«4. Amts-

Nvd AnzeigeökalL für den Bezirk Kakw. 75. Jahrgang.

«rschetn» Dienitaa», Douner»tagrundSani««agr. Di» iär.rückungtgebühr »«irret im Bezirk und in nächster Umgebung » Psg. die Zeile, weiter «ntsernt IS Psg-

Dienstag, -e« 9. Zanuar 1900.

Vierteljährlicher Abonnementiprei« in der Stadt Mk. litt in« Hau« gebracht, Mk. 1. tS durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk Mk. l. SS.

Amtliche Aekanntmachtmgen.

Die Ortsbehörden

werden aufgefordert, die Nachweisung»» über be­zahlte Marschgebürnifse bis zum LS d. Mts. zuverlässig an die Oberamtspflege einzusenden, unter Bezeichnung als Llilitaria.

Calw, den 5. Jan. 1900.

K. Oberamt. Voelter.

Bekanntmachung.

Maul- und Klauenseuche betreffend.

Laut Mitteilung des K Oberamt» Herrenberg ist der Zutrieb und die Zufuhr von Wiederkäuern und Schweinen auf den am Dieustag, den v. d. Mts., in Entringen fällige» Biehmarkt aus Orten, in welchen die Maul- und Klauenseuche wen» auch nur in einem Gehöfte herrscht, »er­boten.

Calw, den 5. Januar 1900.

K Oberamt.

Voelter.

Maul- und Klauenseuche betr.

Laut Mitteilung de» Gr. Bad. Bezirksamt» Pforzheim ist wegen Fortdauer der Seuchengefahr für sämtliche badische Amtsbezirke mit Ausnahme von Eberbach, Nmstadt, Säckingen, St. Blasien, Schönau, Triberg, Villingen, Waldkirch, Waldshut und Wolfach der Handel mit Rindvieh und für die Amtsbezirke Ueberlingen, Stockach, Pfullendorf und Lörrach auch der Handel mit Ferkelschweinen im Umherziehen bis zum 15. Februar 1900 auf Grund de» Art. 14 Ziff. 2 des ReichSgesetzis vom 6. August 1896 betr. die Abänderung der Gewerbeordnung (Reichsgesetzblatt S. 685) verboten, bezw, das bereits früher erlassene Verbot bis zu dem genannten Zeitpunkt verlängert worden.

Vorstehende Anordnung wird hiermit zur all­gemeinen Kenntnis mit dem Anfügen gebracht, daß Zuwiderhandlungen »ach Z 148 Ziff. 7 a der Ge­werbeordnung mit Geldstrafe bis zu 150 ^ und im UnvermözenSfalle mit Haft bis zu 4 Wochen bestraft werden.

Calw, den 5. Januar 1900.

K. Oberamt.

Voelter.

Tagesneuigkeiten.

* Calw. Die silbernen 20 Pfennig-Stücke sind nicht, wie vielfach geglaubt wird, seit 1. Januar außer Kur» gesetzt. Die Einziehung dieser in Nord­deutschland unbeliebten, in Süddeutschland dagegen gern gesehenen Münze folgt erst nach und nach. E» find deshalb die öffentlichen Kaffen angewiesen, diese Stücke nicht wieder in den Verkehr zu bringen, son­dern zur Einschmelzung zurückzubehalten. Schon jetzt wird dies» Münze nicht mehr geprägt. VorauSsicht- lich werden die 20 und 50 Pfennigstück» in anderer Größe und Legierung hergestellt werden.

Neuenbürg, 4. Jan. Verschiedene Un­glücksfälle von der Umgegend, hervorgerufen durch da» Neujahrschießen, werden berichtet. In Salm­bach schoß sich der Goldschmied Gau» in die Hand; Goldschmied Fuchs verbrannt« sich mit Pulver die Kleider und erlitt schwere Verletzungen. In Brötz­ingen schoß sich der 20 Jahre alte Bijoutier Bischofs drei Finger von der rechten Hand weg. Die beiden arabischen Heilkünstler sind nun auch aus dem Neuenbürger Bezirk, resp. au» Württemberg ausgewiesen worden.

Haiterbach, 4. Jan. Heute morgen Uhr wurden wir durch Feuersignale aus dem Schlafe geschreckt. In der Werkstätte de» Echreiner-

meister» Martin Ruoß imSpalt" war Feuer au»« gebrochen, da» so rasch um sich griff, daß außer dem Vieh an Mobilien fast nichts gerettet werden konnte. Die Entstehung-Ursache ist unbekannt. Der Abge­brannte ist versichert.

