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Tauben, Fische, Orangen, Aepfel, Thee, Kandiszucker, Coks. Jin Ganzen ergibt sich ein Aufwand von 11,793 <,15 Dabei bleibt aber ungerechnet der Aufwand für Bude, Reise, Reparaturen, Verzinsung des sehr beträchtlichen Anlagekapitals, Verlust an Thieren.

Stuttgart, 28. Jan. In der nächsten Zeit wird hier eine interessante Auktion zu Stande kommen; es sind die Gewinne von der Landes-Lvtterie, welche nicht ab­geholt worden sind. Der Werth dieser Gegenstände muß sich immer noch ans mehrere Tausend Mark belaufen. Der endgiltige Abschluß der Geschäfte durfte Gndc Februar oder Anfangs März er­folgen.

Der Württ. Garbenbanvercin hat am 7. Febr. seine Generalversammlung, am 7. März findet die erste Monatsvcrsamm- lung statt, welche anläßlich des Geburts­tages Sr. Mas. des Königs größer als sonst werden wird.

Cannstatt, 28. Jan. Der Kaufver­trag zwischen der Firma Gebrüder Decker u. Cie. und der neuen Aktien-Gesellschaft Maschinenfabrik Eßlingen gelangte heute zum gerichtlichen Erkenntnis; des Gemeinde­raths. Der Kanfschilling für das hiesige Etablissement beträgt 1,800,000 <.15 Wäh­rend nach dem früheren Sportelregulativ das Erkcnngeld für den Verkauf 3600 «15 betragen hätte, erhält die gcmeinderüthlichc Sportelkassa nach dem neuen Gesetz nur noch 200 «15 (N. Tgbl.)

Ans dem Oberamt Gaildorf, 29. Jan. Vorgestern ölacht ereignete sich in Eutcn- dorf ein schwerer Unglücksfall. Einige Bauernbursche, die vom sogenannten Vor­sitz oder Lichtkarz heimgingen, wurden darüber einig, einen aus der Straße stehen­den, mit Langholz beladenen Wagen ab­zuladen. Einer davon, ein Dienstknecht früherer Ulane) ans Obersontheim, fiel zu Boden und ein Balken zerschmetterte ihm den Schädel, so daß augenblicklich der Tod eintrat. (N. Tgbl.)

Ebingen, 27. Jan. Ein origineller Handel macht derzeit bei uns viel von sich reden. Einige Bürger von Onstmet­tingen und Thailfingen schlossen nämlich mit einem hiesigen Mühlebesitzer einen Vertrag, wonach der Letztere sich bei einer Konventionalstrafe von 50 «15 anheischig machte, denselben gegen Bezahlung von 700 «15. einen Kubikmeter frisch ge­schlachtetes Schweinefleisch zu liefern, zu welchem Zweck Verkäufer sechs fette Schweine zu schlachten gedenkt. Die große Metzel- suppc soll demnächst stattsinden. Wer von den beiden Kontrahenten das beste Ge­schäft macht, wird von derKunst" der Verpackung abhüngen, welche, so viel wir hören, Sache der Käufer ist.

Wie derJngft-Ztg." berichtet wird, verhandelten dieser Tage in Hatten­hofen, OA. Göppingen, einige Bürger im WirthshanS über den Verkauf eines Wohnhauses. Der Besitzer wollte lange nichts von einem Handel wissen; endlich aber ließ er sich überreden und verlangte als Kanfschilling 1 Centner Nickel! So­fort wurde eingeschlagen, der Handel auf stät und fest" mit Ansschlnh jeglicher Ren- und Bedenkzeit abgeschlossen. Hier­auf wurden einige Zchnpfennigstücke ge­wogen und da stellte es sich heraus, daß

ca. 120 solcher Stücke auf ein Pfund und 12,000 ans einen Centner gehen. Somit Hütte der Verkäufer für sein Haus, das er zu 1200 Gulden taxirte,^gerade 1200 Mark anznsprcchen.

Rvttweil, 26. Jan. Die hiesige Staatsanwaltschaft hat demD. V." zu­folge gegen mehrere Lotterie-Kollekteure, welche die Leute, namentlich auf dem Lande, mit Lvosanerbietnngen von Hamburg, Braunschweig u. s. w. überschwemmten, Strafbefehl veranlaßt.

Rottweil, 30. Jan. Das Steuer- personal entwickelt seit einiger Zeit eine fieberhafte Thütigkeit in Ermittlung solcher Personen, welche sich Verfehlungen gegen die Steucrgesetzc zu Schulden kommen lassen.

Beiden Gärtnern in Untcrtürkheim gibt es bereits junge Spargcln und frischen Kopfsalat, ein Beweis, daß man dort in Beziehung ans Frühgewächse recht wohl mit den renommirtesten Gärtnern konknr- rircn kann.

* Loffenau. Auf der lctztgchaltenen Bezirksschul - Versammlung wurde von Pfarrer Neudörfer ein Referat gegeben über Schüler-Spark a s sen, insbeson­dere über die in Loffenau errichtete. Als Ergänzung zu demselben theilen wir noch daS Resultat des Rechnungsabschlusses mit

1) Von 234 Schülern haben in die Spar­kasse eingelegt 64, somit 28,5"/». Von 57 Sonntagsschülerinnen 9, somit 15,8 "/o.

