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hat er bereits ein umfassendes Geständnis; seiner Missethat abgelegt. Er habe die alten Leute mit einem Beil erschlagen, habe dieses Beil dann in den Neckar geworfen, sei mit dem ersten Zug »ach Stuttgart gefahren und habe einige geraubte Obligationen dort sogleich verkauft, sei mit dem 3 Uhr Zug schon wieder hier gewesen w. Dag ein Mann, Bater von 4 Kindern, eine solche Thal verüben konnte, ist entsetzlich. (S. M.f
Göppingen, 10. Jan. Wohl manchem der Leser, welcher unfern Kaiserberg Hohenstaufen besucht hat, ist die schon seit Jahrzehnten unter dem Namen „Die schöne Eiche" bekannte Eiche an der Straße von Göppingen nach Hohenstaufen in Erinnerung; dieselbe mußte in Folge Straßen- Korrektion gefällt werden. Der Stamm, welcher ca. 8 Festmetcr Kubikinhalt mißt, wurde nun heute verkauft und dafür der Preis von 481 erlöst. Ganz in der Nähe der nun gefüllten steht eine junge Eiche, welche verspricht, der vollständige Ersatz zu werden. (S. T.)
In Bartholomä bei Gmünd wurde am 9. ds. die Frau eines BesenbinderS begraben. Der betrübte Wittwcr aber ging von der Beerdigung nicht nach Hause, sondern direkt von der Kirche mit einer Braut zum Standesamt, lim die neue Verehelichung anznmcldcn. Dort scheint übrigens der Empfang kein ganz erfreulicher gewesen zu sein und wurden die Brautleute, ohne ihren Zweck erreicht zu haben, znrückgewiescn, was gewiß gebilligt wird.
Nagold, 11. Jan. In Gültlingen war gesternMetzgcrmeister Ernst beschäftigt, mittelst der Futterschneidmaschine zuzurichten, als beim Einlegen seine rechte Hand erfaßt und bis an die Handwurzel stückweise zerschnitten wurde. Er hatte noch so viel Geistesgegenwart, daß er mit der freien Hand den Riemen abwarf, so daß die Maschine stillstand; sonst wäre er wohl um den ganzen Arm gekommen.
<N. Tgbl.l
Nagold, 11. Jan. Auf der hiesigen Schranne wurden im Jahr 1881 im Ganzen verkauft: 22423 Ctr.; davon Dinkel 12391 Cr., Kernen 209 Ctr., Haber 5735 Ctr., Gerste 1490 Ctr.. Waizen 1211 Ctr.: Summe des Gesammterlöses 182,982 ,,/L Preise: Dinkel 6. 50. bis 9. 80., Kernen 10. bis 12 75., Haber 5. 80. bis 8. 50., Gerste 8. 10. bis 9. 80. Waizen 11. bis 14., Roggen 8. 50. bis 11. 50. (N. T.)
Vaihingen, 11. Jan. MonatSvieh- markt Zntrieb stark, besonders von Zugvieh. Handel in Schmalvieh sehr lebhaft. Preise steigend. Höchster Preis für 1 Pr. Ochsen 1050
Oesterreich.
Brünn, 3. Jan. Nur durch einen Zufall wurde gestern ein schreckliches Unglück verhütet. Des Abends um halb zehn Uhr sank im Hause Nr. 16 der Rudolphgasse der im ersten Stocke wohnhafte Kaufmann Herr Vinzenz S., während er im Kreise seiner Familie saß, ohne früheres Unwohlsein, plötzlich ohnmächtig zu Boden, dessen eine Tochter bekam Erbrechen und die Frau stimmt einer zweiten Tochter wurden im selben Augenblicke besinnungslos. Durch den Sturz des Hrn.
S. war aber dessen Gemahlin aus der Betäubung erwacht und hatte so viel Geistesgegenwart, sofort um einen nahe wohnenden Arzt zu eilen. Dieser erschien und konstatirtc eine Kvhlenvxydgas-Ber- gistung, öffnete sogleich alle Thüren und Fenster und brachte Herrn S. durch kalte Waschungen bald zu sich. Wäre die Familie bereits zu Bette gewesen, würde man vielleicht heute früh vier Leichen gefunden haben, vielleicht hätten auch der im anderen Zimmer wohnende Sohn stimmt einem Quartierherrn ihren Tod gefunden. Und die Schuld an diesem glücklich abgelaufenen Unfälle trägt die schlechte Anlage des Kamins und der angebliche Leichtsinn des Rauchfangkehrers. Ausland.
Philadelphia, 30. Dezbr. Seit vielen Jahren hatten wir kein so gelindes Wetter, wie diesen Winter; am Christfeiertag schien die Sonne so warm und angenehm, wie sonst im April und Mai. Viele Bäume stehen in der Blüthe und die Felder grünen, als sei es Frühling.
Das neue Jahr brachte Amerika plötzliche und unerwartete kalte Witterung mit Schnee und Eis. Der St. Lorenz- strvm, der obere Mississippi und der Missouri sind durch Eis geschlossen. 300 Fuß der Eisenbahnbrncke in Sioux City, Iowa, sind durch Eis zerstört worden, welches auch die Flußschifffahrt beeinträchtigt.
