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ist durch einen unglücklichen Zusammenstoß im englischen Kanäle gesunken und aus demselben haben mehrere hundert brave Seeleule den Tob in den Wellen gesunden. Dieser Unglückssall wird gewiß in allen deulschen Gauen mit lebhafter Theilnahme empfunden werden, nirgends aber mehr, als an den deulschen Küsten, wo die Be­deutung der deulschen Kriegsmarine vor allem gewürdigt wird, wo man die innere Zusammengehörigkeit der Kriegs- und Han­delsflotte besonders stark empfindet und wo das enge Band der Verwandtschaft und Freundschaft weite Kreise der Bevöl­kerung mit der Besatzung unserer Kriegs­schiffe verknüpft. Von den deutschen Küsten mag daher auch der Ausruf zu Samm­lungen an das deutsche Volk ergehen, um die Hinterbliebene» der verunglückten Mann­schaft des Großen Knrsmsten vor materi­eller Noch zu bewahr,-». Obwohl wir uns bewußt sind, daß damit dem liefen Schmerze der Hinterbliebenen die Schärfe nicht genommen werden kann, so drängt es uns doch, ihnen zu zeigen, wie sehr ihr Schmerz der Schmerz Deutschlands ist und wie sehr die deutsche Kriegsmarine die Liebe des deutschen Volks besitzt. Die Un­terzeichneten sind daher zu einem Komile zusammengeir-ten und bitten um Geldbei­träge. (Folgen die Unterschriften.)

Der Hofprediger Stöcker aus Ber­lin wollte am Mittwoch in Hamburg im großen Konventgarten einen Vortrag über die Bestrebungen der christlich sozialen Par­tei Hallen. Die Polizei hat die Versamm­lung, zu welcher Einladungen auf der Straße vertheilt wurden, verboten.

Gotha, 7. Juni. Der (wegen seiner Haltung soeben noch von socialdemokralischtN und demokratischen Blättern belobte) Stadt­rath hat die Abhaltung des Kongresses der Socialdemokraten untersagt.

Das schleSwig holst. M u s i k f e st in Kiel wird in Rücksicht auf die schweren Schicksalsschläge, die das Vaterland in diesem Jahre getroffen, nicht stattfinden.

Freiburg, 3. Juni. Wer unsere Stadt in den letzten Jahren nicht be­suchte und jetzt einmal wieder hieher kommt, der wird sich über die rasche und stetig fortschreitende Erweiterung derselben wundern.

Pforzheim, 6. Juni. Wie wir erfahren, ist die von hiesiger Handwerker­vereinigung projeklirte Ausstellung nun mehr definitiv aus den Monat August fest gesetzt; es sollen bereits Objekte von bedeu­tendem Werthe angemeldet sein. Der Hauptwerth soll weniger auf Prachtstücke als aus Objekte für die praktische Ver- Wendung gelegt werden. Hiermit verbunden wird eine Ausstellung von Lehrlingsarbei­ten verschiedener Art. Die Ausstellung wird im Volksschulgebäude stattfinden und ist auf die Dauer von 14 Tagen bis 3 Wochen berechnet. (Pf. B.)

Nipp oldsau, 7. Juni. Heute Nacht ist in den oberhalb der Trinkhalle sich befindlichen Oekonomiegebäude» des hie­sigen Bades Feuer ausgebrochen und sind die Gebäude b's auf den Grund nieder­gebrannt. Etwa 40 Schweine sind in der Gluth umgekommen. Ueber die Entstehung

des Brandes ist Näheres noch nicht fest­gestellt.

Die deutschen Soeialdemokratcn in London.

Die bisherigen Ermittlungen über den Ursprung des blutigen Majestätsverbrechens vom 2. Juni haben die Untersuchung schon jetzt auf Spuren von weitverzweigtem Cha rakter geleitet. Die Verbindung des Mör­ders Karl Nobiling namentlich mit der in England agirende» Socialdemokratie hat sich schon in den ersten Anfängen der Untersuchung zur fast vollendeten Gewiß heit erhoben. Dieser Umstand verleiht den folgenden Miltheilungen desLondoner Journals" über die deutsche Socialdemo­kratie in der englischen Hauptstadt eine für die Leurtheilung des Mordanschlags hervorragende Wichtigkeit. Wir lassen einige Hauplstellen aus dem Artikel des Londoner Blattes wörtlich folgen:

... In Deutschland schreien allerdings die Socialdemokraten über Unterdrückung und polizeiliche Maßregelungen. Dort kön­nen sie sich nicht frei entsalten und nach Herzenslust auslreten. Den Genoffen, welche in London ihren Wohnort aufgeschlagen, bietet sich dagegen ein freies Feld der Thäligkeit. Unbelästigt von jeder Polizei können sie frei und uneingeschränkt aus­treten und sich in einer Weise der Welt zeigen, wie es ihren Freunden in der Hei math nicht oder nur unter der Glorie des Märtyrerthums gestattet ist.

