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im Fahrplan vom 15. Okt. d. I. bereits aufgesührten Züge zwischen Hall und Gail­dorf zur Ausführung kommen.

Ueber den Eisenbahnunfall bei Bietig­heim bringt auch der Schm. Merk. v. 25. von dort noch folgende ergänzende Minhei- lung : Es war für die Beamten auf dem hiesigen Bahnhof eine eigenthümliche Uebcr- raschnng und Aufregung unv ein unange nehmes Intermezzo, als sich gestern früh noch lief in der Nacht 13 Wage», die sich in Wperg, ohne daß man es bemerkte, durch den Bruch irgend einer Verbindungskette losgemacht hatten von dem Güterzug, der von Bietigheim gegen Ludwigsburg sich bewegte, auf den Bahnhof Bietigheim mit Vehemenz hereinwälzten. Sie rasten an der Station Tbamm vorbei und wurden durch die Vorsicht der Weichenwärter nahe bei dem hiesigen Bahnhof auf ein Geleise gelenkt, wo sie am wenigsten Schaden ver­ursachen konnten. Es waren 4 Kohlen­wagen und 9 andere Wagen, auf denen sich verschiedene Kauimannsgüter befanden. Diese stürzten nun bei dem hiesigen Bahn­hof aus einige wenige Personen- und Güter­wagen, welche lheils zertrümmert wurden, theils Schaden gelitten haben. Auf diese Weife koiinie größeres Unglück noch ver­hütet werden. Merkwürdigerweise blieben bei dieser Katastrophe die Güter auf den beranbransenden Wagen unverletzt, nicht einmal Flaschen, mit Kirschengeist gefüllt, waren zerbrochen. Nachmittags 3 Uhr war ollls wieder in Ordnung, ohne daß du Verkehr gestört worden wäre.

Stuttgart, 27. Nov. Bei der gestern im Wildpark Solitude durch Se. Majestät den König abgehaltenen Hcfjagd wurden l3 Stück Damwild. 3 Stück Noch wild, 3 wilde Schaase und I l Stück Wild schweine erlegt, welche im Wtldpretmagazin in der Bandstraße ausgehauen werden.

Tübingen, 25. Nov. DieT. Ehr." schreibt: In Dußlingen bekam gestern Nachmittag ein Maurer, Namens Schwammbrod, mit seinem Miether, welcher aneziehen sollte, dies jedoch verweigerte, Streit, der zu einer Rauferei führte, welche, nachdem sie aus der Bühne des Hauses begonnen, sich auf die Gaffe foripstanzte. Der Miether, welcher seinem Hausherrn mit einem Prügel bereits erhebliche Ver­letzungen beigebracht hatte, erhielt hier noch unerwarteten Succnrs durch einen Nach­barn, der ohne viel Federlesens eine in der Nähe befindliche Axt ergriff und den dieses weiteren Angriffs nicht gewärtigen Schwammbrod niederschlug. Der Unglück­liche, dem qm letzten Sonntag das fünfte Kind getauft wurde, war sofort todt; seine beide» Angreifer wurden noch gestern Abend verhaftet und in das hiesige Amtsgerichls- gefängniß abgeliefert.

Böblingen, 25. Nov. Am vorigen Freitag wagten sich Schüler auf den mit dünner Eiskruste überzogenen oberen See. Sie mußten ihre Kühnheit theuer bezahlen, denn die Kruste brach, sie sanken ein und kamen unter beständigem Eisbrechen ans Ufer; der eine davon, 12 Jahre alt, Sohn des Schull. Kaz, war des Schwim­mens kundig und konnte sich leicht retten, allein er wollte es nicht, ohne auch seinen jüngeren Kameraden miizunehmen, was

ihm sodann nach langem Kampfe und mit Hintansetzung seines eigene» Lebens gelu» gen ist, eine Thal, die ihm sehr zur Ehre gereicht. Der Gerettete ist der Sohn eines benachbarten Pfarrherrn. (S. M.)

Vom Ries, 25 . Nov. Letzten Freilag Abend überfuhr der bayerische Kurierzug bei Oettingen, in der Nähe der württcm belgischen Grenze, einen zweispännigen Wagen am Hainst'ahrter Uebergang. Die Lokomotive schleuderte die Pferde links und den Wagen rechts über die Böschung hin unter und Pferde und Wagen wurden übel zugelichtet. Der Knecht des Fuhr­werks konnte noch rechtzeitig entspringen, als er die Gefahr herankommen sah, und hat dadurch wenigstens sein eigenes Leben gerettet. Die Insassen des Knrierzugs haben kaum einen stärkeren Ruck von der Sache verspürt. (N. T.)

B r a ck e n h e i m , 26. Nov. Der Jagd- passion ist heute leiser ein Opfer gefallen. Hr. B. als Haberschlachter Jagdpächter veranstaltete im dortigen Wald gestern Nach mittag eine Treibjagd. C. H., der als Jagdtreiber mitwirkte, war eines Hasen ansichtig geworden und forderte B. zum Schuß auf. B. traf aber nicht nur den Hasen, sondern auch H. und zwar in Unter­leib und Oberichenkel io übel, daß der Geschossene sofort nach Hanse gebracht nach qualvollen Stunden schon heule früh 4 UM seinen Verletzungen eilag.

f.,W ildbad , 25. Nov. Gestern kam Herr Kommerzienrath Krupp mit Begleitung und Bedienung von Essen zum Kurgebrauche hier an. Derselbe nahm Absteigquartier im Hotel Klumpp.

