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und begrub den Mann. Als halboerkohlte Leiche wurde er aus den Trümmern des Hauses hervorgezozen.
KünzelSau, 3. Jan. In Sindeldorf wurde dem Karl Humm der zehnte Knabe geboren. S. M. der König übernahm bei der Taufe de- SprößlingS die Patenstelle und ließ demselben ein namhaftes Patengeschenk überreichen.
Ravensburg, 4. Jan. Vom 17.—19. März veranstaltet der Landesverband der Württemb. Geflügelzuchtvereine hier eine Geflügelausstellung, die mit einer Prämiierung und Verlosung von Zier- und Zuchtgeflügel verbunden werden soll. Für erster« werden 1000 für letztere 2000 ^ auS- gesetzt und zwar soll der Ankauf von Gewinnen nur von dem ausgestellten Geflügel erfolgen. Als Lokal der Ausstellung wurde von den bürge»!. Kollegien der sogen. Bürgersaal im Waghaus zur Verfügung gestellt.
Vom Bodensee und Rhein, 4. Jan. Drs am Bodensee produzierte Tafelobst hatte sich auch letzten Herbst eintr regen Nachfrage zu erfreuen. Noch in den letzten zwei Monaten gingen wirderholt Sendungen von Tafeläpfeln aus Konstanz nach dem Breisgau ab. In der oberen Seegegend, wo die Zwetschgen gut gerieten, wurden im Späljahr mehrere Wagenladungen nach Schleswig-Holstein versandt.
Bunzlau, 6. Jan. Hier brach in einer Droguerie ein Brand aus, wobei 8 Menschenleben in höchster Gefahr schwebten. Dieselben mußten mittelst Sprungtücher und Leitern gerettet werden. Der Schaden, welchen das Feuer angerichtet hat, ist beträchtlich.
Berlin, 5. Januar. Das Kleine Journal meldet aus Paris: Die gesamte Press« von Paris bezeichnet die Kaperung des Reichspostdampfers „Bundesrat" als eine unverschämte englische Herausforderung und man fordert zugleich die französische Regierung auf, die Aktion Deutschlands gegen England zu unterstützen. Man glaubt in Paris allgemein, England bereite die gewaltsame Besetzung der Delagoa-Bai vor. Die deutsche Protestnote in der „Bundesrat"-Frage ist ungewöhnlich scharf gehalten. Salisbury konferierte lange im Kolonialvmt mit Chamberlain.
Berlin, 5. Jan. Wie der Lokal-Anzeiger zu berichten weiß, ist auf die deutsche Note wegen der Beschlagnahme des „Bundesrat" von London «ine dilatorische Antwort eingetroffen. Die englisch« Regierung stellt sich darnach auf den Standpunkt, daß erst da- Ergebnis de« örtlichen Untersuchung in Durban und der Spruch des Prisen-Gerichte» abge- wartet werden müsse. Die Vergewaltigung des Reichs- postdampferS General dürfte auf diese Antwort-Note noch nicht mit eingewirkt haben. Man rechnet unter diesen Umständen hier mit der Möglichkeit weiterer Beschlagnahmen deutscher Schiffe und beginnt die Lage ernster zu betrachten. — Au» Durban ist in
Hamburg folgende Privatmeldung eingelaufen, vom gestrigen Tage: Die Behörden glauben, daß KriegS- Contrebande an Bord des „BundeSrat" sei. Der Kapitän des Schiffe» erscheint heute vor dem Prisengericht.
Berlin, 6. Jan. Die Volks-Zeitung erhält von ihrem Londoner Correspondenten vom gestrigen Tage folgendes Telegramm. Die „BundeSrat"-Affaire wird trotz der entgegengesetzten Pnß Nachrichten sicherlich eine freundschaftliche Erledigung finden, da die Beziehungen der beiderseitigen Regierungen die besten sind. Professor Holland in Oxford, der Verfasser des besten, als maßgebend betrachteten Werkes über Prisen-Gerichte ist der Ansicht, daß die voraussichtliche Bestimmung einer Schiffsladung für die Beschlagnahme eines Schiffes maßgebend sei und hält die Anwesenheit von Leuten die in Transvaal Dienst nehmen könnten, für ausschlaggebend. Offenbar stützt sich das englische Auswärtige Amt auf das Urteil de» Professors Holland.
Berlin, 7. Januar. Das Kleine Journal meldet aus Kiel: Auf der kaiserlichen Jacht Hohen- zollern werden die notwendigen Renovationen sehr eifrig betrieben. Das Schiff soll zunächst zu einer Probefahrt in See gehen, da das Kaiserpaar bereits im April die geplante Reise nach Rom antreten wird. Im Anschluß daran sei eine Orientreise geplant, deren Ziel diesmal Aegypten wäre.
