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und Verehrung des ganzen Volkes zu bekunden. Bon den verschiedensten Seiten sinv bereits Pläne daiür entworfen, und es steht zu befürchten, daß sie sich gegenseitig durchkreuze» werbt n.
Die Unterzeichneten wagen es, mit einem Vorschlag heroorzutreten, der es jedem Deutschen, ohne Unterschieb von Ater, Stand, Konfession, Neichltmm oder Aemnlh ermögliche» soll, seinem Gefühl Ausdruck zu geben.
Unser Plan ist eine Subscription ge. ringingiger Summen.
Alle Zeichnungen über I Mark sollen ausgeschlossen, Psennigeinzahlungeii zulässig sein. Gerade aus diese letzteren wird der Werth gelegt. Nicht auf die Höhe des Ertrags, sondern aus die Zahl der Zeichner kommt es an. Diese soll unserem Kaiser den Maßstab gewähien für die allgemeine Tbeilnahme seines Bolkes, der Ertrag soll Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen mit der Bille übergeben werden, ihn nach eigener Wahl zu einem allgemeinen wohlihäligen Zweck zu verwcuoen.
Es wird dafür gesorgt werden, daß Jedermann am eigenen Wohnort seinen Beitrag zeichnen kann.
Deutsche Mitbürger! wenn politische und konfessionelle Gegensätze uns trennten, in einem Gedanken sind wir einig, in der Liebe zu Kaiser und Reich. Geben rmr dresem Gefühle einen sichtlichen Ausdruck!
Graf von Molkte, General Feldmarschall.
Unter den weiteren zahlreichen Unterschriften Heden wir noch einige bekanntere! hervor:
».Bennigsen. Er Hardt, ^Erster Bürgermeister von München. Fischer, Erster Bürgermeister von Augsburg, v. Forken deck, v. Hack, Oberbürgermeister von Stuttgart, v. Heim, Oberbürgermeister von Ulm. v. Holder, Präsident der Zweiten Kammer des Königreichs Württemberg. Lamey, Präsident der Zweiten Kammer des Großherzogthums Baden. Lauter Oberbürgermeister von Karlsruhe. Fürst von Waldbur g-Zeil-Trauchburg Präsident der Kammer der Staitdcsherren des Königreichs Württemberg.
Württemberg.
Bekanntmachung,
betreffend die Perfonrnpoff von Gernsbach noch Hrrrcnalb.
Vom I. Juli d. I. an wird die Personenpost von Gernsbach nach Herrenalb in Gernsbach um 1 Uhr 10 Min. Nach mittags abgesertigt, und sie hat inHerreu- olv um 3 Uhr 5 Min. Nachmittags cin- zukreffen. In umgekehrter Richtung bleiben die Kurszeilen unverändert.
Ministerial-Erlaß. Wie verschiedene Blätter mittheilen, hat das würt- tembergische Ministerium des Innern einen vom II. d. M. datieren Erlaß an die Oberämttr gerichtet, worin diesell>en auf- gesvrdert werden, die Agitation der Social- demokraten scharf zu üb.rwachen: namentlich soll darauf gesehen werden, daß die Versammlungen so zeitig angezeigt werden, daß die Behörde im Stande ist, zu beur- theilen, ob die Tagesordnung nichts Ungesetzliches enthalte; verspätet angezeigte Versammlungen oder solche mit ungesetzlicher Tagesordnung sind zu verbiete«. In die Versammlungen der Socialisten solle» nun
mehr nur höhere Potizeibcamte zur lieber, wachung eiitsenvet werde», um rasch beur- theilen zu können, ob eine Aeutzerung des Redners strafbar sei, da den Polizcilrramten die Weisung ertkeilt wurde, Redner, welche sich in strafbarer Weise äußern, sofort zu verhärten und deni zuständigen Richter vor- zusühren, geringere Verfehlungen aber dem Staatsanwalt auzuzeigen. Namentlich sollen keine Angriffe und Verhöhnungen der Religion und keine Aufreizung der verschiedenen Gesellschaftsklassen gegeneinander geduldet werden.
Stuttgart. Zur Reichsiagswahl. Auf eine von der deutschen Pärtei an Hrn. Kammerpräsidenten von Hölder hier wegen Wrederanahine eines Mandats zum Reichstag gerichtete Anfrage hat derselbe nach zuverlässiger Mitihellung die Erklär rung abgegeben: er wünsche zwar persönlich eine solche Wahl nicht, falls aber die verschiedenen reichsgetreuen Richtungen des Wahlkreises Stuttgart die Annahme des Mandats seinerseits als das geeignetste Mittel zur Vermeidung von Stimmeuzer- splitterung erkennen und sich demgemäß sämmtlich auf seine Person einigen würden, so würde er die Ablehnung des allseitigen Vertrauens seiner Milbürger, zumal bei der schmierigen politischen L:ge dieser Zeit, für unzulässig und die Annahme der Wahl für die gebotene Erfüllung einer hohen und ehrenvollen Pflicht erachten.
