wird, sehr zufrieden darüber geäußert, daß eine so bewährte Beamteukraft, wie die des Dr. Falk wieder im Staatsdienst thätig sein wird. In Westfalen wird die Ernennung in liberalen Kreisen freudig begrüßt. Die nltramontane Presse zeigt sich dagegen verstimmt.
Pforzheim, 31. Jan. Die hiesige, in ihrem Hanptban noch ans der romanischen Banpcriode stammende Schlosskirche, welche vom Großherzog der evangelischen Gemeinde für alle Zeiten zur Benutzung überlassen worden ist, hat im letzten Jahre im Innern eine sehr eingehende und geschmackvolle Renovation, neues hübsches Gestühl und Kanzel, erhalten. Dazu kommen, znm Theil durch milde Stiftungen, einige gemalte Fenster und nun sollen auch noch eine neue Orgel mit 30 Registern, 3 Glocken und eine Uhr im Gesammtan- schlage zu 33,200 M für diese Kirche her- gestellt werden. Auch die zweite cvangel. Kirche, die Altstadtkirche, soll eine neue Orgel mit 16 Registern und eine n.ue Uhr erhalten, wofür eine Summe von 0800 bestimmt ist. Die Mittel für diese Anschaffungen werden aus einem von der Kirchengemeinde angesammelten Banfonds bestritten. <S. M.)
Pforzheim. 31. Janr.. Wie wohl- thätig ein gemeinsames Zusammenwirken in der gegenseitigen Versicherung gegen erlittenen Schaden ist, zeigen die von dem hiesigen, seit 6 Jahren bestehenden Vieh- uersichernngsverein im letzten Jahre erzielten Resultate. Derselbe zahlte als Entschädigung für gefallene Thicre 95 Prozent des versicherten Wertstes und vergütete außerdem noch st» der Kurkosten für erkrankt gewesene Thiere. Versichert waren 102 Pferde im Werthe von 50010 A und 145 Stück Rindvieh im Werthe von 24365 c/lL (S. M.)
Pforzheim. In der altkatholischen Gemeinde hält Hr. Prof. I)r. Watterich, Pfarrer der altkatholischen Gemeinde in Baden am nächsten Sonntag 6'/s Uhr Abends im Postsaale einen Vortrag über „Roms Schuld am Unglauben", wozu Jedermann Zutritt hat.
Die am verflossenen Sonntag lim „Rößle" in Dietlingen stattgehabte Besprechung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins war so zahlreich besucht, daß der geräumige Saal der genannten Wirth- schaft die Anwesenden kaum alle zu fassen vermochte. Hr. Kreiswanderlehrcr Schund aus Durlach behandelte den Gegenstand der Tagesordnung: „Gründung von landwirthschaftlichen Krcditvereinen", schildert die Lage deS Bauern und des Klcinhand- werkers auf dem Lande und wies darauf hin, wie bei dem mangelnden Kredit unter der Landbevölkerung Mittel und Wege gefunden werden müßten, um sie vor dem Wucherkapitalisten zu schützen. Da sich in der Versammlung eine lebhafte Geneigtheit zeigte, mit der Errichtung eines Ortskreditvereins in Dietlingen baldigst vvr- zugchen, erklärte Hr. KreiSwandcrlchrer Schmid sich bereit, bei der Errichtung eines solchen Vereins thatsächlich nritzn- wirken, da verschiedene Formalitäten hierbei zu berücksichtigen seien.
In Pas sau ist die älteste Person der Stadt, eine Frau im Alter von 100 Jahren 6 Monaten, gestorben. Die Verlebte warj
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bis zu den letzten zwei Monaten vor ihrem Tode keine Stunde krank und nahm nie eine Medizin zu sich.
Württemberg.
Seine König!. Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 28. Januar die erledigte Amtsgcrichtsschreibcr- stelle in Reuen bürg dem Hilfsgerichtsschreiber Wein brenn er bei dem Landgericht Tübingen in Gnaden zu übertragen geruht.
Der „St.-Anz." veröffentlicht die ausführliche amtliche Erklärung des Justizministeriums über den Fall Dietz. Dietz wurde verhaftet, weil er in Ausübung des Vergehens der fortgesetzten Verbreitung einer verbotenen Druckschrift betroffen wurde. Die fragliche Schrift ist der wörtliche Abdruck des am 23. Sept. 1881 vom Polizeipräsidium in Berlin verbotenen Jllustrirten Volkskalendcrtz für 1882.
Stuttgart. Die Lotterie-Sektion der Landesgewerbe - Ausstellung schreibt die Versteigerung der nicht abgcholten Gewinnst-Gegenständc auf Donnerstag den 9. Februar aus. Es sind darunter viele Schmuck-, Kurz-, Leder-, Galanterie- und Wollwaarcn, auch einige landwirthschaft- liche Maschinen, die zur Versteigerung kommen.
Der rasche Tod zweier verdienter Männer des Schnlstandes macht in den Kreisen der Lchrerwelt eine fühlbare Lücke. Der wohlbekannte Oberlehrer Schairer in Aalen ist am 30. Janr. einem nur 14- tägigen Leiden erlegen; Elcmentarlehrer Geiger in Nürtingen wnrde an demselben Tage von einem Herzschlag betroffen und war in wenig Minuten eine Leiche.
