19

bin, zu erfahren, was für gute Nachrichtens Gott behüte! ich kann Ihnen hiesnr Sic mir zn überbringeu haben. Nehmen, einstehen, meine liebe Freundin!" gab Sie also Platz, ich bitte, mein lieber Herr! Herr Reichardt heiter zur Antwort.Da- Reichardt und lassen Sie mich hören, was Testament ist noch heute ganz unanfecht für ein Glück mir wideriabren nt!" Wiv nnOöi- d,

für ein Glück mir widerfahren ist!

Wohlan, so erfahren Sie denn, daß ich vor einigen Jahren für einen meiner Klienten ein Testament machte, durch wel­ches Ihnen für den Fall des Todes der tcstirenden Partei ein Bernrögen von dreißigtausend Thalern znfallen sollte . . ."

Ist es möglich?" rief Fanny über­rascht;und wer ist dieser theurc Freund, der so für mich sorgen wollte?" fetzte sie begierig hinzu.

'Meine L'ebc, ich bin nicht befugt, Ihnen auf diese Frage Bescheid zu er- th eilen!"

Nicht? Warum aber quälen Sie mich alsdann durch die Mittheilung, daß ich einen solch grvßmüthigcn, freigebigen Freund in der Welt habe und doch nie­mals im Stande sein soll, ihm eher Dank­barkeit zu beweisen oder feine Wohlthat durch Liebe eher zu vergelten, als bis der Geber oder die Geberin nicht mehr im Staude ist, meine Stimme zu hören?" rief Fanny, wirklich tief bewegt.

Mein liebes Kind, ich schickte dieß nur voran, damit die lleberraschung Ihnen keinen Schaden zusüge," erwiderte Herr Reichardt;Sie hatten mich ruhig aus- redcn lassen sollen, um mich ganz zu ver­stehen. Gleichzeitig mit der Anfertigung des Testaments übergab mir die testirende Partei den dritten Theil des Ihnen zu­gedachten Legats in Staatspapieren mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß es mir gestattet sein solle, Ihnen zn der Zeit, wo Sic möglicherweise heirathen könnten oder wollten, diese Summe als Ausstat­tung cinzuhändigen als Geschenk unter Lebenden oder als Abschlagszahlung des künftig anfallenden Erbes. Sie sind nun 25 Jahre vorüber, mein liebes Fräulein, und ich erachte den Zeitpunkt für gekom­men, wo Sie füglich an Ihre Verhcirath- ung denken dürften. Ich komme daher als Ucberbringer dieser Summe, um so mehr als die erblasserische Partei voraus­sichtlich nicht mehr lange leben wird!"

Fanny stieß unwillkürlich einen leichten Schrei des Schreckens aus und ries:Ist es möglich?" Und gleichwohl will diese edle Person aus meine Dankbarkeit und Verehrung verzichten? Diese Person, wer sie auch immer sein mag, muß mir außer­ordentlich gewogen sein, daß sic mir ein so ungeheures Geschenk zumeist: es muß eine Person sein, der auch ich sicher recht gut bin. Und doch besinne ich mich ver­gebens, wer die großmüthigc Person sein dürfte!"

Grübeln Sie auch gar nicht darüber, meine Liebe!" sagte Herr Reichardt;woll­ten Sie Ihr liebes Köpfchen auch noch so sehr mit Muthmaßungen plagen und von jetzt bis zu Neujahr rathen, Sie würden die rechte Person doch nicht er­reichen. Nehmen Sie daher dankbar, was die Vorsehung Ihnen zugedacht hat, und grübeln Sie nicht lange über das Wie und Woher!"

Und das Testament, sagen Sic, ist schon vor einigen Jahren gemacht worden?" fragte Fanny's Mutter;sollte cs seither nicht vielleicht abgeändcrt worden sein?"

bar gültig; ja, das Vermögen, welches Fräulein Fanny zugcdacht ist, hat sich in­zwischen durch die zum Kapital geschlagenen Interessen noch namhaft vermehrt; allein dieß kann kein Gegenstand des Bedenkens für meine junge Freundin sein!"

Doch, doch, lieber Herr Justiz- kvmmisstir! Wie leicht können ärmere oder bedürftige rechtmäßige und natürliche Erben durch dieses Legat an mich verkürzt wor­den sein!" sagte Fanny.

Mit nichtcn, mein Schätzchen! Gott vergelte Ihnen dieses Zartgefühl und diese Uueigennützigkcit Ihres Gewissens, aber Sic können das Legat ruhig annchmen. Die erblasscrischc Partei hat gar keine rechtmäßigen und natürlichen Erben und hat mir erst später die ausdrückliche Ge­nehmigung ertheilt, Ihnen diese zehn­tausend Thaler in Staatspapicren auszu- händigcn. Hier sind sie und hier die Quittung, welche Sie mir zu unterschrei­ben haben. Und nun nehmen Sie und lassen Sie uns das Geschäft rasch ab- machcn, denn cS hat Eile. Meiner Treu', ich habe in meinem ganzen Leben noch keinem Menschen eine Erbschaft so sehr ausdringen müssen, wie Ihnen, liebes Kind! Andere sind nur allzu bereit, an einen solchen Glücksfall zu glauben trotz Thatsachen, Gesetz und Vernunft, die viel­leicht dawider streiten. Allein ich bin pres- sirt, meine Damen," setzte er mit einem Blick auf die Uhr hinzu;ich bitte, Fräu­lein, lassen Sie uns unser Geschäft zu Ende bringen, denn ich muß wieder fort; es ist Mittagszeit!"

