Ausnahmen Feinde das war die Lage Preußens am 14. Juni 1866, als nichts­destoweniger der preußische Bundestags- gesandtc den deutschen Bund für aufge­löst erklärte. Aus solcher Kampfesnoth erwuchsen unter der Führung dieses eisernen Mannes die neuen Anfänge deutscher Ein­heit!

Wie er dann nach erfochtenem Siege maßvolle Bedingungen anrieth und stellte, der Habsburgißchcn Dynastie nicht eine Handbreit Landes absorderte, damit diese die erlittene Niederlage ganz vergessen konnte, wie er den deutschen Staaten an Stelle schwerer Friedensbedingungen die Hand zum Bruderbünde bot, so daß selbst die erbittertsten Gegner sich beugten vor der Vaterlandsliebe des lange geschmähten Staatsmannes, das sollte schon nach wenigen Jahren tausendfältige Früchte bringen.

Der Kampf des kaiserlichen Frankreichs gegen die deutsche Sache unter preußischer Führung war die logische Consequeuz der erreichten Erfolge. Der Napvleonismus hätte sich selbst verleugnen müssen, wenn er ein Emporwachsen deutscher Größe ruhig ansehen und geschehen lassen sollte.

Einst mächtig, groß und geehrt, weil einig und von starken Händen geleitet, sank das deutsche Reich nicht ohne Mit­schuld von Haupt und Gliedern in Zer­rissenheit und Ohnmacht . . . niemals aber hat die Sehnsucht des deutschen Volkes nach seinen verlorenen Gütern ausgehört und die Geschichte unserer Zeit ist erfüllt von den Bestrebungen, Deutsch­land und dem deutschen Volke die Größe seiner Vergangenheit wieder zu erringen . . . Möge durch unser gemeinsames Werk der Traum von Jahrhunderten, das Sehnen und Ringen der jüngsten Geschlechter der Erfüllung entgegcngeführt werden . . ." so lauteten die Worte der Thronrede, mit welcher der König von Preußen am 24. Februar 1867 den constituirendeu Norddeutschen Reichstag eröffncte. Solche Worte klangen dem Napoleonismus wie eine Verleugnung seiner Existenz. Der Mittclstaat Preußen hatte aufgehört zu existircn; durch den Kampf von 1866 war endgiltig ein Großstaat Preußen entstan­den , war jene Stufe erklommen, welche den Staat Friedrichs II. von einer wahren Großmachtsstellung getrennt hatte.

(Fortsetzung folgt.)

Der Schah des Geizigen.

^Fortsetzung.)

Ist vielleicht der Herr mit der Auf­bewahrung desselben betraut?" fragte Lcblanc in geschmeidigem, öligem Tone.

Das habe ich nicht behauptet," ant­wortete der Doktor.Allein der Ver­storbene hat mir entschieden erklärt, was seine Absicht sei."

Ohne Zweifel Sie mit einem Legat zu bedenken?" versetzte der Notar mit ironischer Höflichkeit.

Ter Doktor erröthcte.

Es handelt sich nicht um mich, son­dern um Vater Durcts Pathenkind," ent­gegnen er ungeduldig.

Ah, um die Rosa," sagte Margarethe Tricot mir krächzender Stimme.Der gute Herr da ist wohl ein Verwandter des Mädchens, daß er sich so um sie annimmt?"

Ich bin ihr Freund, Frau." j

Ob dieser Erwiederung brach das Tri- eot'sche Ehepaar in ein rohes Gelächter aus. ^

Sind Sie vielleicht mit einer Sach­waltervollmacht versehen?"

Ich bin mit dem festen Entschluß hieher gekommen, durch alle thunlichcn Mittel zu bewirken, daß ihre Rechte respcktirt werden," entgegnen Fournier, einer be­stimmten Antwort ausweichend.Obgleich ich mich nicht aus die juristischen Spitz­findigkeiten verstehe, so weiß ich doch, daß das Gesetz in Hinterlasscnschaftsangclegen- heiten gewisie schützende Förmlichkeiten vor­schreibt , die man nicht willkürlich um­gehen darf. Eh' man mit den Habsclig- keiten des Verstorbenen wie mit einem Eigenthum schaltet, muß zuvor bewiesen werden, wem sic gehören."

Wenn wir aber bis auf Weiteres Besitz ergreifen?" bemerkte Leblanc, der noch immer in den Papieren des Porte- seulle's blätterte.

Dann setzen Sie sich der Gefahr aus, wegen dieser Gesetzesübertretung auch zur Verantwortung gezogen zu werden."

Auf dem Prozeßwege vielleicht? Aber das kostet Geld, Doktor, und Ihr Schütz­ling wird cs, fürchte ich, schwer finden, auch nur die Erösfnungskosten nufzu- treibcn."

Muß ich dies so verstehen, daß man beabsichtigt, aus ihrer Armuth Vortheil zu ziehen, um ihre Rechte zu kränken?" ries Fournier mit hoher Entrüstung.

