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Rcinstadler und Zschig, dem Schwiegervater des berühmten Führers Pinggera, stürzten in der Rahe des obersten zum Gipfel führen­den Grates in der Richtung gegen das Val Cedeh über eine Wand von etwa 400 Meter ab. Beide Führer sind todt, ebenio zwei Touristen; der dritte, angeblich ein Arzt aus Berlin, Or. Solomon blieb, da das Seil bei der Katastrophe riß, mit doppelt gebrochenem Fuß an einer Spalte hängen.

Trotz der eindringlichsten Abmahnungen des deutschen Hilfsvereins in Paris hat sich in den letzten Jahren wieder eine solche Menge deutscher Arbeiter und deutscher Bummler nach Paris gewendet, daß nach dem Jahresbericht dieses Vereins für das Jahr 1877 an Unterstützungen in diesem Jahr 29,400 Fr., für Krankenpflege 11,700 Fr., verausgabt, 436 mittellose Personen nach Deutschland zurückbefördert und über 3300 Kranke behandelt wurden. In diesem Jahresbericht warnt der Verein wiederholt arveitsunsähiae junge Leute davor, leichtsinnig ohne Arbeitszusicherung nach Paris zu reisen. Die Anforderungen an seine Thätigkeit werden tagtäglich um­fangreicher. Die Noch unter den mittel­losen Deutschen war unsäglich groß und es werden einzelne Fälle von bekannt gewordenem Elend aufgeführt, welche aller Beschreibung spotten.

Köln, 22. August. Die Kaiserglocke ist nun in den definitiven Glockenstuhl aufgezogen. ES waren zu dieser mühe­vollen Arbeit 3'/- Tage erforderlich.

Alzey, 12. August. Die 16jährige einzige Tochter des Gastwirths Hecht aus Alzey, welche sich in Darmstadt in Pension befand, ist letzter Tage von einem Insekt am Arm gestochen worden; nach einigen Stunden war sie todt.

DieStrals. Ztg." schreibt: Bisher kosteten die in großen Mengen hier (in Stralsund) eingehenden schwedischen Zünd­hölzer keinen Eingangszoll. Ganz neuer­dings aber ist von dem König!. Finanz­ministerium eine für die inländischen Zünd- Hölzer-Fabrikanten außerordentlich günstige Entscheidung dahin getroffen, daß fortan die schwedischen Zündhölzer wegen ihrer Verpackung in den bekannten Schachteln mit einem Zoll von 12 Mark für den Centner versteuert werden sollen. Diese Entscheidung ist darin begründet, daß die zur Aufbewahrung jener Zündhölzer dienen­den Schachteln aus Holzspan in nicht un­wesentlicher Verbindung mit Papier sich befinden; selbige sind nämlich mit blauem Papier beklebt und haben außerdem ein gelbes Deckelschild mit Inschrift; wegen dieser Papier-Verbindung sollen die an sich zollfreien Schachteln aus Holzspan fortan mit 12 Mark pro Centner zur Verzollung gezogen werden, und in Folge dessen müssen auch die in diesen nunmehr zollpflichtigen Schachteln versendet, ebenfalls an sich zoll­freien Zündhölzer, nach demselben Zusatze von 12 Mark pro Centner versteuert werden.

Württemberg.

Stuttgart, 23. Aug. Der Fest­ausschuß für die deutsche Nationalfeier er­läßt folgenden Ausruf: Mitbürger! Am 2. September soll in unserer Stadt, wie überall in deutschen Landen, das National- fest in üblicher Weise gefeiert werden; das

Festprogramm wird in Bälde erscheinen. Rach den schmerzlichen Erlebnissen der letzten Monate. Angesichts der Wirren eines viel­fach unfruchtbaren Parteihaders erscheint es als eine heilige patriotische Pflicht, die Erinnerung an die glorreiche deutsche Waffen- gemeinschast, die opferwillige Liebe zu dem blutig erstrittenen deutschen Vaterlande im Herzen des deutschen Volkes und nament­lich der deutschen Jugend zu erhalten und zu befestigen. In diesem Sinne laden wir unsere Mitbürger herzlich ein, durch zahl­reiche Theilnahme und Unterstützung dem deutschen Nationalfeste seine volle segens­reiche Weihe zu geben.

Stuttgart, 23. Aug. Der Rein ertrag des Konzertes des Wiener Männer gesangvereins am 16. August beträgt 2714 Mark. Hievon wurden bestimmt für wohl- thätige Zwecke 1500, für künstlerische 1200 Mark.

Tübingen. Die Schwurgerichts, sitzungcn des dritten Quartals werden am Montag den 30. September eröffnet. Zum Vorsitzenden ist ernannt Kreisgerichtsraih Häcker von Stuttgart, zu dessen Stellver­treter Kreisgerichtsraih Zeller in Tübingen.

H e i l b r o nn, 23. Aug. DieN. Ztg." schreibt: Wie schon früher erwähnt, findet in den Tagen vom 5., 6. und 7. Oktober dahier in der hiesigen Turnhalle die erste allgemeine Geflügel- und Vogelausstellung des Vereins der Vogelfreunde zu Heilbronn statt. Von auswärtigen Vereinen ähnlicher Richtung und von Fachmännern kräftigst unterstützt, verspricht das Unternehmen des jungen Vereins, einen guten Verlauf zu nehmen.