2) Eingelegt wurden . . . 301,35 «15 u. Von den Bolksschülern 211,35 «15

somit von 1 Schüler drchschn. 3,30 «15 b.üVon den S.-Schüleriuncn 90,00 «15. somit von 1 S.-Schülcrin 10,00 «15

Ausland.

Brüssel, 28. Janr. Durch Verord­nung von gestern ist die wegen Rinder­pest bestehende Grenzsperre gegenüber Deutschland und Luxemburg vom 30. d. M. aufgehoben.

Paris, 30. Jan. Das neue Mini­sterium ist, wenn nicht unvorhergesehene Aendernngen cintreten, also zusammenge­setzt: Freycinet, Cvnscilspräsidcnt und Aus­wärtiges; L. say, Finanzen; I. Ferrh, Unterricht; Goblet, Inneres; Hnmbert, Justiz; Gen. Billvt, Krieg; Jaureguiberrh, Marine; Varrvh, öffentliche Arbeiten; Tirard, Landwirthschaft; Cochery, Post und Telegraph.

Misjkllkn.

Fürst AismarL.

Ein Akenslnkä von Mcnenins Nin Inngeikn.

(.Fortsetzung.)

Als sollte sich die Schöpfung des deutschen Bundes noch einmal in der ganzen Glorie ihrer Lächerlichkeit zeigen, trat ans den Ruf des Kaisers von Oester­reich, dessen Rathgeber schon aus einer Initiative zu nationalem Gebühren eine nationale Führerschaft begründen zu kön­nen meinten, im Spätsommer 1863 der Frankfurter Fürftentag zusammen. Auch der König von Preußen war geladen; er sollte der Erste sein nächst dem Kaiser, der Zweite also im Rathe des deutschen Volkes. Auf Bismarcks Anstiften blieb

er fern.Wahren wir bundestrcu dem mächtigen Preußen seinen Platz", sprach der Kaiser,dem ersten deutschen Mit­telstaate", das war für jeden tiefer Blicken­den der Sinn der kaiserlichen Worte. Der Frankfurter Fürftentag blieb ohne irgend­welche politische Cvnsequenzen.

Um so wichtiger waren die, welche der am 15. November erfolgte Tod des König Friedrichs VII. von Dänemark hervorrief. Nicht, daß Bismarck sofort die drohende Verwicklung und den Modus ihrer Ab­wicklung voransgesehen hätte, als er Oester­reich den Vorschlag machte, in Gemein­schaft mit Preußen die Bnndescxecntivn an Stelle der mittelstaatlichen Bundes­truppen zu übernehmen. Vielleicht wollte er nur dem widerwärtigen Trödel der Eschenheimergasse ein Mal eine neue Seite abgewinnen. Bisher hatte man sich am Bunde immer ein kleines Deutschland mit Oesterreich gegen Preußen, oder ein kleines Deutschland mit Preußen gegen Oester­reich vorgcstellt; der preußische Staats­mann erprobte ein Mal den dritten mög­lichen Fall: ein Oesterreich mit Preußen ohne das kleine Deutschland. Als aber dem Einmarsch der Armeen beider Groß­mächte nach einer Reihe von Siegen und nach Abschluß des Wiener Friedens ein gemeinschaftlicher Besitz der wiederervbcrten Länder gefolgt, als dieser Besitz zu immer schärferen Conflicten zwischen den Mit­besitzern geführt hatte, als Bismarck er­kannte, daß Oesterreich eine Ausdehnung Preußens durch Erwerbung von Schles­wig-Holstein entschieden verhindern wolle, da mag ihm, vielleicht schon bei Abschluß der Gasteiner Convention, eingelcuchtet haben, daß jene durch die ganze preußische Geschichte seit Friedrich dem Großen sich ziehende Frage, ob Preußen ein Grvßstäat oder ein Mittelstaat sein solle, nunmehr zur endgiltigen, sei es selbst zu einer blutigen Entscheidung zu führen sei.

Die Thätigkeit Bismarcks ist seitdem bis auf den heutigen Tag eine ununter­brochene Folge von Triumphen gewesen. Aber niemals hat er sich größer gezeigt, als in jener Epoche, wo er mit allen Mitteln ftaatsmünnischer Kunst das schwache Preußen und sein Königshaus für den Entscheidungskampf vorbereitete. Was mögen, was müssen es für Gespräche ge­wesen sein, in denen er einen Hohenzollern von der unbeugsamen Festigkeit Wilhelms I. dazu vermocht hat, mit allen Traditionen seines Hauses zu brechen, dem mächtigen Oesterreich den Krieg zu erklären und deutsche Fürsten als sein Feinde zu be­handeln! Und wenn der neidische Italiener Lamarmora ihn schmähen will, indem er verrüth, daß sich Gras Bismarck, als diese Kriegsbereitschaft erreicht war, gar zaghaft und ängstlich über das zu versuchende Glück der Schlachten geäußert habe, welch höheres Lob kann dem von Vater­landsliebe beseelten Staatsmann zu Theil werden, als daß er demüthig war in jenen Stunden, da das Schicksal seines Prenßen- landes für immer entschieden werden sollte. Ränkcvolle Italiener zu Bundesgenossen, den mißgünstigen Franzosenkaiscr im Hinter­gründe, das eigene Volk erbittert im vier­jährigen Conflictskampse, der mächtige Gegner bis an die Zähne gerüstet und alle deutschen Staaten bis auf wenige