Das Ergebniß der Sammlung der Wilhelmsspende aus dem gesamm ten Königreich Bayern ist etwa 124,000 welche 6600 Gemeinden lieferten.
Essen, 17. Aug. Gestern Nachmittag gegen zwei Uhr ereignete sich aus dem Hofe der Krupp'schen Fabrik ein schreckliches Unglück. Neun Mann waren damit beschäftigt, einen großen Schmelztiegel, in welchem viele Tausend Pfund geschmolzenes Eisen enthalten waren, zu erheben, als plötzlich an der Hebemaschinerie ein Stück zerbrach und der Tigel mit seinem glühenden Inhalt umschlug. Die glühende Masse spritzte in die Höhe und ließ sich in Gestalt eines furchtbaren Feuerregens aut die Arbeiter nieder. Die Kleider derselben waren augenblicklich von der glühenden Masse zerfressen und zahlreiche Brandwunden bedeckten die entblößten Körper. Die meisten der Verletzten mußten, nachdem sie vorher in mit Oel getränkte Wolle gewickelt waren, zum Krankenhause gebracht werden. An dem Aufkommen Einzelner wird gezweifen.
Württemberg.
Calw, 18. Auguu. Die Wasserversorgung hiesiger Stadt nähert sich nach und nach ihrem Schluffe; die Röhren sind großentheils gelegt, und die drei Wasserreservoirs nähern sich ebenfalls ihrer Vollendung. Eine uns lieb gewordene Einrichtung, die laufenden Brunnen in allen Theilen der Sradt, werden wir künftig entbehren, indem blos die zwei großen Marktbrunnen mit je vier Röhren fortan Las ganze Jahr durch laufendes Wasser haben, die übrigen 29 Brunnen aber blos theilweise dazu eingerichtet werden, um laufendes Wasser abgeben zu können. Dagegen werden die Hydranten - Einrichtungen für Feuerwehrzwecke sehr ersprießliche Dienste leisten.
Ernstmühl bei Calw, 20. August. In einem von zwei Familien bewohnten Hause brach letzten Montag um die Mittagszeit Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß binnen weniger Stunden das das Ganze Gebäude ein Trümmerhaufen war. Die in der Nähe stehenden Gebäude waren schon theilweise vom Feuer ergriffen; es gelang aber der rasch herbeigeeilten Feuerwehr von Hirsau, dieselben zu retten. — Es war dies das älteste Haus, das schon im 30 jährigen Krieg schwedische Einquartirung gehabt hattte.
Lüdwlgsburg, 18. Aug. Der „N. Z." wird geschrieben : Vor einigen Tagen erhielt eine Frau in ihrer Wohnung einen Insektenstich, in Folge dessen der Arm nicht nur bedeutend anschwoll, sondern die Verletzte in einen solchen Zustand von Geistesverwirrung gerith, daß man sie in eine Heilanstalt verbringen mußte.
Sindelfingen, 18. August. Ein erschütternder Todesfall trug sich heute hier auf dem Standesamt zu. Ein Brautpaar wollte sich trauen lassen; plötzlich sank die Braut, eben da sie unterschreiben sollte, zusammen. Der Bräutigam, in der Meinung , sie bücke sich nach einem ihr entfallenen Gegenstand, wollte sie stützen, vermochte aber nicht mehr, sie aufzurichten; der schleunigst herbeigerufene Arzt konnte noch den Tod derselben konstatiren.
Herrenal b. Die 7 Kurliste vom 20. August verzeichnet eine stärkere Zunahme gegenüber den bisherigen Listen, nämlich 288 Personen.
Gaisburg, 21. Aug. Vorgestern Abends zwischen 6 und 7 Ubr wurde einem 11jährigen Mädchen eines hiesigen Bürgers zwischen hier und Gablenberg von einem älteren FrauenzimmerderZopt abgeschnitten; auf das Hilfegeschrei des Kindes wurde die Thäterin flüchtig und konnte bis heute nicht ermittelt werden. (N. T.)
Pfalzgrafenweiler, 18. Aug. Letzten Mittwoch ereignete sich in Altensteig ein gräßliches Unglück. Ein Bürger Namens B. von dort ließ sich durch einen Fuhrmann Holz aus dem Walde führen, wobei er selbst mithalf. Als sie nun eine Steige herunter,ufabren hatten, wollte B. bremsen, kam aber hiebei dem Wagen zu nahe, und von dem Rade erfaßt, wurde er unter dasselbe geschleudert, wobei er gräßlich verstümmelt und die Brust buchstäblich eingedrückt wurde, so daß er Tags darauf den Geist aufgab ; er hinterläßt eine Wittwe mit zwei unmündige» Kindern. Auch im Enzlhal ereignete sich in voriger Woche ein großes Unglück, indem einem dortigen Holzmacher beim Sturze einer gefällten Tanne die Brust eingeschlagen worden ist. Obgleich der Schwerverletzte noch lebt, muß an seinem Wiederaufkommen doch sehr ge- zweifelt. werden.
O e st e r r e i ch.