— Nach einer Rsuternachricht aus Pretoria wird aus dem Hauptquartier der Buren gemeldet, es sei sechs Reitern gelungen, durch einen kühnen Streich aus Ladysmith zu entkommen. Man glaube, Oberst Rh ödes oder Dr. Jameson oder alle beide seien darunter. Beide haben bei ihrer seinsrzeitigen Begnadigung ihr Wort gegeben, die Waffen nicht mehr gegen Transvaal zu erheben. Ob sich das freilich auf einen regelrechten Krieg beziehen kann, ist fraglich. Ihre Flucht deutet jedenfalls darauf hm, daß Ladysmith sehr bedrängt ist.
London, 6. Jan. Nach Meldungen aus Kapstadt kehren Verwundete und geheilte englische Osfiziere und Mannschaften, welche von den Buren gefangen und ausgeliefert worden waren, zur Front wieder zurück, obwohl dies der Genfer Convention widerspricht. — Ferner wird aus Kapstadt gemeldet: Als der Oberst-Sherif Transvaals, Juta, im Begriffe war, mit einem Dampfer nach der Delagoa-Bai abzureisen, wurde er verhaftet und später auf Ehrenwort freigelosirn. — Die Times meldet aus Southampton: Bei der Einschiffung des ersten Teiles der 7. Division für Süd-Afrika kamen skandalöse Szenen vor. Das zweite Bataillon des Hampshire-Regiments war total betrunken und stiftete groß« Kravalle an. Viele Soldaten mußten mit Gewalt unter Deck gebracht werden. Zeitweise waren auf den Schiffsenden all« Bande der Dikciplin gelöst. Ein Soldat fiel ins Wasser und ertrank. — An der Schiffsbörse versicherte man gestern, die Regierung habe Informationen
erhalten, die den Befehl rechtfertigen, wonach di« Geschwader - Commandanten auf gewisse Schiffe zu fahnden haben, deren Namen ihnen angegeben sind. Die britischen Consuln in Hamburg, Antwerpen, Havre und Marseille sollen sich auf derartige Anzeigen verlegen. .
London, 6. Jan. In hiesigen wohl informierten Kreisen ist das Gerücht verbreitet, General Buller mache augenblicklich einen neuen Versuch, den Tugela zu überschreiten. Nachrichten über die schleunige Absendung von Krankenträgern aus Pietermaritzburg bestärken die Gerücht«. ES heißt, die Regierung wolle die Vorgänge streng geheim halten, bis die Schlacht, welche wahrscheinlich Tage lang dauern werde, definitiv entschieden sei. Buller habe j tzt so viel Truppen, wie er benötigt, nämlich 130 000 Mann mit 66 Geschützen.
London, 7. Jan. Das KriegSamt erhielt ein Telegramm des Generals Buller, wonach General Withe gestern früh meldet, daß die Buren gegen 3 Uhr nachts in beträchtlicher Anzahl das sogen. Cäsar-Lager angegriffen haben. Die Buren seien überall zurückgeschlagen worden, aber der Kampf dauere noch fort.
London, 6. Jan. Das Kriegsamt veröffentlicht ein Telegramm des Obersten Baden-Powell vom 26. Dezember aus Mafeking über ein dort stattgefundenes Gefecht. Baden-Powell erklärt, daß er den Feind angegriffen habe, um der vollständigen Einschließung durch denselben zu entgehen. Er zählt die Truppen auf, welche an diesem Ausfall teilge- nommen haben und giebt zu, daß der Ausfall scheiterte, weil die Buren eine uneinnehmbare Stellung inne hatten. Er schließt mit den Worten: Unsere Kolonne zog sich zurück, nachdem 6 Offiziere gefallen waren. Der Mut der Truppen ist über allrs Lob erhaben. Dem Telegramm ist eine Verlustliste beigesüzt, welche an Toten 3 Osfiziere und 18 Mann, an Verwundeten 1 Offizier und 24 Mann, sowie 3 Mann als gefangen genommen bezeichnst. Man schließt hieraus, daß sich unter den Gefangenen die beiden anderen Osfiziere befinden.
Brüssel, 6. Jan. Die Niederlage der Engländer bei Mafeking scheint übrigens schwerer zu sein, als man zugiebt. Nach einer hier eingelaufenen Meldung, haben die Buren einen großen Sieg errungen. Die Stellung des Obersten Baden- Powell scheint fast völlig aufgerieben. Die Buren befestigen alle Höhen, welche Mafeking beherrschen. Der Fall Mafeking» dürfte bald erfolgen.