Villicrs und Champigny.

Alle, die im Kampf geblieben. Ehr' des Angedenkens Wort, Alle wollen wir sie lieben,

Und so leben sie uns fort.

Die für's Vaterland ihr Leben Lodesmuthig hingegeben.

(Kriegspoesie I87N/71).

105. Depesche vom Kriegs-Schauplatz.

Versailles, den 30. Nov Der Königin Augusta in Be li». Gestern schlug das 6. Corps einen Ausfall südlich bei L'Hay sieg reich zurück, über hundert Gefangene, viele Hundert Blessirte und Todte. Wir 100 Man» Verlust. Heule bedeutender Ausfall nach Osten gegen Würitemberger und Sach­sen bei Bonneuil sur Marne, Champigny, Villiers, die genommen und bis zur Dunkel heit mit Hilfe unserer 7. Brigade wieder genommen wurden. -- Gleichzeitig nach Nordost bei St. Denis geyen Garde und 4. Corps nur leichte Ausiälle. Ich konnte Versailles nicht verlassen, um im Centrum zu bleiben. Es scheint der Feind auf einen Sieg bei Orleans gerechnet zu haben, um dem Sieger entgegen zu gehen, was miß­glückte. Wilhelm.

Versailles, den 30. Nov. Nachdem gestern das 6. Armeekorps mehrfache An griffe des I. Corps der 2. Armee von Paris siegreich zurückgewiesen, wurde während der ganzen Nacht von den Forts ein ungewöhn­lich heftiges Feuer unterhalten. Heute Morgen entwickelte der Feind, unter gleich­zeitiger Demonstration auf verschiedenen Punkten der Enceinle von Paris, sehr be­deutende Streilkräite zwilchen Seine und

Marne, uud griff mit denselben um 11 Uhr unsere dortigen Positionen a». Es entspann sich ein sehr heftiger Kamps, von unserer Seite hauptsächlich geführt durch die Würtlernbergische Division und den größten Theit des 12. (König!. Sächsischen), sowie durch Theile des 2. und 6. Armee- Corps. Der Kamps dauerte bis 6 Uhr Abends, zu welcher Stunde unsere sieg­reichen Truppen den Feind auf der ganzen Linie zurückgeworsen hatten. Weitere Details noch nicht bekannt.

Unsere Verluste in der Schlacht von Amiens beziffern sich auf 74 Offiziere und 1300 Mann a» Todten und Verwundelen. Die feindliche Nordarmee befindet sich in vollständiger Deroute. Die Ciladelle von Amiens hat beule nach kurzem Gefechte in welchem der Commandant gefallen, kapitulirt. 400 Kriegsgefangene mit 11 Offizieren, so­wie 30 Geschütze in unsere Hände gefallen.

Generat Werder meldet: Garibaldis Rückzug ist in Flucht ausaeartet.

von P o d b i e l s k j.

106. Depesche vom Kriegs-Schauplatz.

Veriuilles, den I. Dez. Der V-rlnst

der Franzosen bei dem gestrigen mißglücken Ausfälle aut der Südostfrom von Paris an Todten, Verwundelen und Gefangenen ist sehr bedeutend. Heute wurde von ihnen zur Beerdigung ihrer Gefallenen ein mehr­stündiger Waffenstillstand erbeten. Ans unserer Seite beträgt der Verlust bei der Würltemherg'schen Division etwa 40 Oisi- ziere und 800 Man», bei der Brigade du Drossel des zweiten Armee-Corps 2 Offiziere und etwa 70 Mann. Sächsischer Verlust noch nicht konstalirl. Heute verhielt sich, der Feind ruhig.

von P o d b i e l s k i.

107. Depesche vom Kriegs-Schauplatz.

Versailles, den 2. Dez., Mittags I Um. Der Königin Augusta in Berlin. G-stein gar kein Gefecht. Heute die noch vom Feinde besetzten Punkte diesseits der Marne durch Preuße», Würitemberger und Sachsen wieder genommen, Champigny und Brie sur Marne. Wilhelm.

Versailles, 2. Dez., Nachts 12 Ubr. Die feindliche Armee vor Paris halte nach der vorgestrige» Schlacht ine am User der Marne und unter dem Feuer der Forts liegenden Dörfer Brie und Champigny be­setzt gehalten. Bei Tages Anbruch wurden diese Dörfer heute von unseren Truppen genommen. Gegen 10 Uhr ging der Feind aui's Nene mit überlegenen Kräften gegen unsere Beriheidigungs - Stellung zwischen Seine und Marne vor, wurde jedoch aber­mals in achistündigem heißen Kampfe durch Truppen des 12. und 2. Armee - Cvrvs, sowie der Württemdcrg'schen Division siez­reich zuiückgeschlagen rc.

von P o d b i e l s k i.

Golvkurs Her StaatSkosscnvcrwoltnng

vom 23. November 1879. 20-FrKnkenstücke . . . 16 10 ^

Für den Monat Dezember nehmen sämmtliche Poststellen, im Be­zirk auch durch die Postboten, Bestel­lungen auf

dm EnztHäler

zu des Quartalpreises an.

.Redaktion, Druck und Lerlag von Jak Me eh in Neuenbürg.