Wer aber einmal das Leben und Trei bender deulschen Socialdemokraten in London kennen gelernt hat, der muß wahrlich Grauen empfinden über eine Partei, wie die socialdemokratische, die augenblicklich für Deutschland zu einer wahren Landplage gewortn n ist. Kein geistiges Element ist es, das diese Partei beseelt, kein positives staatli­ches Programm, das ihr vorschwebt. Ihr ein­iges positives Moment ist der tiefe Haß gegen Thron, Staat und die bestehende sociale Ordnung und, so schweres auch ist, sich in ihrem komusen Programm auszu- kennen, so steht doch so viel fest, daß sie in blutdürstiger Weise auf den Umsturz der bestehenden Ordnung in Deutschland hinstrebt. Es ist kein Geheimniß, daß diese Partei so Vaterlands- und gewissenlos ist, dad sie selbst vor einem schmählichen Bür­gerkriege nicht zurückschrccken würde, wenn sie ihn in Scene setzen könnte, und es ist nicht zweifelhaft, daß die Grundsätze dieser Partei den Attentäter Hödel erzogen und erhalten haben, weßhalb die socialdemokra- tiiche Partei einzig und allein für dieses schändliche Attentat verantwortlich gemacht werden muß. Diese Partei, die nicht das geringste sociale Verdienst aufzuweisen hat, und die die Verwirklichung ihres Pro­gramms, wenn sie daran gehen könnte, mit Morden und Sengen beginnen würde, ist wahrlich eine schreckliche Gefahr für das deutsche Reich, das in ihnen den bösesten Feind und Hasser hat.

Wenn man diese Partei in ihrer Nackt­heit und Unvcrfrorenheit kennen lernen will, dann bietet sich nur in London die Gelegenheit dazu. Es existiren hier meh­rere socialistische Vereine, deren Mitglieder lediglich deutsche Arbeiter sind. Alles, was

Deutschland den Rücken kehrt, theils weil es der Militärpflicht nicht genügen will, theils weil es durch gemeine Handlungen mit den Gesetzen in Kollission gekommen, wen­det sich hier der Socialdemokratie zu. Von ihr erhoffen sie, die sich aus eigenem Verschulden und aus Schlechtigkeit mit der menschlichen Gesellschaft zerworfen, ihr Heil und ihre Zukunft. Man braucht nur die Reihen der hiesigen deutschen Socialdemo- ten zu mustern, um über dieselben zu er­schrecken. Die Führer leben von den Mit­teln, die ihnen die Gesinnungsgenoffen in Deutschland senden, und die Verführten sind die anrüchigsten, dunkelsten Existenzen, die nur ein Land ausspeien kann. In ihren Vereinen wird der Mord gepredigt und gegen den deutschen Thron und die Zustände in Deutschland erbärmlich und unsäglich getobt, werden die nnfläthigsten und revolutionären Schriften verfaßt und nach Deutschland geschmuggelt, kurz, eine Meute herangezogen, die in der Stunde der Gefahr und der Entscheidung ein Schrecken der Welt sein könnte. Zm Lager der deulschen Socialdemokraten in London wetteifert die krasseste Unwissenheit mit der brutalsten Rohheit.

Zwei Mittel gibt es, um die Verstockten brach zu legen und die Verirrten und Ver­führten auf die rechte Bahn der Erkenntniß und der Bess rung zu bringen. Das eine Mittel besteht in Coalition der deutschen Fabrikanten und Kaufleute zum Zwecke der Ausmerzung aller Mitglieder kommu­nistischer Vereine aus ihren Geschäften. Man darf die gefährliche Schlange nicht an der eigenen Brust nähren und wärmen. Das andere Mittel besteht in der Pflege der Presse.

Württemberg.

Stuttgart, 7. Juni. Der König hat das Protektorat über den württember- gischen Kriegerverein übernommen.

Stuttgart, 7. Juni. Die Berichte über das Befinden des Kaisers werden in allen größeren Telegraphenstationen des Landes angeschlagen.

Stuttgart, 5. Juni. In allen Släoten und Orten unseres Landes hat das fluchwürdige Attentat auf den Kaiser Kundgebungen der Lebe und Verehrung für den so schwer gekränkten Monarchen hervorgerufen. Da und dort wurde die Form gewählt, den Kaiser sofort durch Telegramme der bürgerlichen Kollegien oder des Ortsvorstands der Theilnahme der Einwohnerschaft zu versichern. Beileidsadres­sen werden unterzeichnet, Bittgottesdienst-' gehalten, kurz die Theilnahme an dem schweren Schicksal des ehrwürdigen Herr­schers ist eine so warme, rege, alles andere in den Hintergrund drängende, daß eine derartige Einmüthigkeit des Gefühls, eine solche Energie des Protestes des gesammteu Volkes gegen eine unerhörte scheußliche Tha! gewiß noch nie dagewcsen ist.

Möchte es dem schwer darniederlicgendcn Monarchen bald vergönnt sein, selbst von den zahllosen Beweisen der Anhänglichkeit, welche ihm von alle» Seiten Zuströmen, Kenntniß zu nebmen, möge er daraus die Uederzeugung schöpfen können, daß noch Treue im deutschen Lande besteht, und