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O e st e r r e i ch.
Wien, 12. Fcbr. Das „Tagblatt" meldet: Der Avisodampfer „Thurn und Taxis" saisirte zwischen Megli und Bvasic ein italienisches Trabakel mit Lebensmitteln und 240 Martinigewehren für die Insurgenten und brachte das Trabakel sammt der italienischen Bemannung nach Castel- nnovo.
Schweiz.
Bern. 8. Februar. Das gewerbliche Unterrichtswesen in Württemberg und die letzte Landeszeichen-Ausstellnng in Stuttgart ist vvn G. Delabar in St. Gallen im ersten diesjährigen Heft der schwciz. Zeitschrift für Gemeinnützigkeit zum Gegenstand eines ebenso sorgfältigen als höchst anerkennenden Spezialberichts gemacht worden. Der Berfasfer findet, daß kaum in einem andern Lande seit Jahrzehnten zur Hebung der Künste und Gewerbe im Besonder» und zur Förderung der Volks- wirthschaft überhaupt solche Anstrengungen gemacht worden sind, wie dieses in Württemberg der Fall ist. Württemberg bietet Alles auf, um die Gewerbetreibenden und Techniker schon in der Jugend neben der allgemeinen Schulbildung zugleich auch durch eine gründliche berufliche Bildung auf ihre künftige Stellung als Meister vorzubereiten und dieser ebenso zweckmäßigen als gemeinnützigen Fürsorge verdankt cs seine so bedeutenden Fortschritte. Der Berichterstatter schließt mit dem Wunsche, daß cs den verschiedenen gewerblichen Schulaustaltcn der Schweiz gelingen möge, )ich durch ihre Betheilignng bei der bevorstehenden schweiz. Landesausstellung in Zürich ebenso ehrenvoll auszuweisen, als sich die württemb. gewerblichen Schulanstalten durch ihre Leistungen bei der letztjährigen Landesausstellung in Stuttgart ausgewiescn haben. A u's l a n d.
London, 9. Fcbr. Das deutsche Schiff „Lisettc" sank auf einem Riff bei St. JohnS. Sicher ist, daß ö Mann incl. des Capitains nntergegangcn sind. Es wird befürchtet, daß alle an Bord befindlichen Personen ertrunken sind. (Spätere Nachricht besagt, daß 4 Mann von der Besatzung gerettet worden seien.)
Znm Gedächtnis; an den verstorbenen Prinzen Peter von Oldenburg beabsichtigen Verehrer desselben eine Wohlthätigkeits- Gescllschaft zu gründen, die ihre Thätig- keit über ganz Rußland ausdehnen soll.
In China ist jetzt eine Tclegraphen- leitung von Peking nach Hongkong hergestellt. Um die Kinder des Reichs der Mitte an die Benützung dieser Einrichtung zu gewöhnen, hat die Regierung ungeordnet, daß während eines Monats jedem Cchinesen der unentgeltliche Gebrauch des Telegraphen freiste!)!.
Misirlleii.
Ln schwäbisches Zauberschloß.
(Von E. Vely.)
(Fortsetzung.)
„Ter Herzog kommt!" das schreckt auch sic aus der Einsamkeit, ein flüchtiges Roth färbt ihre Wangen, ein Blick nach dem Spiegel, ein Lächeln, das den etwas
wehmüthigen Zug verbirgt, der zuvor das schöne Gesicht beschattet hatte und dann schreitet sie der Allee zu, an deren Ende nach wenigen Minuten der mit sechs Apfelschimmeln bespannte Wagen des Herzogs hält.
Die Karlsschüler salutiren in Reih und Glied, die Hofdamen und Cavaliere machen die vorschriftsmäßigen Verbeugungen — aber des Herzogs Stirn bleibt umwölkt.
Ein ängstlich fragender Blick Fran- ziSeas von Hohenheim streift die finstere Miene, als sic ihre Hand in seinen Arm legt.
„Regicrungsgcschäfte!" sagt er un- mntlsig, „Klagen und Beschwerden im Lande! — die ich nicht hören mag — nicht hören will.
Die Gräfin senkt die Angen, ein Seufzer entschlüpft ihr. „Die Klagen wollte der Herzog nicht hören — vielleicht heute noch nicht, aber gab cs denn nicht ein Morgen . . . und gelingt der Liebe nicht Alles?" sie wird wieder beiter, sic plaudert und schlügt wie zufällig den Weg ein, der »ach einem mit Orangenbäumen besetzten Platze führt, zwischen denen sich die aus vergoldetem Gips geformte Statue des Herzogs erhebt, die Sonne liegt darauf und übergießt sie mit schönstem Glanz:
„Seht, so wird Euer Name einst glänzen, als der Gute," sagte sie sanft. „Ihr findet auch schon Zeit, als guter Landcsvater die Klagen zu hören!" und der Herzog lachte und klopfte seiner Franzel scherzend auf die Schulter: „Heute hast Du einmal wieder mehr als ein llnge- wittcr verbannt, das sich über Die entladen hätte, welche meinen Weg gekreuzt!" Und als man den Herzog wieder lächeln sieht, hebt sich manche Brust mit erleichterndem Seufzer und nachdem die Sonne gesunken, versammelt man sich freudestrahlend in dem Herrensaale, um wie sonst den „göttlichen Jomclli," den Agrili und Rubinelli zu hören und den herrlichen Stimmen der Cüsari und Buognani zu lauschen — — vorüber — —
„Die Mauern find zerfallen,
Verschollen der Riltertrotz."