Miszellen.
Kern und Schate.
Novcllete von Knrl Müller.
(Fortsetzung.)
— „Kehren Sie sich nicht an mich, Freundchen!" sagte der Advokat blinzelnd, um etwas aus seinen Angen zu entfernen und nahm eine bedächtige Prise; „ich bin zwar ein solch' auSgcdörrter und vertrockneter Aktenwurm, daß ich nicht um Geld und gute Worte eine Thräne Herauspressen könnte; aber dennoch gebe ich keinen Dreier für einen Mann unter vierzig Jahren, welcher nicht bei großen Gelegenheiten ein paar Zähren zu vergießen im Stande ist!"
Reichardt wandte sich ab und trat zum Fenster, wo er an die Scheiben trommelte, während Loga» den Brief noch einmal überlas und mit Küssen bedeckte.
„Und sie läßt also sich wirklich herab, mich zu hcirathen? nach den elenden, kränklichen, buckeligen Krüppel?" rief Lvgau. „Und sie hält mich sogar für arm?"
— „Dafür hält Sie jedermann, der nur auf Ihre frugale Lebensweise sicht und nicht weiß, wie viele Wohlthaten Sie im Stillen verüben!"
„Lassen wir das, mein Freund. Für die Zukunft muß ich mich an das Sprichwort halten und meine Menschenliebe im eigenen Hause beginnen lassen. Und könnt' ich es denn über mich gewinnen, meinen armseligen, kränklichen Körper mit den Lappen und Flittern der Mode und des Reichthums zu behängen, ohne mich vor meinem innersten Ich lächerlich zu machen? . . . . Aber sagen Sie selbst, lieber Reichardt, ist es nicht wie ein Traum, daß ich denken soll, ich bekomme eine solche Gattin?"
— „Bah, mein Lieber, ich weiß keinen
Mann, der des besten Weibes in der ganzen Christenheit mehr werth wäre, als Sie!" sagte Reichardt. „Ich gestehe Ihnen offen, daß ich glaube, Sic haben nur erhalten, was Sic verdienen; aber ich bin auch überzeugt, daß Fanny Sternberg an Herz und Gcmüth nicht ihresgleichen mehr hat!" —
„Ich danke Ihnen für Ihre gute Meinung!" rief Logan entzückt.
„Fanny weiß Ihren Charakter zu schätzen, mein Freund und ich bin fest überzeugt, daß wenn sic Sie erst noch näher kennen gelernt hat, Fanny Sie in ebenso hohem Maaße lieben lernen wird, als sie Sie schon achtet. Ihr Beide habt gegenseitig den gesunden Kern unter der bescheidenen Schale erkannt."
5.
Nach einigen Wochen wurden die glücklichen Verlobten getraut und Fanny erfuhr nun erst, daß Logan, welchen sie für einen armen Gelehrten gehalten hatte, der Besitzer einer Biertelsmillion war, die sich jährlich mehrte, weil er bei seinen sehr bescheidenen Ansprüchen und seiner genügsamen Lebensweise seither kaum den vierten Theil seiner Interessen verbraucht hatte. Logan kaufte ein hübsches Landgut, welches er seiner Frau als Morgengabe schenkte, und wo sie fortan wohnten. Fanny's Mutter theilte diesen angenehmen Aufenthalt in einer gesegneten, reizenden Gegend und erlebte noch die Freude, einige blühende, gesunde Enkel auf den Armen zu wiegen. Sie und Fanny blieben der Einfachheit und Bescheidenheit ihres frühern Standes auch in dem neuen Glücke getreu und Frau Logau ward allgemein als ein Muster von einer trefflichen Gattin und Mutter und von einer frommen Tochter anerkannt.
Juftizrath Reichardt kam etwa vier Jahre nach der Trauung seines Freundes einmal in Geschäften nach Weidach und ward gerührt Augenzeuge von dem Glücke Logau's, den er weit kräftiger und fröhlicher und gesünder fand als er ihn je gekannt hatte. Als Herr Reichardt eines Vormittags in Logau's Abwesenheit auf desfcn Studierzimmer arbeitete und den ganzen Schreibtisch mit Papieren und Urkunden bedeckt hatte, kam Fanny herein und brachte dem Gaste eine Flasche feurigen Ahrwein, ein Körbchen Erdbeeren und Zwieback zum Imbiß. Ta sah ihr der Justizrath mit aufrichtiger Bewunderung in das liebe, freundliche Gesicht und fragte, mit einem bedeutsamen Seitenblicke auf seine Papiere:
„Soll ich Ihnen nicht ein kleines Geheimnis; anvertrauen, das mir schon lange auf dem Herzen liegt, meine liebe Freundin?"
— „Ein Geheimnis;? O reden Sie, ich bitte!" versetzte Fanny lächelnd; „ich bin um so begieriger darauf, als ich ahne, daß es meinen lieben Mann angeht!"
(Schluß felgt.)
Die drei Wünsche.
Ein Tendenzmärchen von N. Fischer.
(Schluß.)
Auf sein inständiges Bitten und Beten erbarmte sich endlich einer derselben und nahm ihn gegen Koft und Logis an, aber jnur auf die Dauer einer Woche. Wäh-