Feuerbach, 28. Jan. Heute früh traf von Bothnang und einigen andern Orten der Umgegend eine grötzere Anzahl Auswanderer auf dem hiesigen Bahnhof mit 11 solchen von hier zusammen, um gemeinschaftlich die Reise nach den vereinigten Staaten Nordamerikas anzutreten, woselbst die meisten von ihnen In einem ziemlich weit im Westen gelegenen Staate von Verwandten und Glaubensgenossen empfangen und in das ihnen dort bereitete neue Heim eingcwiescn werden. Die Aus- wandcnnngstrnppe bestand außer einigen gut sitnirten Familien meist aus jüngeren Leuten weiblichen Geschlechts. sN. T.)
Crailsheim, 31. Janr. Die Heuausfuhr aus unserer Gegend ist immer noch sehr im Gange, cs vergeht bereits kein Tag, wo nicht viele Wagen voll verkauft werden; der gewöhnliche Preis ist 3 ^ 50 L für den Centncr.
Heilbronn. Am Freitag den 3. ds. findet der Stapcllanf des ersten für Rechnung von Mitgliedern des Heilbronner HandelsvereintzaufdcrNeckarsnlmerSchiffs- werfte erbauten Rhein - Ncckarschisfes in Neckarsulm statt. Dasselbe soll den Namen „König Karl von Württemberg" erhalten; es wird zu dem festlichen Akt auch der k. Staatsminister v. Höldcr erwartet.
Ausland.
Eine wahrhaft tragische Handlung hat sich in der Stadt Samara, an der Wolga gelegen, zugetragen. Der Erzbischof sprach in seiner Predigt über Unterthanentreue
und Nihilismus und rief dem Volke die Ermordung des Zaren Alexander II. ins Gedächtniß zurück. Das Volk, auf das Lebhafteste exaltirt, schrie: „Wir wollen uns rächen!" und verlieh mit diesen Worten das Gotteshaus. Der Pöbel stürzte sich auf alle Personen die europäische Kleidung trugen und prügelte dieselben unbarnr- herzig durch. Erst am Abend gelang es der Polizei, Ordnung zu machen. Nun scheint in Samara, wie in vielen anderen Städten, ein nihilistisches Lvkalkomite zu bestehen. Dieses hielt in der Nacht nach den Straßenskandalen eine Sitzung ad und beschloß die Bestrafung des direkten Urhebers dieser Scenen — des Erzpricsters. Es wurde geloost, wer die Strafe zu vollziehen habe. Das Loos siel ans ein 19- jähriges Mädchen, welches der Partei seit Kurzem angehörte. Dies Mädchen erblaßte, als es das schwarze Lovs zog, doch versprach es sofort, „das Konnte werde znfricdengestcllt und das Urtheil ausgeführt werden." Zwei Tage darauf weckt den Priester in früher Morgenstunde eine starke Detonation, welche aus der nahen Stube seiner Tochter zu kommen schien. Er eilte dahin und fand seine Tochter im Blute zu Füßen des Bettes. Sie erzählte ihm, daß sie das Loos getrosten habe, ihren eigenen Vater zu tödten, aber bevor sie zur Vatermörderin wurde, zog sie es vor, sich selbst zu richten. Die Namen der Mitverschwörcr anzugeben, hat das Mädchen verweigert und starb kurz nach den von ihr gemachten Aussagen. (W. Fremdenbl.)
Mirykllen.
Fürst Aismarck.
Ei» jstöknskikä von MeneninL Rm Jüngere».
(Fortsetzung.)
Aber dem neuen Großstaat drohten auch neue Feinde. Und für wie günstig mutzte der Franzosenkaiser seine Position gegen Preußen ansehen! Hatte er doch unglücklicher Weise genug Geschichte studirt, um zu wissen, daß die Deutschen seit 2000 Jahren fast niemals einig gewesen waren. Sollten sie es gerade hier sein zum Vortheil einer Macht, die ihnen kaum vier Jahre früher die Spitze des Schwertes ans die Brust gesetzt hatte? Sollte Oesterreich den Tag von Sadowa schon verwunden haben? Brütete nicht Gras Bcnst in der Uniform des österreichischen Reichskanzlers Rache für sein verlorenes Prestige? Und erspähte der Tänenkönig nicht den günstigen Augenblick, um seine verlorenen Provinzen zurückzugewinncn; gar nicht zu sprechen von dem umgestürzten Wclfen- thron und von den kleineren Thronen in Hessen und Nassau! Napoleon verstand sich wohl aus den Geist der Geschichte, aber er verkannte die Gluth, welche das Genie eines ächten Staatsmannes in den Herzen seiner Landsleute zu entzünden vermochte.
Napoleons Heere unterlagen, sein Thron brach zusammen und in dem Niescn- schlvsse jenes französischen Königs, dereinst Elsaß und Lothringen dem deutschen Reiche entriß, wurde nach des Grafen Bismarck Plänen das deutsche Reich von Neuem err chtet. um jene scbmählich ge-
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