Die Stimmen verklangen, die heiteren Mienen, die beweglichen Köpfe wurden müde, das unbeugsame Haupt des Gebieters senkte sich, der Mörtel fiel vvn den Wänden, der Goldglanz erblindete und wo sonst die Rosen geblüht wuchern Unkraut und Dornen. — —
Unter den im Halbkreise aufgcbautcu Wohnungen der ehemaligen herzoglichen Offizianten ist eine geweihte Stätte — das Wohnhaus von Schillers Eltern während ihres Aufenthalts auf der Solitüde. Niemand kann dasselbe heute genau bezeichnen, keine Gedenktafel schmückt cs.
Wie oft sind des jungen Karlsschülcrs Blicke zu demselben hingeflogen, wenn er im militairischen Schritt mit den Gefährten auszog! Die Gesichter der beiden Schwestern, Christophiue und Louise, zeigten sich wohl ani Fenster, die Mutter stand in der Thür und hielt die kleine Nancttc auf dem Arm und dort, ganz unten den Weg hinab nach der Baum
schule, schritt die stramme Svldatcugcstalt des VaterS, von den Gärtnern umgeben. Seit 1770 war der Hauptmann Schiller Oberanfseher der Anlagen auf der Solitüde, deren schönste er geschaffen. Und als die Karlsakademie nach Stuttgart verlegt worden, wie oft mögen des jungen Friedrichs Gedanken da die grünen Höhen erklettert haben, auf denen das Elternhaus stand. Der spätere RegiinentsmedicnS konnte eher au einem freien Sonntag von Stuttgart zur Solitüde hinauswandern, allemal natürlich in Gesellschaft eines Geführten. Wie glückstrahlend ihn dann wohl die Mntteraugc», wie stolz die des Vaters ihn anblickten; halbwegs kam ihm das Schwesterpaar entgegen, Christvphine war ja sein bester „Jugendfreund" und trug all seine kleinen Sorgen mit ihm.
Scharfeustein, der ihn so oft auf den Wanderungen begleitet, erzählt von der jedesmaligen Freude solchen Besuches:
„Was wurde aber auch dann von der Mutter für daS liebe Wunderthier von Sohn und seine mitgebrachten Kameraden gebacken und gebraten! — Nie habe ich ein besseres Mutterherz, ein trefflicheres und häuslicheres Weib gekannt!"
(Fortsetzung focht.)
Frage: Woher kommt es, daß öfters der Rahm trotz langer und angestrengter Arbeit sich nicht verbuttern läßt, sondern nur einen übelriechenden und schlecht schmeckenden Schaum erzeugt, der das Butterfaß nach und nach vollständig ausfüllt? Welche Mittel lassen sich hiegegen anwenden?
Diese Frage beantwortet das Württ. Wochcnbl. s. Landwirthschaft in Folgendem:
Nach den genauen Untersuchungen deS Herrn Dr. Jul. Lehmann in München liegen die Gründe dieses Uebelstandes
1) in Unrcinlichkeit der Abrahmungsge- fäßc und Butterfässer,
2) in zu langem Stehen der Milch und des Rahms bis zum Verbuttern,
3) in einer krankhaften Beschaffenheit der Milch,
4) in Zersetzung des Küsestoffes und Butterfcttcs (Fäulnis;),
der nicht verbntterbare Rahm ist stark sauer und ist von üblem Geruch und Geschmack. Wenn man auch die Ursache der Zersetzung nicht genugsam kennt, so hat man doch ein Mittel dagegen gefunden, nämlich die Natronlauge (in jeder Apotheke zu haben), die überhaupt, um die Säuerung der Milch zu verhindern, z. B. im Sommer oder bei weiterem Transport der Milch vielfach angcwcndet wird.
(Was ist ein Kuß?) Diese Frage wurde in einem Kreise praktischer Juristen aufgeworfen. Ein Staatsanwalt definirte: „Ein Kuß ist ein Preßcrzeugniß, bei welchem Nachdruck gestattet ist." Ein Richter erklärte den Kuß für einen Preßprozeß, bei welchem Mündlichkeit des Verfahrens vvn jeher geboten ist, die Oeffcutlichkeit aber meistentheils ansgeschlossen wird. Der Rechtsanwalt meinte: „Der Kuß ist ein Genußmittcl, wegen dessen Fälschung keine Anklage erhoben werden kann."
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.