Brüssel, 6. Jan. Die Jndependance beige meldet, daß England den Zwischenfall mit dem Dampfer BundeSrat nur provocierte, um einen Anlaß zur Besetzung der Delagoa-Bai zu haben. Die hiesige Gcsandschaft von Transvaal teilt vollkommen diese Ansicht und glaubt, man müsse sich auf einen Gewaltakt seitens Englands in der Delagoa-Frag« gefaßt machen.
fand, ließen sich weder Gediegenheit noch eine gewisse Behaglichkeit ableugnen.
Eie hatte nach dem Hausherrn gefragt und ihn um «ine Unterredung ersuchen lassen, ohne ihren Namen zu nennen.
Marti« Blank stutzte, als er die hohe, elegante Erscheinung vor sich sah.
„Mit wem habe ich die Ehre?" fragte er reserviert.
Sie nestelte den Schleier auf und zeigte ihm ihr stolzer, kaltes Antlitz.
„Anna Wichbern, wie meine Nichte, die ich zu holen komme," erklärte sie ohne Umschweife.
„Ah?" stieß Martin Blank etwas überrascht hervor. „Ich weiß die Ehre zu schätzen, meine Gnädige, die Sie meinem Hause erweisen," setzt« er gemessen hinzu. „Ehe ich indes Ihre Nichte herbeirufe und sie über ihr Gehen oder Bleiben selbst entscheiden lasse, habe ich Ihnen zu eröffnen, daß ich da» junge Mädchen in mein Haus und meine Familie ausgenommen habe, um ihrer selbst willen und um ihren toten Vater, der mir ein selbstloser, treuer Freund war, zu ehren. Ihre Nichte wird von mir alt Kind gehalten werden, wie sie e» von ihrem Vormund gehalten wurde, den ein« verbrecherisch« Hand vorzeitig auf da» Totenbett gestreckt hat. Ich Habs sie darüber nicht im unklaren gelassen, und sie weiß, daß sie nicht nötig hat, nach dem neuen Schlage, der sie traf, ein Anerbieten anzunrhmen, da» sie früher abgelehnt hat. Sollte die Sorge um Ihre Nichte Sie hrrgrtrieben haben, so können Sie also beruhigt zurückkehren, denn sollt« ich auch — ich bin ja grau und alt geworden — abgerufen werden, so treten an meine Stelle andere, di« die Waise mit Freuden zu sich nehmen; allen voran die Familie meines Sohnes und meine Tochter, die Ihrer Nichte wie «ine Schwester zugethan ist."
„Ich wünsche meine Verwandte selbst zu sprechen," unterbrach Frau Wichbern mit kühler Ruhe, „und ihr zu sagen, daß sie nicht nötig hat, ein Almosen, und
sei eS gut gemeint, anzunehmen. Sie tritt mit demselben Augenblick, indem sie in mein Haus kommt und mit ihrer Vergangenheit abschließt, in die Rechte ein, die ihr Vater sich verscherzt hat."
„Bitte: die die geldstolze Familie Wichbern ihm in unerhörter Selbstsucht streitig gemacht hat," brauste Blank auf.
In ihre» grauen Augen glomm es auf, wenn sie auch scheinbar gelassen die Achseln zuckte.
„Darüber zu befinden ist nicht Ihres Amtes."
„Nein, und ich will auch nicht richten. Aber wie einfache und gerade Leute über Ihre und Ihrer Angehörigen Handlungsweise gedacht haben, sollten Sie wenigsten» erfahren. — Sie gestatten, daß ich der Unterredung mit Ihrer Nichte beiwohne."
„Wenn Sie einen Zwang ausüben, ja. Sonst: nein."
„Ich werde die Entscheidung Ihrer Verwandten anheimgeben. Sie verzeihen eine Minute." —
Das junge Mädchen war bei Ann-Len. Sie nahm die Mitteilung von dem unerwarteten Besuche ruhiger entgegen, als Blank vermutet hatte.
„Bitte, bleib bei unL!" bat Ann-Len und faßte sie an beiden Händen.
„Wollen Sie mich behalten?" fragte sie Vater und Tochter mit halbem, freudigem Lächeln. Sie wartete die Antwort nicht ab.
„Ich bitte, Herr Blank. Aber bleiben Sie zugegen."
Er nickte zustimmend, öffnete ihr die Thür zum Salon und schloß sie hinter sich.
„Ihre Nichte wünscht mein« Gegenwart," erklärte er kurz. „Bitte, meine Gnädige, sprechen Eie sich auS."
Er trat zur Seit« und ließ sich am Fenster nieder. (Forts, folgt.)