(Fortsetzung folgt.)

Die drei Wünsche.

Ein Tcudenzuiärchen von N. Fischer.

Hans Fingerhut war ein intelligenter Schncidergcsellc. Nicht nur wußte der­selbe die Nadel kunstgerecht zu führen, er war auch belesen und deklamirte Kotze- buesVerzweiflung" mit wahrer Meister­schaft. Seine Lieblingslektürc waren sozial­demokratische Blätter: DerSozialdemo­krat", derAgitator", derVolksstaat" und ähnliche. Aus Lassalles Schriften konnte er die Fundamentalsütze und Kcrn- sprüche aus dem Kopfe citiren. In den Arbeiterversanunluugen fehlte er nie und seine Reden, die mit saftigen Phrasen durchwirkt waren und die er mit großem Pathos vortrug, hatten sich stets des größten Beifalls zu erfreuen.

Die gestrige Arbeitcrversammlung im VcreiuslokaleZum blauen Montag", in welcher die Arbeiterfragegründlich" er­örtert wurde, war eine äußerst wichtige. Aus den ,Antrag des Hans Fingerhut wurde nämlich einstimmig beschlossen, an den Reichstag eine Masienpetition einzu- senden, dahin gehend, durch ein Neichs- gesetz 1) die Arbeitszeit aus neun Stunden täglich zu normiren, 2! die Arbeitslöhne um fünfundzwanzig Prozent zu erhöben, 3) die Reglements in den Fabriken und Werkstätten abzuschasfcn, 4) Arbeiter­wohnungen auf Staatskosten zu bauen

zent zu ermäßigen und 5) die Preise für die Nahrungsmittel auf die Hülste herab- zusctzen. Tann wurde eine Strikekvmmis- sion gewählt, welche die Bedingungen zu einer allgemeinen Arbeitseinstellung be- rathen und sestsetzcn solle.

Eine praktische Vorstudie zu der Strikc- thcoric hatte Haus Fiugerhut schon am Morgen dieses denkwürdigen Tages ge­macht, indem er seine Mitgesellcn rebellisch gemacht und dem Meister gegenüber zu einem prachtvollen Strikcchen animirt hatte. Als der würdige Meister Bock in das Arbeitszimmer seiner Gesellen trat, jubelten sie ihm höhnisch entgegen, schwan­gen drohend und spöttisch ihre gewaltigen Schneiderwaffcn und kündigten ihm den Dienst. Das war Hansens erste große Hcldenthat für das Wohl der arbeitenden Menschheit!

Besagte Strikekommission, zu der Hans Fingerhut natürlich auch gehörte, hielt nach Beendigung der Versammlung eine geheime Sitzung, worin ein Glas nach dem andern auf die baldige und glückliche Lösung der sozialen Frage geleert wurde, so daß die Mitglieder bald in eine rosige Stimmung gcriethen. Den Hans Finger­hut, der zudem nicht viel vertragen konnte, hatte der Alkohol ganz besonders gepackt und er wußte nicht, wie er nach Hause gekommen war. Ohne sich ausznklciden, hatte er sich aufs Bett geworfen und phantasirte von einer europäischen Föde­rativrepublik auf demokratischer Grundlage mit direkter Vvlksgcsetzgebung.

O, daß cs doch wäre wie zur Zeit der Wunder und Märchen", rief er aus, wo das Wünschen noch galt!"

Plötzlich stand eine wunderschöne Dame vor ihm, welche sprach:Das Wünschen gilt 'auch jetzt noch. Ich bin eine Fee und will Dir drei Wünsche gewähren. Doch bedenke Dich zuerst und wünsche das Rechte!"

(Fortsetzung folgt.)

Zum gegenwärtigen Stand der Hvlzpreise

brachte der Staatsanz. in seiner Beilage Nr. 3 einen interessanten Artikel, dem wir, weil er für unfern Forstbezirk von besonderem Interesse ist, im Auszuge fol­gendes entnehmen:

1) Bei der Berechnung des Volksein­kommens, welche in dem bekannten Werke Das Königreich Württemberg" angestellt ist, ist der jährliche Ertrag aus den Wal­dungen des Landes zu 17 Mill. Mark geschützt worden. Es ist nachgewiesen, daß die Staatswaldungen 15,3 "/o vom Ge- sammtbudget des Staates, die Gemeinde­waldungen 33,0"/» vom Gesammtbndget der Gemeinden ertragen. Der wirkliche Ertrag der Staatswaldungen an Holzwcrth ist im Etat 1879/81 auf 9,7 Mill., im Etat 1881/83 auf 9,1 Mill. Mk. veran­schlagt. In mehreren früheren Jahren hat der Ertrag auf 13 Mill. Alk. sich belaufen; cs ist demnach für die kommenden Etats­jahre ein Ausfall von 30 angenommen. Dieser Rückgang der Erträge beruht wesentlich aus dem Sinken der Preise, das bei Nutzholz und Brennholz seit dem Jahre 1875 ununterbrochen andauerl. In diesem Jahre hatten die Nutz- und Brenn- hvlzpreise den höchsten Stand seit 1850 und bis dahin die Micthe um 33'/s Pro-j erreicht; mit dem Jahre 1873 begann ein