Calw 18. Aug. Ein Hochstapler hat vor einigen Wochen sich es hier wohl sein lassen. In eine hiesige Wirthschast kam ein gut gekleideter Herr mit Reisetasche und Plaid und sagte, das Haus sei ihm em­pfohlen worden, er wünsche einige Tage da zu logiren. Er ließ sich sofort Wein und Essen auftragen und es sich Wohlsein. Der Wirth, welcher früher die Schuhmacherei betrieben und welchen es gefreut hatte, daß er so gut empfohlen worden sei, stutzte indessen etwas, als er nach dem Zuvetle- gehen desselben seine Stiefeletten sah; er meinte mit Kennerblick, für einen so seinen Herrn paffen diese Stiefel nicht. Des andern Morgens ließ er den Namen ins Fremdenbuch eintragen, worin der Fremde sich als Gerichtsaffessor aus Minden eintrug. Dies beruhigte den Wirth wieder, und der Gast blieb unbehelligt da, machte Spazier­gänge in der Umgegend, verfehlte aber nie, pünktlich zum Essen zu kommen und es sich recht schmecken zu lassen. Am dritten Tage, Sonntags, nach Tisch nachdem er Kaffee getrunken hatte, sagte er, er wolle sich aufs Zimmer zurückziehen und ein wenig schlafen. Der Wirth hatte einen Ausgang zu machen, kündigte aber seinen Leuten an, auf den Fremden Acht zu haben. Ais er um 6 Uhr nach Hause kam, hatte derselbe sich noch nicht Nicken lassen, was ihm auffallend war, und als er in dessen Zimmer nachsah, war der Vogel mit Hab und Gut ausgeflogen. Sofort angestellle »Nachforschungen ergaben, daß er schon um 3 Uhr in größter Eile das Haus verlassen «habe. Alle Verfolgungen halten bis jetzt

keinen Erfolg, und in Zukunft wird kein Gerichtsassessor aus Minden" mehr in diesem Hause eine gastliche Stätte finde».

Die Versammlung der würlt. Obst- und Weinproduzenlen, verbunden mit einer land- wirthschaftlichen Ausstellung, findet im Monat September in Weinsberg statt.

Stuttgart, 22. Aug. Obstmarkt auf dem Wilhelmsplatz. Mostobst Zufuhr 120 Säcke, Verkauf lebhaft. Preis pro Zentner 2 50 L bis 2 80 L.

Nr. 23 des Regierungs Blatts für das Königreich Württemberg hat folgenden In­halt : Königliche Verordnung, betreffend die Hegezeit des Wildes. Vom 12. Aug. 1878. Königliche Verordnung, betreffend den Schutz der Vögel. Vom 16. August 1878. Bekanntmachung der Ministerien des Kirchen- und Schulwesens und der Finanzen, betreffend eine neue Regelung der Pensionen der Hinterbliebenen von Vor­ständen oder Lehrern an Unterrichts-Anstalten im Sinn des Art. 16 des Gesetzes ^ vom 6. Juli 1842. Vom 29. Juli 1878.

Neuenbürg, 24. August. Ueber den gestrigen traurigen Fall auf dem Bahn­hose ist zu ergänzen: der Fremde, Herr Fabrkt. Kleemann von Oberiürkheim, am 22. hier eintreffend, schloß in der Gegend einige Geschäfte ab und übernachtete im Gasthaus zur Linde, von wo er sich nach dem Frühstück, ohne irgend ein Anzeichen von Unwohlsein oder Unbehaglichkeit weg­begab, in der Absicht unterwegs durch die Stadt noch etwas zu besorgen und mit Zug 8" nach Hause zu kehren, was der Zeit und den Umständen nach, ohne sich zu echausfiren gescheben konnte. Im Wart­saal befanden sich Stock und Handgepäck, während der Verunglückte wie schon mit- getheilt, im Vestibüle des Bahnhofs, liegend befunden wurde; er scheint also rechtzeitig eingetroffen, während des Zug-Abgangs aber von Unwohlsein befallen und vielleicht an frischer Lust Erleichterung suchend, hinausgetreten und hier dem Schlaganfall jäh erlegen zu sein. Die telegraphisch benachrichtigten Angehörigen haben den Tobten mit in die Heimath genommen, die er lebend nicht Wiedersehen sollte. Der von so tragischem Geschick Ereilte war das Haupt einer zahlreichen Familie.

Birkenfeld, 25. August. Meffer- Affaire. Gestern Abend kurz vor 10 Uhr kam es in einem Wirthshause zwischen einem verheiratbeten Manne und 3 ledigen Burschen zu Streitigkeiten, die auf der Straße damit endigten, daß der erster« von einem der letzteren mit dem Messer in den Unterleib gestochen und lebensgefähr­lich verletzt wurde. Der herbeigerufene Oberamtsarzt traf sofort die nöthigen An­ordnungen und diesen Morgen verfügte sich das Gericht hieher zur Einleitung der Untersuchung. Während der Vernehmung des Verletzten, Mittags, starb derselbe nach erneuert eingetretenem Blutverlust. Der Thäter, sage 17 Jahre alt, ist verhaftet und im Gerichlsgesäugiuß. Der Geiödiete, ein kräftiger Mann von etliche 30 Jahren, ohne Familie, scheint durch herausforderndes Benehmen den Streit mit veranlaßt zu haben. Es liefert dieser Fall einen traurigen Beitrag zur Nohheitsstatistik.