die „Beduinen" das Fort MekS westlich von Alexandrien eingenommen haben. Die Asfaire scheint ziemlich ernst gewesen zu sein; auch ans der östlichen Seite, bei Ramleh, zeigte sich der Feind.
Miellen.
Der Wd der Iran Aaronin.
(Fortsetmnl,.)
„Ja, liebster Freund, noch heute sage ich, noch heute, da ich Alles weiß, es war ein herrliches Weib. Wir haben hier an dem einsamen Strande deS Adriatischen Meeres in einem Dorfe, das nur von Fischern bewohnt ist und niemals von einem Fremden auch nur flüchtig besucht wird, unvergeßliche Tage, selige Jahre zugebracht. Und wie war sie lieb, wie innig wie herzlich. Sic lebte nur meinem Glücke, und erst hier fühlte ich die Wohlthat des