könne den Schulmeister nicht ausziehen, ich habe das Dintesaß beschüttet, ich sei mit meinen Versen nicht fertig geworden und arbeite noch daran, der Gegenstand meiner Verehrung sitze auf dem andern Wagen. Wohl oder übel, ich mußte auf den Spaß eingehen und — kam dadurch in die rechte Stimmung.
(Fortsetzung folgt.)
Wade-Silhouetten.
(Fortsetzung.)
„Erstaunlich! Ich bin theilweis Kenner von Toiletten, dies Costüm aber schätzte ich gleich auf einige Hundert Thaler. So etwas kann doch wirklich nur in einem Badeorte Yassiren."
„Ja, aber ist es nicht erklärlich, daß die Leute selbst in einem solchen Orte nach und nach das Gefühl verlieren, Passendes und Unpassendes zu unterscheiden? Sie sehen von Jugend auf nur die sogenannten vornehmen Leute. Und auch die nur in einer Phase von Schwelgen und sorglosem Nichtsthun. Ist es ein Wunder, daß solches Leben auf die Bewohner des kleinen im Winter todt- stillen Städtchens eineberauschendeWirkung übt? daß in ihnen der Trieb der Nachahmung zum Vorschein kommt, der Wunsch, ein ebensolches Leben zu führen, ebensolche Toiletten zu haben, aufsteigt und^ei Gelegenheit zur That wird ? Unserer Bäckerin hier, die sonst eine sehr achtbare Frau ist, kommt der Gedanke gar nicht, daß sie allen vernünftigen Leuten in ihrer kostbaren Toilette lächerlich erscheint. Sie findet sich höchst behaglich in ihrem feinen Costüm, ohne zu fühlen, daß sich diese
Robe nicht schickt für ihren Stand."
„Was war das doch für ein drolliges Geschichtchen, das dir vorhin einfiel?"
„Das war die Enträthselung der plötzlichen Abreise der Baronin R- Ich
verdanke die Nachricht ebenfalls meiner Bäckerin. Kanntest du die Baronin?"
„Welche Frage! Die Mutter und die Tochter — eine Rose und ihre Knospe."
„Wenn Rosen kouärv cke ri 2 auf- legen..."
„Ja wahrhaftig, das war übertrieben, wie sich die Damen puderten. Bei der immer noch interessanten Mutter hätte es am Ende seine Berechtigung gehabt, bei der Tochter aber..."
„Nun, zwischen Tochter und Mutter — besteht wohl eher ein Verhältnis;, wie man es unter Genossinnen findet, nicht wie zwischen Mutter und Tochter."
„Das fiel mir auch schon aus. Die Baronin soll eine tolle „Geschichte" haben, hörte ich. Aber Niemand will mit der Sprache so recht heraus. Ich bin neugierig geworden. Jedermann in der Gesellschaft weiß, daß irgendwo etwas nicht in der Ordnung ist bei der Baronin. Hinter ihr zuckt man die Achseln, und dennoch hat sie festen Fuß in der Gesellschaft."
„Glaube das nicht! Hier im Bade vielleicht. In der Stadt, im Winter kennt sie Niemand."
„Ah! deswegen reist sie Wohl stets. Ich begegnete ihr schon an den verschiedensten Orten, und zu Zeiten, wo in der Regel nur „eas ckama«" zu finden sind.
I Stets nur in Begleitung ihrer Tochter, aber in Gesellschaft von einigen Cavaliere«. Im Zoologischen Garten in Frankfurt sah ich die Damen Nachts um ein Uhr mit mehrereil Herren ein Souper einnehmen und eine Hochfluth von Champagner trinken, auf dem Monte Carlo sah ich die Damen am Spieltisch, und auf den Bällen in Paris führte mir der Zufall die Damen in den Folies Bergeres entgegen."
„Ich kenne die Baronin und ihre Tochter seit langer Zeit und weiß, daß dieses nichts Außergewöhnliches ist. Die Alte ist heute noch eine schöne, eine interessante Frau. Sie war als Mädchen eine Schönheit, schöner noch als ihre Tochter heute ist. Sie entstammt einer alten Patrizierfamilie M.'s und heirathete den Baron R., einen der tollsten Officiere des H.-Regimentes. Die Ehe war unglücklich. Der Mann erschoß sich nach einigen Jahren. Es war noch ein Sohn da, der Erstgeborene. Bor drei Jahren, als er in's Officierscorps ausgenommen werden sollte, bedeutete man ihn, abzudanken. Man setzte ihm die Gründe auseinander, in schvnendster Weise natürlich. Auch er — gab sich einen Schuß in die Schläfe."
„Bor drei Jahren war es, als ich den Damen in Monte Carlo begegnete."
„Warum nicht? die Baronin kam auch nicht zum Leichenbegängnis;."
„Und ihre plötzliche Abreise von hier?"
„Das war die Schuld des Dieners uns eres Bad ecommiss ärs."
„Wieso?"
(Fortsetzung folgt.)