Ulm, 21. Jmü. Bei einem hiesigen Bäcker waren ern Knecht und eine Magd im Dienste, welche ein Lrebesverhältniß mit einander unterhielten und seit einiger Zeit verschwunden sinv. Gestern wurden sie bei Weißingen, Landgerichts Dillingen, in der Donau aufgefunden. Sie hatten, init einem Sackiuche aneinander gebunden, gemeinsam den Tod gesucht.
Ulm, 24. Juni. Der von der hiesigen Handels- und Gewerbekammer re. aus- aesetzte Preis von 300 ^ für die beste Zeichnung zur Einrichtung eines Schlafzimmers in einem gut bürgerlichen Wohnhaus« wurde dem Herrn Bernhard Fort, Werksührer in der Stuttgarter Möbel- und Parquetbodensabrik, zuerkanut.
Nagold, 26. Juni. Am vorgestrigen Feiertag ivollte der 72jährige Wald- hornwirih K. von Wildberg in seinem, aus einem Felsabhang gegen das Kamerälamt Reuthin gelegenen Küchengärtchen Salut holen. Der alte Mann glitt aus und stürzte die hohen, steilen Berge (daher der Name „W'.ldber-,") hinab, so daß er unten im Thal mit zertrümmertes Hirnschale ankam »nd bald daraus den Geist aufgab.
Nagold, 27. Juni. Gestern nahm ein hiesiger Fuhrmann sein 4jäbriges Kind mit ln's Heu unv bekümmerte sich auf dem Felde weiter nickt um dasselbe. Abends fiel den Elter» ein, daß da-? Kind fehle und suchten nach demselben dis spät in die Rächt hinein. Heute nun wurde der Leichnam des Kind s am Rechen eines an der Waldach gelegenen Wasserwerkes anfge- funde». Wie wohlthätig wirken da gut eingerichtete Kinverschulen; mögn diese Institute insbesondere auch in Dörfern allgemein werden, wie manches Unglück würde verhütet!
Geislingen, OA. Balingen. 18. Juni. Das „D. B." schreibt: Im Pfarrgarten dahier steht gegenwärtig ein Theero- senbäumchen mit 180 aufgeschlossenen Rosen in Blüthe; die Rosen sind so aneinander gedrängt, daß das Ganze wie eine Rose aussieht.
Calw, 24. Juni. Am gestrigen Sonntage versammelte sich hier zum ersten Male eine Internationale. Aehnlich, wie schon seil langer Zeit in Jagstfeld, kamen nämlich Beamten aus den benachbarten badischen Bezirken Durlach und Pforzheim und aus den Oberämtern Herrenberg, Nagold und Neuenbürg mit den hiesigen Beamten zusammen zum Zwecke gegenseitigen Gedankenaustausches in beruflichen Dingen, mehp noch aber um die nationale Idee zu pflegen und nach den Mühen und Sorgen der Woche in ungetrübter Geselligkeit sich zu erholen. Den ersten Vereinigungspunkt bot die Georgenhöhe mit ihren schön angelegten Spaziergängen und dem wundervollen Ausblicke nach Hirsau. Beim gemeinschaftlichen Mahle, das um 1 Uhr im Gasthof zum Waldhorn begann, konnte es nicht fehlen, daß sich die Schleußen der Beredsamkeit in reichstem Maaße ergossen. Den würdigen Schluß des Tages bildete dann ein Besuch der Hirsauer Kiosterruinen und die 6-Uhrzüge entführten die meiste» der Gaste. Möchten künftig diese internationalen Zusammenkünfte, die nun alle 4 Wochen statlfinden sollen, einen gleich angenehmen Verlauf haben.
Vom Enzthai, 26. Juni. Das kirchliche Liedersest, das kürzlich von dem Evangelischen Kirchengesangverein für Württemberg in Maulbronn gefeiert wur- de, bot ein recht erfreuliches Bild eines edlen Kirchengesanges mit erhebendem Vortrag. Wirsehen bei unserer Schwesterkirche, der katholische» Kirche, welch' großer Werth aus eine schöne Kirchenmusik gelegt wird; auch bei unserer evangelischen Kirche wird ein erhebender Kirchengesang und eine in edlem Siil gehaltene Kirchenmusik das kirchliche Lebe» stets heben und verschönern. Das Interesse an der kirchlichen Musik wird mehr und mehr zunehmen, und Kräste werden erwachen, die meist schon vorhanden sind und nur der Weckung und Ausbildung bedürfen, um mit Erfolg bei dieser schönen Sache mitzuwirken.
Da» 25jährige Amts-Jubiläum des Hrn. StsLtschullhrißeu Weßinger in Neuenbürg am 24. Juni.
III.
„Wer möchte nicht bei einer bürgerlichen Feier auch des Kaisers, des Königs, des Vaterlandes gedenken?" animirt E. Loos; sein Trinksprnch gilt: dem Kaiser, der uns glorreich und glücklich onrch jenen großen Kamps nm Deutschlands Ehre geführt, nun am Abend seiner Tag« von der Hand eines Buben getroffen, leibüch rmd mehr noch am Ge-nüih verwundet, aus !dem Schmerzenslager harrt, dem wir d-s Himmels Segen erstehen, — unserem König, dem reichstreue« Fürsten, dem Förderer alles Schönen und Guten, der heute auch unserem Jubilar seine Aller-