Wien, 20. Aug. Serajewo, die Hauptstadt Bosniens, ist nach heftigem Kampfe von den ch.erreichischen Truppen am 19. ds. genommen. Mit der Einnahme von Serajewo haben die österreichischen Truppen einen voraussichtlich entscheidenden Eri'olg errungen. Der Hauptherd des Widerstandes ist bezwungen, die Führer vernichtet oder zerstreut, die ganze Organisation des Aufstandes ist damit auseinandergesprengt. Freilich ist nach der Bodenbeschaffenheit des Landes vorauszusehen, daß der kleine Gebirgskrieg noch lange die neuen Landesherren belästigen wird.
Bad Ga st ein, 20. Aug. Fürst Bismarck ist gestern Nachts hier eingetroffen.
Miszellen.
Aie Tochter des Wfriesen.
Novelle von Emilie Heinrichs.
(Fortsetzung.)
Als Adalbert ihn erwartungsvoll anblickte , erzählte Jener die Geschichte von der schönen Theda Harms, welche interessant genug war, die Aufmerksamkeit des Hörers in einem ungewöhnlichen Grade zu fesseln.
„Wie hieß jener vornehme Mann?" fragte Adalbert, als der Pfarrer geendet.
„Er nannte sich Alfred von Walzburg — ob dieser Name sein wirklicher gewesen, kann ich nicht behaupten."
Bei der Nennung jenes Namens fuhr Adalbert unmerklich zusammen, er erbleichte sichtlich.
„Können Sie sich dieses Mannes noch erinnern?" fragte er mühsam.
„Ich erinnere mich seiner noch ganz genau" , versetzte der Pfarrer nachfinnend, „es war ein schöner Mann, ungefähr von
Ihrer Größe und Gestalt und was sein Gesicht anbelriffl —"
Er schmieg plötzlich und blickte den Baron mit einem Ausdruck großer Ueber- raschung an.
„Das ist seltsam, höchst seltsam," fuhr er kopfschüttelnd und nicht ohne Erregung fort, „je länger und aufmerksamer ich Ihre Züge betrachte, desto deutlicher tritt eine frappante Aehnlichkeit zwischen Ihnen und jenem Herrn von Walzburg hervor; Sie sind doch nicht mit ibm verwandt?"
„Nein", versetzte Adalbert, der sich rasch wieder gefaßt hatte, doch kenne ich jene Familie ganz genau. Was nun die Aehnlichkeit betrifft, mein lieber Herr Pfarrer, so täuscht uns das Gedächtnis;, besonders nach vielen Jahren in der Regel ganz gewaltig , auch sind Ähnlichkeiten zwischen wildfremden Menschen ja eben keine Seltenheiten.
„Ganz richtig", nickte der Pfarrer, „wunderbar bleibt's indessen doch, denn selbst die Stimme klingt mir jetzt wie eine Erinnerung aus früheren Tagen. Doch lassen wir das, lieber Herr! — Gedenken Sie in dieser Gegend sich länger aufzuhalten ?"
„Ich möchte es wohl", erwiederte Adalbert zögernd, „wenn es nicht zu gefährlich, sowohl für Sie wie für mich wäre."
Der P'arrer blickte ihn rasch und prüfend an, doch ohne das geringste Erschrecken zu offenbaren. Dann erhob er sich, trat an's Fenster und ließ einen Vorhang herunter.
„Sie sehen, daß Sie bei mir persönlich keinen Verrath zu fürchten haben," sprach der Pfarrer hierauf, sich ruhig wieder in seinen Lehnstuhl niederlassend. „Ihrer Andeutung zufolge haben Sie eine wirkliche Gefahr für Ihre Sicherheit zu fürchten, ich halte Sie keines gemeinen Verbrechers fähig, verlange auch Ihr Vertrauen in keiner Weise — sollte ich Ihnen jedoch irgendwie nützlich sein können —"
„Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Herr Pfarrer l?" rief Adalbert, ihm gerührt die Hand reichend, „und preise in der That mein Geschick, das mich zu Ihnen geführt. Erlauben Sie mir zuvor eins Frage, die ich offen zu beantworten bitte. Wie stehen Sie zu unserer jetzigen Regierung ?"
Ueber das milde Antlitz des Greises flog ein Schatten des Unmuths.
„Eine wirkliche Gewissensfrage, die ich mir selber kaum zu beantworten wage, mein junger Herr!" verletzte er nach einer Pause, „ich als Geistlicher muß mich darin streng nach der hl. Schrift richten: „„Du sollst gehorsam sein der Obrigkeit, die Gewalt über dich hat.""
Adalbert lächelte befriedigt.
„Das ist mir genug, Herr Pfarrer! Ich weiß jetzt, daß ich Ihnen Vertrauen schenken, ja, daß ich sicher auf Ihren Beistand rechnen darf. — Mein Name ist Adalbert von Schodersdorf, das Stammschloß meiner Väter befindet sich in Westfalen, wo auch ich das Licht der Well erblickt habe. Frühzeitig beider Eltern beraubt, wurde ich von einem Oheim erzogen, der mir in Allem volle Freiheit ließ! es kann Sie deshalb nicht Wunder nehmen, wenn ich einen Gebrauch von meinem Reichthum,