Tie berufsstatistische Conferenz zu Erfurt.
Auf Einladung des Direktors des Kaiserlichen statistischen Amtes traten am 24. April d. I. in Erfurt Vertreter der amtlichen deutschen Statistik zur Berathnng über die zur Ausführung der Berufszählung am 5. Juni d. I. dienlichen Maßnahmen zusammen. Die Verhandlungen erstreckten sich auf drei Tage und betrafen einerseits die zur Sicherung der Erhebungen selbst etwa noch erforderlichen Vorkehrungen, anderseits die Frage der Revision und Verarbeitung des durch die Erhebungen gewonnenen Materials.
Der Zweck der allgemeinen Berufszählung besteht darin, eine genaue Kcnnt- niß über die gcsammtc Erwerbsthätigkeit der Bevölkerung, über deren Zusammensetzung aus Erwerbsthätigen und Angehörigen, Selbstständigen und Gehülfcn, Unternehmern und Arbeitern, sowie über Ausdehnung und andere charakteristische Eigenschaften der landwirthschaftlichen und gewerblichen Betriebe für die Zwecke der Gesetzgebung, Verwaltung und Wissenschaft zu erlangen.
In Anerkennung dieses Zweckes und in Erwägung, daß zur Erreichung desselben vor allen Dingen die Sicherung der Controle der Eintragungen in die Zählformulare innerhalb der Zühlbezirke und Gemeinden erforderlich, die Bildung und Zusammensetzung von Zählkommissiv- uen und die weitgehendste Betheiligung der Bevölkerung am Zählgeschäste selbst von entschiedenem Werthc ist, faßte die Conferenz eine Anzahl von Resolutionen,
^ deren möglichste Verbreitung und Beach' , tung ihr wünschenswerth erschien.
Diese Resolutionen lauten:
„1. Im Hinblick auf die Bedeutung der am 3. Juni 1882 im ganzen Deutschen Reiche stattfindenden Berufszählung empfiehlt die Conferenz, Nichts imvcr- sucht zu lassen, um für die Durchführung der Erhebung innerhalb der Gemeinden die Mitwirkung geeigneter Kräfte aus der Mitte der Bevölkerung in ausgedehntem Maße zu gewinnen. Männer, welchen die Ausübung ihres Berufs eine eingehende Kenntnis; der persönlichen und gewerblichen Verhältnisse ihrer Gemeinden verschafft, werden nicht nur mit dem Zähleramte zu betrauen, sondern auch hinsichtlich der Leitung des örtlichen Zühl- geschüfts zu gemeinsamem Wirken mit den hiermit befaßten Behörden aufznsordern sein.
2. Die Conferenz erachtet es für die erfolgreiche Durchführung des Zühlge- schüstes als wesentlich, daß wenigstens in den größeren Gemeinden die Beizichung solcher geeigneten Kräfte zur Leitung der Zählgeschäste erfolge, sei es unter Bildung förmlich organisirter Zühlkommissioneu aus ihnen und den Mitgliedern der Gemeindebehörden, sei es, indem sie diesen letzteren zu gemeinschaftlicher Arbeit unmittelbar beigcsellt werden. Sie empfiehlt deshalb die Förderung der hierauf zu richtenden Bestrebungen.
3. Die Conferenz empfiehlt ferner, in denjenigen Gemeinden, deren Ausdehnung es angezeigt erscheinen läßt, eine Mehrheit nach diesen Grundsätzen gebildeter leitender Stellen einznsetzen, damit das Arbeitsmaß einer jeden derselben die Grenzen nicht überschreite, innerhalb welcher eine zweckentsprechende Gründlichkeit der Behandlung möglich bleibt.
4. Die Aufgabe der Zühlungscom- missionen, bezw. Gemeindebehörden umfaßt Alles, was zur Vorbereitung, Leitung und Ueberwachnng des Zählgeschäftes innerhalb der einzelnen Gemeinden und Gemeindetheile erforderlich ist. Insbesondere liegt denselben ob:
a) die Eintheilung der Gemeinden in örtlich genau- abzugrenzende Zählbezirke;
b) die Bestellung einer hinlänglichen Anzahl tüchtiger Zähler und deren Unterweisung ;
c) die Aufklärung der Gemeindeangehörigen über den Zweck der Erhebung und über die Ausfüllung der Zählsormu- lare, die Gewinnung des Interesses der Bevölkerung für die Lieferung vollständiger und richtiger Angaben und die Er- theilung von Rath und Hilfe bei Ausfüllung der Formulare, sowie endlich
ck) die wiederholte Prüfung und Richtigstellung der in den Zählformularcn gemachten, von den Zählern bereits geprüften Angaben. (Forts, folgt.)
Anzeigen für das SonnlagsölatL
werden sich je Freitags spätestens 5 Uhr- Abends erbeten.
GoldkurS der Staatskafsenverwaltung
vom 23. Mai 1882.
20-Frankcnstücke . . . 16 ^ 18 ^
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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