Wir benützen blvs die Mittel, unsere eigenen zu wahren," antwortete der Notar ruhig.

Meinetwegen; aber nun fordere ich die ordnungsmäßige Anwendung des Ge­setzes," sagte der junge Mann mit Nach­druck.Der Verstorbene hat von mir ärztliche Behandlung, Medikamente und Hülfreichung jeder Art erhalten. Als Gläubiger der Erbschastsmasse verlange ich, daß mir die Zahlung der Schuld ge­sichert werde. Ich protcstire gegen die Verletzung dieser Siegel."

Tricot und sein Weib, die schon längst gelüstet hatte, sich cinzumengen, begannen jetzt ein großes Geschrei; der Notar aber gebot ihnen mit einer bedeutungsvollen Geberde Schweigen.

Ich zweifle nicht," sagte er, sich mit einem Lächeln an den jungen Mann wendend,daß der Doktor im Stande sein wird, die Richtigkeit seiner Ansprüche zu beweisen. Sie werden uns durch Re­zepte und andere schriftliche Belege dar- thun, was von Ihnen für den Kranken geschehen ist?"

Mein Herr," versetzte Fournier etwas verlegen,ein Arzt verwahrt sich nicht durch solche Vorsichtsmaßregeln gegen seine Patienten. Aber Sie können Mademoiselle Rosa fragen."

Sie haben Recht", fuhr Leblanc mit demselben Lächeln fort.Sie legen für sie Zeugnis; ab, und sie thut es für Sie; eine Hand wäscht die andere. Aber leider lassen sich unsere Gerichtshöfe nicht ! durch plötzliche Aufwallungen der Sym- ^ pathie und der Dankbarkeit beirren, und bis Sie ihr Recht ordnungsmäßig bewiesen j haben, sind Sie vielleicht so gütig, uns

zu erlauben, diejenigen Privilegien, welche unS kraft der Verwandtschaft zustehen, in Anwendung zu bringen."

In dem Streit trat jetzt eine Pause ein, die jedvch nur die Vorbereitung zu einer neuen, kräftigeren Entladung zu sein schien. DaS Schweigen wurde von Tricot unterbrochen, dessen bis jetzt verhaltene Leidenschaft sich nicht mehr unterdrücken ließ.

Wenn Ihr so aus Prozesse erpicht seid," rief er dem Doktor mit Heftigkeit zu,so können wir Euch Gelegenheit zu etlichen geben."

Ja, für ihn und seinen Schützling," fügte Frau Margarets) boshaft bei.Wir werden sie um Auskunft augehen, wo unser Vetter Duret seine Ersparnisse unter­gebracht hat."

Und was aus seinem Silbergeschirr geworden ist," sagte der Bauer.Er hatte welches, wie ich mit eigenen Augen gesehen habe."

Und da sie allein im Hause waren, als unser Vetter die Augen schloß"

Sv müssen sic wieder herschaffen, was fehlt."

Elende!" rief Fournier, fast außer sich über diesen entehrenden Argwohn, und wollte mit erhobener Faust auf Tricot lvsstürzcn.

Rosa, welche in diesem Augenblick eiu- getreten war, warf sich zwischen den auf­gebrachten Doktor und seinen erbärmlichen Gegner.

Laßt ihn nur machen laßt ihn nur machen!" rief Tricvt, der sich mit einem in der Nähe liegenden Schüreisen bewaffnet hatte.Es ist ein Spaß, einem Städtler die Haut blau zu schlagen und ihm sein feines Röcklcin auszuklvpfen. Warum ihm die Freude verderben?"

Nimm dich nur für dich selbst in Acht, du undankbares Geschöpf," fügte Margarets) bei, indem sic dem Mädchen mit der geballten Faust drohte.Wenn du mir unter die Hände kömmst, so will ich dich zeichnen, daß mau dir's noch lange ansehen soll."

Um Gottes Willen, kommen Sie fort," flüsterte Rosa, sich noch immer an den Doktor anklammernd, den sie nach der Thüre hinzuziehcn suchte. (Frts. f.)

Die längsten Deutschen scheinen die Schleswig-Holsteiner zu sein, denn nach den Untersuchungen des Oberstabsarztes Dr. Meisncr bei dem Militär über die Nckrutenjahrgänge von 187680 (ca. 5000 Mann' stellte sich die merkwürdige That- sachc heraus, daß die Durchschnittsgröße der Schleswig-Holsteiner 1692 Millimeter beträgt. Die übrigen Deutschen sind durch­schnittlich nur 1616 Millimeter groß. Die Zahl der noch über 1750 Millimeter großen Leute beträgt in Schleswig-Holstein 13 Proz., unter 1570 Millimeter nur 2 Proz,

Für die Monate Februar u. März nehmen sämmtliche Post­stellen, unmittelbar oder durch die Postboten

Bestellungen ans den Knztyäker

zu 2, des Quartalpreises an.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.