Horb, 3. Jan. Von der Aktiengesellschaft C. G. Rommenhöllerin Rotterdam, welche eine Zweigniederlassung in Bieringen, OA. Horb, hat, sind die dem Fabrikanten Buse gehörigen, auf der Markung Bieringen gelegenen Grundstück« um 100,000 Mark aygekaust worden. Bekanntlich wurde letzten Herbst in der Nähe d«S Bahnhofs Bieringen von Rommenhöller eine starke Kohlensäurequell« angebohrt. Di« Gesellschaft besitzt schon zwei Kohlensäuresprudel und rin« Kohlensäurefabrik in Niedernau bei Rotten« bürg und drei Kohlensäureschächtr in Börsting«», OA. Horb. Heut« beerdigt« man den ältestenMann der hiesigen Gemeind«, den 90 Jahr« alten Zimmer­mann Johann Wetzel.

Göppingen, 4. Jan. Auf Antrag de» sozialdemokratischen Gemeinderats Thiel« wurden in den 30 Klaffen der hiesigen Volksschule Erhebungen über die Kosten der unentgeltlichen Abgabe sämtlicher Lehrmittel an die Schüler angestellt. Nach dem gemachten Ueberschlag betragen dieselben über 7000 Diese Summe wird die Anregung vorerst nicht zur Ausführung kommen lasten.

Gingen a./B., 3 Jan. Ein Brandun­glück hat sich nach dem Brenzth. Boten gestern Vorm, im benachbarten Bachhagrl ereignet. Im Anwesen de» Zimmermann» Schweizer war Feuer auSgebrochen, das sehr rasch um sich griff. Schweizer drang wiederholt in da» brennend« Hau» ein, um Mobilar zu retten. Bei seinem letzten Versuche stürzte jedoch die Deck« der Stube «in, in der er sich befand

6 LL L ^ ^ öle? PL. Nachdruck »erboten.

Der Advokatenbauer.

Kriminalroman von Dietrich THeden.

(Fortsetzung.)

Die fremde Erscheinung der stolzen alten Dame erregte auf dem kleinen Bahnhof Aufsehen.

Sie bat den Stationsvorsteher um Auskunft, ob sie in der Nähe einen Wagen erhalten könne. Der Beamte ließ sie höflich in die am Bahnhof ge­legene Gastwirtschaft führen. Sie konnte sich nicht entschließen, auf einem der groben Holzstühle Platz zu nehmen, sondern trat an» Fenster und verharrte stehend, bi» der Wagen, «in niedriger, etwa» veralteter Landauer, vorfuhr.

Wohin befehlen gnädige Frau?" fragte der Wirt.

Nach dem Hof« de» Herrn Oldekop."

Der Wirt führte sie hinaus und rief dem Kutscher, der vor dem vor­nehmen Gast die Mütze zog, zu:

Johann, nach dem grünen Eod."

Die Bewohner de» Wirt-Hause» waren im Gastzimmer zusammengeströmt und spähten dem Gaste interessiert nach.

Hui!" meinte der Wirt,sollte da» etwa die Hamburger Alte sein, die Madame Wichbern, und zu ihrer Nichte wollen? Die wyd sie auf dem Sod schwerlich noch finden! Ist sie nicht schon bei Blank!"

Seit ein paar Stunden ja."

Na, da wird Johann umkehren müssen. Wir wollen aufprffen. kleb­rigen» höllisch steif, di« Alte, und von einer Unnahbarkett brrr!"

Frau Wichbern war selten aufs Land hinaus gekommen, und die ländlichen Verhältnisse imponierten ihr nicht. Sie mustert« die schmucke Blank'sche Villa, den Stolz der Reickendorfer, ziemlich geringschätzig und schenkte den Häuschen der Arbeiterkolonie und weiterhin den Anwesen der Bauern und Käthner im Dorfe kaum einen Blick.

AIS der Wagen in die Nähe de» Grünen Sod kam, zeigt« der Kutscher mit der Peitsche vorwärts und rief seinem Fahrgast über die Schulter ein kurze»: Da ist der Sod!" zu.

Er hielt vor der Gartenpforte an und knallte mit der Peitsche.

Frau Wichbern stieg gemessen au» und schritt langsam auf da» Hau» zu, dessen Butzenscheiben ihr einen ersten oberflächlichen Einbl ck in da» Innere ver­wehrten.

Auf dem halbdunklen Flur trat ihr eine in Trauer gekleidete ältere Dame entgegen, die sie neugierig musterte.

Ich wünsche Fräulein Anna Wichbern zu sprechen," klang e» durch den dichten Schleier der Fremden.

Anna ist nicht mehr hier," lautete die Antwort.

Nicht mehr?" klang e» zweifelnd.Wollen Sie mir mitzut.ilen be­lieben, wo ich sie finden kann?"

Am Bahnhof. Im Hause von Herrn Blank. Der hat sie zu sich ge­nommen und heute Mittag abzeholt."

Ich danke."

Sie kehrte um und befahl den Kutscher nach der Villa Blank. Ein Diener in schlichter grauer Livree nahm sie in Empfang und führt« sie in den Salon.

Da» Innere de» zweistöckigen Gebäude« war doch ander», al» sie sich vor­gestellt hatte. Wenn auch ihr geschulter und verwöhnter Geschmack auSzusetzen